Am Anfang war das Wort. Das haben wir aus der Schöpfungsgeschichte gelernt. Aber wenn es falsch ist, dieses Wort, vergiftet?
Das falsche Wort I
Irgendwann im Frühjahr 2015 tauchte das Wort „Flüchtling“ auf, verbreitete sich und setze sich fest, erst in den Zeitungen, dann in den Hirnen. Es fühlt sich warm und menschlich an, und ist doch ein vergiftetes Wort, weil es als Propagandainstrument benutzt wird. Denn es überdeckte alle Gründe, warum Menschen den Ort wechseln: Asylbewerber wurden zum Flüchtling, Wirtschaftsflüchtlinge sowieso. Auswanderer, Einwanderer, reisende IS-Terroristen, syrische Bombenopfer und syrische Schergen, Legale, Illegale, Gastarbeiter. Und weil das immer noch nicht reicht, werden Klimaflüchtlinge erfunden und schließlich die Auflösung aller Grenzen propagiert: kein Mensch ist illegal. Nun ist nichts dagegen einzuwenden, Flüchtlingen zu helfen, Aufnahme zu gewähren, Verfolgte zu unterstützen. Aber die Unterschiedlosigkeit ist das Problem, wenn alle irgendwie zum Flüchtling gemacht werden.
Die intellektuell unredliche unterschiedlose Verwendung des Sammelbegriffs Flüchtlinge für alle Arten von Zuwanderern praktizieren nur die Medien in Deutschland und Österreich; in allen anderen europäischen Ländern von Spanien bis Schweden berichten die Medien von „illegalen Immigranten“. Wer aber Motive und Fluchtursachen begrifflich auflöst, löst jede Differenzierungsmöglichkeit, jede besondere Vorgehensweise, jede spezielle Notwendigkeit, Verpflichtung und Verantwortung in der Salzsäure des Willkürlichen auf.
Das F-Wort ist die Falle, in die immer mehr Medien, Menschen und schließlich die sonst kühl kalkulierende Angela Merkel im Sommer 2015 liefen: Die Unterschiedslosigkeit der Begrifflichkeit führte zur Hilflosigkeit und Aufgabe jeder eigener Handlungsmöglichkeit. Weil alle Flüchtlinge genannt werden und damit alle Anspruch zumindest auf Überprüfung ihres Anspruchs auf Asyl haben, entstand eine Welle von Merkel-Flüchtlingen, der nicht standzuhalten war. Im Sommer 2015 gab Deutschland die Kontrolle über seine Außengrenzen auf, und wer wollte konnte anschließend frei einreisen, sich um Asyl bewerben, untertauchen oder wieder zurückkehren, seine Identität verschleiern und neu erfinden.
Das falsche Wort II
Seither perfektioniert die Regierung Merkel die Verwendung falscher Begriffe, statt durch richtige Benennung die Voraussetzung für Handeln zu schaffen: Monatelang behauptete Merkel, 3.600 Kilometer deutsche Grenze ließen sich nicht kontrollieren. Es ist die offenkundige Unwahrheit; es soll ja Länder geben, die schaffen das 10-fache. Und immer wurde verschwiegen, dass es nur um ein kurzes Stück entlang Österreichs ging; dass Flüchtlinge aus Polen, Tschechien, Holland oder Frankreich und der Schweiz nach Deutschland kommen war ja nicht die Bedrohung für die Grenzschützer. Sind vielleicht 200 Kilometer wirklich unkontrollierbar?
Und dann folgte die Debatte über „Obergrenzen“, die es nicht geben dürfe, könne, solle. Was spricht eigentlich dagegen, eine Grenze des Machbaren zu definieren und dann eben die notwendigen Gesetze und Maßnahmen zu ergreifen? Niemand verlangt eine punktgenau Einhaltung einer politisch definierten Größe. Aber dass Deutschland an seiner Belastungsgrenze angelangt war, ist unstrittig. Warum dann nicht stoppen? Kein Gesetz schreibt vor, dass eine Gesellschaft sich über alle Maßen belasten, über ihre Leistungsfähigkeitsgrenzen verstoßen muss, bis es gar nicht mehr helfen kann. Das Asylgesetz ist änderbar, zumal von einer Großen Koalition mit einer noch nie da gewesenen Parlamentsmehrheit; weit jenseits der verfassungsgemäßen Zwei-Drittel-Grenze. Es sind Wortgirlanden einer Regierung, die Handlungsunwilligkeit vertuschen will.
