Tichys Einblick
Habecks Goldenes Kalb:

Wasserstoff – Habecks Wunderwaffe zur Selbstzerstörung der deutschen Wirtschaft

Das Wasserstoffmärchen Robert Habecks wird mit einem großen Knall enden: Mit der Verpuffung deutschen Wohlstands im Zuge einer fortschreitenden Deindustrialisierung im Namen des "Klimaschutzes". Expertise und Realitätssinn: Fehlanzeige.

picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Man erkennt den Grad der Dekadenz einer Regierung daran, wenn grundsätzliche Kritik an der Politik dieser Regierung nicht mehr erneuert werden kann, sondern, weil sie von der Realität fortlaufend bestätigt wird, nur noch zu wiederholen ist.

Jetzt müssen selbst neun Forschungseinrichtungen unter Leitung des Fraunhofer IS im Projekt HYPAT – H2 POTENZIALATLAS eingestehen, dass Habecks Energiewendewunderwaffe – grüner Wasserstoff – aufgrund der „hohen zu erwartenden Preise (…) Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie“ haben wird. Für eine Industrie in der Rezession sind steigende Energiekosten ein Deindustrialisierungstreiber ersten Ranges. Entgegen den Resultaten ihrer Untersuchungen müssen die neun Forschungseinrichtungen dennoch unter Bruch der Logik den Wasserstoffhochlauf preisen. Das einzige Argument, das die grüngeneigten Forschungsinstitute für die Ausrichtung auf grünen Wasserstoff haben, lautet, dass „der Wasserstoffeinsatz zur Dekarbonisierung in wichtigen Industriebereichen alternativlos ist.“ Der Gebrauch von Merkels-Lieblingswort ist verräterisch, denn dieses Wort taucht verlässlich immer dann auf, wenn es an rationalen Argumenten mangelt.

Stillschweigend wird vorausgesetzt, dass die Dekarbonisierung „alternativlos“ sei, was doch erst einmal diskutiert werden müsste – und zwar erstens an sich, zweitens in welcher Form, drittens mit welchen Zeithorizonten und viertens mit welchen Substituten. Was die Wissenschaftler der neun Institute hier fabrizieren, ist ein platter Zirkelschluss: weil die Dekarbonisierung alternativlos ist, und der Wasserstoffeinsatz zur alternativlosen Dekarbonisierung notwendig ist, ist es alternativlos, Wasserstoff einzusetzen.

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In der Studie heißt es mit Blick auf Deutschland: „Länder wie die USA oder Kanada, die über große und günstige Ressourcen zur Herstellung von grünem Wasserstoff verfügen und diesen für entsprechende Industrieanwendungen nutzen können, haben hier Wettbewerbsvorteile. Weiterhin führt das kurz- und mittelfristig knappe Angebot dazu, dass der Wasserstoffeinsatz sich auf Sektoren fokussieren sollte, in denen es kaum andere Optionen gibt – etwa die Stahl- und Grundstoffchemie, den internationalen Flug- und Schiffstransport oder Raffinerien. Um Wasserstoff und die Syntheseprodukte in Bereichen wie Gebäudewärme oder im straßengebundenen Verkehr einzusetzen, müssten die Preise hierfür sehr niedrig sein, was sich derzeit nicht abzeichnet.“ Es wird also teuer, sehr teuer, ruinös teuer, auch für die Industrie.

Hier sind die „Forscher“ nun tief in der Habeck-Utopie angekommen. Wie nur allzu oft bei TE und in anderen seriösen Medien dargestellt, würde der Einsatz von grünem Wasserstoff in der Grundstoffindustrie, so bei Stahl und bei Zement, zu einer signifikanten Erhöhung der an sich schon zu hohen Preisen des bspw. in Deutschland produzierten Stahls führen, denn Deutschlands Produktionskosten liegen weit über denen anderer Stahlhersteller, beispielswiese denen der USA.

Unter grünem Stahl wird verstanden, dass die Hochöfen ersetzt werden durch Reaktoren, in denen nicht mehr wie bisher Koks eingesetzt wird, sondern Wasserstoff. Das Eisenoxid im Erz wird in Sauerstoff und metallisches Eisen aufgespalten, um anschließend in einem Elektrolichtbogenofen weiter verarbeitet zu werden. Das Zwischenprodukt wird Eisenschwamm genannt. Bisher verwendet beispielsweise ThyssenKrupp, dass 2,1 Milliarden Euro an Subventionen erhalten soll, wie seit Jahrhunderten optimiert, Koks, also Kohlenstoff, so dass CO-2 entsteht. Auf die angebliche CO-2 Schädlichkeit, den gefährlichen Obskurantismus der Dekarbonisierung soll hier nicht weiter eingegangen werden, nur soviel, dass weder Tier, noch Pflanze, noch Mensch ohne CO-2 leben können.

