Mitte der Woche saß ich in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs in einer dieser preiswerten Bäckereiketten, in der sich Otto Normalverbraucher seine Brötchen, Leberkäs-Semmeln und eine Tasse Kaffee holt – Bauarbeiter, kleine Angestellte, Rentner. Vom Nebentisch sehr störende Geräusche, Gelächter und Gejubel. Männer und Frauen hörten sich ein Video vom Handy an, auf dem Annalena Baerbock von den „Solala-Anlagen“ schwärmt, ihr Beitrag zum Petersberger Klimadialog.
Hatte Scholz nicht Respekt versprochen?
Hat er. Und ihn verspielt. Folgt man den aktuellen Umfragen, dann liegt die SPD gleichauf mit Grünen und AfD. Hier geht es nicht darum, ob die eine Partei ein Pünktchen vorne liegt; das verfliegt im Rauschen der Statistik. Es ist jedoch definitiv zu wenig für eine Kanzlerpartei, die früher eine Volkspartei war und die Deutschland geprägt hat, ob man sie mag oder nicht. Die SPD verfällt mehr und mehr zu einer Randpartei, hat ihre führende Rolle im Parteiensystem eingebüßt. Und jetzt wird’s ernst.
Deshalb war mein Großvater Sozi. Er ist lange tot. Heute würden sie ihm sein Häuschen wegnehmen, die Sozis, die er immer gewählt hat, und für die er im Dritten Reich geprügelt wurde. Mit einem fiesen Trick.
Die Enteignung der kleinen Leute
Heute würden sie ihm eine Wärmepumpe vorschreiben und Styropor vorn, hinten, oben und unten, und dazu eine Fußbodenheizung. Reden wir nicht vom Leben und von Zahlen. Reden wir auch vom Sterben. Mein Großvater ist in seinem Haus gestorben, ebenso mein Vater. Heute sollen die Alten am besten umgesiedelt werden, in ihren letzten Jahren, vielleicht nicht in Lager, aber in unpersönliche Wohnblocks, raus aus ihrem gewohnten sozialen Leben. Plötzlich ist ihr Häuschen, ihre Wohnung zu groß für sie – das wollen aber aber andere für sie entscheiden. Andere sollen rein.
Das trifft die Wähler der Sozialdemokratie am härtesten. Die Facharbeiter, die mit ihrer Familie ein Reihenhaus erworben haben, erarbeitet, erschuftet, erspart. Sie wollten zusammen mit der Rente davon leben. Riester war ja schon mal nichts, Riester war nur Schröder-Betrug. Humbug, der sie Geld und Spesen gekostet hat. Und jetzt also Habeck und Baerbock, die den schon einmal Gerupften den Rest nehmen.
Kein Wunder, dass die Sozialdemokraten Stimmen verlieren. Die Wähler der Grünen sind wohlhabend, fahren SUVs, leben in grünen Vierteln, sind im öffentlichen Dienst oder sonst wie gut versorgt. Sind entweder grüne Profiteure oder leisten mit ihrer Stimme für die Grünen Abbitte für einen ausschweifenderen Lebenswandel. In den Sphären redet es sich leicht daher. Des Lebens Müh und Plag ist ihnen so fremd wie Ballermann; sie leben besser, sie verdienen mehr, sie sind die vermeintlich Gebildeten, die keinen Hammer mehr anfassen. Wenn kein Brot da ist, lassen sie Croissants kommen, aus Bio-Mehl gebacken. Wo ist das Problem? Wähler der Grünen haben keins. Wähler der SPD umso mehr. Der Lebensmittelabsatz ist um 10 Prozent gefallen, es wird weniger geheizt. Unten wird es kalt, Oben wärmt die Fußbodenheizung.
Damit verdampft die SPD zusehends. Man muss nicht weinen. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Vielleicht schafft es Kevin Kühnert noch, sich ein grünes Mandat zu ergattern und sein Leben weiter auf Staatskosten fürstlich zu führen. Aber die SPD, die wird es nicht mehr lange geben. Sie wird zerstört vom grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck und von der feministischen Außenpolitikerin Annalena Baerbock, die das Steuergeld in die Welt verschenkt, das für die Schulen zu Hause fehlt. So viel grün muss man sich leisten können.