Andere Begrifflichkeiten wurden abgeschliffen: So forderten und fordern Ungarn und andere Osteuropäische Staaten die „Kontrolle“ über die Person der Flüchtlinge – wer ist und warum kommt diese Person? Erst danach könne über Einreise entschieden werden, so verlangt es auch das Abkommen von Dublin. Kontrolle heißt nicht automatisch „Ablehnung“. Aber im Neusprech der Regierung Merkel und der deutschen Medien wurde genau diese Unterscheidung aufgehoben: Wer nur für Kontrolle nach EU-Recht eintritt, war ein „Ablehner“ und damit inhuman, egoistisch und menschenfeindlich. Dabei widersetzt sich der, der Kontrolle fordert, nur der Auflösung und fordert Differenzierung nach Migrationsursachen. Wären die Begriffe Flüchtlinge und Asylbewerber, Kontrolle und Ablehnung genutzt, wäre die Massenflucht nicht in Gang gesetzt worden.
Wie ein falscher Tweet Europa verändert
Die organisierte Tatenlosigkeit und Begriffsverwirrung einer unfähigen
Regierung gipfelt in dieser fatalen Twittermeldung vom 25. August des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, in der neudeutschen Kleinkindsprache zu „BAMF“ verkürzt: „#Dublin-Verfahren syrischer Staatsangehöriger werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt von uns weitestgehend faktisch nicht weiter verfolgt.“
Das ist der eigentliche Wendepunkt in der Geschichte der Masseneinwanderung: Von dem Tag an weigerten sich Migranten, die in Ungarn und im Bahnhof von Budapest angekommen waren, sich weiterhin kontrollieren und registrieren zu lassen. Ab diesem Tag begann die Große Wegwerfe der Pässe: Seither haben sich Syrer sehr schnell vermehrt. Und wer sich nicht zum Syrer machen konnte oder wollte, tauchte unter im riesigen Treck, der nach Deutschland zog. Mit diesem Tag und diesem Tweet, der sich in kürzester Zeit und den mit Smartphones bewaffneten Zuwanderern ausbreitete, begann der unaufhörliche Strom nach Deutschland – dem sich dann Ungarn und Österreich nicht mehr widersetzten. Warum auch? Das Ziel war Deutschland. Warum sollte sich Victor Orban, Ungarns Ministerpräsident, weiterhin als herzloser Schlächter bezeichnen lassen, wenn doch die Durchreise zu den Ländern, aus denen die Schimpfkanonade kommt, mit Bussen so leicht zu bewerkstelligen ist?
Hier beginnt die Veränderung Deutschlands und der Riss innerhalb Europas, der zum Brexit beitrug und nicht nur die osteuropäischen Staaten zur Opposition gegen die einsamen Entscheidungen Deutschlands führte. Es ist nicht der 4. September, wie DIE ZEIT jetzt in Nr. 35 meint: „In Budapest stellt Mohammad Zatareih Flüchtlinge in Fünferreihen auf. Sie marschieren los.“ Der Auslöser ist die Erkenntnis der sogenannten Flüchtlinge, dass Deutschland die Grenzen bereits an jenem 25. August per Twitter faktisch geöffnet hat – und nur die ungarische Regierung nicht ebenfalls auf Tweets des BAMFs gehorsam alle europäischen Abkommen aufgibt.
Von der Kontrollaufgabe zum Kontrollverlust
Der BAMF-Tweet ist die Kapitulationsurkunde der Regierung Merkel, die seither nur noch eine amtierende „Regierung Ratlos“ ist; nicht einmal der von bitteren Briten geprägte Begriff von der deutschen „Hippie-Regierung“ trifft es noch – es ist die Selbstaufgabe, die Abdankung im Amt: das Über-Bord-Werfen von Rechtsgrundsätzen und Verfahren, dass Kontrollmöglichkeiten gar nicht mehr versucht und die Grenzen geöffnet werden für alle, die sich Syrer nennen und auch für jene, die erkennbar keine sein können. Seither leben Hunderttausende ohne Kontrolle in einem Land, in dem sonst Kehrwoche, Mülltrennung und jedes Knöllchen penibel verfolgt werden.
