Tichys Einblick
Kotau der Kommissarin

Wo ist die weibliche Islamkritik?

Golineh Atai sagt bitter-ironisch: Die verhüllte Europäerin ist allen Iranerinnen, die gegen die staatlich verordnete Zwangsverschleierung protestieren, eine ganz große Hilfe. Warum aber stellen sich die Gender-Ideologinnen an die Seite eines Islam und der Mullahs?

Meg Loveless poses in a Hijab booth on National Mosque open day at the Werribee Islamic Centre in the suburb of Hoppers Crossing in Melbourne, Australia

© Getty Images

Über die Gründe, weshalb ausgerechnet Frauen in der politischen Debatte um die Themen Islam und Einwanderung wahlweise schweigen, oder – was noch viel schlimmer erscheint – zu den größten Verteidigerinnen einer Einwanderung aus einem Kulturkreis gehören, der genuin von der Ungleichbehandlung zwischen Frau und Mann geprägt ist, wurde seit Beginn der Flüchtlingskrise vor zwei Jahren und spätestens nach den vielfachen sexuellen Übergriffen in der Kölner Silvesternacht immer wieder thematisiert. Letztlich läuft es hier wie bei vielen anderen Aspekten Umgangs mit den Herausforderungen einer mehrheitlich islamisch geprägten Einwanderung auf eine starke Vereinfachung und Schaffung von gegenseitigen Feindbildern hinaus, die einmal mehr einen Riss in die gesellschaftliche Debatte um den konservativen Islam ziehen und so wirklich lösungsorientierte Ansätze verhindern. Dabei ist es im Kampf „Genderideologinnen gegen erzkonservative Anti-Feministen“ einmal mehr die Durchschnittfrau, die auf der Strecke bleibt. Die Muslimin, die für mehr Freiheit kämpft, genauso wie die europäische Frau, die ihre Freiheit behalten möchte. Dass es die Durchschnittsfrau gerade in einer Zeit trifft, in der es abseits von ideologisch geführten Debatten, ein zunehmendes Maß an realen Gefahren und damit einhergehende Verunsicherungen für sie gibt, ist dabei besonders bitter.

Der Kampf für eine nicht zuletzt auch weibliche Islam- und Einwanderungskritik aus der Mitte der Gesellschaft ist mehr als nur zäh und manchmal zum Verzweifeln. Wer als Frau politischen oder konservative Ausprägungen des Islam und unkontrollierte Einwanderung aus dem islamischen Kulturkreis kritisiert, wird einerseits von linken Genderideologinnen zur persona non grata erklärt und erntet andererseits nicht selten Applaus aus einer Richtung, die man selbst nicht minder ablehnt als die kruden Texte von Judith Butler. Plötzlich ist man umgeben von antiquierten Rolemodels und einem nicht selten eklatanten Hass gegenüber allem, was nur im Ansatz emanzipatorisch und feministisch daherkommt, weil die Differenzierung zwischen einem Feminismus, der sich an realen Problemen der mangelnden Gleichberechtigung orientiert und den von der Realität völlig entfremdeten Gender-Studies mittlerweile fehlt.

Dabei zeigt nicht zuletzt die bemerkenswerte Debatte rund um einen in der letzten EMMA erschienenen Artikel zum Thema, dass eben jene Differenzierung bitter notwendig wäre. Dass es an der Zeit ist, eine klare Trennlinie zwischen Gender-Apologetinnen und wirklichen Feministinnen zu ziehen. Deutlich zu machen, dass es sehr wohl Frauen gibt, die sich kritisch mit den politischen Herausforderungen unserer Zeit befassen, während andere von der Realität entkoppelt ihr eigenes Süppchen kochen. Das Problem liegt hier, wie sie oft, nicht darin, dass es die kritischen Stimmen nicht gibt, sondern darin, wer staatlich und medial eine Bühne für seine Ansichten geboten bekommt und wer nicht.

Bezugnehmend auf die Kritik der Quasi-Anführerin der Gender-Studies und Burka-Fan, Judith Butler, am EMMA-Artikel „Gender Studies – Sargnagel des Feminismus?“ macht Autor Vojin Saša Vukadinović deutlich, was einigen schon länger klar war: Dass es sich bei den sogenannten Gender Studies um nichts anderes als eine Pseudo-Wissenschaft unter der Flagge des linken Hasses auf den Westen und um kulturellem Egalitarismus handelt, die seit ihrem Bestehen keine einzige Veröffentlichung von nennenswerter Wichtigkeit zustande gebracht hat. Dennoch – und das ist eigentlich Erschreckende – wird den Vertreterinnen dieser, als Wissenschaft getarnten totalitären Ideologie und solchen, die sie zumindest für ihre Ziele zu nutzen wissen, medial und politisch in Deutschland der rote Teppich ausgerollt. So erhielt Butler, die die Terrororganisationen Hisbollah und Hamas einmal als „progressiv“ und „Teil der globalen Linken“ bezeichnete, 2012 u.a. den Adorno-Preis. Ohnehin gilt alles Westliche im antiimperialistischen Kampf Butlers per se als böse. Alles nicht Westliche hingegen wird geradezu glorifiziert. Die Burka, so Butler, sei eine „Übung in Bescheidenheit und Stolz“. Sie symbolisiere „Schutz vor Scham“.

