Tichys Einblick
Ein Interview und seine Folgen

Alice im Elon-Land und die linken Angsthasen

Musk spricht mit Weidel auf X. Die Linke im Land tobt schon vorher – und danach erst recht. Es zeigt sich erneut: Deutschland ist kein guter Ort für die Meinungsfreiheit. Die sogenannten Leit-Journalisten produzieren, genau wie viele „Experten“, nur noch ideologischen Einheitsbrei.

Symbolbild Alice Weidel und Elon Musk sprechen auf X Symbolfoto und Themenbild Elon Musk und die AfD Vorsitzende Alice Weidel treffen sich virtuell zu einem Dialog und sprechen gemeinsam auf der Plattform X, 09.01.2025 Deutschland *** Symbolic image Alice Weidel and Elon Musk speak on X Symbolic photo and theme image Elon Musk and AfD chairwoman Alice Weidel meet virtually for a dialog and speak together on the X platform, 09 01 2025 Germany

IMAGO / Political-Moments

Es gibt ein paar typische Symptome, an denen man erkennen kann, wie sehr der grün-linke Zeitgeist in Deutschland ein Ereignis fürchtet.

Ein verlässlicher Gradmesser ist die Beobachtung, wie früh der etablierte Medienapparat damit anfängt, das Ereignis „einzuordnen“. Dafür gilt die Faustregel: Je früher die Bataillone der regierungstreuen Journalisten ausrücken, desto mehr Angst hat die woke Reichshälfte vor einer Sache.

Vor dem Interview von Elon Musk mit Alice Weidel haben Deutschlands Grün-Linke demnach extrem große Angst gehabt.

Denn die treuen Heerscharen fingen schon lange VOR dem Gespräch damit an, die ganze Sache so negativ wie nur irgend möglich darzustellen. Der berüchtigte Anwalt Chan-jo Jun, Correctiv-Autor Lars Winkelsdorf und „Lobby Control“ raunten bereits Tage im Voraus, bei der ganzen Aktion handele es sich womöglich um eine illegale Parteispende.

Die EU-Kommission nahm die Vorlage dankbar auf und erklärte, etwa 150 (!) EU-Beamte würden das Interview genauestens verfolgen: um zu verhindern, dass die Algorithmen von Musks Plattform sein Gespräch mit Weidel bevorzugt anzeigen und so allgemein zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Das, sagen die Eurokraten, würde andere Parteien benachteiligen und gegen geltendes EU-Recht für soziale Medien verstoßen.

Jetzt zeigt sich, wie segensreich die Netzwerkregulierungsvorschriften der EU sind – jedenfalls für die Parteien, die sich selbst als demokratisch und mittig bezeichnen. Der „Digital Services Act“ (DSA) soll nun die Handhabe gegen Musk liefern – denn der Milliardär tritt für politische Parteien ein, die seinen Kritikern zu weit rechts stehen. Manche halten es allerdings für eher peinlich, dass das Ereignis schon vorab zu depressiver Schnappatmung bei den üblichen Verdächtigen in der linken Reichshälfte der EU geführt hat.

Doch damit will man sich jetzt gar nicht mehr lange aufhalten. Denn die durchaus panische negative Vorberichterstattung zu dem Gespräch wurde spielend übertrumpft von der grenzwertig geifernden Nachberichterstattung.

Besonders tut sich hier zunächst das Newsletter-Portal „Table“ hervor. Hier hat man in allen Formaten durchgängig den Begriff „Einmischung“ vorgegeben: Musk mischt sich in den deutschen Wahlkampf ein.

Als der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier 2016 den damaligen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump einen „Hassprediger“ nannte, war das offenbar keine Einmischung. Als George Soros die Grünen als die „einzige konsequent pro-europäische Partei“ lobte, war das offenbar keine Einmischung. Als Luisa Neubauer in die USA flog, um für Kamala Harris Wahlkampf zu machen, war das offenbar keine Einmischung.

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es halt noch lange nicht dasselbe.

„Table“ titelt dann noch: „Viele Falschaussagen im Musk-Weidel-Gespräch“. Gespannt liest man weiter und findet – nun ja: eine. Und die ist höchst fraglich: „Anders als von Musk oder Weidel behauptet, geht es beim DSA (siehe oben, Red.) nicht um die Kontrolle von Inhalten – oder gar um Zensur.“ Sondern selbstverständlich nur darum, Nutzer und Gesellschaft vor Gefahren zu schützen, etwa vor illegalen Inhalten, vor Desinformation, vor Hass und Hetze.

