Haben wir den Satz noch im Ohr? Hoffentlich! „Im Großen und Ganzen ist nichts schiefgelaufen!“ Diese brillante Analyse der noch brillanteren Kanzlerin schwebte auch heute Nacht wieder über einer Presskonferenz, die das große und ganze Elend deutscher Dilettanten-Politik erschreckend deutlich machte. Pleiten, Pech und Pannen — nicht zum Lachen wie einst in der ARD, sondern lebensbedrohend für immer mehr Bürger unseres Landes, vor allem der „schon länger hier lebenden.“ Als wäre es eine Lotterie, wird mit Zahlen und Daten, mit Werten und Fakten jongliert. Als ginge es um die verschobene Öffnung eines riesigen Freizeitparks.
Nun weiß ich als alter weißer Mann, ein in Minden aufgewachsener Preuße („Die Mindener sind meine besten Untertanen“, so einst der Große Kurfürst), nicht, was eine streng sozialistisch Sozialisierte unter dem Großen und dem Ganzen versteht. Sie hatte schließlich als Physikerin ein einzigartiges Vorbild, das den eindrucksvollen, mathematisch-physikalisch singulären Satz prägte: „Überholen, ohne einzuholen.“
Aber dass nichts schief gegangen ist, das zeugt von einer eher schiefen Sicht der Dinge, einem schiefen Weltbild. Also Sozialismus pur, wie ihn der Dialektische Materialismus eindrucksvoll lehrt. Da bekommt man alles unter einen Hut, Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Und das heißt: Die Partei, die Partei, die hat immer recht. Dass man mal eben ein Jahr lang (!) verschwieg, dass das Hauptproblem von Corona im großen Ganzen die Menschen mit Migrationshintergrund sind, so what! Peanuts!
Jetzt wissen wir’s also sozusagen RKI-amtlich: Unsere Intensivstationen und Infektionstabellen sind voll von Leuten, die als willkommene Ärzte und Facharbeiter unsere Gesellschaft bunt machen sollten. Auch herbeigeschifft von einer NGO namens Kirche. Aber so bunt natürlich auch wieder nicht, dass wir unsere Kinder in die Psychiatrie, unsere Alten in den Tod und Existenzen in die Pleite treiben. Also hat uns die fürsorgliche Kanzlerin das aus lauter Liebe („Mir blutet das Herz“) verschwiegen. Klar, die Polizei war ja mit wichtigeren Dingen beschäftigt, als sich um solche Lappalien wie maskenlose Massen in Moscheen, Massenbeerdigungen oder Massenhochzeiten von arabischen Großfamilien zu kümmern. Die Hubschrauber-Jagd auf spielende Kinder war doch tausendmal geiler, als sich von schießwütigen (überraschend staatenlosen) Jugendlichen auf dem Berliner Alexanderplatz die Birne weg ballern zu lassen.
Lappalie, dass der rettenden Botschaft „Kostenlose Schnelltests für alle“, um schnell wieder öffnen zu können, die nüchterne (und das will schon was heißen in den Kreisen) Erkenntnis folgte, dass gar keine Schnelltests da waren. Also „Freibier für alle!“ Nur das Bier ist nicht da. Man lasse sich das bitte mal auf der Zunge zergehen, also unter der Überschrift „Mir bricht das Herz!“ und „Im Großen und Ganzen ist nichts schiefgelaufen“: Mitten in der Kanzleramts-Konferenz gestern fällt auf, dass man die als elementar für die Öffnungsstrategie bezeichneten Schnelltests noch gar nicht bestellt hat. Freibier ohne Bier! Deswegen wird der Lockdown erstmal bis Ende März verlängert – vorerst. Dass bis dahin Tausende und Abertausende pleite sind und sogar sterben müssen, so what!
Nein, im Großen und Ganzen läuft in Deutschland wirklich nichts schief. Alles im Plan, alles auf Linie. Allen voran Bayern!
Das ist so, als hätte der Reeder der White Star Line zusammen mit der Schiffswerft Harland&Wolff am 15. April 1912 eine Pressekonferenz gegeben: „Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass unser Prachtschiff „Titanic“ vergangene Nacht 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland untergegangen ist. Aber keine Sorge, meine Damen und Herren: Im Großen und Ganzen ist nichts schiefgelaufen.“
Ja, wir Deutschen brauchen gar keinen Eisberg. Wir haben Kapitäne wie Merkel, Söder, Spahn & Co auf der Kommandobrücke. Schiff (bzw. schief) ahoi!