Streichen wir einfach den „Schock“, den unsere so leicht zu erschreckende Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen empfunden hat. Trocknen wir die Tränen der ARD-Kommentatoren, weil ihre Hillary nicht gewonnen hat und vergessen wir das ZDF, das noch während der ersten Ansprache des neuen US-Präsidenten Donald Trump von Neuauszählung und Wahlrechtsänderung faselt.
Betrachtung der Wirklichkeit
Politik beginnt bekanntlich mit der Betrachtung der Wirklichkeit. Nehmen wir es als Fakt, dass Donald Trump am 20. Januar 2017 als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt wird. Er ist der mächtigste Mann der Welt – der Mann, der über ein atomares Zerstörungspotential verfügt, den Planeten mehrfach zu zertrümmern; der Mann, hinter dem ein Viertel der Weltwirtschaft steht; der Mann, dessen Geheimdienste weltweit jedes Wort mithören können; und er ist der Mann, der den amerikanischen Traum personifiziert: Dass du es in der Hand hast, dass Freiheit der universelle Wert ist. Und er ist der Maßstab, an dem sich Politiker weltweit ausrichten – in der Zustimmung wie in der Ablehnung. Liebe und Hass werden in Trump-Graden gemessen.
Er mag einem gefallen oder nicht. Er ist es. Vor allem: die Amerikaner haben gewählt. Das verdient Respekt. So wie sie wollen, dürfen sie wählen, nicht wie Berlin es sich so vorstellt. Aus Brüssel meldet ein ARD-Korrespondent „Entrüstung“ über das Wahlergebnis. Gut, das versteht man: Demokratisch ist Brüssel nur in Spurenelementen und Wahlen kennt es gar nicht. Aber andere wollen eben ihre Regierung selber wählen, und nicht gewählt kriegen wie die Europäer.
Aber wie gehen wir mit der Wahl um?
Außenminister Frank-Walter Steinmeier faselt von einem „Hassprediger“, weitere Details ersparen wir uns. Das einzige, was uns Steinmeier damit mitteilt ist: Er ist nicht als Bundesaußenminister geeignet. Diplomaten gehen mit der Lage um, wie sie ist. Nicht wie sie sich die Welt vorstellen. Wer sich so anstellt, ist – schon gar nicht als Bundespräsident geeignet. Steinmeier will jetzt mit seinen europäischen Kollegen über die Lage reden. Vermutlich gibt es etwas Ärger. Da ist die Fraktion der trotzigen Steinmeiers, und die Fraktion der Osteuropäer, der Polen, Tschechen, Ungarn, Litauer, Esten und noch ein paar. Sie wissen: Trotziges Füße-Aufstampfen hilft jetzt nicht. Denn ihre Freiheit vor Putin können Steinmeier und seine Truppen-Ursel nicht verteidigen mit ihrem Bundeswehrle, deren Panzer nicht schiessen, deren Tornados nicht fliegen und deren Soldaten es nicht gibt, während sich die Ministerin um Kitas kümmert und Transgender-Soldaten.
Trump wird Europa spalten, ohne sich damit überhaupt zu befassen. Denn Europa spaltet sich selbst: in Realisten und Trotzköpfchen.
Trotzköpfchen-Politiker Gabriel und Merkel
Zur Trotzköpfchen-Fraktion zählt unbedingt der SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Bastelt die Verschwörungstheorie von einer „autoritären und chauvinistischen Internationale“, einer finsteren Macht, die die schlechte Vergangenheit wieder herstellen wolle. Großartig, wir sehen Sigmar Gabriel beflissen seine Wörter essen, wenn er Beamte der US-Handelsbehörde darum bittet, doch noch ein paar Autos aus Germany ins Land zu lassen. Übrigens haben wir Gabriel nicht kritisch sprechen hören bei seinem Besuch kürzlich in Teheran. Da regieren islamistische Fundamentalisten, die Millionen von Bürgern auf dem Gewissen haben, Kriege, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und im übrigen Atomwaffen basteln. Dazu kein Wort von Gabriel, auch nicht von der bestehenden Drohung von Mullahs, dass sie Israel vernichten wollen, oder in der bildreichen Sprache der Islamisten: „Ins Meer treiben.“
Ach, sind das die wahren Freunde? Und wir würden Angela Merkel gerne hören, wenn sie bei ihrem Flüchtlings-Dealer Erdogan wie von Trump „Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde jedes einzelnen Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung“ einfordert.
Sagt mal, Politiker, habt ihr einen an der Klatsche? Politik beginnt mit dem Anschauen der Wirklichkeit. Wie oben beschrieben.
Deutsche Politik hat endgültig das Niveau des Juso-Unterbezirks Südbayern erreicht. Dort gibt es drei Spinner, die vermessen die Welt. In Berlin sind es ein paar mehr.
Mildernde Umstände: Journalisten sind noch schlimmer
Die einzigen mildernden Umstände, die Berliner Politik erfährt, ist, dass Journalisten mindestens noch peinlicher sind, und das ist eine tolle Leistung.
Caren Miosga erklärte noch im Oktober 2016 in den Tagesthemen, Trumps gesamte Strategie bestehe darin, „schamlos und verächtlich zu sein“. Glücklicherweise sehe es „gar nicht mehr danach aus“, als könnte dieser „möglicherweise Größenwahnsinnige“ je „die Geschicke des noch immer mächtigsten Landes der Welt leiten“.
Er tut es, Frau Miosga, und übrigens: Auch heute ist die Sonne wieder aufgegangen, leider gibt es abends wieder Tagesthemen mit immer neuen Fehlprognosen.
Eine ruhige Stimme journalistischer Abgewogenheit wie im – als linksliberal geltenden – STANDARD findet sich in Wien, nicht Berlin: „Was nun benötigt wird, ist keine Fortsetzung des Alarmismus und der Untergangsprophezie, sondern eine nüchterne, lösungsorientierte Politik.“
Aber auch in Wien lässt sich die dortige BILD, die Kronenzeitung (siehe Titel-Collage) die Panik-Sensation vom Mann am Atomknopf als Titel-Reisser nicht entgehen und BILDblog transportiert den Mist auf Twitter.
Die Zeit lehrt Amerikaner „die Kunst des Widerstands“
Das Beste aber liefert, wie könnte es anders sein, DIE ZEIT, respektive ihr Online-Ablegerchen. Sie bietet uns folgendes an: „Wie Trump bekämpft werden kann –
Die Amerikaner müssen die Kunst des Widerstands lernen: 10 Maßnahmen, die jetzt wichtig sind.“
Was folgt, ist erkennbar: Grüßen Sie ihren Nachbarn nicht mehr, wenn er anderer Meinung ist als sie, und Journalismus muss sich ändern:
„Zeitungen müssen aufhören, Lügen kommentarlos wiederzugeben, oder bei Themen wie dem Klimawandel jeweils eine Meinung von Wissenschaftlern und Leugnern einzuholen. Zwischen einem Möchtegern-Tyrannen und der demokratischen Opposition gibt es keine neutrale Position. Jeder, der in der heutigen Situation die vorgeblich unparteiischen Konventionen des alten amerikanischen Journalismus weitertreibt, schaufelt an seinem eigenen Grab.“
Liebe ZEIT, Du musst Dich nicht ändern. Unparteiisch bist Du schon lange nicht mehr; und die Konventionen des fairen Journalismus finden wir vermutlich nur noch auf dem Grabstein Deiner Gründer und von Helmut Schmidt.