Im DRI, der Direktreduktionsanlage, wird das Eisen nun durch Wasserstoff aus dem Eisenerz gelöst, wodurch erhebliche Mengen an Wasserdampf und für die Weiterverarbeitung der Eisenschwamm entsteht. Dass Wasserdampf den stärksten Einfluss auf den sogenannten Treibhauseffekt hat, wird dabei erfolgreich verdrängt, wie die Umweltschädlichkeit keine Rolle mehr spielt, wenn es um den sogenannten Klimaschutz geht, der sogenannte Klimaschutz, ein Billionen-Dollar-Geschäft und das größte Umverteilungsprogramm der Geschichte, ersetzt vollständig den Umweltschutz, dessen krasses Gegenteil er ist.

Im nach dem DRI befindlichen Elektrolichtbogenofen wird nun der Eisenschwamm eingeschmolzen, wodurch der flüssige Rohstahl entsteht, der dann wie bisher über die verschiedenen Anlagen weiterverarbeitet wird. Um Wassersoff zu produzieren, muss Wasser in einem Elektrolyseur in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden, wozu, wie der Name schon sagt, Strom nötig ist. Doch der Wirkungsgrad ist höchst unwirtschaftlich, denn von 3-4 KWh, die in der Elektrolyse eingesetzt werden, erhält man lediglich 1 KWh Wasserstoff, d.h. Wirkungsgrad liegt bei lediglich 3:1 bzw. 4 :1.

Um den erforderlichen Strom zu produzieren, müssen 15 000 große Windkraftanlagen zugebaut werden, was Kosten von rd. 100 Milliarden Euro verursachen würde. Als Back-up-Kraftwerke für Windstille bedarf es 20 Gaskraftwerke allein für die Transformation zum grünen Stahl, was mit 12 Milliarden Euro zu Buche schlagen dürfte, dazu addieren sich noch 17 Milliarden für 170 Elektrolyseure, 12 Milliarden für 10 Eisenschwamm-Reaktoren (DRI) und 2 Milliarden für ein Dutzend Elektrolichtbogenöfen. Obendrauf kommen noch die Kosten für den Anschluss ans Stromnetz und für die Wasserstofflogistik.

Wenn Milliarden keine Rolle mehr spielen
Wunderwaffe Wasserstoff: Das große Nichts
Für 140 Milliarden Euro lassen sich hochmoderne, höchst energieeffiziente und perfekt in die Kreislaufwirtschaft zu integrierende Stahlwerke mit einer Kapazität von 100 Millionen Tonnen Stahl aufbauen, doch in Deutschland wird für grünen Stahl die gleiche Summe für eine Kapazität von 24 Millionen Tonnen Stahl benötigt. Damit wird der deutsche grüne Stahl wohl der teuerste der Welt.

In dieser Rechnung sind noch nicht die explodierenden Kosten für den Wassersoff enthalten, der sich laut Studie verknappen und dadurch extrem verteuern würde. Eine Zahl ist in diesem Zusammenhang besonders interessant. Für Deutschland soll im Jahr 2050 eine MWh grüner Wasserstoff 130 Euro kosten, während die MWh in Spanien oder in Großbritannien einen Preis von 70 Euro erzielen würde. Übrigens muss man im Großhandel für 1 MWh Erdgas momentan 34 Euro bezahlen.

Da laut Studie aber Deutschland selbst nur zu wenig Wasserstoff herstellen kann, wird sich die Umstellung auf Wasserstoff aufgrund der „hohen zu erwartenden Preise“ auf „die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie“ auswirken. Vom Ziel, 10 GW Elektrolyseure auszubauen, dürfte sich die Bundesregierung verabschieden, denn bisher konnten nur 0,1 GW an Elektrolyseuren installiert werden.

Die Studie kommt zu dem Schluss: „Allen voran Deutschland, aber auch die Niederlande, Belgien und Italien in der EU sowie Japan und Südkorea auf globaler Ebene werden hier einen großen Importbedarf haben.“ Wirtschaftsminister Habeck, unterstützt durch die Forschungsinstitute, will die Umstellung auf Wasserstoff, der die international nicht mehr konkurrenzfähige deutsche Grundstoffindustrie zu noch höheren Produktionskosten treibt, erzwingen.

