Was ist eigentlich links, was rechts? Oskar Lafontaine muss nicht lange darüber nachdenken. Links ist, wenn man sich um die armen Leute kümmert. Rechts ist, wenn man Krieg als Mittel der Politik akzeptiert.
Lafontaine ist milde geworden; die Furchen im Gesicht flacher; wie früher blickt er am Gesprächspartner gerne vorbei, holt die Gedanken aus der Ferne. Die Gründung der Partei seiner Frau Sahra Wagenknecht begleitet er wohlwollend, aber mehr nicht. Er hat gerade seinen 80. Geburtstag gefeiert. Mit 50 würde er noch anpacken, sagt er, jetzt ist es zu spät.
Die Ära der Gründer der Bundesrepublik ist mit Helmut Kohl zu Ende gegangen. Die Generation derer, die die Wiedervereinigung erlebt haben (gegen die Lafontaine gekämpft hat), ist ebenfalls zu Ende. Wir leben in der Ära Doppel-Grün: Die grüne Partei beherrscht mit ihren Themen die politische Landschaft, Unis, Medien, den kulturellen Raum. Die Straße wird durch Muslime beherrscht mit den Phantasiefarben Palästinas und dem Grün des Islam.
Oskar Lafontaine zuckt mit den Schultern. Die Deutschen laufen immer einer Sache hinterher, man muss nur warten, bis sie gescheitert ist. Er meint in dem Fall die Energiewende. Er als Physiker, als solcher hat er ein Diplom erworben, als Universität noch was zählte, wisse: Die kann nicht gut gehen. Die Bevölkerung im Saarland ist gegen Windräder, die ohne Speicher wenig bringen. Aber Deutsche bringen die Dinge zu Ende, auch beim Scheitern.
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Wir reden in Frankfurt, nicht auf der Buchmesse. Die dämmert ohnehin ihrem Ende entgegen. Die breiten Flure wirken verloren, die Stände kleiner, mächtig nur der Pavillon der Bundesregierung, die damit ihre Macht auch über die frühere Messe des freien Geistes demonstriert. Die Gentrifizierung hat die Subkultur der Intellektuellen verdrängt. Das Publikum steht in vielfach gewundener Schlange vor dem Historischen Museum, in dem Christopher Clark aus seinem Buch über die Revolution von 1848 liest. Die gebildeten Stände ziehen sich in den mit hellem Holz getäfelten Vortragssaal zurück, während die aktuelle Revolution, wie alle Aufstände, draußen auf der Straße stattfindet und israelische Flaggen verbrennt.
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In Frankfurts Einkaufsstraße Zeil hat die Polizei ihre Niederlage gegen randalierende Jungmänner mit langen Bärten und Hamas-Feudel erlebt, in Berlin-Neukölln tobt jede Nacht der Mob und verzieht sich die Staatsmacht Schutz suchend in die Seitenstraßen. In Düsseldorf rechnet der grüne Mob dem dortigen Oberbürgermeister vor, dass jedes dritte Kind bereits muslimisch sei. Die Zuwanderung nährt sich selbst. Juden sind in Berlin ihres Lebens nur noch in ausgesuchten Zonen sicher. Die Synagogen werden vorerst noch besser bewacht, Ihre Häuser und Läden werden zu dutzenden wieder mit dem David-Stern markiert. Nur noch ein Schritt, und die Scheiben werden wieder zerschlagen. Jeder, der in diesem Land denken kann, hat die Bilder mit „Jude“ auf dem Schaufenster im Kopf. Die Gründungslogik der Bundesrepublik war das „Nie wieder“. Jetzt ist es wieder da.
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Ein blindwütender, diesmal islamischer Mob; in der Regel mit Daueraufenthaltsgenehmigung vor Abschiebung sicher oder schon in der zweiten oder dritten Generation mit deutschem Pass. Es sind die neuen Deutschen die sich aufführen wie die ganz alten. Der muslimische Fanatismus und Feindseligkeit jeder anderen Religion gegenüber tobt immer unbehelligter durch deutsche Straßen. Jetzt wagen sich auch Ältere und ihre jüngeren Adepten in neuer Sicherheit hervor, die Mimikry ad acta, man redet wieder vom „Schlussstrich“. Schick akademisch klingt das so: Die Bessenheit mit „German Guilt“, dem Schuldgefühl der Deutschen mit ihrer Auschwitz-Gedenkerei als Dominante der Politik, müsse endlich ein Ende finden und dem fiktiven Volk der Palästinenser erlauben, alle Juden zu vernichten: Zuerst in Israel, dann weltweit. Deutschland ist wieder ganz vorne dabei.
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„Das geht mich doch alles nichts an, das mit den Juden im 3. Reich“, erklärt mir eine junge Frau mit türkischen Wurzeln, in Deutschland geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und in einem ansonsten eleganten, perfekten Deutsch, in dem sie auch einen Entwicklungs-Roman eines Gastarbeiterkind mit verklemmter, verbotener Sexualität aufgeschrieben hat. Sie hat vieles gelernt, diese „Staatsraison“ nicht, dieses „Nie Wieder“ geht sie nichts an. Das sind ja nur die Dämonen älterer Männer, die nicht die Väter ihrer Gruppe sind. Es ist eine neue Gruppe, die in Deutschland den Ton angibt, während die ursprünglich Einheimischen sich mit 1848 beschäftigen. Die islamische Republik Deutschland hat viele Mütter, die die Wirklichkeit nicht wahrhaben wollten.
