Vom 7. bis zum 10. November veranstaltete die Junge Union Limburg zusammen mit der JU Rheingau-Taunus eine gemeinsame Bildungsfahrt nach Berlin. Das Programm war straff gefüllt mit vielen Gesprächen in Ministerien und mit politischen Entscheidungsträgern. Am Freitagabend, bevor es zurück in die Heimat gehen sollte, wollten die jungen Leute noch ein wenig feiern und suchten sich dafür eine Kneipe in Moabit aus. Letzteres sollte sich als großer Fehler erweisen.
Denn am Montagmorgen startete der Berliner Tagesspiegel aus dem Dieter von Holtzbrinck-Konzern (DIE ZEIT, Handelsblatt) eine Kampagne gegen die Gruppe. Auf seinem privaten Twitter-Profil veröffentlichte Tagesspiegel- Mitarbeiter Alexander Fröhlich ein Video von besagtem Abend. In dem 15 Sekunden langen Mitschnitt sieht man, wie ein paar junge Leute das Westerwaldlied singen.
Das Westerwaldlied ist ein Volks- und Wanderlied, das weit über die Grenzen des Westerwaldes sehr beliebt ist. Es ist kein Wehrmachtslied, sondern eine Liebeserklärung an unsere Heimat. Nach Angaben des Heimatforschers Ulrich Meyer, Vorsitzender des Arbeitskreises Daadener Land, entstanden die Satzbausteine 1932 in einem Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Hierbei wurde sich an Bruchstücken von älteren Liedern aus dem 19. Jahrhundert orientiert. Text und Melodie wurden schließlich von Joseph Neuhäuser aus Oberbrechen (in meinem Wahlkreis) ausgefeilt. Bei dem Westerwaldlied handelt es sich um ein Lied, das inhaltlich vollkommen unverdächtig ist, dessen Textbausteine in Zeiten vor dem Nationalsozialismus entstanden sind.
Bei der Bundeswehr stand das Lied nach dem 2. Weltkrieg wegen seiner Verwendung bei der Wehrmacht zunächst auf dem Prüfstand, jedoch erfreute es sich schnell wieder einer hohen Beliebtheit. Der 4/4-Takt eignet sich hervorragend zum Marschieren, hierbei bieten die Pausen eine gute Gelegenheit für Pfiffe oder humoristische Zwischenrufe wie „Eukalyptusbonbon“ oder „Schmeißt den Spieß vom Fahrrad“. Das Westerwaldlied wurde nicht nur von Generationen von Bundeswehrsoldaten gesungen, sondern ist fester Bestandteil unserer Populärkultur. So schaffte es das Lied zum Beispiel in den Asterixband „Der Sohn des Asterix“.
Dort trällert die Amme dem Säugling zum Einschlafen das Westerwaldlied: „O DU SCHÖ-HÖ-HÖNER WÄ-HÄ-HESTERWALD, EUKALYPTUSBONUM… ÜBER DEINE HÖHEN PFEIFT DER WIND SO KALT… JEDOCH DER KLEINSTE SONNENSCHEIN… DRINGT TIEF INS HERZ HINEIN…“
Später wurde das Lied auch von Heino oder Micky Krause aufgenommen.
Das vom Tagesspiegel skandalisierte Video und dessen Inhalt sind absolut unverfänglich. Eine Handvoll junger Leute macht nichts anderes als die Amme im Asterixband, Heino, Mickie Krause oder Generationen von Westerwäldern („Wäller“).
Aber ein Skandal ist, was daraus gemacht wurde.
Eine Spurensuche
Wie kam das Video eigentlich ins Internet? Das ist nicht schwer herauszufinden. Es stammt von Mia Linda Alvizuri S., einer 26 Jahre alten Kunststudentin, die am Nachbartisch saß. Am Auftreten der Gruppe störte sie laut der Hessenschau vor allem eines: „dominantes weißes männliches Verhalten“. Aus diesem Grund habe sie die Gruppe gefilmt. Das gewählte „Gender-Aktivist*Innen“-Vokabular ist entlarvend und bedarf keiner weiteren politischen Einordnung.
