Tichys Einblick
Elon Musk: "Shame on ZDF Info!"

ZDF-Sendung über Teslas Gigafactory in Grünheide empört nicht nur Elon Musk

Mit einer Doku über Teslas neue Fabrik in Brandenburg und eine vermeintliche Öko-Katastrophe bringt das ZDF nicht nur Elon Musk selbst gegen sich auf. Die Einseitigkeit und mangelnde Begründung der Vorwürfe sorgen auch in den sozialen Netzen für Kritik am Staatssender.

Getty Images | Screenprint: ZDF

Jede Menge Propaganda, ein anständiger Shitstorm und ein geleerter Twitterkanal – das ist das Resultat eines ZDF-Films über den Bau von Teslas neuer Gigafactory in Grünheide bei Berlin. Frontal21 (»Turbo, Tempo, Tesla – Elon Musk in Brandenburg«) hatte versucht, eine gigantische ökologische Katastrophe als Folge des Fabrikbaues an die Wand zu malen, sich dabei ziemlich verhoben und sieht sich auf Youtube wiederum heftiger Kritik wie dieser ausgesetzt: »ZDF, ihr seit so verlogen das gibt es garnicht! Das ist ja pure Hetze gegen Tesla!«

Erst geht es um »den Wald«, der dafür gerodet werden muss. Es handelt sich um eine Kiefernplantage, ursprünglich noch zu DDR-Zeiten zur Pappeproduktion angelegt, die erntereif ist. Aus ökologischer Sicht ist solch ein Wald nicht wertvoll. Schon vor Jahren wollte BMW hier eine Fabrik errichten, zog sich dann allerdings zurück und baute die Fabrik in Leipzig.

Für die neue Tesla-Fabrik wurde Wald abgeholzt, dabei wurden sogar Ameisenhaufen fachmännisch versetzt, Bäume erst dann gerodet, als auch der letzte brütende Vogel den Baum verlassen hatte. Im ZDF-Film heißt es aber nur: »In der Nacht beginnt die Rodung des Waldes.«

Es geht zunächst um den Wasserverbrauch, der den Bewohnern das Trinkwasser abgrabe. Die Autoren haben André Bähler gefunden, den Verbandsvorsteher des Wasserverbandes Strausberg-Erker. Der beklagt, dass auf dem Trinkwasserschutzgebiet ein Industriegebiet gebaut werden darf.

Bedeutungsschwanger sagt die Sprecherin: »In der Region haben viele Menschen Angst um ihre Region – und um ihr Wasser.« Ein Mann malt vor der Kamera Schreckensszenarien aus, eine Automobilfabrik sei mit so vielen Schadstoffen verbunden: Lack, Batterieherstellung, Metallverarbeitung.

Nun, eine moderne Autofabrik funktioniert allerdings nicht mehr wie früher eine Trabi-Produktion. Da fließen weder Öl, noch Lack, noch Schmierstoffe mehr ins Erdreich und können somit auch nicht ins Grundwasser kommen. Das in Zeiten von Umweltschutzgesetzen, die das Sammeln eines jeden Tröpfchens Öl detailliert regeln, zu verschweigen, zeugt schon von grober Verschiebung des Blickwinkels. In Städten wie München oder Stuttgart bauen Autohersteller schon lange Autos und haben geschlossene Kreisläufe entwickelt, bei denen Wasser kaum mehr »verbraucht«, sondern recycelt wird. Pulverlackierungen sollen den Wasserverbrauch weiter reduzieren.

Die Autorin hat vermutlich lange unter den großenteils dem Bau zustimmenden Anwohnern der Region gesucht und Frührentnerin Trixi Hundertmark gefunden. Die soll laut Sprechertext eigens wegen der Natur in die Nähe gezogen sein und denkt vor der Kamera, dass eine »ökologische Katastrophe« bewusst herbeigeführt werde. Wald gibt es allerdings immer noch, in der Nähe der Tesla-Fabrik befindet sich ein Industriegelände mit Lagerhallen einer Lebensmittelkette und Speditionen.

Sie will sich das nicht gefallen lassen, so die Sprecherin weiter. Gerade in Brandenburg, das von Dürre und Bränden besonders betroffen sei, eine E-Auto-Fabrik zu bauen, sei unvorstellbar. Dicht daneben allerdings ist der Spreewald mit Seen und vielen Kanälen angesiedelt.

