Wir haben in Deutschland einen Bundestag und 16 Landesparlamente mit ihren Plenen und Fachausschüssen, ferner Bezirks-, Stadt-, Kreis- und Gemeindeparlamente. Dazu alles in allem über 200 Fachministerien mit Zigtausenden von Beamten. Naive Frage also: Wofür brauchen wir dann ab Herbst 2023 auch noch einen „Bürgerrat“ (Rat = russisch „Sowjet“), der sich demnächst – besetzt auch mit Vegetariern und Veganern – um die Zukunft des Essens kümmern soll? Wofür brauchen wir allein auf Bundesebene 43 „Beauftragte“ (für Antidiskriminierung, Queer, Drogen …) und unzählige „Räte“/„Beiräte“/„Kommissionen“ (für Corona, Ethik, Klima, Wissenschaft …)?
Platte Antwort(en) auf diese nicht nur rhetorischen Fragen:
- Erstens: Die Politik will und kann sich offenbar nicht auf den eigenen Sachverstand und auf den Sachverstand von Zigtausenden von Bediensteten verlassen.
- Zweitens: Die Politik will zivilgesellschaftlich „Partizipation“ mimen.
- Drittens: Gewisse Persönlichkeiten sollen sich mit der Berufung in solche Gremien geadelt fühlen – und ansonsten die Klappe halten.
- Viertens: Die Politik will mit dem Rückhalt dieser „Räte“ noch mehr die fürsorgliche Obergouvernante spielen und das Volk infantilisieren – aber letztlich Freiheiten über Freiheiten einschränken. Der deutsche Michel soll sich bestens betreut fühlen und nicht merken, dass er mehr und mehr entmündigt wird.
Auf 222 Seiten nur: Indoktrination, Manipulation, Hysterisierung
Nun kommt wieder ein solcher „Rat“ um die Ecke: der „Sachverständigenrat für Umweltfragen“ (SRU) mit einem 222 Seiten starken Pamphlet (genannt „Sondergutachten“) und dem Titel „Politik in der Pflicht: Umweltfreundliches Verhalten erleichtern“. Die 222 Seiten finden sich hier; die Kurzfassung von 20 Seiten hier.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen will die Bundesregierung nun motivieren,
umweltfreundliches Verhalten zu fördern. Zum Beispiel soll der Bürger angehalten werden, die eigene Stromrechnung mit dem klimaneutralen Nachbarn zu vergleichen, um neidisch auf dessen CO2-Bilanz zu werden.
Sieben hochaktivistische Professoren stehen für dieses Sondergutachten (3-mal m, 4-mal w). Darunter die medial offenbar unvermeidliche „Wirtschaftswissenschafterin“ Claudia Kemfert. Wie nicht anders zu erwarten, drehen sich die Damen und Herren selbstreferenziell in der eigenen Blase und nehmen in diese Blase als „Stab“ weitere 21 Personen sowie rund zwanzig einschlägig bekannte Organisationen (etwa das Öko-Institut und Mercator-Research) mit hinein.
Was empfehlen die „Wissenschaftler“ der Bundesregierung? Es soll Preisanreize geben, und es sollen Ge- und Verbote ausgesprochen werden. Über „Bildungsangebote“ und Kampagnen sollen umweltfreundliche Normen langfristig gestärkt werden. Und: Der Bürger soll in konkreten Entscheidungssituationen „unterstützt“ werden. Zum Beispiel soll es auch einen Bonus für E-Autos als Pull-Effekt geben.
Und dann noch die Anklänge an das chinesische „Social-Core“-, Helden- und Pranger-System: Wer etwa Gemüseabfälle kompostiere, könne „Aufkleber oder T-Shirts mit entsprechenden Slogans“ erhalten und so „in der Nachbarschaft über persönliche Kontakte für das Verhalten“ werben. Um Jugendliche zu erreichen, schlagen die Professoren die Zusammenarbeit von Behörden mit „nachhaltigkeitsaffinen Influencer:innen“ vor. (Der Gender-Doppelpunkt findet sich im Gutachten übrigens 324-mal.)
Verräterisch auch die Semantik: Von „Instrumentenkasten“ der Politik ist die Rede – etwa mit Blick auf Ernährung, Wohnen und Elektroniknutzung. Man stellt sich den Bürger offenbar mechanistisch-behavioristisch als simple Input-Output-Maschine vor.
Alles in allem läuft all dies hinaus auf einen weiteren trickreichen Anschlag der „hohen“ Politik auf das Volk. Regieren mit Verdummung (siehe Bildungskatastrophe), mit willfährigen „Fachleuten“ („Expertokratie“) und mit Angstmachen (Phobokratie) ist angesagt. Mal sehen, wann der deutsche Michel es kapiert – auch der Wohlsituierte, der es sich offenbar immer noch leisten kann, „öko“ zu wählen.