Tichys Einblick
Anders als gewollt

Der Generation Grün wird es blau vor Augen wegen der Generation rechts

Wundert sich eigentlich jemand, dass unter Jugendlichen die AfD die stärkste Partei ist? Gehen wir doch mal der Frage nach, was die Grünen und ihre Nachmacherparteien SPD und CDU der jüngeren Generation anbieten. Es ist ein Konflikt, den die Generation Grün verlieren wird, in alle Richtungen.

picture-alliance/ dpa/dpaweb

Die AfD würden 22 Prozent der jungen Leute in Deutschland wählen, besagt eine Studie. Das kommt jetzt ziemlich überraschend für manche aus der Generation Grün, die glaubten, eine zweite solch seltsame Generation herangezüchtet zu haben. Eine „Generation rechts“ fürchtet das grün angehauchte Handelsblatt (10. Mai 2024), und der um keinen Spruch verlegene SPD-Ökonom Marcel Fratzscher bestätigt: „Der Rechtsruck der jungen Generation dürfte den Prozess der europäischen Integration weiter schwächen und vieles Erreichte wieder revidieren.“ BILD fürchtet, die Studie könne „Deutschland erschüttern“ und zitiert den SPD-nahen Meinungsforscher Manfred Güllner. Der wirft der Studie Rundungsfehler hinter dem Komma vor und fürchtet, dass „politische Entscheidungsprozesse auf Basis falscher Zahlen in gefährlicher Weise beeinflusst werden“ könnten.

Noch 2021 hatten rund ein Viertel der jüngeren Wähler für die FDP gestimmt. Die findet nicht mehr statt, seit sie unter den grünen Rock geschlüpft ist.  Die Angst geht um, dass auf die politisch heute führende Generation Grün, die alle Schaltstellen in Politik, Wirtschaft und Medien besetzt hat, die Generation rechts folgt – und wenn ja, ist es überraschend?

Der Brotdosen-Kontrolleur bei der Arbeit

Nur in Deutschland gibt es den Brotdosen-Kontrolleur. Er wacht in Kindergärten und Schulen darüber, dass sich in den Brotdosen der Kinder keine zuckerhaltigen Esswaren oder Getränke finden. Er sondert auch Yoghurt von Müller-Milch aus, weil Theo Müller sich mit Alice Weidel getroffen hat. Und so geht es weiter: Wenn die Kinder als Sternsinger von Haus zu Haus ziehen, so folgen sie der Spur der Warnhinweise, die ihre Eltern vorweg in die Briefkästen gesteckt haben. Dort ist zu lesen, dass Sternsinger nur Gurken-Sticks erhalten sollen, auf keinen Fall Süßigkeiten. In den Schulkantinen soll Vegetarisches Fleisch verdrängen, Veganismus ist zwangsverordnet, und künftig sollen Fertiggerichte nur noch nach Rezepten bereitet werden, die von einer Staatsküche im Auftrag des Landwirtschaftsministers Cem Özdemir entworfen wurden.

Die Lehrer predigen Atomaussteig und Verzicht. „De-Growth“ ist das neue Lebensziel der Gesellschaft. Wir sollen leben wie in Großbritannien während des Zweiten Weltkriegs: Aufs Äußerste angespannt, von den Vorräten und dem Hergebrachten im Schrank zehrend, weil die gesamte Produktion in die Verteidigung fließt, predigt die Erfolgsautorin Ulrike Herrmann. Kargheit ist das neue Lebensziel, Halbierung des Konsums. Die Utopie verkehrt sich zur Dystopie, zum Schrecken. Optimismus verfärbt sich zur Angst vor der Zukunft. Die Kinder von heute sollen es also nicht mehr besser haben als ihre Eltern, sondern schlechter, karger, grauer, enger. Das Tempo, mit dem die Zwangswirtschaft aufgepfropft wird, ist beachtlich, und jeder kann es sehen.

Lastenfahrrad statt Miles & More

Lastenfahrräder sollen Autos ersetzen, zum Wanderurlaub im Harz sollen wir wieder wie Opa mit der Oma mit dem verdreckten, überfüllten, verspäteten Zug fahren. Dafür retten wir den Planeten – oder tun wenigstens so, denn er kümmert sich bekanntlich nicht um unser Bemühen. Zu dieser Sinnlosigkeit wird die heutige Generation verdammt von einer Generation Grün, die ihres Wohlstands überdrüssig geworden ist und voll Selbstekel auf ihre fetten Meilen-Kontos der Lufthansa zurückblickt. Dafür sollen die Kinder von heute als Erwachsene in Plattenbauten eng zusammenrücken, um Neu-Hinzukommenden Platz zu machen. „Wir werden aber auch über die Quadratmeterzahl, auf der Menschen leben, sprechen müssen“, erklärte der Präsident des Umweltbundesamtes Messner kürzlich. Denn es gehe „ja letztlich um Flächenverbrauch“.

