Deutschlands postmoderne Ampelregierung strebt unter dem Vorwand des „Kampfes gegen Rechts“ die Einschränkung der Meinungsfreiheit, die Abschaffung der Wissenschaftsfreiheit und die Bildung eines ideologisch monolithen Raumes an. Ihr Kriterium der Wahrheit ist nicht mehr die Wirklichkeit, sondern die Gesinnung. Dass bei diesem Unterfangen ihr sogar Präsidenten von Universitäten folgen, weckt negative Erinnerungen. Die Demokratie soll anscheinend von den Nachrichten bis hin zu den Wissenschaften medial ausgetrocknet werden.
Hatte Lenin in der Schrift „Parteiorganisation und Parteiliteratur“ über die Beherrschung der Medien geschrieben, als Machtmittel zur Durchsetzung der Diktatur, die er als höchste Form der Demokratie pries, ergänzte Stalin den Machtanspruch durch die Propagierung des Sturms auf die Wissenschaft. Der „Vater der Völker“ wusste nur zu gut, dass eine dem Staat ergebene Intelligenz, die auch das Unsinnigste wie beispielsweise Lyssenkos Genetik als die zudem alternativlose Wissenschaft pries, zur Indoktrination und Beherrschung der Öffentlichkeit notwendig ist. „Vor uns“, sagte er – nein, nicht zu Funktionären der Grünen Jugend, sondern zu Funktionären des Komsomol – „steht eine Festung. Ihr Name, der Name dieser Festung, ist Wissenschaft mit ihren zahlreichen Wissenszweigen. Diese Festung müssen wir um jeden Preis nehmen.“
Um diese Festung zu nehmen, bereitet die Ampel für die Beratung im Bundestag am 13. März einen Antrag unter dem Titel vor: „Wissenschaftskommunikation systematisch und umfassend stärken“. Inhaltlich wird es in dem Antrag, der noch nicht vorliegt, um das Pendant zum Demokratieabschaffungsgesetz von Nancy Faeser gehen. Will man in dem einen die Gesellschaft im Sinne der postmodernen Ideologie, so will man in dem anderen die Wissenschaft zu einer Hochburg des Irrationalismus umgestalten.
Ein gutes Gedächtnis erspart den Einsatz von allzu viel Phantasie, denn in den Zeiten der Pandemie wurde die Freiheit der Wissenschaft angetastet, indem alle Wissenschaftler, die nicht zu hemmungslosen Propagandisten der Vorstellungen der Merkel-Regierung wurden, bekämpft oder marginalisiert wurden oder mit persönlichen und beruflichen Konsequenzen zu rechnen hatten. Was man damals ausgetestet hat, droht nun flächendeckend und im totalen Maßstab.
So hat der Virologe Drosten laut Harald Martenstein beim Nachrichtentalk „stimmt“ auf dem World Health Summit Congress in Berlin im Oktober 2023 gesagt: „Wir sollten niemandem mit irgendeinem akademischen Grad haben, der inmitten der Pandemie über das Thema redet. Wir müssen die wissenschaftlichen Institutionen auffordern, eine Selektion unter Wissenschaftlern vorzunehmen, die wirklich Experten sind.“ Zur Drostens Forderung, eine S E L E K T I O N von Wissenschaftlern vorzunehmen, dürfte Karl Lauterbach, der den Kongress besucht hatte, geklatscht haben.
In diesem Sinne äußerte sich unlängst die Präsidentin der Technischen Universität (TU) Berlin, Geraldine Rauch, die das Gendern mit einem Nachweis in der Beherrschung der deutschen Sprache verwechselt. Doch auch ein Mathematiker sollte einige grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache besitzen – und große Mathematiker wie Leibniz, Euler und Gauss besaßen sie in reichem Maße. Übrigens traten diese Mathematiker auch für die Freiheit der Wissenschaft ein und würden heute sicher dem Netzwerk Wissenschaftsfreiheit angehören, einer Gruppe von Wissenschaftlern, die sich für die Freiheit der Wissenschaft gegen die woke Gleichschaltung einsetzen.
Die Präsidentin der TU, Geraldine Rauch, eine Mathematikerin, über deren Rechenkünste man zumindest so viel weiß, dass sie ihre Karrierechancen gut auszurechnen wusste, hielt es nun für nötig, Gesicht zu zeigen, Haltung zu zeigen, Gehorsam zu zeigen und alles das, was man in diesen Zeiten noch so alles zeigen muss, und hat deshalb nun auf Table Media das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit diffamiert.
Die Präsidentin der Berliner TU erfüllt das Engagement des Netzwerkes mit großer Sorge, weil das Netzwerk, wie Rauch selbst zitiert, „sich gegen ‚ideologisch motivierte Einschränkungen‘ in Forschung und Lehre einsetzt“. Geraldine Rauch behauptet mit plumpem Griff in die Phrasenkiste postmoderner Kämpfer, dass das Netzwerk gefährliche Narrative verbreiten würde. Überspringen wir die Erklärung des Emblems Narrativ und fragen direkt, was die Präsidentin konkret beunruhigt. Etwa, dass die Mitglieder des Netzwerkes sich für die Freiheit der Lehre und Forschung einsetzen? Sie müssten sich dafür nicht einsetzen, wenn die Freiheit der Forschung und Lehre gewährleistet wäre, ja außer Frage stünde.
Doch die ist durch Aufmärsche, Störaktionen und Cancel Culture nicht mehr selbstverständlich. Rauch irrlichtert mit der Behauptung, dass Cancel Culture nicht existieren würde. In welch tiefe Berechnungen war die Professorin der TU abgetaucht, als an der HU eine Biologin letztlich sich das Recht über ein Gericht erstreiten musste, die naturwissenschaftliche Tatsache zu äußern, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gibt? An dieser Wahrheit führt kein Weg vorbei, auch wenn Geraldine Rauch von morgens bis abends emsig und verbissen gendert, bis keine Wissenschaft mehr aus der TU kommt.
