Tichys Einblick
Topp, die Wette gilt

Wahlwette und was Autoren meinen

Wer über alle genannten Parteien hinweg am nächsten an den Ergebnissen landet, gewinnt. Ihre Wetten nehmen wir ab sofort entgegen. Annahmeschluss ist der Wahlsonntag um 17:00 Uhr. Das Wettergebnis wird am Wahlsonntag um 17.45 veröffentlicht.

Hiermit starten wir heute eine Wahlwette. Wir wollten schon darauf verzichten, da  der Wahlkampf lange keiner war, weil das für die große Mehrheit wichtigste Thema außen vor gehalten wurde – von den Bundestagsparteien und den meisten Medien. Auf den letzten Metern hat sich das geändert. Das Immigrationsthema ist plötzlich Gegenstand auch in den alten Formaten. Die Chancen von Experten und Demoskopen und Journalisten, mit ihren Prognosen mehr daneben zu liegen als üblich, sind schwer gestiegen. Wir laden unsere Leser ein, es „besser zu wissen oder spüren“. Geben Sie uns bitte ihre Tipps, zum Verfahren das Nötige am Ende dieses Textes.

Unter unseren Lesern wollen immer wieder welche Wahlempfehlungen von uns Autoren. Nicht weniger andere Leser antworten ihnen dann, dass Tichys Einblick das nicht darf, weil Journalismus und Aktivismus zwei verschiedene Dinge sind. Weil wir sagen sollen, was ist. Und nicht, was wer wählen soll. Weder direkt noch indirekt. Welche Wahlneigungen was bewirken können und was nicht, gehört hingegen sicher wie andere Fragen zum Beleuchtenswerten.

Roland Tichy schrieb hier vor kurzem: „Wer CDU wählt, kriegt Merkel; wer CSU wählt, sowieso. Wer SPD wählt, kriegt auch Merkel, notfalls als Vizekanzlerin, sagt der SPD-Spitzenkandidat und spätestens da stellt sich die Frage, wer hier wirklich verwirrt ist, Wähler oder Politiker. Das Besondere an der FDP ist, dass man mit ihr auch Merkel kriegt. Und die Grünen wollen sowieso nichts sehnlicher als Merkel.” Und: „Jetzt müssen die Wähler entscheiden. Es ist ein spannender Wahlkampf. Angesichts der jüngsten Verluste in Umfragen für Union und SPD stellt sich die Frage: Wohin gehen die Wähler? Zur FDP oder weiter bis zur AfD?”

Wolfgang Herles drückte seine Wahlbefindlichkeit so aus: «Keine Stimme den „Volksparteien“! Linke, Liberale, AfD: Alle drei sind besser als Union und SPD. (Zur Partei des Merkel-Imitats Göring-Eckhardt fällt mir nichts mehr ein.) Gegen Linke, Liberale und AfD gibt es jeweils andere schwere Bedenken. Klar. Aber nur sie können im Bundestag die Konsenslethargie mildern und es der ewigen Kanzlerin schwerer machen, die Dinge auf ihre Art zu Ende zu denken. Den „Volksparteien“ muss klar gemacht werden, dass sie so, wie sie sind, keine Zukunft haben.»

Hugo Müller-Vogg formulierte: „Bei vier Gruppierungen – CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP – muss der Wähler damit rechnen, dass seine Stimme Angela Merkel zur vierten Kanzlerschaft verhilft. Denn irgendwie wären SPD, Grüne und FDP gerne starke Juniorpartner der Union. Gut möglich, dass jede Stimmen für Schwarz-Rot-Gelb-Grün als Merkel-Stimme endet. Nur bei zwei Parteien kann man sicher ausschließen, dass sie im Bundestag für eine Kanzlerin Merkel stimmen würden: bei AfD und Linkspartei.”

Anabel Schunke sagt: „Ich bin angewidert vom Höcke-Teil der AfD. Von den militanten Abtreibungsgegnern und Hausfrauen-Fetischisten genau wie von Fremdenhass unter dem Deckmantel der Islamkritik. Aber ich bin auch angewidert von den Etablierten und vor allem bin ich enttäuscht. Von einer Opposition, die keine ist und von einer FDP, die wenn es drauf ankommt, eh wieder mit den Verursachern der gesellschaftlichen Krise ins Bett steigen wird. Darüber, dass ich keine politische Heimat mehr habe. Dass meine Überzeugungen und Hoffnungen geblieben sind, aber keine Partei, die sie mehr vertritt.”

Klaus-Jürgen Gadamer erinnert sich an die „Alt68er, als sie das Establishment niederbrüllten. Heute sind sie das Establishment und sehen Trillerpfeifen gegen Merkel als Majestätsbeleidigung.”

