Wir werden Augenzeuge, wie in der westlichen Welt ein neuer Furor ausbricht, der Furor der Selbstzerstörung – und wenn wir nicht aufpassen und uns wehren, auch dessen Opfer. Nichts Geringeres steht inzwischen auf dem Spiel als unsere Kultur, die Art und Weise, wie wir leben. Die mittlerweile herrschende Ideologie, die an Universitäten von unseren Steuergeldern gefördert und finanziert und die von Medien den Lesern und Zuschauern in unterschiedlich starken Dosen verabreicht wird, lautet Dekonstruktivismus. Diese Ideologie wurde aus fragwürdigen Vorstellungen des Marxismus und des Poststrukturalismus zusammengebraut und schließlich im Genderismus und in der Identitätspolitik noch einmal banalisiert und vulgarisiert, wobei das Wunder darin besteht, dass es gelungen ist, den Dekonstruktivismus noch einmal zu banalisieren.
Allen rotgrünen und queeren Ideologen ist eines gemeinsam, dass sie die reale Welt zur Konstruktion erklären, selbst wissenschaftlich erwiesene oder einfache Tatsachen des Lebens wie beispielsweise die Geschlechter. Die Wirklichkeit verdampft im Wahn ihrer Ideologie. Auch Nation, Heimat, Familie, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern verachten sie als reaktionäre Konstruktionen, die dringend dekonstruktiviert, sprich ausgerottet werden müssen, weil sie nur Ausdruck von Unterdrückung, von Machtverhältnissen sind. Judith Butler und ihre Jünger kämpfen dafür, die von ihnen behauptete „Zwangsheterosexualisierung“ aufzuheben, in dem sie die Unterschiedlichkeit von Frau und Mann negieren. Hierzu erfinden sie stündlich neue Geschlechter, die eines gemeinsam haben, dass sie bisher von den „patriarchalischen Strukturen“ unterdrückt werden, mithin Opfer sind, die deshalb besondere Rechte zu erhalten haben. Man nennt das positive Diskriminierung.
Kinder können bald schon in der Retorte erzeugt werden, wenn die Geburt von Kindern überhaupt wünschenswert ist, da Kinder eine sehr schlechte Umweltbilanz aufweisen. So verwundert es nicht, dass zum Geburtenverzicht und sogar zum Geburtenstreik als Mittel progressiver Politik aufgerufen wird, um das Klima zu retten, über das inzwischen wie über eine vom Aussterben bedrohte Tierart gesprochen wird.
Sollten allerdings doch Kinder entstehen, weil heterosexuelle Reaktionäre sich paarten, dann bleibt nur, dass ihre Kinder von der Gesellschaft erzogen werden und Deutschland flächendeckend mit Kinderheimen bedacht wird, denn: „Wenn Kinder von großen demokratischen und antiautoritären Institutionen aufgezogen werden, Essen nicht mehr in Kleinküchen, sondern öffentlichen Kantinen zubereitet wird, Alte und Kranke nicht länger von sogenannten Angehörigen gepflegt werden und die Reinigung der Wohnungen nicht mehr privat organisiert wird, dann ist die Familie gänzlich überflüssig“, jubelt eine Bini Adamczak, die von der ZEIT zustimmend zitiert wird. Deutschland als Gulag. Verwandte, also Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Bruder und Schwester werden als „sogenannte Angehörige“ bezeichnet, was im Duktus fatal an den Terminus „ehemalige Menschen“ erinnert, womit im Stalinismus Bürger gemeint waren, die zu Volksfeinden erklärt und eingesperrt oder durch Genickschuss ermordet wurden. Was geht also den Bruder die Schwester, die Tochter der Vater an? Was sie zu Angehörigen macht, ist laut queeren Theoretikerinnen nur Einbildung, Konstruktion, all die Liebe zwischen Kindern und Eltern, zwischen Geschwistern ist nur eine Frage des Sprachgebrauchs, der wiederum ein Unterdrückungsmechanismus darstellt, mit dem die alten weißen Männer die armen Queeren unterdrücken. Der ehemalige Bürger wird von seiner Freiheit erlöst und endlich zum Rädchen im Getriebe einer allmächtigen Verwaltung. Es verwundert so ganz und gar nicht, dass die von der ZEIT zur Philosophin verklärte Autorin sich mit dem Kommunismus und mit queeren Theorien beschäftigt. Totalitär ist augenscheinlich beides.
Queere Ideologen von Judith Butler bis Sophie Lewis sehen den Hauptfeind, den es zu vernichten gilt, in der Familie, wie übrigens alle Ideologen der unterschiedlichsten totalitären Systeme vor ihnen auch schon. Denn die Familie ist deshalb ein Ort der Freiheit, weil sie sich dem Staat entzieht. Sie ist Residuum der Privatheit, das queere Ideologen schleifen möchten, denn „mit Blick auf die Familie ist das private … politisch.“ Big Brother is watching you.