Die Reporterin fragt: »Glauben Sie, dass Sie den Kampf gewinnen können?« Die Anwohnerin geht weinend ab.

Das ZDF filmt eine Demonstration von einem Dutzend Anwohnern mit Schildern »Raubbau an Natur und Grundwasser sofort stoppen!« Allerdings sträuben sich auch die Grünen überwiegend nicht gegen den Bau der Fabrik und das Abholzen der Bäume und haben schon leicht konsterniert geschaut, als NABU-Landesverbände und eine »Grüne Liga« gegen das wohl prominenteste ausländische Investitionsprojekt in Deutschland geklagt haben.

Im harschen preußischen Kommandoton befragt die ZDF-Autorin Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Bündnis90/Die Grünen). Der bügelt sie leicht lächelnd ab und betont, dass für den Produktionsbeginn genug Wasser da sei: »Kapazitätsgrenze heißt nicht, dass aktuell schon die Kapazitätsgrenze überschritten ist.« Genügend Wasser sei vorhanden. Dass Wasser ein limitierender Faktor für den Fabrikausbau sei, wisse auch Tesla, so der Landesumweltminister.

Elon Musk zeigt sich detailliert informiert. Er wird bei einer Besichtigung gezeigt, wie er auf Anwohner zugeht und mit ihnen redet.

Kennt er Dürreprobleme? Musk bekundet, er habe versucht, die Herausforderung mit dem Wasser zu verstehen. Diese Bäume würden nicht wachsen, gäbe es kein Wasser. Musk lachend: »Wir sind ja nicht in der Wüste!« Die kennt er vermutlich besser als die Brandenburger. In den USA hat er eine Fabrik in die Wüste gebaut und weiß, was es heißt, eine Wasserversorgung sicherzustellen. Ob er die Bedeutung des Namens Grünheide kennt? Das klingt jedenfalls nach Wasser.
»Vielen Dank für Ihre hervorragende Arbeit an Giga Berlin!« Twittert Musk. Die ZDF-Reporterin muss sich von einem Zuschauer vorwerfen lassen, einen Tweet Musks willkürlich abgeschnitten zu haben.

»Felix« schreibt: »Bei Minute 13:12 blendet ihr die erste Hälfte eines Tweets von Elon Musk ein, die zweite Hälfte des Tweets wurde jedoch unkenntlich gemacht. Der Tweet würde in voller Länge lauten:

„Klingt, als müssten wir ein paar Dinge klären! Tesla wird nicht täglich so viel Nettowasser verbrauchen. Es ist vielleicht ein seltener Spitzenverbrauchsfall, aber kein alltägliches Ereignis. Außerdem ist dies kein natürlicher Wald – er wurde für die Verwendung als Pappe gepflanzt und nur ein kleiner Teil wird für GF4 verwendet.“

Warum genau wird hier der zweite Teil des Tweets einfach weggelassen? In der Dokumentation geht es doch auch um die Rodung des Waldgebiets und den Wasserverbrauch, also ist der zweite Teil definitiv nicht irrelevant für die Dokumentation. Wenn man nur den Teil eines Tweets einblendet, der die eigene Berichterstattung untermauert und den anderen Teil, der tatsächlich mal die andere Seite beleuchten würde, einfach zensiert, finde ich das höchst fragwürdig.«

Tesla hält die Medien lieber fern, behauptet die Sprecherin. Das ZDF zitiert Beamte, die sich über Zeitdruck beklagen und innerhalb einer bestimmten Zeit fertig werden müssen – natürlich nicht vor der Kamera. »Enge Termine, Zeitdruck für Mitarbeiter« klagt der Beamtensender. »Wir konfrontieren ihn mit den Sorgen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!« so die ZDF-Frau. Die Frage geht offensichtlich an den Falschen. Vogel lächelnd: »Wir lassen uns doch nicht von Äußerungen außerhalb des Geschäftsbereiches unter Druck setzen!«

Musk betont, dass die Arbeit bei Tesla »super Spaß« machen werde. Das bezweifelt im Film natürlich DGB-Chef Reiner Hoffmann und sieht seine Felle davonschwimmen. Denn Musk hat angekündigt: Er will keine Gewerkschaft in seiner Firma in Grünheide.