Um ihre Besorgnis zu begründen, weist sie mit langem Zeigefinger auf Prof. Dr. Martin Wagener, weil das Netzwerk Wissenschaft Wagener gegen den Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit verteidigt. Selbst einer Mathematikerin ist es nicht verwehrt, in eine juristische und geisteswissenschaftliche Debatte einzutreten, doch sollte sie sich dann auf seriöse Quellen beziehen. Sie schreibt tatsächlich über ein Buch von Wagener, das sie offensichtlich nicht gelesen hat: „Darin unterstellt er, wie das ARD-Magazin Kontraste berichtete, der Bundesregierung das Ziel, die Umformung des deutschen Volkes in eine multikulturelle Gesellschaft zu verfolgen.“ Rauch übernimmt die Wertung eines am linken Rand situierten Magazins des Skandalsenders RBB. Unseriöser geht es nicht. Sollte man nicht ein Buch selbst gelesen haben, über das man urteilt?
Besorgt stimmt die Präsidentin der TU, dass vom Netzwerk kritisiert wird, dass der Althistoriker Egon Flaig von der Universität Erlangen ausgeladen wurde, wodurch er die angekündigte und vereinbarte Rede nicht halten konnte. Nicht die Kritik, wie jeder leicht einsehen kann, ist besorgniserregend, sondern die Ausladung. Wissenschaftler am Reden zu hindern, ist also für Rauch keine Cancel Culture? Was dann? Sind Verbote und Ausladungen Rauchs Vorstellung von Liberalität, von Wissenschaftsfreiheit? Wenn Wissenschaftler am Reden zu hindern keine Cancel Culture ist, was ist das dann? Die Verteidigung der Freiheit durch den Genossen Mielke? Man muss mit Egon Flaig nicht einer Meinung sein, auch nicht mit Martin Wagener, aber reden, ihre Meinung und ihre Forschungsergebnisse darstellen, müssen sie dürfen.
Als kleine, kostenlose Nachhilfe für die Präsidentin der TU: Das Wesen des Streites in der Wissenschaft als Voraussetzung wissenschaftlichen Fortschritts besteht darin, dass es unterschiedliche Standpunkte und Theorien gibt, die durch den Wettstreit der Argumente und nicht durch Verbote oder durch Ausladungen entschieden werden.
Es ist kein Zufall, dass Rauch in die Sprache von Ermittlungsbehörden fällt, wenn sie schreibt: „Die Mitgliederliste des Netzwerks umfasst rund 760 Personen. Im Netz finden sich viele Beiträge einzelner Mitglieder, deren Positionen aber nicht klar dem Netzwerk zugeordnet werden können.“ Die Frage der Stasi lautete übrigens: Wer ist wer? Es ging ihr vor allem um Zuordnung. Rauch spricht nicht von Wissenschaftlern, sondern von Personen, die Gegenstand einer Personenkontrolle oder einer erkennungsdienstlichen Behandlung werden können. Renommierte Wissenschaftler wie Sandra Kostner werden von Rauch aufgeführt in einem Stil, der an ein Stasi-Protokoll erinnert: „Ein Beispiel dafür sind die Äußerungen der Netzwerks-Vorsitzenden Sandra Kostner bei Servus TV in einer Talkrunde über Migration und Pushbacks.“
Kostner als Migrationswissenschaftlerin spricht mit wissenschaftlicher Sachkenntnis über eines der drei großen gesellschaftlichen Probleme, die Migration eben, das Rauch ideologisch nicht für wahr haben und daher am liebsten canceln möchte, und zwar beides, das Thema und die Person.
Ohne logische Herleitung trompetet Rauch: „Die Äußerungen des Netzwerks stärken das Narrativ der Neuen Rechten“. Was ein Narrativ ist, was das „Narrativ (?) der Neuen Rechten (?) ist, eine Sammelbezeichnung, die auch nicht auf den Begriff gebracht wird, sein soll, wird weder in Rauchs Text logisch hergeleitet noch begründet, sondern ideologische Versatzstücke werden addiert. Ein Schüler der 11. Klasse hätte für diese Arbeit eine Fünf erhalten. Keine Sechs, weil er einige Phrasen kannte.
Rauchs Fazit lautet: „Die TU Berlin positioniert sich klar gegen das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit als Zeichen für Demokratie und als Zeichen für die Solidarität mit allen Menschen.“ Wagener und Flaig und die „Personen“ des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit stehen außerhalb von „allen Menschen“ in Zusammenland. Wahrscheinlich wird auch die TU unter der grammatikalisch falsch gebildeten und inhaltlich infantilen Wortbildung „Zusammenland“ ihr wokes Fähnlein schwenken. Geraldine Rauch positioniert die TU Berlin gegen die Wissenschaftsfreiheit und für Cancel Culture. Wenn man nach Gründen für die Existenz des Netzwerkes sucht, dann findet man sie auch in der Stellungnahme der TU Berlin und in Drostens Willen, selektieren zu wollen.
Wenn man das wissenschaftliche Niveau des Aufsatzes der Präsidentin anschaut, wundert man sich nicht mehr darüber, dass eine Studie der TU, die den Steuerzahler 660.000 Euro kostet, zu dem Schluss kommt, dass die deutsche, natürlich durch und durch rassistische Gesellschaft, an der Clankriminalität schuld ist und die armen Kriminellen letztlich Opfer des Systems sind. So geht jetzt die neue Wissenschaftswissenschaft der TU unter Geraldine Rauch.