Zur Dame möchte ich mich nicht weiter äußern. Die JUler haben sich in ihren Augen daneben benommen. Sie hätte die Gruppe entweder selbst zurecht weisen oder das Kneipenpersonal unterrichten sollen. Das hat sie beides nicht getan. Vielmehr steht sie am Anfang einer Rufmordkampagne. Sie hat gefilmt, wie ein paar junge Leute die erste Strophe des Westerwaldliedes singen und dies mit ein paar weiteren Anschuldigungen gespickt, die a) von niemandem belegt wurden und b) von der JU zurückgewiesen wurden. Wie das unerlaubte Filmen und ins Internetstellen in die Zeiten von DSGVO passt, sollten die Anwälte klären. Jedenfalls spielte S. das Video dem Tagesspiegel zu und avancierte zur Kronzeugin in einem Eklat ohne Tat.
Mit einem provokanten „Na @JUBerlin“ blies der Tagesspiegel-Journalist Alexander Fröhlich auf Twitter zur digitalen Hetzjagd auf die Westerwälder Sänger. Wer von ihnen habe „bierselig, lauthals das bei Nazis/Reichswehr beliebte […] Westerwaldlied ‚gesungen‘“?
Wenig später lieferte sein Kollege Robert Kiesel die Antwort: „Mitglieder der JU Hessen, darunter der Chef der JU Limburg.“ Zu diesem Zeitpunkt wurde das Westerwaldlied von Fröhlich bereits mit dem Zusatz „braun“ versehen. Von Kiesel stammt der Tagesspiegel-Artikel „Empörung nach Wehrmachts-Eklat der Jungen Union“.
Das Tagesspiegel-Duo Fröhlich/Kiesel schoss sich infolge geradezu auf die JU ein. Die Berichterstattung strotzte dabei vor unbelegten Anschuldigungen, Halb- und Unwahrheiten. So formulierte Kiesel (vermutlich ganz bewusst unscharf), dass das Lied „1932 von Mitgliedern des späteren Reichsarbeitsdienstes“ gedichtet wurde, um die Entstehung des Liedes in einen NS-Kontext zu rücken.
Ein Detail wurde bei der „Berichterstattung“ unter den Tisch fallen gelassen: Die Gruppe, die das Westerwaldlied sang, bestand zu einem guten Teil aus Westerwäldern. Wenn man schon den Vorsitzenden der JU Limburg, Nils Josef Hofmann, mit vollem Namen an den Pranger stellt, hätte man dies auch erwähnen können, ja sogar müssen! Es ging in der Sache aber gar nicht um objektive Berichterstattung, sondern um Gesinnungsjournalismus.
Schauen wir uns die beiden Journalisten einmal etwas näher an: Robert Kiesel macht es uns leicht. Er schreibt nicht nur für den Tagesspiegel, sondern auch für den Vorwärts.
Der Vorwärts ist die Parteizeitung der SPD. Dass es sich bei Robert Kiesel vom Tagesspiegel um den Robert Kiesel vom Vorwärts handelt, erkennt man ganz leicht an der Verlinkung desselben Twitter-Profils. Dort bezeichnet er sich als „Tagesspiegel-Korrespondent für Berliner Landespolitik – sportlich, fair, auf Ballhöhe“. Von seiner Tätigkeit für die SPD schweigt er.
Im Gegensatz zu Kiesel tritt Alexander Fröhlich auf Twitter nicht so seriös auf. Das Banner seines Profils zeigt einen Waggon der Berliner S-Bahn. Der Wagen ist – bis auf die rote Tür – komplett schwarz zugeschmiert. Darauf steht in roter Farbe: „I SEE A RED DOOR AND I WANT TO PAINT IT BLACK!!!“.
Die Beseitigung solcher Graffitis kostete die Berliner Verkehrsgesellschaft BVG allein 2017 knapp drei Millionen Euro.
Bis Ende 2017 war er nach eigenen Angaben stellvertretender Chefredakteur bei der Tagesspiegel-Schwesterzeitung Potsdamer Neueste Nachrichten. In dieser Zeit arbeitete er eng mit Sören Kohlhuber zusammen.
Wer sich jetzt fragt „Sören, wer?“, dem sei Folgendes gesagt: Sören Kohlhuber ist ein linksextremer Journalist, der mit diffamierenden Anschuldigungen während des G20-Gipfels in Hamburg im Juli letzten Jahres eine – und diesmal tatsächliche – Hetzjagd auf eine Bloggerin und deren (vermeintliche) Begleiter startete. Es lag eine dramatische Verwechslung vor. So war beispielsweise ein Mann, nach dem die Antifa in den sozialen Medien eine Live-Fahndung veranstaltete, kein deutscher Neonazi, sondern ein amerikanischer Blogger, der von aufgehetzten „Rechtenjägern“ Prügel bezog, ohne verstehen zu können, warum. Wer sich in den Vorgang von Hamburg vertieft anschauen möchte, dem empfehle ich dieses Video.