Der zum Erwachsenwerden notwendige Auszug aus der Pension Mama wird unmöglich, denn Studentenwohnheime werden nicht mehr gebaut. Dafür Flüchtlingsheime. Vielleicht erben einige noch das Eigenheim der Eltern, aber Habecks Heizgesetz macht es entweder zur Kostenfalle oder unbewohnbar. Kinder soll es möglichst nicht mehr geben, predigen die extremen Vertreter des Verzichts, denn Kinder stoßen CO2 aus. Der Mensch wird zum Schädling erklärt und verliert seine Daseinsberechtigung im grünen Weltbild; wird zum Sklaven einer globalen Elite, die den Planeten retten will und zu diesem Zweck auch gern Fidschi einen Besuch abstattet, dort Geld zurücklässt und flott wieder verduftet und in Peru Radwege finanziert. Kalkutta wird von Deutschland versorgt, den verbleibenden Einheimischen werden die notwendigen Mittel abgepresst.

Und er soll schweigen dazu, und bitte zustimmend

„Wer 20.000 Euro für eine Küche ausgibt, dem sollte das Recht aberkannt werden, sich über seine Lebensumstände zu beschweren“, findet jedenfalls eine Kolumnistin der ZEIT, dem Fachblatt für Konsumeinschränkung bei Anderen und zur Verteidigung der Grünen. Hellsichtig erkennt ihr Chefideologe Bernd Ulrich, während er am Gürtel der Jugendlichen herumfummelt, um ihn enger zu schnallen: „Die Grünen sind die erste bürgerliche Partei des 21. Jahrhunderts, eine Partei, die nicht nur Ansprüche DES Bürgertums artikuliert, sondern Ansprüche AN DAS Bürgertum hat.“

Stimmt. Die Generation Grün will nicht das Leben der hier Lebenden verbessern, sondern propagiert das Wegnehmen. Vor allem haben die Grünen Ansprüche an die jüngere Generation.

Ist es erstaunlich, dass sich die Jungen wehren? Dagegen, dass ihr Leben und ihre Zukunft schon verplant ist für eine fiktionale Weltrettung, deren Drehbuch die Großeltern geschrieben haben? Kann da jemand erstaunt sein, wenn die Jugendlichen von ihrem Recht Gebrauch machen, sich gegen die Pläne zur Wehr zu setzen, die die frühere Generation ihnen aufzwingen will? Dabei ist doch der Generationenkonflikt eines der Urthemen der Menschheit. Väter und Mütter wollen die Macht auf Kosten der Jungen monopolisieren und den Verwendungszweck für das Erbe vorschreiben; Kinder wollen die Macht der Eltern brechen.

In konservativen Epochen neigt sich die Waage zu Gunsten des Hergebrachten und wird durch revolutionäre Epochen abgelöst. Heute gibt sich die Generation Grün einen revolutionären Touch, faselt von der „großen Transformation“. Dabei merken sie nicht, dass es die Konzepte der 80er sind, die sie jetzt wie Beton über das Leben gießen: Der Mensch wird als Schädling abgeurteilt, der Verzicht bei den Nachgeborenen als Sühne für den Verbrauch früherer Generation eingefordert. Die Jungen sollen Buße leisten für Rassismus, Kolonialismus und das Elend der Dritten Welt, an dem sie keine, aber auch gar keine Verantwortung trifft. Eine Generation wird von altgewordenen Pseudorevolutionären ihren eigenen Kindheitszielen geopfert. Fahrt über das Land und schaut, wie Windräder die Landstriche veröden lassen und Meere aus Solarpanelen die Umgebung aufheizen und jedes Leben darunter ersticken: Ein grünes Leichentuch wird über die Landschaft gezogen.

Die Konzepte von gestern werden heute Wirklichkeit

Beim Staunen über die Ablehnung durch die Jungen haben die Grünen übersehen, wie alt sie selbst geworden sind. Sie wurden als Anti-Atomkraft-Partei gegründet. Bei der Landtagswahl am 15. Oktober 1978 in Bayern bildete sich ein Wahlbündnis, das sich erstmals den Namen „Die Grünen“ gab. Es ist bald 50 Jahre her; und jetzt ist es am Ziel: Robert Habeck vollendete den Atomausstieg, den vor ihm die Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Angela Merkel (CDU) erfunden und eingeleitet haben. Kaputte, ausgelutschte Windräder werden nicht beseitigt, sondern unter Denkmalschutz gestellt – Mahnmale einer verkorksten, überholten Politik.