Das kann man aber natürlich auch als Zensur verstehen. Das gefällt denen bei „Table“ zwar nicht, es ist aber so. Von den „vielen Falschaussagen“ aus der Überschrift bleibt also im Text übrig: keine. Deutscher Journalismus eben.

Den führt in seiner ganzen souveränen Neutralität auch die Deutsche Presse-Agentur dpa vor. Die teilweise von der Bundesregierung alimentierte Nachrichtenagentur ordnet ihre Berichterstattung über das Gespräch zwischen Musk und Weidel ganz unparteiisch in der Kategorie „Extremismus & Terrorismus“ ein. Das ist so absurd, dass es schon wieder komisch ist.

Axel Springers Nachrichtendienst Upday titelt: „Bizarre Behauptungen von Weidel im Talk mit Musk“. Man liest weiter – und findet auch hier nur eine einzige Aussage, nämlich dass Adolf Hitler ein Kommunist gewesen sei und sich selbst als Sozialisten gesehen habe. Und wieder reiben wir uns verwundert die Augen. Denn natürlich waren die Nationalsozialisten Sozialisten, nicht nur dem Namen nach, sondern auch in weiten Teilen ihrer staats- und planwirtschaftlichen Politik. Das hören Linke nur nicht so gerne.

Von Weidels angeblichen „bizarren Behauptungen“ (Plural) bleibt auch hier keine einzige übrig. Seufz. Auch T-Online macht aus der wahren Aussage, dass Hitler nun mal ein nationaler Sozialist war, eine „Lüge“. Die Plattform ist für Menschen mit halbwegs vernünftigen Geschichtskenntnissen aber sowieso schon lange nicht mehr erträglich.

Der Berliner „Tagesspiegel“ verzichtet völlig auf den Anschein einer ernsthaften Berichterstattung und veröffentlicht stattdessen eine Art gedrucktes Tor des Monats: „Das waren die fünf schrägsten Aussagen“. Mann, Mann, Mann – dass denen das nicht peinlich ist …

Das „Handelsblatt“ bekommt eine besonders interessante Volte hin: Nachdem das Blatt in den vergangenen Tagen zwar vorsichtig, aber eben doch auch in das allgemeine Angstgeschrei miteingestimmt hatte und Elon Musk als eine Art Lord Voldemort kurz vor der Machtergreifung in Deutschland zeichnete, macht man nun sozusagen auf dem Absatz kehrt. „Drittklassige ZDF-Serien haben mehr Publikum.“ Mit dem Satz „Einmal mehr zeigt sich, dass X zumindest in Deutschland eher ein Nischen- als ein Massenmedium ist“, widerspricht man dann noch nachträglich der eigenen alarmistischen Vorberichterstattung.

Natürlich habe ich mir auch die Berichte im ÖRR angesehen (damit Sie es nicht tun müssen, lieber Leser). Das erfordert heute eine besondere Leidensfähigkeit.

Die ARD bringt es fertig, zwar nicht das Gespräch selbst zu übertragen – dafür aber ein Interview mit einem „Experten“, der das Gespräch „einordnet“. Das ist so, als wenn die Anstalt zwar darauf verzichtet, das Endspiel der Fußball-WM zu zeigen – dafür aber eine Analyse des Spiels von Esther Sedlaczek sendet.

Im Bericht in den „Tagesthemen“ gibt es zwei bemerkenswerte Momente.

Nummer eins: Christian Lindner wirft Elon Musk vor, Deutschland schwächen und chaotisieren zu wollen. Da wäre interessant zu beobachten, ob das US-Genie das wirklich noch besser hinbekommt, als es dem FDP-Chef in der Ampel-Zeit schon gelungen ist.

Nummer zwei: Die Textpassage „deutsche Parteien wollen auf die Reichweite bei X im Wahlkampf wohl nicht verzichten“ wird mit Bildern von Friedrich Merz und Olaf Scholz unterlegt. Robert Habeck, Kanzler der ARD-Herzen, kommt nicht vor – dabei ist er mit seinen berüchtigten „Gesprächen am Küchentisch“ auf der Plattform so aktiv wie niemand sonst.