Butlers deutsche Nacheiferinnen werden ebenso wohlwollend unterstützt. Immerhin waren es nicht die durchaus existierenden Islamkritikerinnen hierzulande, die staatliche und mediale Unterstützung für die kritische Analyse der Geschehnisse bekamen. Es waren Anne Wizorek und die bekannte Kopftuch-„Feministin“, Kübra Gümüsay, samt einiger Mitstreiterinnen, die unmittelbar nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015/16 eine von den Öffentlich-Rechtlichen gestützte Kampagne mit dem Namen #ausnahmslos ins Leben riefen, deren einziges Ziel darin bestand, deutlich zu machen, dass es keine kulturell intendierte Gewalt an Frauen, sondern lediglich eine von Religion und Kultur vollkommen unabhängige Männergewalt. Als Beispiel diente bekanntermaßen das Münchner Oktoberfest, auch wenn sich im Nachhinein herausstellte, dass man dabei auf kaum valide Zahlen zurückgriff, sondern lediglich über eine Dunkelziffer spekulierte.

https://twitter.com/onenewssource/status/894286011575877632

Auch sonst bilden junge Kopftuch-Aktivistinnen, die uns darüber aufklären, dass das Tuch auf ihrem Kopf eigentlich Symbol der Freiheit und Selbstbestimmung der Frau ist, mittlerweile eine feste Größe in den Öffentlich-Rechtlichen Talkshows, als Referentinnen auf sogenannten „Conventions“ wie der re:publica und geschätzte Diskutantinnen an der Seite ranghoher Politiker. Wer sich nicht wie Alice Schwarzer über Jahrzehnte einen Namen und um die Emanzipation der Frau verdient gemacht hat oder zumindest über einen Migrationshintergrund verfügt, der die ausgeübte Kritik nicht ganz so politisch inkorrekt aussehen lässt, ist raus aus der Diskussion. Die Durchschnittsfrau, deren Lebensrealität sich in immer stärkerem Maße auch hierzulande verändert, findet medial und politisch kein Gehör und wird mit ihrer zunehmenden Verunsicherung und ihren negativen Erfahrungen allein gelassen.

Auch hier gilt, dass die Angst von Politik, Medien und Teilen der Gesellschaft, sich politisch inkorrekt zu verhalten, das fast schon wahnhafte Bestreben bloß keine Minderheit (vor allem jene, die am lautesten krakeelen) zu diskriminieren und die infolge dessen seit Jahrzehnte stattfindende Anbiederung an Gruppen, die uns wie die Gender Studies noch den größten Unsinn als Wahrheit verkaufen, dafür gesorgt hat, dass der Blick für das Wesentliche, die realen gesellschaftlichen Probleme abhanden gekommen ist. Dass Menschen, die diese Probleme und ihre Sorgen benennen, entweder diffamiert und ins soziale Abseits manövriert oder schlicht wegignoriert werden. Dabei wäre es schon ein Anfang, wenn man sich einmal anschaut, welchen Gruppierungen und Personen man sich da eigentlich anbiedert.

Es ist bekanntermaßen (zurecht) verpönt und als zutiefst antifeministisch deklariert, das Engagement von Frauen für die ein oder andere Sache aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes auf- oder – was viel öfter geschieht – abzuwerten. Es trifft sowohl die optisch attraktive Frau, die „sich lieber um ihr Aussehen kümmern soll“, genauso wie die nicht ganz so attraktive Frau, „die doch nur neidisch und frustriert ist“. Es ist zuvorderst, aber nicht nur, ein Instrument der Abwertung, wie es von Männern und hier insbesondere im politischen Diskurs verwendet wird. Und dennoch sind es speziell – und das ist das Ärgerliche – gerade jene Gender-Apologetinnen von Judith Butler über ihre deutschen Nacheiferinnen Sabine Hark, Gabriele Dietze bis hin zu Lann Hornscheidt, die offensichtlich genau dieses harte Klischee bestätigen und für eine Verunglimpfung des Feminismus und seiner Absichten sorgen, die er nicht verdient hat. Die  basierend auf eigenen erlebten Traumata in einer Gesellschaft der optischen Reize eine Ideologie des linken Hasses auf den „bösen Westen“ und seine „weißen Männer“ entwickelt haben, die das gesellschaftliche Leben und die liberale Demokratie mittlerweile derart mit Denk- und Sprechtabus drangsaliert, dass ihr mit sofortiger Wirkung die gesellschaftliche Bühne entzogen gehört, bevor sie weiteren Schaden anrichtet und die Lösung realer Probleme im Verhältnis zwischen Frau und Mann und hier speziell in Fragen des Islams und der Einwanderung blockiert. Der Schaden für den Feminismus, der zunehmend weder wahr- noch ernst genommen wird, ist schlimm. Der Schaden für die Gesellschaft ist es umso mehr – zeigt sich doch hier einmal mehr der fatale Schulterschluss zwischen Anhängern des konservativen Islams und linken Ideologen, die gemeinsam angetreten sind, die westliche Freiheit zu untergraben.

