Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier ist ein wendiger Mann. In Hessen zimmerte er eine schwarz-grüne Koalition; das ist eine Besonderheit: Südhessen war jahrzehntelang Herzkammer der linken SPD, die Union eine Art verfolgte Randpartei.
Vom harten Hund zum neuen Bundespräsidenten?
Nagelbretter vor Parteiveranstaltungen gehörten jahrzehntelang zur linken Folklore. Nur harte Hunde wie Walter Wallmann, Alfred Dregger und zuletzt Roland Koch hatten das Kreuz, dem Druck zu widerstehen und dabei noch Erfolg zu haben.
Unter Bouffier ist das anders geworden, wendiger eben. Seine schwarz-grüne Landesregierung gilt seit 2014 als Modell für Berlin – denn anders als in Baden-Württemberg liegt die CDU nach Stimmengewinnen mit 38,2 Prozent vor den klaren Wahlverlierern von den Grünen mit nur 11,2 Prozent. So irgendwie stellt sich Angela Merkel wohl auch ihre Zukunft vor. OK, vielleicht muss sie sich noch die FDP in den Kabinettsssaal holen.
Grade erst drohte Bouffier noch mit der Ausweitung der CDU nach Bayern, jetzt lobt er die Formulierung der CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, die eine „Orientierungsgröße“ ins Gespräch gebracht hatte. Bouffier kann eben mit allen, die ihm nutzen. Immer wieder hat er sich als Bundespräsident ins Gespräch gebracht.
Unmöglich ist das nicht. Er gilt als Garant für Schwarzgrün unter schwarzer Führung, nicht umgekehrt wie in Stuttgart, wo Winfried Kretschmann die verzwergte CDU am Nasenring durch den Landtag führt. Also das will sich Angela Merkel dann doch nicht antun lassen, das stellt sie sich in Berlin etwas anders vor. Und dafür steht Bouffier, Mister Wendig aus Wiesbaden.
Dass dabei trotzdem die CDU ihren Markenkern verliert – auch das verbindet Bouffier mit Angela Merkel – kann ihn zu ihrem Kandidaten machen. Gerade legt er sein Meisterstück für Schwarzgrün hin.
Auch hessische Kinder werden gegendert
Zukünftig werden auch die hessischen Landeskinder gegendert, aber wie. Erst der Lehrplan, jetzt die planvolle Umerziehung. Neuerdings wird in Frankfurter Schulen ein Theaterworkshop angeboten. Der Titel ist vielsagend:
„Geschlechter*Rolle*Ich* – Theaterpädagogischer Workshop zu den Themen Heteronormativität und Homo- und Transphobie.“
Er richtet sich an Kinder ab der 7. Klasse, gefördert vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Und darum geht es ab Anfang November:
„Der neue Workshop „Geschlechter*Rolle*Ich*“ baut auf den Erfahrungen des Workshops „GeschlechterRolleMensch“ auf. Neu ist die Integration des Themas Trans*/Transidentität. In diesem neuen theaterpädagogischen Workshop haben die Teilnehmer_innen die Möglichkeit, spielerisch kreativ zu erkennen/zu erleben, dass Geschlecht auch ein gesellschaftliches Konstrukt sein kann. Gerade das Einfühlen in Rollen(bilder) und der damit verbundene Perspektivwechsel, sowie die körperliche Erfahrung wie Geschlecht inszeniert wird, ermöglichen das Austesten eigener Handlungsspielräume. Dadurch kann eine differenzierte Sichtweise auf Genderinszenierungen, Normen und Klischees entwickelt werden. Mit dieser differenzierteren Sichtweise können die Schüler_innen leichter ihre eigene Orientierung von fremdbestimmten Klischees absetzen, Menschen jeglicher sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten respektieren, sich u.U. für eine offenere Gesellschaft einsetzen und sich selbst darin verorten.“
Fast wie eine Warnung klingt der letzte Satz:
„Drei Theaterpädagog_innen spielen Szenen und leiten die Schüler_innen zum selber Spielen an.“
Kaum Widerstand wie in Baden-Württemberg
Im grün-schwarzen Baden-Württemberg hat man Erfahrung damit, seit die Transsexualisierung zum grün betriebenen Lehrinhalt wurde. Über seltene oder ausgefallene Sexualpraktiken wird seither nicht nur informiert oder über die gegebenenfalls vorhandenen Risiken gesprochen. Neuerdings sollen externe Botschafter aus der LSBT-Szene mit Hilfe realer Sexspielzeuge einen „handlungsorientierten“ Unterricht initiieren. Kinder sollen beispielsweise Homosexualität einüben, um ihnen so die Scheu zu nehmen und die eigene Rolle zu prüfen – schließlich ist Sexualität ja in der Gender-Lehre nicht vorgegeben, sondern nur ein „Konstrukt“, eine Übungssache. Und jetzt wird geübt.
