Tichys Einblick
Dilettanten auf der Kommandobrücke

Unser Schiff schafft den Untergang auch ohne Eisberg 

Mitten in der Kanzleramts-Konferenz gestern fällt auf, dass man die als elementar für die Öffnungsstrategie bezeichneten Schnelltests noch gar nicht bestellt hat. Freibier ohne Bier! Deswegen wird der Lockdown erstmal verlängert. Dass bis dahin Abertausende pleite sind und sogar sterben müssen, so what!

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn auf der Regierungsbank

IMAGO / Political-Moments

Haben wir den Satz noch im Ohr? Hoffentlich! „Im Großen und Ganzen ist nichts schiefgelaufen!“ Diese brillante Analyse der noch brillanteren Kanzlerin schwebte auch heute Nacht wieder über einer Presskonferenz, die das große und ganze Elend deutscher Dilettanten-Politik erschreckend deutlich machte. Pleiten, Pech und Pannen — nicht zum Lachen wie einst in der ARD, sondern lebensbedrohend für immer mehr Bürger unseres Landes, vor allem der „schon länger hier lebenden.“ Als wäre es eine Lotterie, wird mit Zahlen und Daten, mit Werten und Fakten jongliert. Als ginge es um die verschobene Öffnung eines riesigen Freizeitparks.

Nun weiß ich als alter weißer Mann, ein in Minden aufgewachsener Preuße („Die Mindener sind meine besten Untertanen“, so einst der Große Kurfürst), nicht, was eine streng sozialistisch Sozialisierte unter dem Großen und dem Ganzen versteht. Sie hatte schließlich als Physikerin ein einzigartiges Vorbild, das den eindrucksvollen, mathematisch-physikalisch singulären Satz prägte: „Überholen, ohne einzuholen.“
Aber dass nichts schief gegangen ist, das zeugt von einer eher schiefen Sicht der Dinge, einem schiefen Weltbild. Also Sozialismus pur, wie ihn der Dialektische Materialismus eindrucksvoll lehrt. Da bekommt man alles unter einen Hut, Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Und das heißt: Die Partei, die Partei, die hat immer recht. Dass man mal eben ein Jahr lang (!) verschwieg, dass das Hauptproblem von Corona im großen Ganzen die Menschen mit Migrationshintergrund sind, so what! Peanuts!

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Nebenbei: Sollte das Wort nicht laut der größten Integrationsministerin aller Zeiten mit dem unaussprechlichen Doppelnamen noch vor vier Wochen abgeschafft werden? Wegen Rassismus und so. Man kommt ja so schnell gar nicht mehr mit. Nur wissen wir inzwischen, mit welch einem Stuss sich diese Frau beschäftigt hat, wissend um die wahre Lage in den Kliniken! Unverzeihlich! Rückgängig machen, und zwar sofort! Statt gemäß ihrer Amtsbezeichnung und ihres Amtseides die zu integrieren, die wir laut Kanzlerin ja leider im großen Ganzen gar nicht mehr erreichen in ihren Parallelgesellschaften. Na, toll! Auch eine Art Willkommenskultur: Willkommen auf den Intensivstationen.

Jetzt wissen wir’s also sozusagen RKI-amtlich: Unsere Intensivstationen und Infektionstabellen sind voll von Leuten, die als willkommene Ärzte und Facharbeiter unsere Gesellschaft bunt machen sollten. Auch herbeigeschifft von einer NGO namens Kirche. Aber so bunt natürlich auch wieder nicht, dass wir unsere Kinder in die Psychiatrie, unsere Alten in den Tod und Existenzen in die Pleite treiben. Also hat uns die fürsorgliche Kanzlerin das aus lauter Liebe („Mir blutet das Herz“) verschwiegen. Klar, die Polizei war ja mit wichtigeren Dingen beschäftigt, als sich um solche Lappalien wie maskenlose Massen in Moscheen, Massenbeerdigungen oder Massenhochzeiten von arabischen Großfamilien zu kümmern. Die Hubschrauber-Jagd auf spielende Kinder war doch tausendmal geiler, als sich von schießwütigen (überraschend staatenlosen) Jugendlichen auf dem Berliner Alexanderplatz die Birne weg ballern zu lassen.

Lappalie, dass der rettenden Botschaft „Kostenlose Schnelltests für alle“, um schnell wieder öffnen zu können, die nüchterne (und das will schon was heißen in den Kreisen) Erkenntnis folgte, dass gar keine Schnelltests da waren. Also „Freibier für alle!“ Nur das Bier ist nicht da. Man lasse sich das bitte mal auf der Zunge zergehen, also unter der Überschrift „Mir bricht das Herz!“ und „Im Großen und Ganzen ist nichts schiefgelaufen“: Mitten in der Kanzleramts-Konferenz gestern fällt auf, dass man die als elementar für die Öffnungsstrategie bezeichneten Schnelltests noch gar nicht bestellt hat. Freibier ohne Bier! Deswegen wird der Lockdown erstmal bis Ende März verlängert – vorerst. Dass bis dahin Tausende und Abertausende pleite sind und sogar sterben müssen, so what!

Corona-Gipfel im Ergebnis
Wieder alles verschleppt oder versiebt: Kein rasches Lockdownende dank Schnelltest-Staatsversagen
Aber so hat man es doch gelernt einst in der Uckermark: „Gibts heute keine Zitronen?“ „Nein, heute gibts keinen Tapetenkleister!“ Ach, was soll’s! Machen wir halt ein bisschen Lockdown. Die Parallelgesellschaft der Politiker und „Medienschaffenden“, also derer, die mit ihren Medien dem Volk zu schaffen machen, weiß ja gar nicht, was das alles für einen normalen Familienvater oder eine alleinerziehende Mutter bedeutet, die panische Angst um ihre Kinder, um ihren Job, ja um ihr Leben haben.

Nein, im Großen und Ganzen läuft in Deutschland wirklich nichts schief. Alles im Plan, alles auf Linie. Allen voran Bayern!

Das ist so, als hätte der Reeder der White Star Line zusammen mit der Schiffswerft Harland&Wolff am 15. April 1912 eine Pressekonferenz gegeben: „Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass unser Prachtschiff „Titanic“ vergangene Nacht 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland untergegangen ist. Aber keine Sorge, meine Damen und Herren: Im Großen und Ganzen ist nichts schiefgelaufen.“

Ja, wir Deutschen brauchen gar keinen Eisberg. Wir haben Kapitäne wie Merkel, Söder, Spahn & Co auf der Kommandobrücke. Schiff (bzw. schief) ahoi!

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