Zusammen mit diesem Kohlhuber verfasste Fröhlich diverse Artikel für die Potsdamer Neuesten Nachrichten. 25 Artikel bekommt man angezeigt, wenn man im Suchfeld der Zeitung „Fröhlich Kohlhuber“ eingibt. Sie handeln allesamt vom Thema „Rechtsextremismus“.
Fröhlich und Kohlhuber schreiben Seite an Seite „gegen rechts“. Und „rechts“ das sind im „Wehrmachtseklat“ die JU und das Westerwälder Heimatlied. Sören Kohlhuber hat aus den dramatischen Ereignissen auf dem G20-Gipfel nichts gelernt.
Er hält Vorträge mit Titeln wie „Polizeistaat BRD?! Remilitarisierung und Faschisierung der Polizei im Kontext der Aufstandsbewältigung in Deutschland“. Seit dem G20-Gipfel im Juni 2017 in Hamburg setze der Staat „auf eine neue Eskalationsstufe“.
Seit der oben geschilderten Hetzjagd und der öffentlichen Verharmlosung linker Gewalt (u.a. „Jede Flasche, jeder Stein hat heute seine Berechtigung.“) schreibt er nicht mehr für die ZEIT. Alexander Fröhlich hat sich von seinem Kollegen nie distanziert. Wenn ich ihm Unrecht tue, bitte ich um Beleg und Verzeihung. Auch Robert Kiesel hegt Sympathien zur linksextremistischen Szene. So versah Kiesel auf Twitter ein Foto mit dem Inhalt „DEUTSCHLAND, DU MIESES STÜCK SCHEISSE!“ mit einem „Gefällt mir“. Seine Sympathien zur „AG AntiRep Frankfurt“ drückte er sogar mit seinem offiziellen Tagesspiegel-Profil aus. Konsequenzen? Bislang keine!
Für unseren Fall ist vor allem wichtig, WER aus dem Singen des Westerwaldliedes einen „Wehrmachtseklat“ gemacht hat: zwei Journalisten vom Tagesspiegel. Der eine schreibt ganz offen nebenbei Artikel für die SPD-Parteizeitung und begrüßt Aktionen wie „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“; der andere scheint eine gewisse Nähe zur Antifa zu haben. Ich persönlich kämpfe lieber mit offenem Visier, anstatt hinten herum. Kiesel und Fröhlich betrieben und betreiben Gesinnungsjournalismus, in den andere bedenkenlos mit einstimmten. Innerhalb weniger Tage wurde aus dem Westerwaldlied, erst ein „Wehrmachtslied“ und dann sogar ein „Kriegslied“ (Tagesspiegel, 15. November 2018, S. 8) gemacht.
Während beim Tagesspiegel noch vom „Singen“ die Rede ist, heißt es bei der Hessenschau: „CDU-Nachwuchs grölt bei Wehrmacht beliebtes Lied“. Angeblich stünde das Lied bei der Bundeswehr auf dem Index, was sachlich falsch ist. Die Journalistin Pola Nathusius schreibt zwar auch, dass das Lied „in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkriegs als Ausdruck nationalsozialistischer Überhöhung missbraucht“ wurde – also selbst kein NS-Liedgut ist. Daraus folgt dann aber kein Freispruch, sondern der Vorwurf, dass die JU damit „offenbar kein Problem“ habe. Wie auch ihre Berliner Kollegen erwähnt Nathusius nicht, dass der Gruppe auch Westerwälder angehörten. Schade, als hessische Reporterin hätte sie es wissen können.
Bei der Durchsicht ihres Twitter-Accounts ist mir ein Beitrag vom 6. November ins Auge gefallen. Nathusius hat sich selbst in einem mit Aufklebern übersäten Spiegel fotografiert und das alles mit dem Kommentar „#ffm ist überall!“ versehen. „ffm“ steht für Frankfurt am Main. Die Journalistin hat sich offensichtlich darüber gefreut, in einer anderen Stadt einen Aufkleber mit Bezug zu ihrer Heimatstadt zu finden. Kleines Problem: „Eintracht Frankfurt Hooligans“ steht in großen Lettern auf dem Aufkleber.
