Eine dicke Entgleisung in Sylt wird zur absoluten Staatsaffäre hochgejazzt. Junge betrunkene Menschen grölen abzulehnende Parolen in die Kamera, der Kanzler reagiert, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas fordert fünf Jahre Haft für alle, die dabei waren. Medien zeigen die Bilder der „Rich Kids“, die auf Sylt feiern, unverpixelt. Der Internet- und Medienmob findet die Namen heraus, veröffentlicht ihre Adressen und setzt Arbeitgeber unter Druck.
Die Sylt-Touristen haben „Das verbotene Lied“ angestimmt: Die Parolen „Deutschland den Deutschen“ – eine Parole mit klarem NS-Bezug – und „Ausländer raus!“ werden zur Melodie des Liedes „L’Amour toujours“ von Gigi D’Agostino gegrölt und wie seinerzeit bei Adolf gegrüßt. Weder ist das menschlich, künstlerisch noch politisch schön, resümiert David Boos. Die Verharmlosung von übelstem Nationalismus, der damit ausgedrückt wird, sollte auch Konservative erschrecken lassen.
Die Überreaktion und Unverhältnismäßigkeit, aus der heraus unter anderem Autofahrer angehalten werden, weil der Verdacht besteht, sie könnten „Das verbotene Lied“ gesungen haben, muss aber auch kritisiert werden.
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