Tichys Einblick
Massenentlassungen haben begonnen

Die Arbeitslosigkeit ist zurück in Deutschland

Die Wirtschaftsverhinderungspolitik der Ampel ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Schon in diesem Jahr gibt es viele Entlassungen, und in 2025 wollen sogar vier von zehn Unternehmen Stellen streichen. Viele dieser Jobs sind voraussichtlich dauerhaft verloren.

picture alliance / ZB | Sascha Steinach

Statt Geschenken gibt es einen Schock zu Weihnachten: Volkswagen streicht im Werk Zwickau alle befristeten Arbeitsverträge. Schöne Bescherung. Etwa 1.000 Mitarbeiter sind betroffen. Ihre Verträge laufen bis Ende des kommenden Jahres aus und werden nicht verlängert. In Zwickau werden exklusiv Elektro-Autos gefertigt. Für die sei die Nachfrage weiterhin desaströs, lässt VW wissen. Man rechne in absehbarer Zeit nicht mit einer Verbesserung der Auftragslage.

„Grün wirkt“.

Das ist das Motto des Habeck-Baerbock-Clubs. Das stimmt auch tatsächlich – aber anders, als die meisten Wähler sich das vorgestellt haben dürften. Wohlstandsverlust stand nicht im Parteiprogramm. Vermutlich nur recht wenige Bürger wollten bei der letzten Wahl ihre Stimme einer Deindustrialisierungssekte geben.

Haben sie aber. Und jetzt haben wir den Salat.

Die Wirtschaftskrise hat den Arbeitsmarkt erreicht. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat mehr als 2.000 Unternehmen befragt. Das ernüchternde Ergebnis: 38 Prozent der Betriebe wollen im kommenden Jahr ihre Belegschaft verkleinern. Der Grund ist immer derselbe: Die Aussichten sind trübe. 40 Prozent der Unternehmen erwarten für 2025 noch schlechtere Geschäfte als in 2024.

Nur in der Finanzkrise 2008 waren Deutschlands Unternehmer noch pessimistischer. Die IW-Wissenschaftler ziehen den nüchternen Schluss, dass sich „keine Signale für eine konjunkturelle Wende in Deutschland ableiten“ lassen.

Folgerichtig gibt es nun auch auf dem Arbeitsmarkt eine Trendwende nach unten. Das IW stellt fest: „Der seit 2005 anhaltende Beschäftigungsaufbau in Deutschland ist zu Ende.“ Das trifft zuerst die Industrie. Dort gehe es nicht mehr um eine Rezession, sondern um eine handfeste Strukturkrise, konstatiert auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW).

Die Folge: Die Arbeitsplätze, die jetzt wegfallen, gehen dauerhaft verloren.

Die IW-Analyse zeigt, dass über alle Branchen hinweg die Geschäfte nicht gut laufen. 49 Prozent der Betriebe geben an, dass sich ihre Lage im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat. Nur 16 Prozent schätzen ihre wirtschaftliche Situation besser ein als in 2023.

Besonders düster sieht es in der Industrie aus: Da bewerten 57 Prozent der befragten Firmen ihre derzeitige Situation schlechter als vor einem Jahr. Doch das Problem bleibt nicht auf die Industrie beschränkt. Zunehmend geraten auch Branchen in den Abwärtssog, die bisher noch recht stabil waren. Prominenter Neuzugang bei den Opfern der Wirtschaftskrise ist der Dienstleistungssektor. Auch dort sieht man die Lage inzwischen negativ. Die Bauwirtschaft war sowieso schon in der Krise und bleibt es auch.

Es kommt, wie es kommen musste: Das wirkt sich jetzt auch auf die Beschäftigung aus.

Nur noch 19 Prozent der Unternehmen haben im laufenden Jahr mehr Mitarbeiter als in 2023. Dagegen haben mit 38 Prozent doppelt so viele Betriebe ihre Belegschaft schon verkleinert – und wollen sie weiter schrumpfen. Die Liste ist lang und umfasst viele traditionsreiche Namen:

• ZF will 14.000 streichen.
• Bosch will 12.000 Jobs streichen.
• Schaeffler will 7.000 Jobs streichen.
• Thyssen-Krupp will in seiner Stahlsparte 5.000 Jobs streichen.
• Ford will 2.900 Jobs streichen.

VW will drei Werke schließen und Zehntausende Jobs streichen. Auch Audi und Siemens wollen massiv Stellen abbauen, ohne schon eine konkrete Zahl zu nennen. Sogar der Software-Riese SAP, immerhin der wertvollste Konzern des Landes, will 3.500 Jobs streichen.

„Wir erleben eine Krise der Industrie, wo pro Monat aktuell an die 10.000 Arbeitsplätze verloren gehen.“ Das schreibt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Allein im September 2024 sind in der Industrie 81.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weggefallen. Das ist ein trauriger Rekord. Obendrein ist der Jobschwund dynamisch: Im Juli waren 65.000 Jobs weg, im August schon 71.000.

Die Arbeitslosenzahlen wirken trotzdem nicht so dramatisch wie vor 25 Jahren. Das liegt vor allem daran, dass derzeit besonders viele Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen in Rente gehen. Deren Stellen werden einfach nicht wieder besetzt und fallen sozusagen still weg. Trotzdem waren im Oktober schon wieder 2,8 Millionen Menschen bei uns ohne Job. In der Corona-Krise waren es mit knapp 2,3 Millionen deutlich weniger.

Sicher suchen auch manche Unternehmen nach Fachkräften – aber nur in bestimmten Bereichen. Kliniken und Pflegeheime, Schulen und Kitas, Logistiker oder unternehmensnahe Dienstleister stellen weiter ein. Doch überall sonst wird Personal ab- und nicht mehr aufgebaut.

Ein Detail macht besondere Sorgen: Inzwischen sind wieder fast eine Million Menschen ein Jahr oder länger arbeitslos. Ist der alte Job erstmal weg, wird es immer schwieriger, einen neuen zu finden. „Immer mehr Unternehmen stoppen Neueinstellungen“, berichtet das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo). „Zudem diskutieren sie immer häufiger über einen Abbau von Arbeitsplätzen.“

Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck schiebt die Verantwortung ins Nirwana: „Der Standort Deutschland und vor allem der industrielle Kern Deutschlands steht unter Druck, unter dem Druck des Wandels.“ Sehr viele Unternehmer berichten dagegen, dass sie nicht mehr nur gegen die internationale Konkurrenz, sondern vor allem auch gegen die eigene industriefeindliche Regierung kämpfen müssen.

Habeck ficht das nicht an. Seit 15 Jahren habe Deutschland zu wenig für seine Innovationskraft und seine Wettbewerbsfähigkeit getan, erklärt er. Dabei schloss er auch die eigene Regierungszeit ein: „Wir haben viel getan, aber häufig dann zu wenig und zu spät.“

Sehr viele Unternehmer würden sich wohl wünschen, Habeck hätte möglichst gar nichts getan. Dann stünde Deutschlands Wirtschaft mit ziemlicher Sicherheit besser da.

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