Bei Hooligans muss ich persönlich immer daran denken, wie deutsche Hooligans 1998 den französischen Polizisten Daniel Nivel ins Koma prügelten. Nivel wurde erst in diesem Oktober das Bundesverdienstkreuz verliehen. Auch 20 Jahre nach der Tat haben er und seine Familie mit den irreparablen Folgen der Tat zu kämpfen.
Pola Nathusius hat das Bild samt Kommentar mit Sicherheit unbedacht und leichtsinnig ins Internet gestellt. Ich glaube nicht, dass sie tatsächlich mit Hooligans sympathisiert. Aber wie hätte die deutsche Medienlandschaft, wie hätte eine Pola Nathusius reagiert, wenn ein Teilnehmer der JU-Reisegruppe, von denen einige auch aus dem engeren Rhein-Main-Gebiet stammten, ein solches Foto gepostet hätte? Ich möchte Frau Nathusius für dieses Bild ausdrücklich nicht an den Pranger stellen, sondern ihr nur aufzeigen, wie leicht man an einen solchen kommen kann.
Ganz besonders enttäuschend war die Berichterstattung auf FAZ.NET. „Mitglieder der Jungen Union singen Lied aus Zweitem Weltkrieg“, titelte die Zeitung.
Die FAZ verlinkte in ihrem Artikel auf einen YouTube-Kanal von „BRIGADE 81“. Und so schacherte die FAZ zwar der Konkurrenz vom Berliner Tagesspiegel keine weiteren Klicks zu, verschaffte dafür aber einem rechtsextremen Kanal (inklusive schwarz-weiß-rote Flagge und Reichsadler im Logo) tausende Aufrufe. Die FAZ nahm auf diese Weise billigend in Kauf, dass junge Leute, die ich teilweise schon Jahre kenne und schätze, als Rechtsextremisten gebrandmarkt werden. Mittlerweile hat die FAZ ihren Fehler eingesehen und die Verlinkung aus dem Artikel genommen.
Die Frankfurter Rundschau ließ sich auch nicht lumpen. Von „JU-Gegröle“ ist die Rede. Die eher linke Tageszeitung labt sich an den Distanzierungen einiger CDU-Politiker. Das kann man der politischen Konkurrenz nicht wirklich vorwerfen. Verwerflich ist allerdings, ein Foto von einem Wehrmachtsaufmarsch durch das Brandenburger Tor als Foto in den Artikel einzubetten. Bildunterschrift: „Das ‚Westerwaldlied‘ war bei den Soldaten der Wehrmacht sehr beliebt. Die JU Hessen mag es offenbar auch.“ Es fehlte gerade noch, dass die Frankfurter Rundschau die Gesichter der JU-Sänger in die Bildaufnahme einfügt hätte.
Natürlich durfte beim bunten Potpourri auch die BILD nicht fehlen. Sie schrieb: „Eine Straftat stellt der rüpelig anmutende Feierfehltritt der Jungen Union nicht dar. Das ‚Westerwaldlied‘ wurde in der Vergangenheit von zahlreichen deutschen Sängern interpretiert, darunter auch Heino (auf seinem Album („…und Sehnsucht uns begleitet, 1968“) und Willy Millowitsch („Stimmungslieder“ mit den Mainzer Hofsängern, 1965).“
Eines erwähnte die BILD indes nicht: Am 7. September 2012 veröffentlichte die Bild am Sonntag den Sampler „Die größten Oktoberfest Hits“. Und auf CD 2 der Doppel-CD intonierte Mickie Krause zusammen mit „Heidis Erben“ das Lied „Oh – Du schöner Westerwald (Eukalyptusbonbon)“.
Welche Version schöner ist, die von Mickie Krause oder die von der JU, ist Geschmackssache. Aber mir war neu, dass auf BamS-Samplern „Wehrmachtslieder“ vertrieben werden. Es offenbart aber, wie scheinheilig die gesamte Debatte um das Westerwaldlied ist.