Tomas Spahn gab angesichts von 40 Prozent Unentschiedenen zu erwägen: «Selbst wenn sich bei SPD, FDP, Grünen und Linkspartei nichts mehr bewegen sollte, könnte die AfD unter der hier theoretisch aufgestellten Annahme, dass die „Unentschiedenen“ weitgehend für die AfD votieren und aus den Unions-Befürwortern noch ein bis zwei Prozentpunkte in diese Richtung abwandern, plötzlich auch auf Bundesebene nicht nur zur drittstärksten Kraft werden, sondern sogar ernsthaft am Status der SPD kratzen.»

Bettina Röhl sagt: „Die AfD kann einen relativ großen Sieg einfahren, die Chance hat sie, aber sie bleibt natürlich eine von allen anderen Parteien ausgegrenzte Minderheit. Merkels 41,5 Prozent aus 2013 wird es 2017 nicht, auch nicht annähernd geben. Sie wird 10 Prozent ihres Wählerpotenzials, also 4 % plus X ihrer Stimmen verlieren. Sowas ist normalerweise eine Erdrutschniederlage, aber diese Niederlage ist in die Ergebniseuphorie der Union, nämlich dass Merkel nach aller Wahrscheinlichkeit Kanzlerin bleibt, schon eingepreist. Die SPD wird verlieren, aber sie kann wohl auf einen gewissen Mitleidseffekt enttäuschter alter Genossen setzen und auch Martin Schulz persönlich wird von einem kleinen Mitleidseffekt profitieren. Trotzdem ist die SPD eine geschwächte Partei und sie ist programmatisch politisch, moralisch geschwächt. Die SPD hat intellektuell nichts mehr zu bieten. Die Linkspartei ist ein Sammelsurium gestriger Sektierer. Sie bindet knapp 10 Prozent aller Stimmen, was fast 20% der Stimmen des linken Lagers entspricht. Das ist aber auch schon alles. Die FDP kann sich nicht entscheiden und wird auf einer völlig neuen Basis ihrem alten Ruf als Wackelpartei gerecht. Grün war gestern.”

Gerd Held lobt den zögernden Wähler: „In der Situation des Jahres 2017, in der die günstigen Umstände für unser Land weitgehend ausgereizt erscheinen, während die Schieflagen in der Statik sich stärker bemerkbar machen, ist das Zögern des Wählers eine wichtige und wertvolle Fähigkeit. In diesem Zögern ist der Eigensinn des Souveräns enthalten. Sein Beharren auf einem eigenen Urteil wird zu einer wichtigen Ressource, wenn an anderer Stelle die Probleme sehenden Auges hintangestellt werden. Wenn zudem noch massive Versuche unternommen werden, mit kaum verhohlener Dreistigkeit die öffentliche Meinung zu lenken, wird das Beharren des Wählers auf seinen Zweifeln auch zu einer Frage der Selbstachtung. Wer wollte schon mit seiner Stimme dazu beitragen, dass die Meinungsmacher als Sieger dastehen.”

Alexander Wallasch analysierte die Tage, „dass Angela Merkels Umwandlung der CDU in eine sozialdemokratische Partei die Christdemokratisierung der SPD vorausging. Hier ist die Blaupause hin zur ideologischen Fusion von SPD und CDU. Flankiert und wattiert übrigens vom Schulterschluss von Konzernen und Gewerkschaften im Hintergrund: für einen gegliederten Arbeitsmarkt von gewerkschaftlich Geschützten, ungeschützten Leiharbeitern und Minijobbern, der sich in der Hoffnung der Industrie auf billige Arbeitskräfte der Immigranten fortgesetzt hat.”

Fritz Goergen schließt eine Reform des Parteienstaats durch jede alte und neue Partei aus: „Das Gesamtgefüge Parteiengesetz, Parteienfinanzierungsgesetz, die Bestimmungen über die Bezahlung von Abgeordneten, ihre Ausstattung mit Personal und vielen anderen sichtbaren und unsichtbaren Privilegien haben ein dichtes Geflecht gewoben – von der Gemeindeebene nach Brüssel und zurück. Da kommt keine politische und personelle Erneuerung mehr durch. Es begann in der Bonner Republik, in der Berliner Republik ist der Parteienstaat unreformierbar geworden.”


Und so geht’s:

Wer über alle genannten Parteien hinweg am nächsten an den Ergebnissen landet, gewinnt.

Ihre Wetten nehmen wir ab sofort entgegen.

 

Annahmeschluss ist der Wahlsonntag (24.09.2017) um 17:00 Uhr. Das Wettergebnis wird am Wahlsonntag (24.09.2017) um 17.45 Uhr veröffentlicht.

Auf die Gewinner wartet:

1. Platz: eine Flasche Champagner von Tante Mizzi
2. Platz:  zwei Bücher aus dem Shop nach Wahl
3. Platz:  ein Buch aus dem Shop nach Wahl
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