Mehr als 7.000 Aussteller werden auch in diesem Jahr wieder auf der Frankfurter Buchmesse sein, ein kaum zu überblickendes Gewimmel an Großverlagen, Klein- und Kleinstverlegern, ausländischen Publishern und Antiquariaten, verteilt auf mehrere riesige Hallen. Unter den 7.308 Ausstellern sind Dutzende dezidiert linke und sogar linksradikale Verlage. Und eine Handvoll rechte oder „rechtspopulistische“ Verlage, das sind knapp 0,1 Prozent der Gesamtzahl. Zu diesen zählt als prominentester der Verlag der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ aus Berlin.
Nun hat sich die Buchmessenleitung eine kleine Gemeinheit ausgedacht: Der Stand der „Jungen Freiheit“ (JF) sowie andere werden dieses Jahr in einer Art Schlauch, am Ende einer mehr als zwanzig Meter langen Sackgasse in der hintersten Ecke der Halle 4.1 versteckt. Der schlauchartige Gang ist an drei Seiten von Wänden abgesperrt. Es ist praktisch ausgeschlossen, dass sich Laufkundschaft in diese düstere Sackgasse in Halle 4.1 verirrt. Neben der JF werden auch das rechtskonservative Magazin „Cato“ und der Buchverlag Manuscriptum (vom Gründer und einstigen Eigentümer des Manufactum-Versands) dorthin verbannt. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) schrieb in einem Leitartikel von einem „Giftschrank“ auf der am Mittwoch beginnenden Messe.
Der „Junge Freiheit“-Chefredakteur Dieter Stein klagt, dass die Messe ihn in eine Art „Ghetto“ abschieben und ausgrenzen wolle, eine klare Benachteiligung gegenüber anderen zahlenden Buchmesseausstellern. Es seien politische Gründe dafür ausschlaggebend. Obwohl die Absicht offensichtlich ist, zieht sich die Messeleitung auf ominöse „Sicherheitsgründe“ zurück und will im Übrigen keine weiteren Anfragen zu der Sache beantworten.
Womit die Messe vielleicht nicht gerechnet hat, ist, dass es sogar im (links-)liberalen Spektrum kritische Stimmen gegen ihre Diskriminierung rechter Verlage gibt. Mariam Lau schrieb in der Wochenzeitung „Die Zeit“ in einer Kolumne, die Messe setze „rechte Verlage an den Katzentisch“. Es sei eigentlich nicht einzusehen, warum die JF dort verschwinden müsse, schließlich sei sie zwar AfD-nah, aber sie unterstütze die gemäßigten rechten Stimmen in dieser Partei.
Noch deutlicher wurde ein Leitartikel in der FAS, der an Artikel 5 des Grundgesetzes erinnert: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ Mit dem „Giftschrank“-Arrangement auf der Messe werde es für die Besucher schwieriger, sich „ungehindert“ dem JF-Stand zu nähern. FAS-Autor Patrick Bahners erinnerte an verfassungswidrige Praktiken in früheren Kalte-Kriegs-Zeiten in den USA, wo die Bezieher kommunistischer Literatur ihre Adresse bei den Behörden melden mussten. Dort wie hier ist die Absicht klar, die Presse- und Meinungsfreiheit faktisch einzuschränken.
Und tatsächlich entlarvt dieses Vorgehen die Bekundungen der Messe als große Heuchelei, wenn sie sich rühmt, sie versammele in Frankfurt „Menschen, die ihre Ideen verhandeln wollen, einen konstruktiven Dialog zu drängenden Fragen beginnen und sich auf Augenhöhe auch mit anderen Perspektiven auseinandersetzen“. Pustekuchen. Nichts da mit „auf Augenhöhe“. Durch Ausgrenzung will man rechtsintellektuelle Konsensstörer erledigen.
Erstaunlich ist, dass die „Junge Freiheit“ sich trotz Behinderungen und Angriffen (einmal wurde sogar ihre Druckerei angezündet, immer wieder beschmieren Antifa-Aktivisten die Fassade der Redaktion mit Farbe) sehr erfolgreich entwickelt. Die Auflage steigt. Innerhalb von zehn Jahren hat sie sich gut verdoppelt – ganz im Gegensatz zum Branchentrend der meisten Zeitungen, die rapide an Auflage verlieren.
JF-Chefredakteur Stein beklagt die Buchmesse-Platzierung zwar, er will aber nicht im Schmollwinkel sitzen, sondern ruft zur aktiven Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit auf. An den Besuchertagen am Samstag und Sonntag soll der JF-Gang auf der Messe zur „Partymeile“ werden.
Vermutlich hat die Messeleitung mal wieder genau das Gegenteil der von der Antifa gewünschten Wirkung erreicht. Zwar werden die „rechten“ Verlage in einem kaum findbaren Eck versteckt, dafür aber gibt es Gratis-Publicity für sie. Es reden jetzt viele darüber, ob nicht auch rechte Verlage die gleichen Rechte wie andere Verlage haben sollten. Sie erhalten mehr Aufmerksamkeit – sogar Leitartikel in großen Zeitungen werden ihnen gewidmet. Die Leute von Kahanes Amadeu-Antonio-Stiftung und andere Möchtegern-Zensoren und Diffamierer sollen es nicht schaffen, die geistige und politische Freiheit zu zerstören.