Tichys Einblick
Ein Plädoyer für die Freiheit

Wie „Woke“ Planet und Demokratie ruinieren

Jedem, dem seine Freiheit am Herzen liegt, empfiehlt der Ex-Grüne Chris Veber, alle Politiker und Parteien zu meiden, deren Handeln “alternativlos” ist. Wer seine Ziele, vor allem aber die Mittel zu ihrer Erreichung außerhalb des Diskurses stellen will, ist ein Antidemokrat. Es gibt keine absoluten Wahrheiten. Aber es gibt immer Alternativen.

imago Images/MiS

Fakten sind das Narrativ der Rechten. Zumindest laut einem eifrigen Jungfunktionär der Österreichischen Grünen am Bundeskongress 2018, unwidersprochen im Beisein des heutigen Vizekanzlers Kogler und Gesundheitsministers Anschober. Es ging um das grüne Leib- und Magenthema, Migration.

Und damit wäre das woke Dilemma auch schön zusammengefasst. Wer woke ist, ist gut. Achtsam, antirassistisch, antikolonialistisch, gendersensibel. Rettet das Klima und Leben. Gegen Grenzen und für den Islam. Wer nicht woke ist, ist rechts. Im Sinne von weißer Mann, Nazi, Klimaleugner und Covidiot. Alle Aspekte der Wirklichkeit werden nach einem woken Raster sortiert. Jede Realität, die nicht zur woken Story passt, wird ignoriert und deren Erwähnung schärfstens sanktioniert. Das führt natürlich zu Problemen, vom Klima bis Corona.

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Bei Covid ist der woke Standpunkt: Corona ist eine Jahrhundertseuche, deren Besiegung jedes Opfer rechtfertigt. Denn jeder Covidtote ist einer zuviel. Die Gefährlichkeit von Covid wird von Experten von Drosten bis Lauterbach (ok, hauptsächlich von Drosten) bestätigt. Gegen Covid gibts zwei Mittel, den möglichst totalen lockdown und die Impfung. Jeder Abweichler ist ein Covidiot und rechts (siehe oben, weißer Mann Nazi). Es ist nur leider so, die Covidbekämpfung fordert durch unterlassene Prävention und verschobene Behandlungen sowie wirtschaftliche und soziale Verheerungen mehr Todesopfer als das Virus selbst.

Der Mensch als soziales Wesen ist nicht dauerhaft in Isolation zu halten. Nicht ohne die Gesellschaft zu zerstören. Ein global in menschlicher und tierischer Population zirkulierendes Virus ist nicht auszurotten. Die 100%ige Wirksamkeit von Impfungen kann, auch angesichts stetiger Mutationen, nicht garantiert werden. Dafür müsste angesichts der Durchimpfung einer gesunden und überwiegend nicht durch Covid gefährdeten Bevölkerung die Sicherheit der Impfstoffe im Rahmen des Möglichen gewährleistet werden. Auch für diese Sichtweise gibt´s Experten. Sie werden aber von den Medien großteils ignoriert und von der Politik nicht bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt.

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Frei nach Stalin, wichtig ist, wer die Experten auswählt. Und so lassen wir Menschen sterben, Hauptsache nicht an Covid. Wir zerstören unsere Wirtschaft und damit die Grundlage unseres Wohlstandes und der medizinischen Versorgung. Wir treiben unsere Kinder in die Depression. Ohne besonderen Grund. Wussten Sie, dass das definitiv unwoke Japan, eine dichtest besiedelte Insel mit einer überdurchschnittlich alten Bevölkerung, ohne lockdown auskommt? Und mit 8.566 Toten (per 14.03.21) weniger an/mit Covid Verstorbene aufweist als Österreich mit 8.856? Bei 126 Millionen Einwohnern.

Wussten Sie, dass die WHO das beliebte “Testen” ausschließlich als ein diagnostisches Hilfsmittel sieht, das ohne Krankheitsbild keinen “Covidfall” konstituiert ? Wussten Sie, dass in Deutschland laut RKI-Chef Wieler über 50% der Intensivpatienten (laut Bethanien Krankenhaus Berlin über 90%) Migrationshintergrund haben, bei einem Bevölkerungsanteil von unter 5%? Dies von Merkel und Spahn aber nicht thematisiert wurde, weil es “rassistisch” sei.

All diese Fakten sind Teil der Realität. Aber sie passen nicht zur woken Weltsicht. Also werden sie ignoriert und geleugnet. Was einen sinnvollen Umgang mit dem Virus verunmöglicht.

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Bei Klima und Umwelt ist es ähnlich. Woke, richtig und gut ist nur der Verzicht. In Deutschland wird in ersten Städten das Bauen von Einfamilienhäusern verboten. In Österreich hat der ehemalige grüne Wohnbaustadtrat Gerhard Fritz schon vor Jahren philosophiert, ein Mensch brauche nicht mehr als 40qm Wohnraum. Fleisch ist böse. Fliegen sowieso. Klimakrise, Flächenversiegelung und Artenrückgang lassen sich in mittelalterlich religiöser Manier nur durch Askese bekämpfen. Gleichzeitig treten die gleichen Menschen für möglichst viel Kindergeld (Kinderarmut bekämpfen!) und möglichst offene Grenzen (Wir haben Platz!) ein. Der einfache Fakt, dass ein mehr an Menschen auch ein mehr an Ressourcen verbraucht, wird bestritten.

