Tichys Einblick
Bei der Bargeldabschaffung geht es um mehr als nur pragmatische Fragen

Warum es bei der Bargeldabschaffung um Freiheit geht

Sommeridylle mit Zentralbank: Bei Geld geht es um mehr als nur technische Einzelheiten - es geht um Freiheit

„Bargeld lacht“. „Nur Bares ist Wahres“. „Cash is King“. Nichts geht über Bargeld. Das ist sogar Gesetz. Nur Geldscheine,die auf Euro lauten, sind  vollwertiges Geld, unser gesetzliches Zahlungsmittel, so das  Bundesbankgesetz. Alles andere ist nur Ersatz. Daher kann jeder Kreditkarten, Überweisung, Scheck ablehnen – nur Bargeld nicht. Manche machen es sich sogar zu Nutze, um ihre Fernsehgebühr nicht zu zahlen – wer bar zahlt, hat Recht.

Soweit das Gesetz. Im Alltag gilt es nicht mehr.




Das Bargeld stirbt leise. Nicht einmal der Staat nimmt es noch an. Kürzlich habe ich  beim Finanzamt in Bonn angerufen, wollte meine Steuern bar bezahlen. Der Pförtner hat so was noch nie gehört. Ich werde verbunden, von einer zum Nächsten. Bar geht nichts mehr – nur in Köln, bei einer Filiale der Deuchen Bundesbank. 35 Kilometer fahren   – bis dahin ist die Zahlungsfrist abgelaufen.

Noch ein Test: Bei einer Großbank in Frankfurt will ich von meinem Konto 10.000 € abheben. Das geht nur mit Anmeldung; so viel Cash erst morgen und Pass nicht vergessen. Ich werde angeschaut wie ein Mädchenhändler.

Ein Banker erklärt mir: Wer öfter mal einfach so ein paar tausend Euro abhebt, wird  angezeigt: Verdacht der Geldwäsche. Auch kleinere Bar-Beträge beim Ein- und Auszahlen werden vom Überwachungscomputer im Hintergrund zusammengefasst. Tausende Menschen, die noch an das Gesetz vom Bargeld glauben, landen so in den Fängen von Zoll und Finanzämtern. Wer Bargeld benutzt, wird wie ein Verbrecher behandelt. Nicht nur beim Staat und den Banken.

Beim Autohändler frage ich: Kann ich mein neues Auto (28.000 €) auch bar bezahlen? Der Verkäufer holt den Vorgesetzten, der den Chef. Ob es nicht doch per Überweisung ginge? Wer Bargeld über die Grenze schafft,  ist verdächtig. Auch hier gilt eine niedrige „Verdachtsgrenze“: Einige Tausender bar – erst kommt der Zoll, dann die Hausdurchsuchung.

Der Staat fürchtet das Bargeld. Deshalb stirbt es leise, unauffällig: In Dänemark soll keines mehr gedruckt werden. In Frankreich darf ab Sommer nur noch bis 1.000 € bar bezahlt werden. Die großen 500-€-Scheine sollen verschwinden. Ohne Bargeld aber werden wir total durchschaubar, gläserne Bürger. Denn elektronisches Geld würde die letzten Schranken vor der totalen Kontrolle einreissen. Was immer wir tun: Kreditkarten  hinterlassen die Spur des Geldes, und damit unsere Spuren. Dabei geht es nicht nur um Schwarzgeld und Schwarzarbeit. Es geht um Freiheit vor den Besserwissern.

Ich jedenfalls möchte nicht, dass meine Krankenkasse irgendwann prüft, ob ich zu Cholesterin-haltige Lebensmittel kaufe, mir gar heimlich eine Zigarre oder mehr Alkohol gegönnt habe, als sie mir gesundheitlich zugestehen. In diesem Land fürchte ich weniger feindliche Überwachung durch die NSA als die Gängelung durch Institutionen der einheimischen Besserwisser.

Aber die Feinde das Bargelds haben noch eine weitergehende Absicht: Wir sollen zu manipulierbaren Konsumenten programmiert werden. Die Politik der staatlichen Schuldenmacherei hat längst ihre Wirksamkeitsgrenze überschritten – auch mit Billionenbeträgen aus der Schnelldruckpresse der Europäischen Zentralbank ist die Konjunktur nicht mehr steuerbar. Jetzt sollen wir Bürger ran. Mit Mickerzinsen, Nullzinsen und neuerdings sogar Negativ-Zinsen sollen wir abgerichtet werden, unser Geld dann auszugeben, wenn die Konjukturpolitiker es für richtig empfinden. Privates Sparen soll sich dem kurzfristigen Manipulationskalkül des Staates unterwerfen. Diese Art der Politik funktioniert aber nur, wenn wir auf elektronisches Geld zurück geworfen werden – mit Bargeld kann man sich dem Manipulationstrick leicht entziehen. Nur unsere Guthaben sind durch Negativ-Zinsen angreifbar, können mal zunehmen oder abschmelzen, gerade wie sie es brauchen. Diese Art der Geldpolitik funktioniert aber nicht, wenn freie Bürger sich dieser Bevormundung durch Bares entziehen können.

Deshalb: Bargeld ist mehr als ein „gesetzliches Zahlungsmittel“, das langsam zum verenden gebracht wird. Bargeld ist Freiheit.

Dieser Beitrag erschien kürzer auch in Bild am Sonntag.

Hannelore Thomas schreibt uns dazu:

„Ich würde in Köln monatlich eine Demonstration gegen die Abschaffung des Bargeldes organisieren und bitte aber gleichzeitig, dass sich noch ein paar Menschen melden, um eine Demo zu diesem Thema möglichst auch in anderen Städte gemeinsam auf die Beine zu stellen.
Kontakt: Hannelorethomas@t-online.de




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