Grün ist nicht nur die Farbe einer Minderheiten-Partei; sondern eine Ideologie, der sich auch die anderen Partei unterworfen haben. Nachdem wenigstens die CDU in ihrem aktuellen Grundsatzprogramm den Wiedereinstieg in die Atomkraft beschlossen hat, lässt sich leicht ausrechnen, dass die derzeitige Studenten-Generation längst in Rente sein wird, bis in einigen Jahrzehnten der Zustand von vor Merkel/Habeck erreicht und Deutschland wieder auf eine nachhaltige Energieversorgung setzen kann. Bis dahin gehört die Zukunft dem „Schrumpfbürger“, der sich jeden Tag mit einer neuen Zumutung und einem neuen Anspruch konfrontiert sehen soll.

Die Jungen leiden unter der Generation Grün, zu der sich ausdrücklich Friedrich Merz zählt: Für seinen persönlichen Triumph, den Einzug ins Kanzleramt, will er mit den Grünen koalieren. Die Jungen sollen seine Zeche bezahlen. Dafür akzeptiert er ihre Ideologie; auch ein Amt hat einen Preis, und wenn es die Zukunft des Landes ist.

Das Betrugssystem Rente

Aber man muss ja gar nicht bis zum umstrittenen Thema Atom galoppieren. Die Rente tut’s auch. Die durchschnittliche Bruttoaltersrente lag 2022 nach mindestens 35 Versicherungsjahren durchschnittlich bei 1.550 Euro (Rentenbestand Ende 2022), wie die Deutsche Rentenversicherung mitteilt. Nur 0,6 Prozent der Rentner beziehen eine Rente nach Abzug der Rentensteuer von 2.000 Euro und mussten dafür während eines 35-jährigen Berufslebens durchgehend 7.000 Euro verdienen.

Das verlockt nicht nach sofortiger Arbeitsaufnahme, sondern riecht eher nach einem handfesten Betrugsgeschäft zu Lasten der Später-Geborenen. Glaubt wirklich jemand, die machen da mit? Es wird schwer werden, die Ansprüche zu brechen.

Es ist kein Zufall, dass eine der Vorkämpferorganisationen der Grünen den sinnfälligen Namen „Omas gegen Rechts“ trägt. Sollen sich die heute 18-Jährigen wirklich bei den Zauseln einreihen zum Angriff auf ihre eigene Zukunft, die sie ohne Rentenanspruch erwerben sollen?

Und weil es noch nicht reicht mit den Zumutungen, soll künftig, geht es nach CDU und SPD, wieder die Wehrpflicht eingeführt werden. Die Erwartung allerdings, dass in den Schützengräben der Ukraine auch eine Marie-Agnes Strack-Zimmermann liegt oder ein Jürgen Trittin, oder auch nur einer der Söhne von Robert Habeck oder Annalena Baerbock, ist eher gering. Die Generation der Steinmeiers und Scholz’, die erst bei Putin ihre Geschäfte verrichten wollten und dann den Krieg nicht vermeiden oder beenden konnten, den sie mit ihren diversen außenpolitischen Murksereien mitverantworten, diese Politiker-Generation erwartet jetzt, dass sie oder gar die grünen Kriegshetzer wie Anton Hofreiter erneut gewählt werden? Die neue Generation, die jetzt kriegstüchtig gemacht werden soll, fühlt sich möglicherweise nicht zur Dankbarkeit verpflichtet. Und auch nicht zur Wehrhaftigkeit zu Gunsten der Rheinmetall-Lobbyistin, für die Liberalismus darin besteht, dass sie ihre Kapitalerträge nicht zu hoch versteuern muss, die andere mit dem Blut garantieren. Die Generation Grün steuert zielgerichtet in einen neuen Krieg, den ihre Protagonisten selbst nicht schlagen werden.

Das Versagen der Generation Grün war ja absehbar. Schon 1989 schrieb der Theologe und Soziologe Reimer Gronemeyer in seinem damals noch als provokant verstandenen Buch „Die Entfernung vom Wolfsrudel“, das längst nur noch antiquarisch zu finden ist: „Die Alten haben gesiegt, sie besetzen die Schlüsselpositionen, und ihre Zahl wächst unaufhörlich. Immer mehr Junge müssen immer mehr arbeiten, um Renten und Intensivstationen zu bezahlen – auf Kosten der eigenen Zukunft … Die Alten werden den Jungen künftig eher als gierige Greise, als unersättliche Parasiten erscheinen. Der Boden ist bereitet für den Altersklassenkampf. Von der Jahrtausendwende an könnte er die Welt tiefer spalten als Rassenhaß, Geschlechterkrieg oder Klassenkampf zwischen Kapital und Arbeit … Diejenigen, die für das Desaster verantwortlich sind, fordern soziale Sicherheit, Winterurlaub auf Mallorca und – wenn es soweit ist – den 6.000-Mark-Pro-Tag-Pflegeplatz.“

