Der Parteitag in Riesa hat die Wahlkampfstrategie der AfD noch einmal bestärkt und verdeutlicht – und gezeigt, dass sie nicht nur aus rationalen Gründen auf eine breite Unterstützung in der Partei trifft, sondern auch aus emotionalen.
Man kann die Strategie grob so zusammenfassen: Der politische Gegner ist die Union, über Habecks 13-Prozent-Partei denkt die AfD gar nicht erst nach. Nicht ein Duell für Alice Weidel mit Habeck, sondern mit Friedrich Merz stünde an. Habecks Schein-Bedeutung wird nur noch von den Habeck-Medien bis hin zur Welt hochgehalten, indem über jedes „Äh“ von Robert Habeck, jede noch so unbedeutende Erinnerung an seine Kindheit – beispielsweise, dass er beinah oder fast oder doch eventuell ein bisschen eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hatte, gehabt hat oder gehabt haben werden wird, wo doch wichtiger und relevant ist, dass Habeck an einer heftigen Wirtschafts-Denk-und-Physik-Verständnis-Schwäche laboriert – berichtet wird, und man aus diesen Medien den Eindruck gewinnt, dass bei jeder Wahlkampfveranstaltung der Prophet als Prinz Zuversicht vom Berg Horeb herabsteigt. Aber es ist Sache der Medien, wenn sie sich auf Verlierer-Themen versteifen. Aus AfD-Sicht ist es richtig, die Grünen im wahrsten Sinne des Wortes links bzw. links- oder grünextrem liegen zu lassen.
Nach den neuesten Wahlumfragen, bei der die Union auf 30 Prozent und die AfD auf 22 Prozent der Stimmen kommt, liegen CDU, ohne CSU, und AfD fast gleich auf, oder, um ein Lieblingswort der gesellschaftlichen Verwahrlosung zu benutzen, sind CDU und AfD auf „Augenhöhe“. Taktisch richtig ist es aus AfD-Sicht, sich im Wahlkampf auf die CDU als Hauptgegner zu fokussieren, weil sie kaum von den Grünen Wähler abwerben kann, dafür aber von der CDU. 3 bis 4 Prozent könnte sie aus dem Nichtwählerbereich, von den Unentschiedenen, vor allem aber von unzufriedenen CDU-Wählern holen – jeden Tag, an dem Merz redet, übrigens mehr.
Friedrich Merz ist derzeit Weidels bester Wahlhelfer. Sein Schwadronieren über die Brandmauer, mit der er seine politische Zukunft verbindet, seine schon intellektuelles Mitleid erweckende Hysterie über ein neues 1933, hindern ihn daran, eine neue Politik für Deutschland in den Bereichen Migration, Wirtschaft, Demokratie und Interessenpolitik, die im Bereich der Außenpolitik als Geopolitik zu formulieren ist, voranzutreiben. Denn all das, was existenziell notwendig ist für Deutschland in der sich rapide verändernden Welt, die Beendigung von Baebocks außenpolitischer Selbststrangulierung, die Beendigung der Zerstörung des Wirtschaftsstandorts, die Beendigung der Entwendung von Sozialversicherungsbeiträgen und deren Zweckentfremdung, die Beendigung der Auflösung der inneren Sicherheit und des Rechtsstaates in Multitribalismus, die Beendigung der schleichenden Islamisierung, werden Friedrich Merz und die Union nicht mit den Grünen und den Roten durchsetzen können.
In der AfD weiß man das und man wird Merzens strategisches Dilemma, in das er sich selbst und ohne Not begeben hat, weidlich, kalt und auch zynisch ausnutzen. Zynisch schon deshalb, weil die Arroganz der Mandatsträger der Union den AfD-Abgeordneten gegenüber in den Parlamenten tiefe Wunden geschlagen hat, die nicht verheilten. Es waren Merz und mit ihm seine Getreuen und auch seine Ungetreuen, die keine Rede im Plenum ausließen, als größte Oppositionsfraktion erstmal gegen die zweitgrößte Oppositionsfraktion, gegen die AfD zu keilen, bevor sie sich, wie es eigentlich Aufgabe der Opposition ist, sich die Politik der Regierung vorzunehmen. Es ist nicht die Aufgabe der Opposition, Opposition gegen die Opposition zu machen. So gesehen ist die Union als Oppositionspartei und Friedrich Merz als Oppositionsführer an der eigenen Arroganz jämmerlich gescheitert.
Die CDU und Friedrich Merz hatten nach dem Bruch der Ampel die Möglichkeit, eine Politik für Deutschland zu machen, sie hätten nur eines machen müssen, als Opposition zu arbeiten. Doch genau das hat die Union verweigert, ihre Rolle als Opposition wahrzunehmen. Merz orakelte stattdessen von Zufallsmehrheiten und gab sich damit endgültig der Lächerlichkeit preis und ließ sich dann auch noch von einem verschmitzten Olaf Scholz vorführen.
In der AfD setzt man auf das Scheitern der Union. Man mag folgendes Gedankenspiel anstellen: Merz als Bundeskanzler einer schwarzgrünen oder schwarzroten oder schwarzrotgrünen Koalition wird noch vor Ende der Legislaturperiode scheitern, weil er in dieser Konstellation keine andere Politik machen kann, aber aus wirtschaftspolitischen, aus migrationspolitischen und aus außenpolitischen Gründen der Niedergang Deutschlands sich rasant beschleunigen wird. Am Ende geht es eben immer schnell. Nach dem Desaster wäre der Weg für die AfD als einzige Opposition frei in die Regierungsverantwortung. Das Absurde ist, dass Merz dieses Szenarium, was er zu verhindern meint, selbst von Tag zu Tag wahrscheinlicher macht und seine Realisierung sogar noch beschleunigt.
Möglicherweise wird man in der Union nach der Wahl Merz gegen Söder auswechseln, der dann eine irgendwie geartete Kooperation mit der AfD einzugehen versucht, nur möglicherweise könnte es dann dafür zu spät sein, denn die AfD kann warten, zumal sie nicht allzu lange warten muss.
Doch, ob die Option Söder nicht die Union sprengt, weiß zur Stunde niemand, wie auch niemand zur Stunde weiß, ob eine Option Merz oder Wüst nicht auch die Union auseinanderplatzen lässt. Die CDU ist, die Spendenaffäre eingeschlossen, am gefährlichsten Punkt ihrer Geschichte angekommen. Weiß sie das?