Tichys Einblick
Tichys Einblick Talk 24.11.2022

Der Kampf gegen unsere Tradition und Kultur

Dürfen wir noch bleiben, wer wir sind? Von oben herab werden Geschichte, Tradition und Lebensweise zum Auslaufmodell erklärt und Erinnerungen getilgt, biologische und naturwissenschaftliche Fakten gebogen oder geleugnet, ein neues Menschenbild verordnet. Wer und was steckt hinter dem Kulturkampf von oben?

Nichts darf bleiben, wie es war: Straßen, Kasernen, Apotheken, Schnitzel, Reispackungen und sogar juristische Fachbücher müssen umbenannt werden. Denkmäler werden gestürzt, Andersdenkende gecancelt, Mitläufertum die neue Tugend. Ein frommer Spruch auf dem Berliner Stadtschloss soll übermalt werden, das Kreuz wird entfernt, der Ruf des Muezzin dagegen als Fortschritt gefeiert und mit ihm die Verschleierung der Frauen, während genau dagegen Frauen im Iran kämpfen – und dafür sterben, weil sie das Kopftuch der Unterdrückung ablegen.

Ist es ein Kampf gegen die eigene Tradition und Kultur, der in Deutschland stattfindet? Dieses Thema diskutieren die Moderatoren Roland Tichy und Frank Henkel mit: Laila Mirzo, Chefredakteurin der Jüdischen Rundschau, Marco Gallina, Redakteur von Tichys Einblick, und Josef Kraus, Autor und langjähriger Schuldirektor sowie Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbands.

Laila Mirzo findet, dass es ein merkwürdiger Gegensatz ist: In Köln ruft ein Muezzin „Allahu akbar“ („Gott ist groß“) vom Minarett. Aber in Berlin will man eine im Kern ähnliche Aussage auf einem historisch rekonstruierten Gebäude verhüllen, weil Anhänger anderer Religionen sich davon angegriffen fühlen könnten. Ist das Fortschritt oder Unterwerfung?

Marco Gallina vertritt die Meinung, dass Deutschland durch jüdische, christliche und katholische Traditionen und in diesem Geist entstandene Denkweisen geprägt wird: Individualismus, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Trennung von Kirche und Staat sind Eckpfeiler dieses Denkens. Auch ohne aktive Christen und Mitglieder in den weichgespülten Besteuerungskirchen prägen diese Traditionen noch immer unsere Werte, Lebensweise und Kultur. Eine kleine Gruppe von Aktivisten kann diesen kulturellen Konsens nicht zerstören.

Josef Kraus beschreibt, wie es so weit kommen konnte. Seiner Analyse nach ist das Problem, dass bürgerlich-konservative Kräfte solchen Bewegungen nichts entgegensetzen. Denn: „Der Westen ist besoffen vom Rausch der Dekadenz.“

Ein neues Menschenbild wird von oben verordnet. Staat und Politik dienen nicht mehr dem Bürger und werden von ihm gewählt und legitimiert – politische Oberlehrer diktieren, was wir zu denken, zu glauben und zu tun haben. Selbst unser Geschlecht, und selbstverständlich auch die Familien werden manipuliert und Objekte der neuen Herrscher. Wie lange kann das gut gehen?

Tichys Einblick Talk: Immer donnerstags um 20:15 Uhr auf dem YouTube-Kanal „Tichys Einblick“ oder dem Fernsehsender „Hautptstadt TV“.


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