Der Kontrollaufgabe an den Grenzen folgte der Kontrollverlust im Innern: Das Sex-Silvester von Köln, die Attentate von Würzburg und Ansbach, Übergriffe in vielen Freibädern, explodierende Gewalt und Kriminalität, eine Lawine von Kosten – menschlicher, wirtschaftlicher und politischer – überrollt Deutschland und schwächt in der Mitte Europas das bisherige wirtschaftliche und soziale Kraftwerk des Kontinents. Eigentlich kann man die Menschen, die aus unterschiedlichsten Motiven nach Deutschland kommen, nur mit einem Begriff fassen: Sie sind alle Merkel-Flüchtlinge, die die Scheunentür des falschen Wortes für sich nutzen – und Deutschland und Europa einer großen Umwälzung unterwerfen. Aus Sicht der Zuwanderer ist das verständlich, welche Enttäuschungen auf sie warten, hat ihnen niemand gesagt.
Das Narrenschiff Europas
Aber es wäre falsch, der Regierung Merkel/Gabriel die alleinige Schuld zuzuweisen, auch wenn sie unbestreitbar die Verantwortung trägt. Opposition und Medien verwandelten ein komplettes Land zum Narrenschiff. Statt die Regierung zu kontrollieren, applaudierte die Opposition; unvergessen Katrin Göring-Eckhardt von den Grünen, die davon faselte, wie sie sich über diese Veränderung freue und darüber, dass Deutschland „Menschen geschenkt“ bekomme. Die Eliten des Landes torkelten mit im Rausch, und selbst so kühle Manager wie Daimler-Chef Dieter Zetsche wirkten, als sprächen sie in einem Zustand der kompletten Verkehrsuntüchtigkeit in Fernsehkameras und Mikrophone: Zetsche sah in den weitgehend unausgebildeten, schwer integrierbaren und kaum integrationsbereiten Migranten ein neues Wirtschaftswunder. Forschungsinstitute wie das regierungsnahe DIW rechneten flugs neue Wachstumsraten aus. Die akademische Milchmädchen müssten sich heute schon schämen für ihren bedingungslosen Applaus für eine Regierung, die nicht weniger als ihre Selbstaufgabe vorgeführt hatte. Wie in einem kollektiven Rausch wurde die Grenzenlosigkeit zum Redaktionsprogramm aller wesentlichen Medien und hat an den Fehlentscheidungen und Folgen großen Anteil.
Flüchtlingsmädchen Reem und die Eiskönigin
Der große Rausch der veröffentlichten Meinung und das Flüchtlingsbesäufnis in den Medien begann spätestens mit der manipulierten Berichterstattung über Merkels Gespräch mit dem Flüchtlingsmädchen Reem. Ihm erklärt Merkel noch, dass nicht alle Flüchtlinge bleiben können. Ihre Worte werden von einem Team des NDR aufgezeichnet, geschnitten und gesendet, in einer manipulativen Zusammenfassung. „Über Filmschnitt, Rollenbilder und beflügelte Empörungskultur“, so lautete der Titel einer Analyse, wie die nüchterne Kanzlerin vom NDR zur herzlosen Eiskönigin manipuliert wurde. Dieser Film ist ein historisches Dokument – denn darauf und auf die rechten Pöbeleien in Heidenau reagiert die Kanzlerin mit einer beispielslosen Woge der Emotionalität, die letztlich zur Abdankung im Amt führte.
