Der Meister war mit zwei Schülern unterwegs, früh am Morgen, in einer Seitenstraße des Marktes. Ein Gerichtsbeamter kam ihnen entgegen und erkannte den Meister.
Der Gerichtsbeamte tat, als wäre er an Rat und Lehre des Meisters interessiert, doch er wollte eine Falle stellen, und also fragte er: »Meister, welche Art von Regierung bevorzugt ihr?«
Hätte sich der Meister gegen die Macht des Königs ausgesprochen, hätte der Gerichtsbeamte den Meister verhaften lassen können. Hätte der Meister sich gegen die Macht der Priester ausgesprochen, hätten die ihre Gläubigen auf ihn losschicken können, auf dass sie sein Haus anzünden. Hätte er sich aber für den einen oder für die anderen ausgesprochen, würde mancher Schüler verärgert, dem von weit her die Ideen einer Herrschaft von Volk und Vernunft ins Herz geweht worden waren.
Der Meister lächelte. Er antwortete: »Ich bevorzuge die Regierung, unter der die Menschen einmal ›Bitte‹ sagen, und einmal ›Danke‹!«
»Ich bin verwirrt«, sagte der Gerichtsbeamte, worauf der Meister leise antwortete: »Das glaube ich gern!«
»Ich meine«, korrigiert der Gerichtsbeamte, »ich verstehe nicht!«
»Auch das glaube ich«, sagte der Meister.
Es war dem Beamten unangenehm. Er murmelte: »Gut, gut«, und ging seiner Wege.
Den Schülern aber erklärte der Meister: »Wo man nicht ›Bitte‹ und ›Danke‹ sagt, da herrscht die Unhöflichkeit, die Unordnung. Was sollte das für eine Regierung sein, in deren Herrschaftsbereich die Unhöflichkeit herrschte?
Jedoch, mehr als einmal ›Bitte‹ und ›Danke‹ sagen zu müssen, das ist Flehen, das ist Erniedrigung. Was sollte das für eine Regierung sein, wo die Bürger täglich um Gnade flehen, täglich um Erbarmen betteln?
Manche sagen, der Gerichtsbeamte hätte heimlich, um die Ecke, auch diesen Erklärungen gelauscht und ganz eigene Schlüsse daraus gezogen.
Schielendes Gehirn
Auch heute, auch in diesen aufgewühlten Zeiten, gibt es noch immer einzelne Meldungen, vermeintlich »kleine« Meldungen, die symbolisch den ganzen, großen Wahnsinn zusammenfassen.
Am 3. Juni 2020 tweetete Trinh Nguyen das Foto einer kleinen Ladenfront in den USA, verschlossen und innen vergittert, und von innen an den Scheiben waren Zettel befestigt, auf denen außen lesbar stand:
»Im Besitz einer alleinerziehenden Mutter. Bitte zeigt Gnade. Dies ist alles, was ich habe.« (@Trinhnomics, 3.6.2020/ archiviert)
Wir kennen den Kontext dieses Bildes mit der verzweifelten Botschaft. Seit Tagen wüten plündernde Mobs durch Amerika, angeheizt von Antidemokraten, Antifa und Anti-Trump-Medien (siehe auch »Die Antifa ist ein Terrorkult« vom 1.6.2020). Während im umstrittenen Medienoutlet CNN die linke Gewalt verklärt wird (@alexsalvinnews, 3.6.2020) und Mitarbeiter des deutschen Staatsfunks implizieren, der Schutz vor linken Anschlägen sei der Beginn einer Trumpschen Militärdiktatur (@ethevessen, 3.6.2020) und ansonsten seien die Proteste doch weitgehend friedlich, flehen kleine Ladenbesitzer verzweifelt den gewaltgeilen linken Mob um Gnade an. (Wie das praktisch aussieht, wenn der von Linken aufgeheizte, plündernde Mob kleine Ladenbesitzer niederprügelt, um sie dann auszuplündern, auch davon gibt es Aufnahmen, siehe etwa @dushanwegner, 5.6.2020.)
Im linken Narrativ sind die Proteste in den USA weitgehend friedlich, und außerdem sind sie brutal und verheerend, woran natürlich Trump die Schuld trägt. Ja, man kann lernen, zu »denken« wie ein Linker: Man muss einfach mit dem Gehirn das tun, was man sonst mit den Augen tut, wenn man absichtlich schielt. (Ich rate davon ab: Das Gehirn wird einem davon weh tun – und wenn man es zu oft tut, könnte das Gehirn so bleiben!)
Sie ahnen es richtig
Die Geldgeber der außer-demokratischen Linken haben ihre Milliarden nicht in kleine Geschäfte alleinerziehender Mütter investiert – deren Geld steckt, wenn es nicht in Steuerparadiesen schlummert, in globalen Konzernen, denen die kleinen Geschäftchen eher ein Dorn im Auge sind, oder mehr eine Ameise, die man zertritt, wenn man beschließt, hier oder dorthin zu expandieren.
Wenn der Mob das Ladengeschäft eines Konsumkonzerns plündert, zahlt das die Versicherung und der sonstige Schaden lässt sich von der Steuer absetzen. Manche denken: Wenn der linke Mob wirklich den Konzernen der Globalisten schaden würde, dann würde er noch am selben Tag zurückgepfiffen. Der brandschatzende linke Mob leistet vor allem eines: Er macht das kaputt, was sich noch als kleine, private Konkurrenz der globalen Konzerne in den Straßen der Städte am Leben hielt.