In Baden-Württemberg protestierten monatelang aufgebrachte Eltern gegen die Sexualiasierungs-Strategien, mit denen ihre Kinder traktiert werden sollen – mit mäßigem Erfolg. Aber einige zu brutale Methoden korrigierte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der im Landtagswahlkampf angesichts der grünen Kern-Themen um seinen Ruf als honoriger Ehrenmann fürchten mußte.
In Hessen ist es Bouffier dagegen gelungen, das Thema weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus zu halten. In Hessen fehlt der widerstandsbereite Kern pietistisch-evangelikaler Christen, die in Baden-Württemberg die Revolte gegen die Umerziehungs-Pläne bildeten. Die katholische Kirche in Hessen ist seit dem Skandal um den konservativen Limburger Bischof Franz Tebartz-van Elst geschwächt, ihr rot-grüner Teil gestärkt und mit sich selbst beschäftigt. Und die hessische CDU folgt leise, es geht ja schließlich gut.
Widerstand aus dem katholischen Kernmilieu
Nur die „Katholische Elternschaft Deutschlands (KED)“ wagt Widerstand. Sie stellt kritische Fragen:
- „Eltern wird durch die Verbindlichkeit die Möglichkeit der Mitsprache genommen. Sie werden nur noch informiert. Warum kündigt das Kultusministerium die Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Eltern?“
- Woher kommt die These, Sexualerziehung könne „nur gelingen, wenn Lehrkräfte sich als Aufklärende begreifen, die den Auftrag haben, den Schülerinnen und Schülern das Thema Sexualität, sexuelle Selbstbestimmung und sexuelle Vielfalt…..nahezubringen?“
- Warum ist nirgends etwas von Verantwortung für sich und andere zu lesen?
- Warum sind die Worte „Liebe“, „Schamgefühl“, „Persönlichkeit“ und „verantwortlich“ aus den Zielen vom bisher geltenden Lehrplan nicht übernommen worden?
- Wieso findet sich in diesem Lehrplan kein positives Wort für die menschliche Natur, wie sie kulturell, sozial, religiös und ethisch verantwortlich in vielfältigen Lebensweisen zu entdecken ist?“
Doch die Resonanz ist gering. Die Frankfurter CDU-Aktivistin Veronica Fabricius stellte dem hessischen Schul-Minister Alexander Lorz eine Reihe von lästigen Fragen. Sie wehrt sich dagegen, dass nach dem neuen Lehrplan schon 10 bis 12jährige beim schwulen oder transsexuellen „Coming-Out“ unterstützt und von den Verbandsfunktionären der LBTS-Bewegung gefördert werden sollen. Sie will wissen, warum 13-jährige Mädchen zur Abtreibung dadurch ermutigt werden sollen, und warum werdendes Leben als „Schwangerschafts-Gewebe“ abgewertet wird. Und sie beginnt jene Fragen zu stellen, die Bouffier in Bedrängnis bringen könnten:
„Wurde die Bildungshoheit geopfert, um sich den Grünen auf Bundesebene als Koalitionspartner zu empfehlen?“
Schließlich sieht sie einen Zusammenhang mit dem Flughafenausbau: Der geht gegen den erklärten Willen der grünen Basis vergleichsweise lautlos vor sich – war der Preis dafür die Auslieferung der Kinder an die grüne Sexual-Transformations-Strategie?
Doch Wirkung hat diese Art von Protest bislang nicht. Teil der Strategie ist es ja, der CDU diese Art von konservativen Zahn zu ziehen. Wer dagegen protestiert, läuft Gefahr, aus der CDU entfernt zu werden.
Da zeigt sich beides: Für eine Koalition mit den Grünen wirft die CDU alles über Bord, was ihr früher heilig war – Ehe, Familie, Kinder – draußen steht noch CDU, drinnen ist es grün, so grün wie auch in Baden-Württemberg.
Aber wenn es hilft, Präsident zu werden und Kanzlerin zu bleiben? Da müssen eben Kinder Opfer bringen.