Als der Stern den Titel „Eiskönigin“ druckte, war die Krönungsmesse für Merkel als infantile Königin der Herzen schon angelaufen. Seither regiert die Gefallsucht, und der Gefallsucht haben sich die Medien verschrieben; sie gefallen sich in ihrer moralischen Überlegenheit, deren Rechnung andere bezahlen sollen. Wolfgang Herles hat den Begriff in Buchform gefasst; Gefallsucht regiert und redigiert, nicht mehr Recht, Gesetz, oder die Interessen der Bevölkerung. Gefallsüchtig vollführt Merkel ihre 180-Grad-Wende zur bedingungslosen Grenzöffnung und Masseneinwanderung. In der Folgezeit durfte sich die Kanzlerin im medialen Beifall suhlen. Die Medien titelten angesichts der Abdankung ein „Willkommen“ wie die ZEIT, die BILD „Refugees welcome“. Die Verantwortung der Medien ist gewaltig.Die reichweitenstarken Medien hatten sich das Motto der Bundeskanzlerin – „Wir schaffen das“ – unkritisch und wiederum völlig undifferenziert zu eigen gemacht, kritisiert im Sommer 2016 der Medienforscher Michael Haller nach Auswertung von über 34.000 Artikeln und TV-Beiträgen. Die Bürger spürten es schon früher, seither spukt das Wort von der „Lügenpresse“ herum. Haller hat es empirisch bestätigt. Er zitiert dazu beispielgebend DIE ZEIT, die im August 2015 mit „Willkommen!“ titelte; aber zur Ehrenrettung der ZEIT gilt: Es waren praktisch alle daran beteiligt. Und Giovanni di Lorenzo übt Selbstkritik.
Denn 82 % der Berichte in den tonangebenden Medien hätten zunächst „übersehen“, dass die Aufnahme von Zuwanderern in großer Zahl und die Politik der offenen Grenzen die Gesellschaft vor neue Probleme stellen würden, so Haller in der Studie. 82% der Berichterstattung zum Flüchtlingsthema muss man in der Abteilung “Jubelmeldung” ablegen; sachlich oder gar kritisch ging nur der verschwindende Rest damit um. Die Wörter werden falsch.
Das verspielte Vertrauen
So verspielt man Vertrauen; neue Medien treten an Stelle der alten. Selbst der Salonlinke Jakob Augstein spricht davon, dass sich Journalisten mit den Eliten gegen die Leser verbündet hätten. Und Angela Merkel? Sie hat nur noch den Wunsch, sich selbst aus der Schusslinie zu bringen und den Besoffenen in den Medien gefallen zu wollen. Deutschland wird so zum Narrenschiff Europas: Seit Frühsommer war klar, dass die anderen Mitgliedstaaten der EU dem deutschen Kurs einer Grenzöffnung nicht folgen würden. Trotzdem hielt die Bundesregierung an der immer wieder beschworenen Hoffnung fest, dass es zu einer Entlastung Deutschlands durch eine europaweite Verteilung der Flüchtlinge genannten Einwanderer kommen werde – nichts davon ist wahr, das Narrenschiff schlingert allein durch die rauen Wogen. Vielmehr führt dieser Kurs zu einer Spaltung Europas: Deutschland ist isoliert. Aber natürlich sind die anderen die Europafeinde, die falschen Wörter überschlagen sich.
Dass in Großbritannien eine Mehrheit für den Ausstieg aus der EU gestimmt hat, ist neben allem anderen auch eine Folge der Kontrollaufgabe und des Kontrollverlusts der Regierung Merkel: Großbritannien ist eines der einwanderungsfreundlichsten Länder schlechthin – aber legt doch Wert auf Kontrolle. Hier zeigt sich erneut die Folge des manipulativen Vermischens von Kontrolle/Ablehnung in Deutschland: Großbritannien ist nicht ablehnend – aber will kontrollieren. Die Krise in Deutschland wird damit zu einer europäischen. Deutschland wurde endgültig zum Hegemon, der Europa mit seinen Alleingängen quält. Der Brexit war erst der Anfang; in den kommenden Monaten werden in Ungarn Referenden abgehalten, europaweit werden in vielen Wahlen europakritische Gruppen gewinnen. Deutschland hat das mühsam aufgebaute Vertrauen zu Deutschland in Europa zerstört, weil es seine fragwürdige „Flüchtlingspolitik“ anderen Ländern aufzwingen wollte, die andere Wege gehen wollen. Das Wort vom deutschen Sonderweg geht wieder um.