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Am Rand der Buchmesse eine wenig beachtete Neuerscheinung einer ebenfalls jungen Frau, Tochter afghanischer Flüchtlinge schon in den 80ern. Eine gewagte romanhafte Huldigung des Gestapo-Gründers und ersten Gestapo-Chefs in Berlin. Er soll Juden und Kommunisten aus den Folterkellern der SA befreit und für ein ordentliches Gerichtsverfahren gesorgt haben, nach 1945 zusammen mit Rudolf Augstein gegen die US-Dominanz gekämpft haben, ehe er 1957 einen rätselhaften Tod fand. Es sind junge Frauen, die in formvollendeter Prosa ein Geschichtsbild zeichnen, das Deutschen aus den Hirnen herausgepredigt wurde. Die Hätschelkinder des rotgrünen Zeitgeists wenden sich gegen ihre Adoptiveltern.
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Da wird der zu jedem Spott und aberwitziger Aktion bereite Dieter Dehm, Songwriter, Musikproduzent, Politiker der Linken, Biermann-Verräter, selbsternannter Putin-Freund, flirrender Intellektueller, Verwandte in Buchenwald verloren, Marxist („Pornographie und Klassenkampf“) nachdenklich. Kolletkivschuld gäbe es nicht, Verantwortung schon, so breit wie die Deutschen Hitler unterstützt hätten. Aber wird die Verantwortung weitergetragen? Wir verabreden uns für einen Podcast. Es ist zu spät, die Frage zu beantworten. Ihm wird ein Satz vorgeworfen, der an seinem eleganten Tweed-Revers klebt wie ein braunes Hustenbonbon. Der lautet leicht verkürzt: „„Der Antisemitismus wurde das, was er wirklich ist: Eine massenmordende Bestie. Und deswegen dürfen wir nicht zulassen, dass man den Begriff des Antisemitismus für alles und jeden inflationiert. Antisemitismus – das ist Massenmord und muss dem Massenmord vorbehalten bleiben! Er darf nicht inflationiert werden und nicht für alles und jedes verwendet.“
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Das war 2009. Seither erlebte die Inflationierung des Antisemitismus ihren Aufgalopp, die Bestie ist wieder unter uns, eine invasive Art. Je weiter der Massenmord zurück liegt, umso energischer wird er bekämpft, um Johannes Gross abzuwandeln. Ankläger und Richter ermittelten und cancelten tausendfach unzweifelhaften Antisemtismus, in dem sie ihn des Massenmords entblößten. Sammlungen von Gesetzestexten beim opportunen Beck-Verlag wurden umbenannt, ebenso wie Straßen benannt nach Menschen, an die sich niemand erinnert. Martin Luther wird von seiner eigenen Kirche angezweifelt, Bismack verdächtigt, Hindenburg gestrichen, in Traunstein soll eine Schule nicht mehr den Namen Ludwig Thoma tragen dürfen. Hunderte von Millionen, wenn nicht Milliarden, wurden in den Kampf gegen Rechts investiert, der Bundesverfassungsschutz zu einer Antisemitismus-Suchbehörde umgewidmet. Je toter der Antisemit, um so lebhafter und mutiger seine späten Feinde. Dass der Antisemitismus millionenhaft und sehr lebendig in dieser Zeit eingewandert ist: verleugnet. Nicht Wahr-haben-Wollen wurde die andere Seite der kämpferischen Medaille. Aber die Bestien sind unter uns.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ruft am Sonntag auf zur Demonstration vor dem Brandenburger Tor gegen den Antisemitsmus, und jeder Anständige folgt, bekanntlich gibt es sehr viele selbst ernannte Anständige. Die Demonstration kommt spät. Spätestens 2017, als die ersten David-Sterne an eben diesem Ort verbrannt wurden, schrieb Alexander Wallasch bei TE: „Die Zuwanderung nach 2015 war auch eine unkontrollierte Zuwanderung von Antisemitismus. Mit den Muslimen kam der Antisemitismus. Nicht mit jedem, aber mit vielen“. Heute wundert er sich weniger, dass das damals nicht gehört wurde: „Nein es ist kein besonders gutes Gefühl, es ist allenfalls Bestätigung und Genugtuung dafür, dass man sich trotz Diffamierungen und Diskreditierungen nicht davon hat abhalten lassen, das, was man für die Wahrheit hält, auch offen auszusprechen. Muslimischer Antisemitismus wurde von der Bundesregierung jahrelang geduldet …“
Man kann hinzufügen: Durch Verharmlosung verniedlicht, durch immer weitere Zuwanderung aktiv befördert. Besonders hervorgetan haben sich dabei die Grünen. Während noch 200 Geiseln, darunter viele Deutsche, in Gaza festgehalten werden wie Schlachtvieh der Hamas, erhöhte Außenministerin Annalena Baerbock die Hilfe für die diversen Hintermann-Organisationen noch um 50 Millionen Euro. Antisemitismus predigen, aber Antisemiten finanzieren: Mehr Doppelmoral war nie.
