In der Silvesternacht wurde auch dem verschlafensten Bürger eingeböllert: Das Land gehört ihm nicht mehr. Der öffentliche Raum ist bevölkert von meist gewaltbereiten, rohen männlichen Zuwanderern, die kleinen Paschas lassen es krachen: Gottesdienstbesuch im Wahrzeichen Kölner Dom nur nach Leibesvisitation. Für Frauen sind die Straßen nachts längst Sperrgebiet. Gewalt gegen Polizisten und Feuerwehr ist das neue Normal. Zur Beruhigung des Bürgers gefälschte Statistiken wie in Berlin mussten schon in der ersten Woche korrigiert werden: „Demnach gab es etwa doppelt so viele Straftaten und Verdächtige wie zunächst am Neujahrstag angenommen.“ Die Straßen gehören dem zugewanderten Mob – aber über ein paar Bauernproteste regen sie sich auf.
Bauernproteste gegen die Grünen
Ziemlich wehleidig reagieren die Grünen darauf, dass ihr Wirtschaftsminister Robert Habeck von Bauern auf einer Fähre blockiert war. Jederzeit freie Fahrt nimmt er für sich in Anspruch, eine Errungenschaft, die es auf den Straßen der Städte und den Flughäfen für den Normalbürger längst nicht mehr gibt, seit die gehätschelten Sitzkleber der Letzten Generation unter Polizeischutz Berufsverkehr, Notfallversorgung und Flugzeuge blockieren und wie selbstverständlich jedes Denkmal, Kunstwerk oder Bauwerk beschmieren dürfen – unter dem Beifall Habecks übrigens.
Wenn aber ein Minister zwei Stunden Verspätung einkassiert, weil protestierende Bauern mit ihm reden wollen, ist das Geschrei groß. Da zuckt der Bahnfahrer nur resigniert mit den Schultern. Für die Nutzung dieses hochgepriesenen Verkehrsmittels der Zukunft ist das längst normal.
Hausbelagerungen und körperliche Angriffe auf alternative Politiker und Medien gehören längst zur Tagesordnung. Nun erwischt es halt von Chieming im Süden mit Katharina Schulze bis Schlüttsiel im Norden mit Habeck auch mal die Grünen durch Methoden, die diese Partei immer als zivilen Ungehorsam und Sieg der Zivilgesellschaft gefeiert hat: Protest der Betroffenen.
Jetzt aber drehen sie total durch. Alles Nazis, Bauern, verdummt vom Traktorfahren, heimtückisch sind sie alle und gewalttätig: Die Parteien und ihr Medienmob rüsten gegen Proteste der Bürger auf. Dabei beginnt der erst.
Und Betroffene gibt es ja genug. Zu Dutzenden schließen die Fabriken. Erst waren es die energieintensiven Produktionen und die Bäcker, jetzt sind es die Reifen- oder Porzellanfabriken und Automobilzulieferer. Die Stilllegung der Fabriken wird auch noch als erfolgreiche Energiesparmaßnahme gefeiert. Es ist die offene Verhöhnung derer, die sich auf den Weg zur Arbeitsagentur ohne Arbeit oder in den Vorruhestand machen. Die Bauern werden von der Scholle gejagt. Wer noch Arbeit hat, für den steigen Steuern und Abgaben, für alle steigen die Preise, für die Rentner wird es immer enger – nur Bürgergeld-Empfänger werden von jeder Belastung freigestellt. Wer arbeitet, ist der Dumme.
Grüne Modelle von der Wirklichkeit umzingelt
Jetzt zeigt sich, dass das Leben eben doch komplizierter ist, als es sich manche selbst ernannten Ökologen oder modellierende Phantasiewissenschaftler ausgedacht haben; ihre Modelle sind von der Wirklichkeit umzingelt. Im Winter fällt Schnee, da schaust du aber, und das rotgrün regierte München, das sich längst als Palermo an der Isar fühlt, hat weder Schneeschaufeln (altmodisch) noch Tausalz (verboten) oder Schneepflüge (überflüssig wegen Klimawandel).
Dass Bahnen tagelang nicht fahren – geschenkt, wir haben ja noch einen Verbrenner in der Garage, dem E-Auto ist es ja auch zu kalt. Und offensichtlich bringt der Klimawandel nicht Trockenheit, sondern Regen. Gegen Regen-Fluten braucht man Talsperren, die aber nicht geleert, und Dämme, die nicht gepflegt wurden: Dem Wolf wurden die Schafherden geopfert, die die Dämme mit ihren Trippelschritten verfestigt und das dort schädliche Gras abgefressen haben. Die angestrebte Vermoorung der Landschaften, die vor Jahrhunderten trockengelegt worden waren, lässt wieder das Grundwasser in die Keller steigen.
Langsam wächst das Bewusstsein wieder dafür, dass wir in einer Kulturlandschaft leben, die nicht so ohne Weiteres renaturiert werden kann: Das lustig plätschernde Forellen-Bächlein schwillt eben alle hundert Jahre doch mal zum reißenden Fluss an wie die Ahr im Jahr 2021. Ackerböden wie Wälder sind das Produkt jahrhundertelanger bäuerlicher Pflege und Deiche Schutz vor Unbill. Man muss sie erhalten, nicht verrotten lassen.
Da stapfen sie also, Betroffenheit vortäuschend durch die Überflutungsgebiete, der Kanzler vor eilig herbeigekarrten Jubel-Migranten und mediengerecht angeschaltetem Blaulicht, die Grünen-Chefin Ricarda Lang patscht demonstrativ durch fotogene Pfützen wie ein trotziges Kind.