Soweit so schlecht. Und zum Abschluss noch einige Anmerkungen zum 9. November. Der JU wurde zum Vorwurf gemacht, dass sie das Westerwaldlied an einem 9. November sang. Zunächst muss man festhalten, dass dieser Tag in der deutschen Geschichte ein sehr ambivalenter Tag ist. Er ist nicht nur ein Tag tiefer Trauer, sondern auch der Freude. Es kommt also auf den Kontext an. Der 9. November 1989 war einer der glücklichsten Tage in unserer Geschichte. Der 9. November 1938 war einer der traurigsten. Die JU hat nicht bei einer Kranzniederlegung oder in einer Gedenkstätte gegrölt, sondern in einer hochfrequentierten Kneipe gesungen – u.a. auch Geburtstagslieder. Das wird in der Berichterstattung leider außen vor gelassen, weil es nicht ins „Framing“ passt. Aber aus „Westerwälder singen in Berliner Kneipe feuchtfröhlich Heimatlied“ kann man natürlich keine Skandalstory stricken.
Im Dritten Reich wurde dieses Lied – wie vieles andere auch – missbräuchlich verwendet. Wir sollten nicht zulassen, dass die Nationalsozialisten das letzte Wort darüber behalten, was zu unserem Kulturgut gehört oder nicht. Das Westerwaldlied wurde und wird es in unserer Heimat oft gesungen. Besonders beachtenswert empfand ich in diesem Kontext die Stellungnahme der SPD Westerwald. Die Bundes-SPD hat nämlich auf den sozialen Netzwerken eine Kachel mit folgendem Text verbreitet: „Die JU Hessen grölt am 9. November ein Wehrmachtslied und beschimpft andere als ‚Schwuchteln‘!“.
Die Antwort der Westerwälder Genossen unter dem Posting lautete: „Als Westerwälder SPD erwarten wir, dass das ‚Westerwaldlied‘ nicht pauschal als Wehrmachtslied verunglimpft wird. Damit verletzt ihr das Heimatgefühl von weit über 400.000 Menschen[.] […] Wir können […] verlangen, dass Ihr nachdenkt und differenziert bevor ihr nachplappert, was in der Presse geschrieben steht.“
Mit etwas Abstand kam die Medienlandschaft in Teilen wieder zur Besinnung. „Wie braun ist das Eukalyptusbonbon?“ fragte zum Beispiel der Wiesbadener Kurier. „Nachdem das Lied jahrzehntelang in der breiten Öffentlichkeit nicht als naziverdächtig gilt, in Schulen, von Chören und Wanderern gesungen wird, sieht es so aus, das erst die vom ‚Tagesspiegel‘ ausgelöste Empörungswelle das Lied nazifiziert.“ Vielen Dank, Wiesbadener Kurier. Ich hätte es selbst nicht besser formulieren können.
Die beiden linken Hauptstadtjournalisten dürfen sich indes ins Fäustchen lachen, haben sie doch vermeintlich unser Heimatlied im braunen Sumpf versenkt. Das dürfen wir nicht zulassen! Ich werde es mir nicht nehmen lassen, das fröhliche und mitreißende Lied auch zukünftig bei Volks-, Grill- und sonstigen Festen kräftig mitzusingen oder gar anzustimmen. Für alle, die mit einstimmen wollen, hier der Text:
Heute wollen wir marschier’n,
einen neuen Marsch probier’n,
in dem schönen Westerwald,
ja da pfeift der Wind so kalt.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.
Und die Grete und der Hans
geh’n des Sonntags gern zum Tanz,
weil das Tanzen Freude macht
und das Herz im Leibe lacht.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.
Ist das Tanzen dann vorbei,
gibt es meistens Schlägerei,
und dem Bursch, den das nicht freut,
sagt man, er hat keinen Schneid.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.
PS: Und im Windscheiten des „Wehrmachts-Eklats“ ist die nächste Tagesspiegel-Kampagne schon angelaufen. Diesmal richtet sie sich gegen unsere Nationalhymne. „Brauchen wir eine neue Nationalhymne?“, fragte sich auf einmal Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff. „Von Helgoland fürs Heldenland: Als die Insel, wo Hoffmann gedichtet hatte, 1890 deutsch wurde, war ‚Deutschland, Deutschland über alles‘ die Begleitmusik. Auch als das Bismarck-Denkmal vor dem Reichstag im Beisein des Kaisers enthüllt wurde. Und dann, als am 11. November 1914 nach der Schlacht von Langemarck der Mythos behauptet wurde, junge Regimenter seien unter Singen dieses Liedes gegen feindliche Stellungen vorgerückt. Der Mythos vom fröhlichen Sterben“, schreibt der Tagesspiegel. Unser Land wäre „reif“ für eine neue Hymne. Wer das anders sieht, ist demnach unreif – ein typisch linkes Denkmuster.
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