Ist Trump ein Verräter?« wurde noch im Dezember 2018 in der New York Times gefragt (nytimes.com, 6.12.2018). Dazu zeigte man ein Foto von Trump, wie er Putin die Hand gibt. Im Text ist von der »collusion« die Rede, von den geheimen Absprachen, und vom möglichen »damning Mueller report«, einem möglicherweise bevorstehenden »verdammenden« Müller-Bericht.
Wer in den letzten drei Jahren amerikanische oder deutsche Mainstream-Medien konsumierte, lebte im Eindruck, Trump sei nur deshalb Präsident geworden, weil er sich mit Putin abgesprochen habe. – »Heißer Draht nach Moskau?«, titelte etwa tagesschau.de, 15.2.2017 mit dem obligatorischen Fragezeichen – ein Beispiel von ungezählt vielen anderen in der Medienlandschaft insgesamt.
Die Hoffnungen der Trump-Hasser ruhten zuletzt auf dem »Sonderermittler» Robert Mueller (siehe etwa tagesschau.de, 18.5.2017). Würde dieser mit ungewöhnlich viel Befugnissen ausgestattete Superdetektiv etwas finden, das endlich den verhassten Nicht-Linken zu Fall bringen könnte?
Noch am 25.12.2018 hoffte der deutsche Staatsfunk:
Für Trump könnte es eng werden – US-Präsident Trump stehen schwierige Monate bevor. Die Russland-Untersuchung von Sonderermittler Mueller geht in die heiße Phase. Mehrere Ex-Mitarbeiter Trumps wollen auspacken. (tagesschau.de, 25.12.2018)
Auf CNN durften »Experten« und US-Demokraten ankündigen, dass Trump demnächst in Folge des Mueller-Reports angeklagt werden würde (etwa Steve Cohen am 30.7.2018, via YouTube). Man könnte buchstäblich tausende Seiten lang die Beispiele für das »Collusion-Narrativ« listen, natürlich auch aus dem Haus, das Relotius berühmt machte (»Angebliche Hilfe aus Moskau – Der Russland-Krimi belastet Trump« heißt es da, und dass die CIA sich sicher ist, »Russland habe Trump ins Weiße Haus verholfen«; spiegel.de, 12.12.2016), doch all das wirkt seit gestern plötzlich obsolet.
Der Bericht
Robert Mueller hat nun seinen Abschlussbericht an den aktuellen US-Justizminister William Barr abgeliefert. Wichtigstes Ergebnis nach Jahren von Andeutungen und Geraune von Mainstream-Medien und US-Demokraten: Es wurde kein Beweis für Trump-Russland-Absprachen gefunden (»Der Mueller-Bericht entlastet US-Präsident Trump weitgehend«, nzz.ch, 24.3.2019).
Es war zu keiner Sekunde zu erwarten, dass Trumps Gegner anschließend aufgeben würden, ihn persönlich zu attackieren. (Aktuell wird unter anderem die Zusammenfassung des Abschlussberichts in Zweifel gezogen, siehe etwa foxnews.com, 25.3.2019.) – Die Chemnitz-Lüge zu angeblichen Treibjagden wird ja weiterhin kolportiert – und Maaßen bleibt entlassen. Die Folgen der Lügen wirken weiter, wenn die Lüge längst enttarnt ist.
Der antidemokratische, zynische Geist medialer Trump-Hasser schimmert etwa durch, wenn die Süddeutsche kommentiert:
Aber Mueller schöpfte auch nicht alle Optionen aus. Warum er nicht darauf bestanden hat, Trump selbst zu einer Aussage unter Eid vorzuladen, wird er noch erklären müssen. Der Präsident hätte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Falschaussage unter Eid verstiegen. Bill Clintons Impeachment-Verfahren fußte auf einer Meineidsaussage. Bei Trump, dem notorischen Lügner und Vielredner, wäre sie kinderleicht zu konstruieren gewesen. (sueddeutsche.de, 23.3.2019, meine Hervorhebung)
Sie wollen Trump so lange gejagt sehen, bis etwas gegen ihn – wörtlich! – konstruiert werden kann. Es geht solchen Trump-Hassern nicht um das Wohl der USA oder des Westens insgesamt, nicht um Demokratie und den Willen der Wähler.