Denn nein, das Kopftuch und erst recht die Vollverschleierung sind keine Symbole der Freiheit und sexuellen Übergriffe auf Frauen, wie sie in bestimmter Form auch hierzulande in den letzten zwei Jahren vermehrt auftreten, sondern vor allem kulturell bedingt. Der Islam ist auf dem besten Wege, seine gestörte Sexualmoral und all die aus ihr erwachsenden Gefahren für Frieden, gesellschaftliche Stabilität und Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann in Europa zu importieren. Während Asylbewerber in der Kölner Silvesternacht Übergriffe auf Frauen veranstalten, bestimmen muslimische Jugendliche bereits jetzt an immer mehr Schulen, was „haram“ ist und was nicht. Nicht nur für immer mehr muslimische Mädchen erhöht sich dadurch der Druck, einen gewissen „Dresscode“ einzuhalten, sondern auch für deutsche Mädchen, die nicht als „Schlampe“ gelten wollen. Deutschrap aus der Feder junger Männer mit Migrationshintergrund bestätigt darüber hinaus dieses Frauenbild und wertet die freie und vor allem auch sexuell selbstbestimmte Frau weiter ab. Hunderttausende junge Männer lernen dadurch, dass eine Frau nur „Ehre“ besitzt, wenn sie nicht mit vielen Männern ins Bett springt. Während man sich auch hier in Europa mit einer in dieser Anzahl von weiblichen Genitalverstümmelungen und Kinderehen konfrontiert sieht, diskutieren Gender-„Wissenschaftlerinnen“ wie Daniele Hrzàn lieber darüber, ob es statt „Female Genital Mutilation“ nicht „Female Genital Cutting“ heißen sollte und statt  „Female Suicide Terrorism“ lieber „Female Suicide Bombing“, damit die politischen Ziele der Terroristen durch ihre mediale Darstellung nicht in den Hintergrund rücken. Und während Kübra Gümüsay und ihre Freundinnen des erzkonservativen Islams sich hierzulande zu Feministinnen stilisieren und stilisiert werden, kämpfen andernorts, wie aktuell in der Türkei, Frauen für das letzte Recht an Selbststimmung.

Dafür, eben keines dieser „Freiheitssymbole“ tragen zu müssen. Im Kampf gegen den Westen und den bösen alten weißen Mann ist eben kein Argument zu blöd. Weder die eigene offene Sympathie für den islamischen Terrorismus, noch die Anbiederung an den zutiefst frauenfeindlichen Islam ist einem zuwider, wenn es um Verfolgung der eigenen antiwestlichen, antiimperialistischen Ziele geht. Da hat sich seit der RAF nichts dran verändert. Gender- und Kopftuchfeministinnen? Nichts anderes als der ideologische Gipfel einer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft, die immer noch nicht bemerkt hat, dass sie sich diesen von der Realität vollkommen entkoppelten Luxus des gesellschaftlichen Schwachsinns für kurzhaarige Mannsweiber mit gefärbten Achselhaaren und islamische Wölfinnen im Schafspelz angesichts immer drängenderer real existierender Probleme längst nicht mehr leisten kann. Die angesichts von Zwangsverheiratungen, Ehrenmorden, Verstümmelungen bei muslimischen Frauen und zunehmenden sexuellen Übergriffen insbesondere auf europäische „Schlampen“ andere Probleme hat, als angeblich „sexistische Werbung“, wie von staatlich geförderten Erziehungs- und Bevormundungs-Anstalten wie Pinkstinks proklamiert.

Leidtragender ist nicht nur ein Feminismus, der sich im Kampf um Emanzipation verdient gemacht hat und jetzt angesichts falscher Prioritären und blinder Flecken der absoluten Lächerlichkeit preisgegeben wird, sondern vor allem auch die Durchschnittfrau, die mit all diesen realen Problemen völlig im Regen stehen gelassen wird. Deren einzige Verbündete im Kampf gegen den politischen Islam und unkontrollierte Masseneinwanderung aus zutiefst frauenverachtenden Gesellschaften oft nur jene Anti-Feministen sind, mit denen sie inhaltlich genauso wenig zu tun haben will.

Die Lösung von Problemen beginnt nach wie vor mit der Benennung ihrer Ursachen. Und so ist es dringend an der Zeit, jenen die Gefolgschaft zu entziehen, die sich einer Benennung nicht nur selbst verweigern, sondern sie auch gesellschaftlich blockieren.

https://twitter.com/AudreyPatriote/status/892576410249854976

Die mobile Version verlassen