Seitdem SPD und Grüne in der Regierung sitzen, feiern progressive Überbringer schlechter Nachrichten Hochkonjunktur. Solange die Wahlen noch nicht eindeutig zugunsten des grünen Sozialismus ausgingen, dominierten positive Botschaften, die eine grüne, neue Welt voller Wohlstand vorgaukelten. Jetzt wo die Regierung endlich die jahrzehntelange Arbeit aus dem vorpolitischen Umfeld in politische Taten umsetzen kann, gilt es die Menschen mit Macher-Mentalität an die neuen Realitäten zu gewöhnen. Und nicht vergessen: Über den „menschengemachten Klimawandel“ waren wir uns einig, nicht wahr? Eben. Und solange darüber Einigkeit herrscht, gibt es auch keinen Plan B.
Erst letzte Woche führte uns Sarah Bosetti genau mit solchen Mitteln an das Ende der Demokratie heran. Ist natürlich ein heißes Eisen, darum ist es ja nur „Satire“, und sowieso regen sich darüber nur Rechte auf. Dennoch fungiert sie als ein Eisbrecher. Später kann man darauf verweisen, man hat ja schon mal von der Idee gehört. „Nicht ganz ohne Vorzüge, man sollte darüber vorurteilsfrei reden können.“
Ein ähnlicher Eisbrecher ist Ulrike Herrmann, deren Aufgabe es ist als „böser Cop“ die Menschen an die Tatsache zu gewöhnen, dass grünes Wachstum Humbug ist und der Energiehunger einer modernen Industrienation niemals durch „erneuerbare Energien“ gestillt werden kann. Das ist richtig. Der Grund, dass sie diese „Wahrheit“ im gesamten deutschen Sprachraum im Fernsehen verbreiten darf, liegt daran, dass diese Tatsache kein Grund für sie ist, die Energiewende zu hinterfragen. Wo Andere warnen und sich wehren vor den schwerwiegenden Folgen dieses selbstzerstörerischen Irrwegs, demonstriert Herrmann ideologische Linientreue. Der Aufbau des Sozialismus, pardon, die „Energiewende“ ist für sie alternativlos. Punkt.
Herrmann enttarnt eine Lüge, um danach andere Lügen glaubhaft zu verbreiten
Nachdem Herrmann in den letzten Monaten bereits in deutschen Talkshows mit ihrer Schwärmerei von „1978, aber ohne Alles“ Nostalgikern die Armut schmackhaft machte, darf sie dies nun auch im Schweizer Fernsehen, in der populären Sendung Sternstunde Philosophie, verbreiten. Doch was sie mit dem simplen Eingeständnis, dass grünes Wachstum nicht möglich ist, argumentativ auf Seiten der Realisten gewinnt, verspielt sie mit ihrem dogmatischen Bekenntnis zu Horrorszenarien aus Computerprognosen und der menschlichen Ursünde an Gaia.
Denn selbsternannten Kassandren wie Herrmann kommt eben die Rolle eines Wegbereiters zu. Je öfter ihre Unkenrufe öffentlich vernommen werden, desto mehr gewöhnt sich die Öffentlichkeit an die unliebsame Tatsache, dass es kein grünes Utopia geben wird, sondern höchstens eine Rückkehr nach 1978. Aber ohne Auto und ohne Flugzeug. Viele der Jobs wird es auch nicht mehr geben. Also dann doch eher britische Kriegswirtschaft. Wenn überhaupt. Naja, nach unten revidieren kann man ja danach noch immer.
Faktenchecker der Klimafraktion haben nun übrigens endlich einen Weg gefunden, diese unliebsame Tatsache zu dekonstruieren: Die damalige Wärmeperiode hätte nur die Nordhalbkugel betroffen, global hätten sich die Temperaturen nicht so stark geändert. Im selben Atemzug wird aber behauptet, dass der bevorstehende Klimawandel in Europa am wenigsten spürbar wird. Das allerdings deckt sich ebenfalls nicht mit früheren Prognosen, denn alleine die Niederlande sollten mittlerweile schon 17-mal von der Nordsee verschlungen worden sein.
Die kuschelige Verklärung des Wohlstandsverlusts
Doch selbst wenn man davon ausginge, dass ein tatsächlicher Klimawandel in der Südhalbkugel weniger positive Auswirkungen haben würde als in Europa während der mittelalterlichen Wärmeperiode, dann würde sich der eingeschlagene Pfad der Deindustrialisierung der Welt als fatal erweisen, denn Wohlstandsbildung ist der beste Garant für sowohl die Bildung von Umweltbewusstsein als auch für die Fähigkeit, mit den Widrigkeiten der Umwelt umzugehen.
Ulrike Herrmann findet selbst in konservativen Kreisen teilweise Zustimmung für ihre Demaskierung des Märchens vom grünen Wachstum. Doch Vorsicht ist geboten, denn unter dem Deckmantel scheinbarer wirtschaftlicher Klarsicht propagiert Herrmann einen ganz anderen, womöglich weitaus gefährlicheren Märchenband. Denn während das Ausbleiben des grünen Wachstums unter normalen Umständen zu einem Erwachen und einer Kurskorrektur führen könnte, fordert Herrmann, dass man angesichts dieses Wohlstandsverlusts nicht in Panik geraten, sondern fröhlich weiter gen Untergang wirtschaften sollte, da 1978-mit-Abstrichen™ zum Schluss doch auch ganz kuschelig werden könnte. Als vermeintliche Aufklärerin getarnt, führt Herrmann die Menschen auf einen Pfad, auf dem sie ihren natürlichsten Schutzinstinkten misstrauen und ihre Hoffnung stattdessen auf das Licht am Ende des Tunnels setzen sollen. Nur, dass dieses Licht am Ende des Tunnels sich als der entgegenkommende Güterzug grüner Mangelwirtschaft entpuppen wird, der alles plattwalzt, was ihm in die Quere kommt.