Eine Krankenschwester macht sich Luft, sie will sich mitteilen. Nein, diesmal geht es in erster Linie nicht um Druck, Stress und Überlastung, wie stets vorm Wahlkampf, sondern um einen bestimmten Kreis von Patienten und Kranken, die den Stress noch um ein Vielfaches verstärken. Bisher eher ein Tabu, so die 40-jährige Krankenschwester Melanie aus der Nähe von Klagenfurt, die im richtigen Leben anders heißt.
Die Rassismusdebatte, viele meinen auch „Nazikeule“, jedoch weit vor „Chemnitz“, verhindere, dass Ärzte wie Stationsschwestern Regeln und Pflichten durchsetzen können. Oft könne die „Hausordnung“ nur mit dem Einsatz von Security oder Polizisten wieder hergestellt werden, pflichtet die deutsche Stationsschwester in der „Inneren“ ihrer österreichischen Kollegin bei. Margit, 55, in einem größeren Klinikum aus dem Speckgürtel Stuttgarts tätig, meint nur: „Natürlich bemerken wir im Klinikum die Auswirkungen der Zuwanderung.“
Dass die genannten Personen im Text (leider) anonym bleiben möchten, versteht sich nach den Spannungen der vergangenen Tage.
In der Tat ist es leichter damit zu „punkten“, Rassisten gestellt zu haben, wie der Chefarzt aus Brandenburg, über den die Kollegen eines Hamburger Magazins online in einem Interview berichteten. Der Chefarzt Hans K., hatte den rassistischen Eltern eines Kindes zu Recht „eine Ansage“ gemacht. Die Eltern verbaten sich, dass ihr Kind zusammen mit einem ausländischen aufs Krankenzimmer käme. Wer würde da nicht genauso handeln und ein deutliches Wort sprechen? Und, müsste man solchen Eltern (in Zukunft) nicht einen Erziehungsbeistand zukommen lassen?
Stattdessen, so die deutsche Stationsschwester Margit, herrsche oft eine Atmosphäre, „wie auf dem Basar“. Melanie aus Österreich, die auch schon fast 20 Jahre im Beruf ist, den sie „auch liebt“, wie sie beteuert, kann Margits Erlebnisse teilen. Ob in Deutschland oder in der Nähe von Klagenfurt, Österreich: „Die türkischsprachigen Besucher, aber vor allem arabischsprechende Syrer oder Iraker, kommen und gehen wie sie wollen…“. Hinweise auf Besuchszeiten würden von den Männern, die meist in einer Sechsergruppe oder „gleich zu Zehnt“ auftreten, „einfach ignoriert“, sagen beide Krankenschwestern.
Ruhezeiten? Oder Ruhe überhaupt? Für die Patienten in den benachbarten Betten schwerlich einzufordern. Richtig patzig, auf „halbdeutsch, türkisch oder arabisch“ fluchend, würden Patienten aber auch das Klinikpersonal schon mal eingeschüchtert. Die jüngeren Pflegerinnen und Pfleger knicken dabei immer öfter ein.
Beide Krankenschwestern sagen, dass Beleidigungen, besonders an Wochenenden, spätnachts, wenn Discobesuche ausarten, Unfälle auf den Straßen Usus sind. Dieser Zustand sei fast schon Normalität in der Unfallambulanz: „Fuck you…“, und andere Schimpfwörter wie „Schlampe…“, überhören die gestandenen Frauen, und bitten dennoch, wenn ein Maß erreicht wurde, schon mal um „mehr Respekt“.
Auch das Vordrängeln an wartenden Patienten in der Ambulanz oder in Praxen. „Wir zuerst“, so treten etliche syrische und afghanische Männer selbstbewußt auf, eine Vorzugsbehandlung einfordernd. Essen und Nahrungsmittel würden entgegen explizit verordneter Diät für die Patienten oder die strikten ärztlichen Anweisungen ignorierend für Angehörige mitgebracht.
Es sei schwer in der Öffentlichkeit mit Klarnamen auf Missstände hinzuweisen, wenn man sofort als „Rassist und Nazi“ stigmatisiert wird.
Hier zeigt sich das ganze Dilemma, dass die Große Koalition seit 2015 mit verursacht hat. Die unsägliche Debatte darüber, Deutschland habe „gefälligst“ bunt zu sein, hat das Land gespalten – wohlwissend ignorierend, dass hauptsächlich Männer einer fremden Kultur und Sozialisation nach Deutschland kommen würden.
Merkels „Wir schaffen das“ wurde quasi ad absurdum geführt. Die Arzthelferin und Krankenschwester der Ambulanz in Sigmaringen, wo auch eine Erstaufnahmestelle ist, sagt: „Wir wurden einfach überfrachtet. Nun macht mal …“
Andere LEA-Einrichtungen haben bundesweit Fremdfirmen, die mehr schlecht als recht auf Profit als Dienstleister auf dem Areal arbeiten, die sich gesund wirtschaften, indem sie Security-Firmen engagieren, die wiederum den geringsten Stundensatz und fast nur Mitarbeiter aus Südosteuropa einstellen. Man kann meinen, arme Schlucker und Tagelöhner, mit wenig Deutschkenntnissen.