Die Reaktionen in den sozialen Medien sind deutlich; zwei prägnante Beispiele dazu:
Was die @SZ hier fordert, ist genau die Rolle der Justiz im Faschismus: wer einmal in den Blick der Ermittler geraten ist, wird mit hinterhältigen Tricks so lange malträtiert, bis sich etwas konstruieren lässt. Das ist das Gegenteil von Rechtstaatlichkeit. (@KaterinaBilkova, 25.3.2019)
Bei einer normalen Ermittlung gibt es zu Beginn eine Straftat, dann wird der Schuldige gesucht. In diesem Fall stand für die „Demokraten“ zu Beginn der Schuldige fest, gesucht wurde 2 J lang nach einer Straftat. 35 Mio $ wurden verbraten. Gefunden: Nichts. Was für ein Wahnsinn. (@OliverGorus, 25.3.2019)
Das Vorgehen der organisierten Trump-Hasser ist in der Tat bemerkenswert; de facto sagen sie: »Der Schuldige steht fest, es fehlt nur noch die Tat.«
Der Abschlussbericht (so weit man aktuell darüber Bescheid weiß) entlastet Trump zwar vom Vorwurf illegaler Absprachen, erklärt ihn aber auch nicht zum Unschuldslamm – doch wer hätte das auch erwartet? So wurde etwa im Verlauf der Untersuchungen bekannt, dass die Trump-Firma durchaus in 2016 noch Geschäfte in Moskau anstrebte (wohl ein üblicher Trump-Tower-Deal, siehe etwa bloomberg.com, 20.1.2019), während er im Wahlkampf sagte, kein Business mehr mit Russland zu haben. Trumps Gegner werden weiterhin Material finden, ihn persönlich anzugreifen – thematisch und in der Sachpolitik wird es schwer sein, ihn zu stellen.
Die US-Demokraten haben thematisch derzeit allen Ernstes vor allem Sozialismus und Öko-Diktatur im Angebot, und selbst sie begreifen, dass das kein einfacher Verkauf ist – also müssen sie Trump im Angesicht einer aus US-Sicht erfolgreichen Außenpolitik (etwa: ISIS territorial geschlagen, nytimes.com, 24.3.2019), eben persönlich angreifen.
Es war ein Erfolg
Auf gewisse Weise waren die laufenden Untersuchungen durchaus ein Erfolg.
»How Will ‘Collusion’ Play in the Midterms?«, fragte man in der New York Times (nytimes.com, 13.8.2018). Man war sich sehr wohl bewusst, dass die Behauptungen auf die Wahlen wirken könnten (und wahrscheinlich würden). Das Motto der Anti-Trump-Fraktion: »Etwas bleibt immer hängen.«
(Randnotiz: Es gibt ja einige, die wollen die Brexit-Abstimmung wiederholen, weil angeblich falsche Informationen vorher im Umlauf waren – wenn diese Forderung auch nur einen Funken Ehrlichkeit enthielte, würden dieselben Leute auch fordern, die Midterm-Wahlen in den USA zu wiederholen. Es scheint fast so, als wollte man nur die Abstimmungen wiederholen, die gewissen NGOs nicht in den Kram passen.)
Das anhaltende Geraune trump-feindlicher Medien könnte tatsächlich den US-Demokraten geholfen haben, bei den Midtermwahlen das US-Repräsentantenhaus zu erobern – unter anderem mit einer kopftuchtragenden Israelkritikerin (nytimes.com, 7.3.2019) und einer Sozialistin, die vor allem durch ihre ahnungslose Infantilität auffällt und zugleich als bekanntestes Gesicht der US-Demokraten gilt (siehe auch »Ein merkwürdiger Zeitpunkt in unserem Leben«).
Wie es das Schicksal der Welt und Trumps besonderes Glück so wollen, ist das Ergebnis der Midtermwahlen auch eine gute Vorlage für Trumps Wiederwahl. Indem die US-Demokraten nun eine Reihe von Gestalten nach vorne bringen, die dem Durchschnittswähler kaum zu vermitteln sind, kann Trump etwas gelingen, was selbst ich vor einiger Zeit kaum für möglich gehalten hätte: Trump wird zur Wiederwahl-Kampagne 2020 womöglich wie der »normalere« der Kandidaten wirken. (Ich kann den letzten Satz auch kaum glauben, aber darauf läuft es derzeit hinaus.)