Die allumfassende, alles beherrschende grüne Ideologie ist an die Wand gefahren; die Bauernproteste sind nur der Anfang. Degrowth ist Realität und damit sind Verteilungskonflikte die neue Wirklichkeit. Mit immer neuen Schulden soll der Bankrott noch etwas verzögert werden, bis die Bürger wieder brav ihre Verderber gewählt haben. Die Parteien rücken daher noch enger zusammen – man kennt sich, man hilft sich. Die CDU will unter dem Gespann Merz/Linnemann wieder Angela Merkel bejubeln, unter deren Regiment der regierende Wahnsinn seinen Lauf begonnen hatte. Sie rücken zusammen wie eine feste Burg, um nur ja die Konkurrenz fernzuhalten, denn so schnell und vor allem heimlich können die staatlichen Zuschüsse und Fraktionsgelder und Stiftungs-Allimente gar nicht wachsen wie die unvermeidliche Inanspruchnahme durch die Konkurrenzparteien.
Die Pegelstände der Umfragen warnen vor Hochwasser
Nimmt man die aktuellen Pegelstände der Meinungsumfragen, dann liegt die Ampel noch bei einer Zustimmung von 32 Prozent. Das sind punktgenau so viele Stimmen, wie AfD, Freie Wähler und Sonstige auf sich vereinen. Die Brandmauer, die gegen die AfD und ihre wachsende Wählerschaft errichtet wurde, sorgt jetzt für eine verblüffende Konsequenz: Dann entstehen halt neue Parteien. In diesen Tagen tritt Hans-Georg Maaßen mit der Werteunion an und gibt sich als CDU-Traditionsverein aus.
Sahra Wagenknecht will endlich herauskommen aus dem Gebüsch, aus dem sie bisher nur Kommentare ablässt, und das „Bündnis Deutschland“ weiß noch nicht ganz genau, wo es hin will: doch der Werteunion beitreten, oder als weitere Bundessplitterpartei antreten?
Wettbewerb belebt das Geschäft, und das gilt auch für die Parteien. Wenn die Altparteien sich ihre Wähler nicht mehr suchen, sondern als Besitzstand betrachten wie eine Schafherde im Pferch, dann suchen sich die Wähler eben neue Parteien, so einfach ist es und so dramatisch erfährt es gerade wieder die FDP.
Neue Gewissheiten und Notwendigkeiten suchen sich ihre Parteien, und alte verschwinden. Das war immer so. Die Kommunistische Partei wurde verboten. Die Führer der Bayernpartei landeten mit Hilfe meineidiger CSU-Politiker und ihnen gefälliger Richter im Zuchthaus. Der Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten ging unter, weil sich Heimatvertriebene und Flüchtlinge erstaunlich schnell in Westdeutschland integrierten. Eine Zeitlang geisterte noch die NPD durch die Wirtshaussäle, aber ansonsten scharten sich die christlich geprägten Wähler um den Kirchturm und die CDU; die Arbeiter um den Schlot der Fabrik und die SPD; Selbständige, Freiberufler, Handwerker, Apotheker und Freigeister wählten die FDP. Das waren die gemütlichen Zeiten.
Warum es Alternativen gibt
Aber neue Zeiten brauchen halt neue Parteien. Die Grünen entstanden mit der Umweltbewegung und der Ablehnung der Kernenergie. Der Bodensatz der SED der DDR zusammen mit Altlinken aus dem Westen rubbelte sich zur Linken um, und nein, das Land ging nicht unter auf dem Weg vom Drei-Parteien-System zum Fünf-Parteien-System. Weil sich Union, SPD und Grüne verklumpten und zu einig waren, entstand die AfD. Ihre Gründungsväter lehnten den Euro ab und behielten inhaltlich Recht. Die von Angela Merkel unter dem Jubel von SPD und Grünen herbeigeführte bedingungslose Öffnung der Grenzen und Einwanderung von fünf Millionen meist muslimischer Asyl-Einwanderer sowie später allerlei transsexueller Regenbogenquatsch der Ampel sorgten dafür, dass die AfD rund 20 Prozent im Westen und über 30 Prozent der Wähler im Osten anzieht.
Aber während einst Grüne und Linke in Landesregierungen und die Grünen auch in die Bundesregierung einzogen, wurde gegen die AfD eine Brandmauer errichtet. Auch die Linke schließt sich so fugenlos dem Bündnis der Mauerbauer an, mit dem Ergebnis, dass rund ein Drittel der Wähler sich nicht mehr repräsentiert fühlt – und auch kaum Chancen auf Repräsentation sieht, weil die Brandmauer so stur verteidigt wird.
Mal ganz im Ernst: Hat irgendjemand geglaubt, dass so eine Ausgrenzung Bestand haben kann? Dass ein Kartell älterer Parteien seine fetten Pfründe gegen Wettbewerber ungestraft verteidigen und eine Politik gegen den erkennbaren Mehrheitswillen der Bevölkerung durchsetzen kann? Ein zersplittertes Land erhält neue Parteien.
Wettbewerb belebt das Geschäft und treibt den Fortschritt. Wettbewerb ist genau deshalb so unbeliebt – auch in der Parteienlandschaft. Mauern haben immer zwei Seiten. Und wenn es so weitergeht, haben die schon älteren Alternativen und die neuen Wettbewerber jenseits der Brandmauer bald mehr Wähler als die Selbst-Eingemauerten.