Oft werden die Pfleger und Krankenschwestern von dem Personal der Security in Notfällen gar allein gelassen, wenn pöbelnde Patienten wie Besucher, die Ambulanz aufsuchten. Syrer, Afghanen sowie Maghrebiner, fast alle deutlich angespannt, „Egal ob drogen- sowie alkoholabhängige unbegleitete Minderjährige oder erwachsene Männer, wir müssen alles abfedern, und haben selbst Angst um Leib und Leben …“, man wisse nie, wie und dann in welchem Umfang die Männer dann „austicken“ können.
Etliche Gynäkologen hätten schon „hingeschmissen“, die Männer wollten immer bei den Untersuchungen der Ehefrauen dabei sein, insistierten und bedrohten. Die Patientinnen/Ehefrauen, oft mit großem Altersunterschied zum Ehemann, wirkten eingeschüchtert. Nun wird stets eine freiberufliche Gynäkologin zu Untersuchungen gebucht. Oder die Patientin aus der LEA direkt in die Praxis geschickt. Den Behandlungsschein gibt es dann vom Landratsamt.
Selbst Flüchtlinge, die oft auch als Übersetzer in den Ambulanzen der LEA tätig sind, und sich schützend vor Pflegekräfte stellten, würden von aggressiven Syrern, Afghanen und Irakern bedroht. Afghanen und Algerier, oftmals Opiatabhängig, treten immer wieder, oftmals mit der „x-ten neuen Identität“ auf, um wieder Rationen der Substitutionen wie Methadon oder Rivotril zu bekommen, wie die Pflegerin beschreibt.
Das alles zu benennen, fiele den meisten oft schwer. Es wird nicht beachtet, dass die medizinischen Pflegefachkräfte zerrieben werden. Einerseits sollen sie Dienst nach Vorschrift am Menschen tun, gleich welcher Hautfarbe und Religion, und sie tun es voller Überzeugung. Andererseits vollführen sie ständig „Kopfstände“, um das Unmögliche möglich zu machen. Männer oder Großfamilien aus islamischen Kulturkreisen, die nicht mit „Westlern“, also „Andersgläubigen“, im Zimmer liegen möchten? Dem wird entsprochen, ein rein muslimisches Patientenzimmer oder gar ein Zimmer für sich allein. Viele Kliniken planen das bereits ein, wenn es denn geht, nur um Ärger zu vermeiden.
Einen Mann aus Algerien mit einem „fetten Furunkel“ am Gesäß, bis zum Knochen „geeitert“, versorgen? Das Taxi wird gebucht, weil die Kosten für den Krankenwagen den Rahmen sprengen würden. Für die Arzthelferin normal, die Flüchtlinge würden sofort 1-1-2 wählen. Aber danach müssen sich die Pflegekräfte intern erklären: war das Taxi denn wirklich notwendig?
Gewaltbereite männliche „Flüchtlinge“ gäbe es en masse, Vorkommnisse, die nie in Polizeiberichten erscheinten, wenn sich diese gegenseitig untereinander schwerste Verletzungen zufügen – was läuft bei uns eigentlich falsch? Der Großeinsatz von Ellwangen, als ein Mob tags zuvor die Abschiebung des Mannes aus Togo verhinderte, sei „absolut berechtigt“ gewesen, sagt ein Mitarbeiter kurz vor der Rente. Der Togolese sei stets „negativ bis gefährlich“ aufgefallen. Aber, „bei uns wird alles relativiert“, spricht der Mann leise, in der Mittagspause in Ellwangens Innenstadt.
Zu guter letzt, und hier zeigt sich, was die „GroKo“ oder Landesparlamente (wir bleiben in Baden-Württemberg rund um Mannheim, gleiches wurde uns allerdings auch aus Ellwangen bestätigt), einfach hinnehmen und wohl bis zum Exzess sparen, wenn Polizisten, in diesem Fall zwei Berufsneulinge, in der Ambulanz ein Röhrchen oder schmales „Gläschen“ aus der Seitentasche ziehen und um „Desinfektionsmittel“ nach einem Einsatz bitten. Die Krankenschwester staunte nicht schlecht, genauso ein diensthabender, osteuropäischer Arzt („Nennen Sie bitte nicht meinen Namen“), der Polizist sagte: „Wir müssen unser Desinfektionsmittel selbst kaufen …“ – Wer immer noch behauptet, das Land habe sich nicht verändert, vielleicht nicht einmal erst seit 2015, sondern schon weit davor, „der leide wohl wirklich an Wahrnehmungsstörungen“.
Giovanni Deriu, Dipl. Sozialpädagoge, Freier Journalist,
Seit 20 Jahren in der (interkulturellen) Erwachsenenbildung tätig.