Jetzt bewahrheitet sich Dehms Befürchtung von der Inflationierung als Entwertung des Begriffs Antisemitismus: Er wurde als innenpolitische Keule jedem auf den Kopf geschlagen, der wagte, die Bundesregierung in ihrer Weisheit der Grenzöffnung zu kritisieren. Damit bekam sie, was sie zu bekämpfen vorgibt.
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Der Spiegel feiert Olaf Scholz als starken Mann. Der fordert, dass künftig andere Länder die Zuwanderung aus den arabischen Ländern an ihren Grenzen kontrollieren sollen. Und das Mittel seiner Wahl, das er und seine Koalition so lange als inhuman, unmenschlich und menschenfeindlich bezeichnet haben: Abschiebungen. „Wir müssen endlich im großen Stil diejenigen abschieben, die kein Recht haben, in Deutschland zu bleiben.“ Ach ja? Jetzt? Fast 300.000 zur Ausreise bereits verpflichtete Personen leben derzeit in Deutschland. Im Jahr werden derzeit nicht einmal 8.000 abgeschoben, aber Hunderttausend wandern zu oder noch mehr. Nur Mut, Herr Bundeskanzler, und auch zu Sach- statt Geldleistungen und zur Arbeitsverpflichtung. Wer das gefordert hat, den haben auch Sie seit einem dutzend Jahren wahlweise als „Dunkeldeutschen“, Menschenfeind, Rechten oder sonst was diskreditiert. Aber nicht nur um Sie geht es. Es geht um den zugewanderten, mittlerweile seit Generationen verankerten und verfestigten muslimischen Antisemitismus in Deutschland, ein Millionen-Phänomen, wenngleich bei weitem nicht alle Muslime so dumpf daher kommen. Nein, es gibt auch viele Kluge, die wissen, wovor sie geflüchtet sind aus Gaza und anderswo. Aber sie werden nicht sichtbar. Sichtbar wird der Mob. Wie immer.
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Im Frankfurter Gallusviertel werden Häuser für Zuwanderer geräumt, erzählt mir eine gebrechliche ältere Dame. Nein, nicht von der Politik. Die letzten Weißen werden bespuckt, sobald sie den Hausflur betreten. Die ethnische Säuberung einer altgewordenen Gesellschaft durch unkontrollierte Zuwanderung beschleunigt sich. Die Betroffenen versuchen in noch halbwegs „weiße“ Stadtviertel umzuziehen, die Wohlhabenden ziehen sich in die Taunusvorstädte zurück, ehe sie auch dort durch neue Flüchtlingsheime eingeholt werden. Eine Gesellschaft desintegriert sich von einer Gegengesellschaft. Sie ist vor dem auf der Flucht, was sie selbst gefordert und für die sie die Warner dieser Zustände jahrelang diffamiert und beschimpft hat.
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In Frankfurt treffen die Anhänger der neuen Sahra Wagenknecht-Partei auf Michael Ballweg, den „gefährlichsten Mann Deutschlands“ (DIE ZEIT), der neun Monate in U-haft weggesperrt wurde, weil er Corona-Proteste organisiert hat. Einen Ballweg, der aber fröhlich daherkommt: er musste freigelassen werden, ohne juristischen Makel auf seinem Shirt mit dem Aufdruck „staatlich geprüfter Querdenker“. Er lacht über Parteigründungen, die Neuen werden schnell wie die Alten, die staatlich gefüllten Tröge korrumpieren. Ulrike Guérot, die ihren Job als Professorin an der Uni Bonn verlor, weil sie für Verhandlungen mit Putin plädiert hat, weswegen man ganz plötzlich ein vermurkstes Zitat in einem ihrer älteren Bücher gefunden und zum Anlass der Kündigung genommen hat. Sie lädt ein zur Friedensdemo auf der Hofgartenwiese; in der Übergangsphase Helmut Schmidt zu Helmut Kohl haben da immer wieder 100.000 gegen die Wiederaufrüstung demonstriert. Aktivisten suchen nach Ansatzpunkten, aber klar ist auch: Gegen die anwachsende, immer mächtiger werdende muslimische Einwanderung sind die Gesten der 70er wirkungslos. Werden nicht wahrgenommen.
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Hat Oskar Lafontaine doch recht, wenn er sagt, dass die Deutschen jeden Irrsinn bis zum Ende mitmachen? Allerdings wird dieser hier nicht korrigierbar sein. Das islamische Deutschland wird nicht mit dem wirtschaftlich prosperierenden Land vergleichbar sein, dem früher liberalen, demokratischen. Alles soll jetzt Gaza werden, die Bilder auf den Straßen sind Realität.
Diese Gesellschaft lebte von Werten, die sie nicht verteidigt.