Das ZDF setzt dagegen: »Wir recherchieren in den USA und finden Mitarbeiter, die offen reden wollen.« Mutig der Anspruch. Twitterer »Markusdd« hat herausgefunden, dass die Mitarbeiter in den USA wegen Vorteilsnahme mit Zulieferern angeklagt seien. »Sketchy.«

Eine ehemalige Mitarbeiterin entdeckte laut ZDF ein Sicherheitsproblem. Der Sprechertext: »Sie wird rausgeschmissen.« Es ist immer sehr problematisch, solche Auseinandersetzungen in laufenden Verfahren zu beurteilen; sicherlich kann man sie nicht einfach einseitig als Zeugin contra Tesla heranziehen.

Aber erfreulich zu sehen, dass beim ZDF gespart werden muss. Für eine Recherchereise in die USA, um mit den Zeugen direkt zu sprechen und deren Glaubwürdigkeit und Aussagen einzuschätzen und gegenzuprüfen, war offenkundig kein Geld da. Es mussten Videogespräche tun, in denen irgendwelche Menschen irgendetwas erzählen. Erstaunlich, wen sich das ZDF als Kronzeugen heraussucht.

Twitterer »Markusdd5« ist Diplomingenieur, kennt sich gründlich mit dem Tesla-Projekt aus und ergänzt auf Twitter die ZDF-Informationen. Er weist unter anderem darauf hin: »Es wird häufig ungenau formuliert, die Fabrik stehe direkt auf einem Kern-Trinkwasserschutzgebiet. Das ist so nicht korrekt, wie man der Übersichtskarte des lokalen Wasserverbands WSE entnehmen kann«.

»Auch Tesla ignoriert diese Herausforderungen nicht. Es wurden umfangreiche Maßnahmen zur Wasserwiederaufbereitung eingeplant, um den Primärverbrauch zu senken und auch die angeschlossenen Klärwerke nicht zu überfordern. Weiterhin wird beispielsweise die Lackiererei auf modernste Anlagen vom Hersteller Geico Taiki-Sha setzen, die die eingesetzte Menge von Frischwasser erheblich reduzieren und auch generell mit weniger Material auskommen.«

Er bekommt daraufhin so viele Kommentare, dass er seinen Thread löscht: »Neben viel Zuspruch passierte das, was in solchen Fällen eben passiert: Man erhält Direktnachrichten mit Drohungen und Hassrede, man wird als “Musk-Fanboy” betitelt, es wird einem selbst Einseitigkeit vorgeworfen und vieles mehr. Ich hatte keine andere Wahl mehr, als den Thread und umliegende Diskussionen zu löschen, aus Selbstschutz. Selbst mit Blocken kam man nicht mehr hinterher. Es sei aber soviel gesagt: Wer sehr überzeugten Tesla-Fans Fanatismus vorwirft, der hat die Gegner noch nicht persönlich erlebt.«

»So. Ich habe meinen @Frontal21 Und @ZDF Thread zu Grünheide gelöscht genau wie alle DruKos und Nebenthreads dazu.«

»Ich bin erschüttert«, schreibt er, »was einem widerfährt, wenn man Fakten vorträgt. Glaubt doch, was ihr wollt, aber hört auf andere mit Hassrede und Drohungen zu überziehen.«

Sein Resümee: »Musk und Tesla sind genauso wenig heilig, wie der ÖRR ein Abonnement auf die Wahrheit hat. Leider hinterließ diese Doku aber den Eindruck, weil sorgfältig ein maximal negatives Bild gezeichnet wurde. Dabei ist nicht zu kritisieren, dass real existierende Probleme angesprochen wurden, sondern dass Gründe dafür und dagegen, sowie Abwägungen unter den Tisch fielen.«

Währenddessen spricht die ZDF-Frau neidvoll: »Das Vermögen Musks wuchs auf fast 160 Milliarden Dollar an.« Sie erklärt allerdings nicht, was das mit dem Trinkwasser in Grünheide zu tun hat.

Ein weiterer Zuschauer kommentiert auf Youtube: »Schön dass der Großteil der Menschen diesen unterirdischen Journalismus durchschaut haben.«

Elon Musk reagierte zwischenzeitlich selbst auf Twitter: »Wow, shame on ZDF info!« (»Schande über ZDF info!«)

Anzeige
Die mobile Version verlassen