Bevölkerungswachstum ist das einzig moralisch gute Wachstum. Das geht soweit, dass Huber Weiler-Auer, ein ehemaliger Sprecher der Tiroler Grünen, sogar die Aussage bezweifelte, wenn jedes Paar vier Kinder bekäme, würde das zu einer Verdoppelung der Bevölkerung binnen einer Generation führen. 2×2 darf nicht vier sein. Nicht, wenn es politisch nicht korrekt ist. Die Weltbevölkerung wird bis 2050 um ca 2.2 Milliarden Menschen wachsen. Das entspricht in etwa dem fünffachen der Bevölkerung der gesamten Europäischen Union. Alle diese Menschen werden Wohnraum, Nahrung und Energie benötigen. Mehr als die Hälfte dieses Wachstums wird in Afrika stattfinden. Gleichzeitig ist die Bevölkerungsdichte der EU mehr als doppelt so hoch wie die Afrikas.

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Wenn wir Europäer unseren CO2 Ausstoß und die Flächenversiegelung reduzieren wollen, ist ein weiteres Bevölkerungswachstum kontraproduktiv. Soweit die Realität. Als Unwoke sollten wir also erstens die Migration reduzieren, als jährliche maximale Migrationsquote böte sich die Kompensation des Geburtendefizits an. Solange dieses besteht, in Wien zum Beispiel gab´s 2020 aufgrund der Zuwanderung neuer Bevölkerungsgruppen einen Geburtenüberschuss von 1.799 Menschen. Zweitens sollte der Staat bei wachsender Bevölkerung seine finanziellen Zuwendungen ab dem dritten Kind einschränken. Wenn dies mit einer neunmonatigen Vorlaufzeit beschlossen wird und nur für zukünftige Geburten gültig ist, wäre kein schon geborenes Kind einer größeren Armutsgefährdung ausgesetzt.

Natürlich kann man den Standpunkt vertreten, Kinderreichtum sollte unlimitiert gefördert werden. Und Migration sei ein Menschenrecht, bei dem die Aufnahmegesellschaften kein Mitspracherecht haben. Aber dann führt dies, neben allen anderen Konsequenzen, erstens zum Zubetonieren von noch mehr Natur und zweitens zur Käfighaltung von Menschen. Im Endeffekt zur zubetonierten Käfighaltung. Darum hat der Club of Rome im Jahr 2016 eine Zahlung von 80.000 Dollar für Frauen vorgeschlagen, die kinderlos bleiben. Als raschestes Mittel, das weltweit den Planeten überfordernde Bevölkerungswachstum zu bremsen. Nebenbei erwähnt ist das Bevölkerungswachstum auch eine stetige Quelle neuer Infektionen. Je weiter der Mensch in die letzten Rückzugsräume der Natur vordringt, je eher wird er neuen Erregern begegnen.

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Aber nicht nur das Verweigern der Realität eint den woken Umgang mit Klima und Corona. Auch der demokratisch, genauer gesagt, der antidemokratische Zugang beim Setzen von “Maßnahmen” ist ident. “Das Virus verhandelt nicht”. Wohl wahr. Niemand verhandelt mit einem Virus. Aber wir sollten untereinander über dem Umgang mit demselben verhandeln. Wer als Politiker die Grundrechte wegen des “Covid-Notstands” aufgehoben hat, neigt dazu, den bewährten Mechanismus auch im Umgang mit dem “Klimanotstand” anzuwenden. Denn auch das Wetter verhandelt nicht. Und gewonnene Macht gibt man ungern zurück.

Nach Sichtweise von “Aktivisten” wie Thunberg und Neubauer ist die Demokratie sowieso nicht mehr das passende “System”, um zu Lösungen zu finden. Die (Er)Lösung kann allein die “Wissenschaft” bringen, deren unhinterfragbare Wahrheiten dann von woken politischen Führern festgestellt und umgesetzt werden. Drosten und Merkel locuta, causa finita. Dass das Wesen von Wissenschaft das Gegenteil des Bietens absoluter Wahrheiten ist, geschenkt. Dass wir damit das zwar mängelbehaftete, aber mir doch liebgewonnene demokratische System gegen eine Autokratie eintauschen, in der Grundrechte durch Privilegien ersetzt werden, geschenkt. Denn das Retten ist immer alternativlos.

Ich empfehle daher jedem, dem seine Freiheit am Herzen liegt (ich kanns nicht unpathetischer ausdrücken) alle Politiker und Parteien zu meiden, deren Handeln “alternativlos” ist. Wer seine Ziele, vor allem aber die Mittel zur Erreichung dieser Ziele, außerhalb des Diskurses stellen will, ist ein Antidemokrat. Es gibt keine absoluten Wahrheiten. Aber es gibt immer Alternativen.


Chris Veber, Ex-Philosoph, Ex-Grüner, Unternehmer, freier Journalist, Innsbruck

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