Liebe Steffi, lieber Max,
was sollt ihr mit dem Taschengeld machen, das ihr für Weihnachten bekommt? Alles sofort ausgeben oder sparen?
Noch vor 2 Jahren war die Antwort einfach: Ein Teil auf das Sparkonto. Da erhält man dann Zinsen. Im Lauf der Jahre wurden es immer mehr. Konnte man ja gut gebrauchen, später mal.
Warum es Zinsen gibt
Zinsen erhält man, weil die Bank das Geld verleiht. Sie gibt das Geld an Menschen, die sich eine Wohnung kaufen. Oder an Unternehmer, die das Geld in Maschinen investieren. Für das Ausleihen zahlen die Zinsen, und das sind die, die dann wieder auf Eurem Sparbuch landen.
Wer Geld spart, kriegt Zinsen, wer Geld leiht, zahlt dafür. Das ist wie mit einem Baum: Der wächst jedes Jahr und wird dicker und damit wertvoller – dieser Zuwachs ist der Zins. Und wir leihen dem Waldbauer Geld, damit er Bäume pflanzen und uns dafür Zinsen zahlen kann. Geld kriegt eben doch Junge, wenn die einen auf etwas verzichten, und andere deshalb damit arbeiten können.
Aber heute gibt es praktisch keine Zinsen mehr.
Wir sollen das Geld sofort auf den Kopf hauen, für irgend etwas. Wenn wir jetzt alle unser Geld sofort ausgeben und einkaufen, springt die Wirtschaft an, werden Arbeitsplätze geschaffen – und so kommt alles wieder in Ordnung. Wir ziehen uns gewissermaßen am eigenen Geldbeutel aus dem Sumpf. Darauf hofft Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, die den Euro macht und managed. Sparen soll sich nicht mehr lohnen, das ist sein Plan. Das ist zwar alles irgendwie komisch. Denn in Deutschland läuft die Wirtschaft, und in Griechenland läuft sie nicht. Warum kriegen also die Deutschen keine Zinsen? Das ist das Problem des Euro. Es ist eine Währung für Alle. Und was für die Einen gut ist, ist für die Anderen grundfalsch. Und deshalb müssten eigentlich in Deutschland die Zinsen steigen.
Das ist auch der Grund, warum die Draghi-Politik nicht greift. Jetzt macht er es wie ein Medizinmann: Hilft ein Zaubertrank nicht, muss man nur mehr davon trinken. Weil die Zinssenkungen nicht helfen, werden die Zinsen eben noch weiter gesenkt. Ziemlich komisch. Aber es ist so.
Strafen für Sparer
Das geht sogar so weit: Wer dem deutschen Finanzminister Geld leiht, kriegt weniger raus, als er reingibt. Das ist ehrlich gesagt: bescheuert. Denn es bestraft, was eigentlich eine Tugend ist: Vorsorgen, für die Zukunft planen, Unabhängigkeit als Ziel verfolgen. Jetzt ist der Sparer der Dumme.
Warum macht man so was? Warum schenken viele Schäuble Geld?
Dabei handelt es sich sogar um viel Geld, sehr viel Geld. Es wird gespart – zum Beispiel für die Renten oder für das Alter. Den Alters-Versicherungen oder Banken und großen Unternehmen bleibt oft gar nichts anders übrig, als dieses viele Geld vorübergehend anzulegen, irgendwie. Und der deutsche Finanzminister gilt als vertrauenswürdig. Also zahlen sie lieber, dass ihr Schotter bei dem vorübergehend liegen darf und wenigstens sicher ist. Denn so richtig glaubt keiner, dass die Banken gesund sind. Geht eine Bank pleite, dann wäre das gesamte Geld futsch. Also lieber was zahlen, wie auf einem bewachten Parktplatz.
Da lacht dann selbst unser Finanzminister, weil er sich Zinsen spart, die er früher hätte bezahlen müssen. Mindestens 85 Milliarden hat er so in den vergangenen Jahren eingespart, ohne dass er wirklich gespart hat. Denn die Dummen sind natürlich die Menschen, die gespart haben. Sparen wird bestraft.
Das ist eigentlich unvernünftig. Aber unser Geldwesen ist gerade in der Krise. Die Europäische Zentralbank, also die, die den Euro macht und verwaltet, will alle Finanzminister fröhlich machen. Das ist der eigentlich Grund, den sie natürlich nicht sagt.
Ihr geheimes Geheimrezept: Nur weil die Zinsen so niedrig sind oder sogar negativ, können die Finanzminister überhaupt noch die vielen Schulden bezahlen, die sie immer wieder neu machen. Die Sparer zahlen für die Schulden der Regierungen. Das steckt dahinter. Nun gibt es Manche, die wollen noch mehr Schulden machen. Weil sie den Menschen nicht gönnen, was sie sich erarbeitet haben. Die Menschen sollen nicht nur hohe Steuern zahlen, sondern auch für ihr Erspartes bestraft werden. Deshalb unterstützen die Sozialisten Draghi. Noch mehr für den Staat, noch weniger für die Menschen, die arbeiten.
Geht die Draghi-Rechnung auf?
Viele fürchten, dass die Draghi-Rechnung nicht aufgeht. Weil der Euro so nicht funktioniert. Weil Draghi rücksichtslos handelt, um bei den Finanzministern beliebt zu sein. Weil seine Geldpolitik nicht mehr unabhängig ist, sondern von den Regierungen gesteuert wird – und die interessieren sich nicht für Sparer. Weil viele Menschen jetzt noch mehr Angst kriegen und noch mehr sparen. Andere deshalb zu teure Häuser kaufen oder irgend welche blödsinnigen Dinge. Wenn es keine Zinsen mehr gibt, fehlt auch der Maßstab, um sinnvolle von nicht-sinvollen Investitionsvorhaben zu unterscheiden. Aber es geht sogar noch weiter. Denn eigentlich darf Draghi gar keine solchen komischen Deals machen, sagen viele, wie der Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann. Draghi soll lieber dafür sorgen, dass der Euro stabil ist – also nicht an Wert verliert und dass es ordentliche Zinsen gibt.
Gutes Geld ist Geld, das man versteht und dem man vertraut. Davon haben wir zu wenig, auch wenn viel auf dem Konto liegt.