Gleichzeitig lautet das Plädoyer der Forschungsinstitute: „Eine gut ausgebaute europäische Wasserstoffpipelineinfrastruktur ist deshalb im deutschen Interesse.“ Um allein den Stromnetzausbau für die Erneuerbaren Energie bewerkstelligen, werden Investitionen von 600 bis 1000 Milliarden Euro prognostiziert. Hinzu kämen jetzt noch die Kosten für einen Neubau von Wasserstoffpipelines oder der kostenintensive Umbau des bestehenden Gasnetzes. Deshalb empfiehlt die Studie den Import von in Ammoniak umgewandelten Wasserstoff in Tankern aus Übersee, die sicher alle mit Segeln fahren werden. In Frage kommen bspw. Chile oder so „sichere“ Länder wie Marokko und Namibia.

Allein in Namibia will die Bundesregierung 10 Milliarden Euro für den Aufbau der nicht vorhandenen Infrastruktur springen lassen. Vor kurzem wurde bekannt, dass die deutsche KfW Bank ein 83,3 Millionen Euro teures Projekt zur Errichtung des größten Solarkraftwerks des Landes, das eine Kapazität von 100 Megawatt erreicht, finanziert. Die KfW zahlt 66 Millionen Euro, der staatliche namibische Stromerzeuger NamPower 17,3 Millionen Euro. Eine Anschubfinanzierung von 500 000 Euro, damit die KfW überhaupt einsteigen kann, kommen aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland. Ausgeführt wird das Projekt von Chint New Energy Development aus Zhejiang. Deutschland zahlt, China kassiert. Das deutsche Unternehmen, das sich um den Auftrag bemühte, hatte es nicht einmal in die Ausschreibung geschafft.

Wasserstoff
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Da wundert es nicht, dass die Studie allen Ernstes vorschlägt, Produktionen ins Ausland zu verlagern, so dass die deutschen Stahlfirmen beispielsweise den Eisenschwamm dort herstellen, wo grüner Wasserstoff produziert wird, beispielsweise in Marokko oder in Namibia, um ihn dann nach Deutschland zur Weiterverarbeitung zu transportieren. Die deutschen Stahlwerker, die ihre Arbeit verlieren und zuvor mit ihren abgepressten Steuergeldern die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland finanziert haben, wird das sicher freuen.

Noch mehr werden sie sich darüber freuen, in der Studie zu lesen: „Grüner Wasserstoff kann nicht nur zur Dekarbonisierung bestehender Industrien beitragen, sondern auch die Re- und Neoindustrialisierung in potenziellen Exportländern vorantreiben. In Namibia ist beispielsweise der Bau einer Roheisenproduktion auf Basis der DRI-EAF-Route geplant.“ Habecks Wasserstoff-Plan läuft also auf die Deindustrialisierung Deutschlands, auf die Zerstörung von Wertschöpfungsketten in Deutschland und auf Arbeitsplatzvernichtung hinaus, der von den Deutschen selbst finanziert wird.

Denn es betrifft nicht nur die Stahlindustrie: „Als zweitgrößter Importeur von Stickstoffdüngern gibt es in Brasilien konkrete Pläne zur Revitalisierung der entsprechenden Industrie; mit einem großen Potenzial für grünen Wasserstoff. In Kenia gibt es bereits ein Projekt, das über den PtX-Entwicklungsfonds des BMZ finanziell und technisch unterstützt wird (Oyan et al. 2024). Viele der Länder setzen hier auch auf den ‚Renewable/Hydrogen Pull-Effekt‘, die Attraktion von ausländischen Direktinvestitionen bzw. Standortverlagerungen von ausländischen Unternehmen.“ Und mithin von Arbeitsplätzen. Die Studie schätzt zwar ein, dass „die meisten Länder keine Anhaltspunkte“ liefern, „dass sie kurz- und mittelfristig in der Lage sind, Technologien über Demonstrationsprojekte hinaus bzw. für den Export zu entwickeln.“, doch hier liegen für Habeck, Baerbock und Co. enorme Handlungsmöglichkeiten, gegen deutsche Interessen zu agieren.

Man weiß nur nicht, weshalb Deutschland deindustrialisieren soll, damit sich andere Länder auf Kosten Deutschlands industrialisieren. Die Argumente dafür liegen rein im ideologischen Bereich, zum einen auf dem großen Umverteilungsprogramm Klimaschutz, zum anderen auf dem woken Totalitarismus postkolonialistischer Ideologien.

Die aktuelle Gestalt des Goldenen Kalbs ist der Wasserstoff, der zudem noch ein Symbol für den deutschen Wohlstand der Merkel-Habeck-Ära abgibt, denn durch die Merkel-Habecksche Politik verflüchtigt sich der deutsche Wohlstand nicht weniger schnell als Wasserstoff. Und am Ende wird es einen großen Knall geben.

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