Die trickreiche Erfindung der Grünen

Okay, wir haben mittlerweile den Euro und sind zwei gut Jahrzehnte weiter. Und das vermutlich auch, weil der Autor nicht erahnen konnte, welch trickreiche Erfindung die Generation Grün machen würde. Die Klimareligion wurde erfunden. Sie verpflichtet die junge Generation zur Einschränkung, zum Verzicht, macht sie zum Einsparbürger auf Demutskurs. Die Verzichtsprediger tummeln sich in öffentlich-rechtlichen Anstalten, beim Staat oder in vom Staat finanzierten NGOs und Parteien. Für die neue Oberschicht wird der Verzicht durch ein ausgeklügeltes System der Steuergelderpressung erträglich gestaltet und vorerst durch monströse Schuldenaufnahme in die Zukunft verschoben nach dem bekannten Bild „Nach mir die Sintflut“. Sie haben sich ja ins sichere Boot gerettet und das steigt mit der Flut, während es unten zunehmend feuchter wird, aber bekanntlich fordert das Klima ja Verzicht überall, vor allem bei den Jungen. Großzügig wird behauptet, es ginge nur um ihr Überleben. Nein, es geht um das Überleben einer Ideologie, die sich seit den 80ern zum Dogma verfestigt hat und der Ausplünderung im großen Stil dient.

Aber vielleicht geht die Rechnung ja nicht auf? Am 23. Februar 2024 erschien in der Süddeutschen ein Beitrag mit dem Titel „Oma soll umziehen“, dessen Wortwahl – „soll“ – zusammen mit der Illustration keinen Zweifel aufkommen ließ, dass der Text nicht freiwillige Lebensentscheidungen verhandelt. Eine Strafsteuer soll Ältere aus ihren zu groß gewordenen Wohnungen oder gar diesen Eigenheimen vertreiben, in denen sie sich mit der letzten Generation Gasheizung noch eingeigelt haben.

Die Brutalität von Verteilungskämpfen lässt sich halt nicht durch Altersgrenzen dämpfen, sondern überrollt jede Beschränkung. Offensichtlich fühlen sich auch die ins Land geholten muslimischen Einwanderer nicht an die eingeübte Selbstbeschränkung und Selbstentmannung gebunden, die die Brotdosen-Kontrolleure den deutschen Kindern einbimsen. Zunehmende Kriminalität, Messerangriffe und generelle Brutalisierung wird auch vor den gepflegten Wohngebieten der grün-wählenden Vorstädte nicht haltmachen. Jetzt erschrecken sie, weil die Messer blitzen.

Ohnehin ist Solidarität ein Fremdwort in einer Gesellschaft, die in immer neue Minderheitengruppen zerfällt, wobei den jeweils seltsamsten und kleinsten Gruppen die höchste mit Steuergeldern und Sonderrechten ausgestattete Aufmerksamkeit zuteil wird. Vielleicht oder sogar wahrscheinlich sehr bestimmt ist es so, dass die Generation der Geduckten gegen die aufmuckt, die sie kleinhalten will. Ja, es war ja mal jung und chic, grün zu sein, auch wenn man sich im Zeitalter der ergrauten Grünen nicht mehr so daran erinnern kann. Jetzt soll jeder, wirklich jeder Lehrplan durchforstet werden, um den Kampf gegen Rechts in den Köpfen zu verankern. Klingt bedrohlich, aber vermutlich wird es nur wieder ein paar NGOs fett werden lassen und ein paar Grünen-Funktionäre mehr ernähren.

Bemerkenswerterweise geht es nicht nur um „rechts“, die übliche Panikmache also. Vergangene Woche versuchten gewalttätige Schläger der Antifa, das Tesla-Werk in Grünheide/Brandenburg zu stürmen. Sind Elektro-Autos nicht das Heilsversprechen der Generation Grün? Und in der selben Woche enttarnt sich die Klima-Heilige Greta Thunberg als widerliche Judenhasserin. Andere Role-Modells der grünen Transformation versinken in einem Glaubwürdigkeitsloch, etwa die Fridays-for-Future-Luisa-Neubauer, eine auf Mädchen geschminkte Frau im besten Alter, oder die „Kapitänin“ betitelte Carola Rackete, die ausgerechnet für die miefende Linkspartei ins EU-Parlament einziehen will: Die Show der grünen Weltverbesserinnen wird zu einer Melange aus braunen Sozialismen, verlogener Selbstdarstellung und Karrieregeilheit. Die grünen Vorzeige-Engelinnen jedenfalls erleben ihren Höllensturz im Ansehen.

Es wird jedenfalls anders kommen, als die Generation Grün es gerne hätte.

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