Nur Pessimisten schauen im Zorn zurück und erwarten von der Zukunft weitere Verschlechterung.
Optimisten blicken gelassen zurück; lassen aus der Aufregung des Augenblicks heiße Luft ab und erinnern sich an das Schöne. Und für die Zukunft? Es wird schon besser werden.
In den Tagen zu diesem Jahreswechsel war es anders. „Ein mieses Jahr geht zu Ende“, höre ich und lese so ähnliches. Erinnerungen an die Silvesternacht vor einem Jahr, an Attentate und zuletzt die Toten vom Berliner Weihnachtsmarkt werden genannt; selbst die Politiker, üblicherweise berufsbedingt Schönredner, benennen diese Taten.
Darin zeigt sich die Hilflosigkeit dieses Landes. Wer Terrorakte für „unvermeidlich“ erklärt wie Hitze im Sommer und Kälte im Winter, der verharmlost und verschiebt die Verantwortung. Die vermeintliche „Unvermeidlichkeit“ ist die Folge einer Politik, die von sich aus und ganz bewußt auf Kontrollen und Identifizierung verzichtet hat. Nein, nicht alle Flüchtlinge sind böse; schließlich sind ja auch bei weitem nicht alle „Flüchtlinge“. Differenzierung ist notwendiger denn je. Und deswegen muss man leider anerkennen, dass die bedingungslose Grenzöffnung die Schlingel und Schufte eingeladen hat, Deutschland als Rückzugsort vor Strafverfolgung zu wählen.
Und des weiteren ist richtig, dass die islamistischen Straftäter mittlerweile ein Netz von Anlauf- und Kontaktpunkten in Deutschland haben; ein Netz von Unterstützern, Moscheen, Vereinen und Einzelpersonen, die die Taten erst ermöglichen. Eine Distanzierung fehlt bislang. Es fehlt auch ein angemessener Umgang mit diesen Sympathisanten des Terrors.
Das sind die Lehren aus 2016.
Es ist keine gute Bilanz.
Und 2017?
Jahreseinschnitte sind willkürliche Zeitpunkte; Strömungen und Trends kümmern sich nicht darum und lassen sich vom Kalender nicht außer Kraft setzen. Sie setzen sich tatsächlich unvermeidlich fort, es sei denn, die Gesellschaft stemmt sich dagegen. Sie verstärken sich, wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird.
Dafür sind derzeit kaum Anzeichen zu erkennen.
Anschläge werden betrauert, aber mehr Tinte fließt in die alberne Beschwörung, der jeweils jüngste Fall dürfe keinesfalls Populisten stärken. So wird von den Tätern abgelenkt und der Zorn umgelenkt.
Das sollten wir umkehren.
Wir sollten den Opfern wieder ein Gesicht, ihrem Leid und dem der Angehörigen Stimme geben. Unsere gewählten Politiker sollten ihre Gräber besuchen und nicht versuchen, die Tagesordnung vorzuziehen. Wir sollten uns ein Beispiel an Polen nehmen, das dem ermordeten LKW-Führer eindrucksvolles Gedenken in Gegenwart des Präsidenten schenkte. Wir verscharren medial die Opfer unter der billigen Musik von Beschwichtigungen und Schönrednerei, als wären Sie Opfer eines Kometenabsturzes.
Wir sollten die Gewaltursache benennen, und die liegt nicht bei denen, „die schon länger hier sind“, wie es im neuen Schwurbeldeutsch heißt.
Der martialische Aufwand zur Sicherung einiger zentraler Feierplätze an Silvester ist kein Ausdruck von „wir haben verstanden“, sondern verzweifelter Ausdruck einer Notsituation wegen der tiefgreifenden Verschlechterung der inneren Sicherheit. Erst jetzt erkennen wir, in welcher Idylle wir bis vor einem Jahr gelebt haben.
Die Veränderung ins Schlechte ist kein Rendezvous mit der Globalisierung, sondern eine Bankrotterklärung unseres Handlungswillens.
2017 wird ein gutes Jahr, wenn wir dabei nicht mehr mitmachen.
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So wünsche ich Ihnen einen fröhlichen Abend und ein Gutes Neues Jahr.