Keine Selbstzerknirschung, nirgends
Es ist nicht zu erwarten, dass nach dem Mueller-Abschlussbericht nun reihenweise Haltungsjournalisten öffentlich bekennen, traurige Lügengestalten zu sein, welche Hass schüren gegen einen demokratisch gewählten Präsidenten.
Es ist ganz gewiss nicht zu erwarten, dass Trump-Hasser selbstzerknirscht zugeben, auf der falschen Seite der Wahrheit gelegen zu haben – und selbst wenn sie zu Einsicht und Schamgefühl in der Lage wären, würde ich mich nicht darüber freuen.
Ich empfinde wenig Freude daran, richtig zu liegen, wo die globalen Linkslautsprecher falsch lagen. Meine Reaktion auf den Mueller-Report ist weder Freude noch Häme, sondern eher eine müde Traurigkeit und dann ein wenig Wut ob der verlorenen Zeit und Mühe.
Milliarden von Jahren an Evolution, brillante Denker, begnadete Schriftsteller und andere Künstler, das alles formte unseren Pfad hierher, und das beste, was wir mit unserem Intellekt anzustellen wissen, ist die Zerstörung der eigenen demokratisch gewählten Politiker. Wenn ich China oder Russland wäre, und wenn ich tatsächlich Europa oder die USA von innen schwächen wollte, dann würde ich exakt diese Kaste der »Intellectuals Yet Idiots« einsetzen, damit sie täglich neue Runden im Suizidalimus-Kanon einstimmen.
Keine alte Welt
Es ist Montag. Meine Kinder gehen heute zur Schule. Vor dem Unterricht spielt Leo noch Geige. Er will lieber morgens als abends spielen, dann hat er den Abend frei, um Skaten zu gehen.
Gestern, am Sonntag-Abend, haben wir die Kinder dazu gebracht, ihren Schul-Kalender gemeinsam mit Elli durchzugehen. Der Sohn stellte fest, dass er noch einen Elefanten zeichnen musste.
Wir werden die alte Welt nicht wieder aufbauen können. Das Weltbild der Linken ist auf Lügen gebaut, doch ihre Taten sind real, und die Folgen ihrer Taten bleiben, lange nachdem die Lüge als solche entlarvt wurde. Denen ist es im Grunde gleichgültig, wenn ihre Unwahrheiten enttarnt werden, solange sie lange genug geglaubt wurden und in deren Sinne wirkten. Für Linke ist die Wahrheit ein Wegwerfprodukt, wie manches andere, das uns heilige ist. Wenn eine linke Wahrheit verbraucht ist, wirft man sie fort und erfindet eine andere. Die Midterm-Wahlen, die Antisemitismus und sozialistischen Kindergarten in die US-Politik brachten, bleiben ja gültig, selbst wenn sich zentrale linke Lügen über Trump als solche erweisen.
Ich frage mich, fast täglich: Warum grübele ich? Warum schreibe ich? Warum werde ich nicht einfach Journalist, Werbetexter oder Hütchenspieler? Warum habe ich mir heute morgen den Wecker auf 4:00 Uhr gestellt – und bin dann auch aufgestanden?
Doch ich schreibe auch für mich und damit für Sie: Ich suche nach Denkwegen, nicht am Irrsinn verrückt zu werden.
Den Kindern eine Zukunft zu sichern und die Erwachsenen vorm Verrücktwerden zu bewahren, das scheinen mir lohnenswerte Ziele zu sein.
Die Trump-Hasser, die Globalisten, die Haltungsjournalisten und immer wieder die NGOs, sie werden nach dem Platzen ihres Russland-Märchens nahtlos das nächste Narrativ durchs weltweite Mediendorf jagen.
Die, die euch den alten Irrsinn brachten, werden euch neuen Irrsinn bringen, und auch dann wird es wieder gelten, an all dem Irrsinn nicht selbst noch irre zu werden.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.