Aber Kritik am Robert, auch ganz leise, ist in diesen Tagen im „Ersten“ erkennbar nicht opportun.

Das ZDF bringt es fertig, einen knapp zehnminütigen Beitrag ÜBER das Gespräch zu senden – mit einem einzigen, knapp 20 Sekunden langen Ausschnitt AUS dem Gespräch. Elon Musk selbst wird nicht befragt, dafür ein Kritiker aus den USA, der dem Publikum erklärt, was Musk will. Nichts Gutes, natürlich. Und dann schämt sich der Zwangsgebührensender nicht dafür, noch einen ein Jahr alten O-Ton vom ehemaligen Trump-Berater Steve Bannon zu recyceln. Wozu aktuelle Berichterstattung, wenn man ein Archiv hat? Das Leitmotiv der zehn Minuten Hass und Hetze gegen Elon Musk: Er kauft sich Einfluss und mischt sich ungefragt ein.

Im Anschluss kommt dann noch das sogenannte B-Stück: Eine Erörterung, weshalb die EU natürlich völlig zu recht die europäische Demokratie vor dem reichsten Mann der Welt schützen muss. Stichwort: DSA. Das kennen wir ja schon. Natürlich kommt als „unabhängiger Digitalexperte“ wieder ZDF-Hausmeier Markus Beckedahl zu Wort, darf vom DSA schwärmen und davon schwafeln, dass die EU-Behörden „nicht ausreichend motiviert“ seien, um gegen X „konsequent vorzugehen“.

Und natürlich erfährt der Zuschauer mit keiner Silbe, dass Herr Beckedahl Mitglied der Grünen ist, Gründungsmitglied der Grünen Jugend NRW war und im Bundesvorstand der Grünen Jugend saß. Ein typischer ÖRR-Experte also.

Von der Sorte präsentiert das Zweite Deutsche Fernsehen uns dann gleich noch einen: Martin Andree, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Köln. Die erste Frage, die Moderator Christian Sievers dem Mann stellen zu müssen meint, lautet:

„Wie bedenklich ist das, was wir jetzt gerade sehen – wenn also Multimilliardäre im Namen der freien Meinungsäußerung Meinung machen?“

Was Christian Sievert da den ganzen Abend macht, hat ja mit Meinung nichts zu tun, oder?

Die wissenschaftliche Güte des Herrn Professors ist ungewiss, dafür ist er ein begabter Ideologe: „Zensur gab es früher mal, als es Fürsten gab“, sagt er allen Ernstes. Noch nie habe man so viel frei sagen dürfen wie heute.

Gut, Meinungsumfragen ergeben schon seit längerer Zeit, dass nur noch 40 Prozent der Menschen bei uns meinen, dass man in Deutschland seine Meinung frei sagen darf. Und die Zahl sinkt auch noch mit jeder Befragung. Aber das sind ja auch nur die dummen Leute, was wissen die schon?

Musk habe Trump „über die Ziellinie geschoben“, sagt der Mann weiter. Zur Erinnerung: Eine deutliche absolute Mehrheit der US-Wähler hat Donald Trump ihre Stimme gegeben: 77,2 Millionen Menschen – das entspricht 50,2 Prozent. Klar, das war alles nur Elon Musk.

Was für ein Stuss. Man möchte Prof. Andree („Ich bin sehr besorgt“) ganz bestimmt nicht näher persönlich kennenlernen. Es wäre intellektuell vergeudete Lebenszeit. Und spaßig wäre es sicher auch nicht.

Dafür nimmt Elon Musk das alles mit Humor und postet diesen Text:

„Heute rechtsradikal genannt zu werden, ist so, wie im Mittelalter eine Hexe genannt zu werden. Kein Beweis nötig, und es half den Herrschenden dabei, diejenigen loszuwerden, die sie nicht mochten.“

Man kann es nicht oft genug sagen: Niemand wird gezwungen, auf X oder irgendwo sonst aktiv zu sein. Niemand wird gezwungen, die AfD zu wählen – genauso wie niemand gezwungen war, Donald Trump zu wählen. Und niemand wird gezwungen, diesen Text zu lesen.

Das, genau das macht eine freie Gesellschaft aus. Doch diese Erkenntnis ist im deutschen Medienbetrieb wohl schon längere Zeit verlorengegangen. Schade.


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