Es sind dies die Tage der Weihnachtsgeschichte. Heute würde man zu der Erzählung von der beschwerlichen Reise nach Bethlehem, der Geburt in Stall, dem Kind in der Krippe, von den Hirten bis zu den Heiligen Drei Königen besser sagen: Es ist ein Narrativ.
Denn Narrative haben wenig mit der Realität zu tun. Es sind Erfindungen oder zumindest Übertreibungen, die mehr verbergen als offenbaren, etwa wenn vom „Bienensterben“ die Rede ist, obwohl die Zahl der Völker zunimmt. Narrative werden gerne von Lobbyisten erfunden wie einst der Weihnachtsmann, eine Schöpfung von Coca Cola und sie werden von leichtgläubigen Medien transportiert. Wir werden eingelullt von verführerischen Worten, die sich ihre eigene Wirklichkeit erschaffen: So ist die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen stolz darauf, dass die Vereinten Nationen beim Zwei-Grad-Ziel „in vorbildlicher Weise ihre Macht genutzt“ hätten, ein „Narrativ zu bilden, das nun … seine Dynamik entfalten“ könne.
Narrative leben von der Umdeutung der Wirklichkeit; das ist mühsam, und man braucht die Unterstützung von möglichst vielen Medien. Derzeit bemüht sich die Bundesregierung, den UN-Migrationspakt, der unzweifelhaft verpflichtende Elemente beinhaltet, umzudeuten: Er sei für Deutschland nicht gültig, nur für andere, und solle Migration verhindern statt befördern: Dabei sei Migration immer schon zum Vorteil aller Beteiligten gewesen. Narrative leben von Behauptungen und deren ständigen Wiederholung als Beweisführung, weshalb der Migrationspakt sogar die Verpflichtung beinhaltet, kritische Medien möglich zum Schweigen zu bringen. Nichts darf den Weihnachtsfrieden der einhelligen Meinung stören.
So können Narrative zu Glaubenssätzen werden, Glauben heißt dann: Nicht wissen und doch den Lehren folgen. In Demokratien ist das Gefährlich. Denn sie lebt vom Zweifel, vom Diskurs, sogar vom Streit und Widerspruch. Nur so gelingen Anpassung und Neuerfindung, nur so entsteht Fortschritt. Narrative können die Einsicht in Fakten blockieren, und deshalb ist Medienvielfalt so wichtig.
Wer die Medien besitzt, kann Narrative ständig wiederholen und beherrscht die Meinung. Denn gefährlich wird es, wenn die Wahrheit durchsickert. Das erlebt die Bundesregierung im Fall der Lügen von Chemnitz. Angeblich wurden in dieser Stadt arme Flüchtlinge von bösen, weißen deutschen Wutbürgern gehetzt, es soll zu Pogromen und rassistischen Verbrechen gekommen sein. Ein 19sekündiges Video ist das Beweisstück, immer wieder gezeigt, immer wieder gesendet, immer aufs Neue angeführt. Damit wurde die Entlassung eines Geheimdienstchefs begründet, der dem Narrativ nicht folgte, sondern seinem Dienstauftrag zur Wahrheitsermittlung. Tichys Einblick hat die Frau gefunden, die das Video gedreht hat. Nichts ist dran an Pogromen und Hetze. Wenn Narrative durchgesetzt werden, stirbt die Wahrheit. Und wenn es sein muss, wird eben eine ganze Stadt verleumdet. Das Narrativ muss verteidigt werden.
Es gibt immer wieder neue Narrative, die an die Stelle der alten treten sollen.
In den USA wird statt „Happy Christmas“ neuerdings „Happy Hollidays“ auf die früheren Weihnachtskarten gedruckt. Ein altes Narrativ wird durch ein Neues ersetzt: Das neue Narrativ setzt auf die angebliche Überlegenheit einer Gesellschaft, die Tradition und Kultur aufgibt um nur ja nirgends anzuecken, besonders nicht an einer bestimmten Ecke. Es ist das seltsame Narrativ, dass man sich einer anderen, fremden Religion anpassen soll, die angeblich friedlich ist. Seltsamerweise ist sie aber bereit, ihre Tugendhaftigkeit mit Gewalt durchzusetzen, worüber es aber besser sein soll, zu schweigen und das eigene Narrativ zu verschweigen.
Dabei ist die Weihnachtsgeschichte eine wunderbare Erzählung. Sie beinhaltet den Satz „Friede den Menschen auf Erden“.
Vielleicht sollten wir doch daran festhalten.