Deshalb wollen queere Theoretikerinnen Mechanismen durchsetzen, um „der Exklusivität und Vormachtstellung „biologischer“ Eltern im Leben von Kindern entgegenzuwirken.“ Im Klartext: Es müssen Wege gefunden werden, um Eltern ihre Kinder – wohl auch mit Zwang – wegnehmen zu können. Zu den Zielvorstellungen dieser „emanzipatorischen Revolution“, für die „eine Reihe junger queerer Theoretikerinnen … forschen und schreiben“ gehören „Polymutterschaften“ und der „Schwangerschaftskommunismus“. „Neugeborene … wären im Besitz von niemandem – und wären zugleich die Verantwortung von allem und jemand.“ Alle und Jemand ist aber niemandes Mutter und niemandes Vater. Schon die Biologie, die Psychologie, die Verhaltensforschung belegen deutlich, dass Kinder zwei Bezugspersonen benötigen, und Liebe und Zuwendung nicht von einem, der zufällig vorbeikommt, oder von einem, der gerade Schicht hat, sondern von Vätern und Müttern aufgebracht werden. Neuere Forschungen haben sogar belegt, dass es für Kinder nachteilig ist, wenn sie nicht von heterosexuellen, sondern von homosexuellen Eltern erzogen werden, weil in der Erziehung die Unterschiedlichkeit von Frau und Mann wesentlich ist. Für Kinder ist also erstens das Aufwachsen in einer Familie, die zweitens idealerweise heterosexuell ist, von grundlegender Bedeutung.
Es geht ihnen um nichts Geringeres als um die Zerstörung unserer Kultur. Im Grunde stellt sich die Frage, wenn diese queeren Theoretikerinnen die Familie zum Kern des verhassten Kapitalismus erklären und gleichzeitig mit den Sozialphantasten Horckheimer in der Familie die „Keimzelle des Faschismus“ sehen, ob sie dann nicht unausgesprochenerweise Kapitalismus mit Faschismus gleichsetzen. Hierbei können sie sich auf den Kommunisten Georgi Dimitroff berufen, der ausführte: „Faschismus an der Macht ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“
Und wie immer wird das Totschlagargument der sozialen Ungerechtigkeit bemüht, denn: „Wer über die Familie, vor allem wie wir sie im Westen kennen, nicht reden will, soll über soziale Ungerechtigkeit nicht sprechen.“ Nun hat das alles soviel miteinander zu tun, wie Kaffeesatz und Satz des Pythagoras. Natürlich muss über Familie gesprochen werden, wie wir sie im Westen kennen, weil sie die Grundlage unserer Kultur bildet. Es gehört eben nicht zur Familie, wie wir sie im Westen kennen, dass Mädchen im Kindesalter zwangsverheiratet, es gehört schon gar nicht zur Familie, wie wir sie im Westen kennen, dass die Genitalien von Mädchen grausam verstümmelt werden, es gehört allerdings zum Wesen der Familie, wie wir sie im Westen kennen, dass Töchter und Söhne gleichberechtigt sind und Eltern sich um ihre Kindern kümmern, und nicht nur dies, sondern ihnen auch humanistische Werte vermitteln.
Die ZEIT behauptet, dass es sich hierbei um eine Utopie handele, und Utopien das Problem besäßen „unser normales Vorstellungsvermögen“ zu überschreiten. An diesem intellektuell so erbärmlichen Satz ist alles falsch. Wer sich in der Geschichte der Utopien und der Rezeption selbiger auch nur ein wenig auskennt, beispielsweise Platon, Thomas Morus, Tommaso Campanella, Trajano Boccalini, Johann Valentin Andreae gelesen, ja selbst wer nur einen flüchtigen Blick in Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“ geworfen hat, weiß, dass die Utopien mitnichten unser Vorstellungsvermögen überfordern. Das der ZEIT vielleicht.
Was allerdings unser Vorstellungsvermögen überschreitet, sind große Menschheitsverbrechen. Dennoch sind wir in der Lage, sie einzuschätzen und zu verurteilen. Diese von der ZEIT dargestellte queere Utopie hat, würde sie in die Tat umgesetzt, das Potential zu einem großen Menschheitsverbrechen.
Wer Hand an die Familie legt, der will keine Freiheit und keine Demokratie, der will eine Erziehungsdiktatur. Wehret den Anfängen. In der Familie vermag der Mensch sein Menschsein zu erfahren, hier lernt er Eigenständigkeit, hier erkennt er den Wert der Freiheit und die Verpflichtung zur Verantwortung. Nur in der Familie erlernen wir, Verantwortung für die Älteren und für die Jüngeren zu übernehmen. Nur hier wird Gesellschaft. Die Familie ist der Grund des gesellschaftlichen Zusammenhalts.