Nach dem falschen Wort – die Augen fest geschlossen
Eigentlich konnte man das klar sehen. Ironisch hat der Karikaturist Zeller die Selbsttäuschung in ein Bild gefaßt: „Man muss Zeitung hauptsächlich kaufen, damit man sagen kann, man habe nichts gewußt.“
Die Augen wurden geschlossen, um die Wahrheit nicht sehen zu müssen. Mittlerweile führt die Rückverfolgung der Attentäter von Paris und Brüssel in deutsche Flüchtlingslager. Alles Verschweigen und Relativieren führt nicht zur Beruhigung, sondern bringt ganz im Gegenteil die Zuwanderer insgesamt in Verdacht. Mit der Einwanderungswelle kamen
„tausende hochgefährliche Salafisten und andere religiöse Eiferer, die nicht kontrolliert wurden, deren Identität verschleiert ist“. Es sind Zuwanderer, die die Sicherheitsbehörden „nicht sehen und beobachten, nicht abhören oder überwachen können, und von denen wir vor allem nicht wissen, wann und wo sie mit fürchterlichen Terroranschlägen in Erscheinung treten werden. Und jetzt sind hunderttausende Menschen ins Land gekommen, von denen wir nicht wissen, wer sie sind. Woher sie kommen. Mit welcher Absicht sie hier sind. Ob sie hierbleiben oder weiterziehen wollen. Bei etlichen ist nicht einmal klar, wo sie sich aufhalten. Vielleicht sind es eine Million, vielleicht anderthalb. Wer genau weiß das? Kontrolle bei der Einreise? Tut uns leid, das ging jetzt gerade nicht. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge? Vielleicht Hunderte, vielleicht Tausende, wir wissen es nicht. Wo sie geblieben sind? Keine Ahnung. Sind sie registriert? Ja, bald, irgendwie. Wie werden sie integriert? Schauen wir mal. Nur, wer soll das machen?“ Das schreibt Rainer Wendt, immerhin Vorsitzender der Polizeigewerkschaft. Damit zerstört Wendt die idealisierte Behauptung, die Kriminalität habe durch die Merkel-Flüchtlinge nicht zugenommen. Tatsache ist, dass die Herkunft von Tätern seit 2009 nicht mehr eigens erfasst wird.
Man presst die Augen fest zu und sieht nichts – und behauptet dann, das Nicht-Gesehene gäbe es überhaupt nicht. (Den entsprechenden Runderlass finden Sie hier.) Um die eigene Position der vermeintlichen moralischen Überlegenheit durchzusetzen, wird die Keule des Rechtsradikalismus, der Fremdenfeindlichkeit und sonstiger modischer Ismen (Sexismus, Rassismus) eingesetzt, immer weitere Teile einer unruhigen Bevölkerung moralisch, politisch und rechtlich diskriminiert. Das falsche Wort wird zu Waffe gegen Andersdenkende.
Kein Wohlstand für Alle
Nach und nach fallen Phantasien des späten Sommers und Herbstes 2015 in sich zusammen: Mittlerweile ist unbestritten, was im besoffenen Jahr bestritten wurde – dass mindestens 70 Prozent der Merkel-Flüchtlinge junge Männer sind – was für ein Heldenmut, Frauen und Kinder im Bombenhagel zurückzulassen und sich selbst in Sicherheit zu bringen – oder sind viele – die meisten? – gar keine Syrer, sondern nicht eher Burschen aus Nordafrika? Ihre Arbeitsmarktperspektiven sind düster. Diese Grafik der Bundesagentur zeigt das immer weitere Auseinanderklaffen der Zahl zu versorgender Merkel-Flüchtlinge und ihrer Arbeitsplatzchancen.
Noch nicht berücksichtigt ist die zweite Welle der Massenmigration – der erlaubte Nachzug von Familienangehörigen. Dass oftmals verschleierte, des Lesens und Schreibens und der deutschen Sprache nicht mächtige Frauen niemals eine Chance auf einen Arbeitsplatz in Deutschland haben, ist selbstredend. Es ist, als ob die Einwohner Deutschlands, egal ob alteingesessene Einheimische oder Hinzugekommene der vielen Nachkriegsjahrzehnte, in den Dienst einer neuen Klasse, der Merkel-Flüchtlinge, genommen werden.