Die US-Democrats und ihre Mitstreiter in Medien und Konzernen haben wenig realistische Chancen, in den 2020-Wahlen auf »normalem« Weg gegen Trump zu gewinnen. Deren »Hoffnung« Joe Biden wirkt täglich gebrechlicher (um es sehr höflich zu sagen), und es würde gerade noch fehlen, dass Biden die Flucht nach vorn zu ergreifen versucht und dazu aufruft, offen über »mental problems« zu reden. (Ja, Sie ahnen es, und Sie ahnen es richtig: Dies ist 2020 und Biden hat genau das getan: @joebiden, 5.6.2020.) – Man hofft, man hofft so sehr, dass jene Paranoia falsch ist, wonach gewisse Kreise versuchen wollen, Trump durch einen Antifa-gestützten Quasiputsch abzusetzen, Biden einzusetzen und nach wenigen Tagen oder Wochen aus kaum bestreitbaren gesundheitlichen Gründen durch seinen noch zu bestimmenden ultra-globalistischen Vize zu ersetzen.
Bitte, Danke
Kein Mensch sollte darum flehen müssen, dass ihm nicht die Existenz genommen wird. Das Bild vom Laden der alleinerziehenden Mutter, die den linken Pöbel anfleht, ihr und ihrem Kind nicht die Existenzgrundlage zu entziehen, es ergreift uns nicht nur in der Seele – es fühlt sich exakt an wie die Anfänge des Sozialismus im Ostblock, und es ist kein Zufall, dass Linke es schön- und wegreden wollen – oder irgendwie die Schuld ihren Opfern und Feinden auferlegen wollen.
Eine von Donald Trump selbst verbreitete Bild-Spruch-Montage lässt den US-Präsidenten dies sagen:
„In Wahrheit sind sie nicht hinter mir her, sondern hinter euch – ich stehe nur im Weg.“ (@realDonaldTrump, 19.12.2019, meine Übertragung)
Ich will es vorsichtig formulieren: Wenn Trump durch irgendwelche Tricks abgesetzt wird und ein Globalist an die Macht kommt, wird es um die Idee der Demokratie düster werden, weltweit. Wer sollte sie verteidigen? Merkel, die de facto mal eben Wahlen abwickeln lässt? Die stets gut beratene Frau von der Leyen mit ihren gelöschten Handys? Macron? Trudeau? Ich bitte Sie.
Ein Land, in dem niemand »Bitte« sagt und niemand »Danke«, das Leben in so einem Land wäre gewiss nicht angenehm – und ich würde ihm auch keine strahlende Zukunft prophezeien. Kein Motor wird lange laufen, wenn die Räder immerzu knirschen.
Dem gegenüber: Ein Land, wo Menschen um ihr tägliches Brot betteln, wo Menschen um die Gnade flehen, dass ihnen nicht die Existenzgrundlagen geraubt werden, was für eine Zukunft außer Sozialismus und Elend sollte so einem Land beschert sein?
Es wird nicht so bleiben
Das, was heute ist, wird nicht lange so bleiben wie es ist – es ist viel zu instabil.
Es fühlt sich an, als rüsteten Globalisten und Trump-Hasser ihren großen, letzten Kampf gegen die Demokratie und den Willen des Volkes, als Vorhut und Frontsoldaten die Antifa-Terroristen in den Straßen und Journalismuspreisträger in den Redaktionen.
Dieser Irrsinn ist instabil. Ich weiß nicht, wer gewinnen wird – doch ich sehe zumindest in Deutschland (noch) nicht, wie die Kräfte der Vernunft, des Gewissens und der Wahrheit es mit der milliardenschweren Staatsfunk-Maschinerie aufnehmen können (dafür ist es bewundernswert und sehr respektabel, was die Freien Denker jeden Tag leisten).
Nein, es wird nicht so bleiben wie es ist, hier nicht und dort nicht. Es kann nicht so bleiben – es ist zu instabil. Vielleicht wird es nicht Sozialismus, vielleicht haben wir eine Hoffnung.
Ich halte es für möglich, und alle Erfahrung bestätigt mich darin, dass es hiernach eine Zeit der »Ordnung« geben wird, wie es auch nach dem Zweiten Weltkrieg, nach harten Jahren des Wiederaufbaus, auch einige Jahrzehnte der Ordnung gab.
Ich halte den Atem an. Ich hoffe auf die Ordnung, die hiernach kommen wird. Ich freue mich auf die Stille nach diesem Lärm, auf die Ruhe. Ich hoffe, dass es nicht Friedhofsruhe sein wird, wie die nur vom letzten Röcheln unterbrochene gespenstische Ruhe über den Leichen des Schlachtfeldes. Ich hoffe, dass es die fröhliche Ruhe eines Pariser Parks sein wird (zumindest im Paris von früher, das die Nostalgie nicht aus meinem Herzen heraus lassen will).
Hiernach wird Ruhe kommen, vielleicht etwas Ordnung. Und dann wieder Chaos. Auf die kurze, schöne Zeit aber, zwischen diesem Chaos und dem nächsten, auf die freue ich mich.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.