Für Christen ist Christus der Kompass des Lebens und des Glaubens. Nirgends wird das so deutlich wie zu Ostern, das als Fest des Schmerzes und des Verlustes und der Hoffnung und des Lebens begangen wird. Es ist die Zeit, in der wir uns immer wieder an Tod und Auferstehung Jesu Christi erinnern. In Christus wurde Gott Mensch, um den Menschen den Weg zu weisen. Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Johannes 14,6)“
Margot Käßmann widerspricht Johannes, wenn sie behauptet, dass es auch andere Wege zu Gott gibt. Sicher existieren auch andere Religionen. Doch für Christen gibt es nur den einen Weg zu Gott, den, der über Christus führt. Christen glauben an den trinitarischen Gott, an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Man muss diesen Glauben nicht teilen, aber man kann nur Christ sein, wenn man daran glaubt. Jesus Christus ist Gott und Mensch. Weil Christen zu einen dreifaltigen Gott beten, werden sie von Muhammad und vom Islam als Ketzer betrachtet, als Polytheisten.
Nun scheint es, dass Teile der protestantischen und der katholischen Kirche nichts dabei finden, sich etwas von Gottes Trinität abhandeln zu lassen, steht doch vor allem die Göttlichkeit Christi der „Verständigung“ mit den Muslimen im Weg. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verständigung mit den Muslimen das neue Credo der christlichen Kirche ist und der Zweck des Christentums allein darin besteht, sich dem Islam anzudienen.
So passt es ins Bild, wenn Margot Käßmann ausgerechnet zu Ostern den Christen freudig zuruft: „Und Deutschland wird nicht mehr so sein, dass es keinen Islam gibt.“ Man hört geradezu die große Zufriedenheit mitschwingen, ein großes Werk vollbracht zu haben. Doch das große Werk, weiß Käßmann, ist gefährdet: „Im Moment habe ich den Eindruck, dass sich viele Muslime, die in dritter, vierter Generation hier leben, wirklich ausgegrenzt fühlen, und das halte ich für ein ernstes Problem.“ Kein Wort natürlich darüber, dass die großen Probleme durch die Massenmigration von vorwiegend Männern aus dem muslimischen Kulturkreis verursacht werden. Das würde Wirklichkeit in die Betrachtung bringen.
Stattdessen beschimpft sie diejenigen, die eine andere Sicht auf die Dinge haben, als „brüllend pöbelnde Menge“, als Menschen, die „desintegriert“ sind. Oder hatte Margot Käßmann die Antifa oder die linksextremistischen Randalierer vom Hamburger G-20 Gipfel im Blick, als sie in ihrem österlichen Interview sagte: „Wenn ich eine brüllend pöbelnde Menge sehe, habe ich das Gefühl: Die sind desintegriert. Mit denen möchte ich nicht alleine bleiben“. Halten wir fest, expressis verbis: hier endet Margot Käßmanns christliche Nächstenliebe, bei Menschen, die sie als Menge anathematisiert. Christen vielleicht darunter, weil sie eine andere Wahrnehmung der Realität besitzen. Margot Käßmanns Nächstenliebe gilt nur dem lieben, nicht dem kritischen Nächsten.
Wenn die Wohlfühlprotestantin von der angeblich christlichen Pflicht des Schutzes der Fremden spricht, dann sollte sie ihre Nase zur Abwechslung mal wieder in Luthers Ablassthesen stecken. In These 46 sagt der Reformator: „Man muss die Christen lehren: Wenn sie nicht im Überfluss schwimmen, sind sie verpflichtet, das für ihre Haushaltung Notwendige aufzubewahren und keinesfalls für Ablässe zu vergeuden.“ Ein Land, in dem über 2,5 Millionen Kinder in Armut leben, schwimmt nicht im Überfluss. Was tut Margot Käßmann für sie?
Oder sie wirft einen Blick in die Handreichung der EKD im Umgang mit den Muslimen unter dem Titel „Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen und Muslime in Deutschland“ aus dem Jahr 2006, in der die EKD noch eine realistische Haltung zum Umgang mit den Muslimen einnahm. Von der Handreichung hat sie sich inzwischen verabschiedet, wie von der Binsenweisheit, dass Klarheit eine Bedingung guter Nachbarschaft ist.
Aber was erwartet man von Kirchen, deren Repräsentanten schon mal auf muslimischen Wunsch hin das Kreuz ablegen. Nein, die schändliche Handlung von Kardinal Reinhard Marx und Bischof Heinrich Bedford-Strohm, ihren Verrat an Christus auf dem Tempelberg, ist schon allein deshalb nicht verjährt und vergessen, weil sie Ausdruck der Haltung wesentlicher Kräfte des Apparates beider Kirchen ist.
Wenn Reinhard Marx darauf dringt, dass Christen auf ihre Nachbarn, die anderen Religionen angehören, zugehen sollen, so lässt er außer Acht, dass niemand gezwungen ist, sich in Deutschland niederzulassen. Wer nach Deutschland kommt und hier leben möchte, der kann nicht erwarten, dass sich Deutschland ihm anpasst, sondern er muss auch in Deutschland, in der deutschen Gesellschaft mit ihren Gesetzen und ihrer Kultur leben wollen. Integration ist eine Pflicht. Hört man Käßmann und Marx zu Ostern zu, gewinnt man den Eindruck, die deutsche Gesellschaft habe sich grundlegend zu verändern. Sie wird unter dem Abschied von der Zukunft im tiefsten Sinne zu einer Dienstleistungsgesellschaft, zu einer Gesellschaft, die jedem, der das Wort Asyl ausspricht, zu dienen hat. Nebenbei hat der Journalist Alexander Wendt auf die Forderung von Kardinal Marx zu Ostern, dass Christen auf ihre andersgläubigen Nachbarn zugehen sollen, erwidert:
„In der Nacht von Gründonnerstag auf Freitag brannte in der Wurzner Straße in Leipzig ein Wohnhaus völlig aus. Ein Mensch starb, vierzehn Bewohner des Hauses wurden verletzt, zwei davon schwer. Ob ein Opfer, das schwerste Verbrennungen erlitten hatte, überlebt, ist noch nicht sicher. 34 Menschen verloren ihr Obdach ….
Der mutmaßliche Brandstifter von Leipzig gehörte zu Bewohnern des ausgebrannten Hauses. Er war ihr Nachbar.“
Vielleicht ruft uns Ostern auch ins Gedächtnis, dass die Kirche Christi von parteipolitischem Engagement entstellt und es Zeit ist, dass sie als christliche Kirche wieder aufersteht. Wie Christus zu Ostern.
Vom Autor erscheint am 10. April die Streitschrift „Geht der Kirche der Glaube aus?“, EVA