Während einerseits Renten und Sozialleistungen streng reglementiert werden, werden unbegleitete Jugendliche, die sich meist jünger machen, mit Sozialleistungen von rund 60.000 Euro im Jahr überschüttet. Familien erhalten Asyl-Leistungen, dazu noch Wohnung, Mobiliar, alles, was unter „Erstausstattung“ subsummiert wird und medizinische Leistungen – Einheimische, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, können davon nur träumen. Das mag kleinkrämerisch klingen – aber es zeigt: Der entgrenzte Sozialstaat beginnt leerzulaufen. Merkel und Co. und mit ihnen den Medien scheint überhaupt noch nicht kalr zu sein: Deutschland kann Sozialstaat bleiben oder Einwanderungsland werden – beides zusammen geht nicht. Ein Zuwanderer aus China schreibt es allen ins Stammbuch.
Die Gefährdung der Zivilgesellschaft
Es mögen trotzdem wunderbare Menschen sein, die kommen, großartige Ärzte darunter, zukünftige Künstler, vielleicht sogar Nobelpreisträger oder Nobelpreisträgerin. Ein Geschäft für Deutschland sind sie nicht, wie die neuen Zyniker der Migrationsindustrie weismachen wollen, die dabei auch – oder mehr – an ihre eigenen Geschäfte denken. Die Allermeisten werden in einem der neuen migrantischen Armenvierteln stecken bleiben, zwischen den Wasserpfeifen-Kaffees und den Telefonläden, die dort sind, weil die Sehnsucht groß und das Leben in der Parallelgesellschaft frustrierend ist.
Nicht nur um eine Gefährdung des Wohlstands geht es, wenn Deutschland mehrere Millionen von Merkel-Flüchtlingen und ihren Nachzug nach den Maßstäben des deutschen Sozialstaats versorgen will und große Casablancas am Rhein entstehen. Es geht auch um die schleichende Veränderung der Zivilgesellschaft. Noch im Winter 2014/15 meinte man ja, über die Phantasien der Dresdner Pegida-Bewegung lachen zu müssen, die von einer Islamisierung Deutschlands sprach. Es scheint, als ob die Recht bekämen, die auf keinen Fall recht bekommen dürfen. Im Sommer 2016 diskutiert Deutschland über ein Burka-Verbot, weil, wenn schon nicht die Vollverschleierung, aber das muslimische Kopftuch innerhalb eines Jahres zum Straßenbild gehört. Dazu schreibt Bilkay Öney, SPD, die frühere Integrationsminsiterin Baden-Württembergs in der grün-roten Landesregierung:
„Die Burka ist weniger aus sicherheitspolitischen Erwägungen heraus als Problem zu betrachten, als aus gesinnungsethischen. Denn das Burka-Verbot in Frankreich zeigt, dass damit kein einziger terroristischer Akt verhindert werden konnte. Nichtsdestotrotz ist die Gesinnung, die hinter der Burka steckt, hochproblematisch. Diese neuzeitliche Erfindung männlicher Beduinen gegen Sandstürme mag ihren Zweck in der Wüste erfüllen. Auf den Straßen Europas weckt diese Vollverhüllung nicht nur Unmut und Unbehagen, sie erschwert auch die Kommunikation und die Integration. Sie zeugt von einem Weltbild aus dem Mittelalter, und genau das bereitet vielen Menschen (auch aufgeklärten Muslimen) Sorge.“
Man spürt die Angst moderner, in Deutschland aufgewachsener Frauen davor, wieder in die muslimische Sittenstrenge gesteckt und unter dem Schleier versteckt zu werden – und dabei geht es beileibe nicht nur um Mode. Es geht um das Ende der Befreiung der Frau. Die Burka und der Schleier und das Kopftuch sind Symbole der Unterdrückung – und werden ausgerechnet von Linken hochgelobt.
Während Öney, deren Eltern aus der Türkei nach Deutschland einwanderten, sich also vor dem Zugriff des extremen Islam scheut, entdecken plötzlich Linke in Deutschland die Freiheit der Frau unter der Burka. Die in Talkshows gerne auftretende Ex-Piratin Marina Weisband schreibt:
Und die ZEIT (34/2016) entdeckt plötzlich im Auftritt der Vollbekleideten ägyptischen Beach-Volley-Ballmannschaft im „Bedecktsein etwas Befreiendes. Im Kontrast zu den Höschen tragenden Deutschen wirkten die verhüllten weiblichen Körper wohltuend entspannend. Mit einem Mal erschien die Freizügigkeit der anderen unpassend, fast wie aus der Zeit gefallen. Mit der Schwere des Stoffes brachten die Ägypterinnen auch die Leichtigkeit des Seins“.
Man sollte sich den Text auf der Zunge zergehen lassen, Wort für Wort: Die Leichtigkeit des Seins unter Schleier und Burka, die modern ist.
„Das freiwillige Stoffgefängnis ist für Linke Freiheit“, spottet Anabel Schunke über die neue Liebe der Linken zur Unterdrückung der Frau.
Es ist eine vorauseilende Selbstaufgabe von Werten, die man für unantastbar hielt. Wenn in Frankfurter Kitas kein Schweinefleisch mehr angeboten wird, weil sich Muslime darüber erregen könnten – nur eine Kleinigkeit eingeschworener Menschen, die sich der neuen Buntheit widersetzen, einer neuen Grenzenlosigkeit – oder ist es eine perverse Grenzenlosigkeit, weil sie den hier lebenden Menschen neue Grenzen aufzwingt? Oder ist es jene freiwillige, halb durch Zuwanderung und halb durch Saudi-Geld beförderte „Unterwerfung“ unter ein islamische Regime, wie sie Houellebecq beschrieben hat?
Der Romanheld im mehr oder wenig islamisierten Frankreich „entdeckt eher erfreut, dass die Unterwerfung auch ihre angenehmen Seiten haben kann: Der zum Islam konvertierte neue Rektor der Sorbonne, Robert Rediger, genießt das süße Leben. Finanziert von den saudiarabischen Geldgebern der Islamischen Universität Sorbonne stehen Rediger nicht nur fabelhaftes Gehalt und feudale Wohnräume zur Verfügung. Neben kulinarischen Genüssen und edlem Wein genießt er auch den Luxus zweier Ehefrauen, deren Zuständigkeiten für Erotik und Haushaltsführung durch ihr jeweiliges Alter definiert werden.“
Das neue Wort heißt Selbstunterwerfung oder Selbstaufgabe.
Das wertlose Wort
Deutschland verteidigt seine Werte nicht mehr. Dazu gehört auch, dass mit massiver finanzieller Unterstützung des Bundes eine fragwürdige Stiftung unter dem Vorsitz einer langjährigen Stasi-Informantin versucht, jegliche Kritik an der Kanzlerin in den sozialen Netzen zu unterdrücken; bei Zeitungen ist so etwas ja nicht mehr nötig. Es werden neue Sicherheitsgesetze im Dutzend vorgeschlagen. Aber sie sind wieder nur Wortgirlanden, die keine Wirkung entfalten. Die neuen Vorhaben werden in der Praxis nicht durchgeführt. Zum Teil, weil durch die immer ausdehntere „Duldung“ von Zuzüglern Abschiebung nicht mehr greift; zum Teil, weil angesichts der hohen Zahl von theoretisch möglichen Abschiebungen ein Flughafen von der Größe des funktionsunfähigen BER entstehen müsste, um der Zahlen Herr zu werden. Zum großen Teil werden die Abschiebungen an Ort und Stelle von Landesregierungen, Kirchen und Ärzten und der Flüchtlingslobby hintertrieben.
Die angekündigten und versprochenen Maßnahmen dieser Regierung taugen nichts mehr. Ihre Vorhaben sind nur Beruhigungspillen mit der Halbwertzeit von Wochen.
Sie hat die große Umwälzung in Gang gesetzt, die sie nicht mehr beherrscht. Sie hat auf Kontrolle verzichtet, und beobachtet ihren eigenen Kontrollverlust.
Am Anfang stand ein falsches Wort. Am Ende steht die große Umwälzung, die Deutschland und Europa verändert.