»Rationierung von Strom« – ein hässliches Wort. Da gab es einst einen begriffsmächtigen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Der ließ den Euphemismus »Spitzenglättung« verwenden. Klang wohlfeiler, meinte aber dasselbe: Besitzer von Elektroautos sollen zu bestimmten Zeiten nicht mehr laden dürfen, wenn zu wenig Strom in den Netzen vorhanden ist. Schon damals zerbrachen sich seine Leute den Kopf darüber, wie das Desaster »Energiewende« einigermaßen zu lösen ist.
Wind und Sonne sind nicht in der Lage, wie der tägliche Energiewende-Wetterbericht im TE-Wecker zeigt, ein Industrieland wie Deutschland mit genügend Strom zu versorgen, mit preiswertem noch dazu. Bekannt war dies auch schon Altmaier und seinen Leuten. »Spitzenglättung« war nur der neueste Einfall und zeigte lediglich, wie die Energiewende die schönsten neuen Wortkreationen hervorbringt. Im Klartext heißt das »Strom abschalten«.
Jetzt will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Netzbetreibern erlauben, den Strom für Verbraucher zu rationieren. Zunächst soll dies laut Änderung des Paragrafen 14a des Energiewirtschaftsgesetzes für das Laden von Elektroautos, für Wärmepumpen und Batteriespeicher begrenzt sein. Einmal eingeführt, lässt sich der Umfang leicht ausdehnen. Die Gewöhnung an den Südafrika-Effekt ist dann vorhanden. Dort wird Strom teilweise mehrmals täglich abgestellt – regional für durchschnittlich zwei Stunden, dann kommt ein anderer Bezirk dran, »Load Shedding«, Lastabwurf genannt. Modell Südafrika kann als Vorbild dienen: Dort gibt es täglich Stromabschaltungen, täglich gehen dort die Lichter aus. Die Wirtschaft spürt, was das bedeutet: Sie geht baden.
»Steuerbare Verbrauchseinrichtungen« sollen für bis zu zwei Stunden pro Tag keinen Strom bekommen können, wenn andernfalls eine Überlastung des Netzes drohen würde. Dazu gehören sowohl Ladestationen für E-Autos als auch Wärmepumpen, die zeitweilig von der Stromversorgung abgeschaltet werden können. Frieren, wenn weder Windräder noch Photovoltaikanlagen Strom liefern können – zu Hause bleiben, wenn über Nacht das E-Auto wieder nicht geladen werden konnte.
Jetzt kommt Habeck auch noch mit der Idee um die Ecke, sämtliche Haushalte mit Wärmepumpen beheizen zu wollen. Mal eben zehn oder zwanzig Millionen Wärmepumpen herzustellen, zu versuchen, sie zu installieren und dann auch noch zum Laufen zu bringen. Dabei beträgt die Wartezeit für Wärmepumpen aktuell bis zu anderthalb Jahre, wie die Bild unter Berufung auf den Bundesverband Wärmepumpen (BWP) berichtet. Es gebe zurzeit einen Engpass bei Wärmepumpen, bestätigte der Verband der Zeitung. Niemand weiß also, woher die Wärmepumpen kommen sollen, wer sie montieren und wer das bezahlen soll. Mehr Irreales geht wohl kaum, Millionen an wahren Stromfressern zu fordern, ohne zu wissen, woher der Strom kommen soll.
Wenn jetzt auch noch die letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet werden, reicht es hinten und vorne nicht mehr. Wenn wie in den vergangenen Wochen der Wind nicht weht und über 30.000 Windräder in Deutschland stillstehen, gibt es zu wenig Strom. Daher will die Bundesregierung es den Netzbetreibern erlauben, die Stromlieferungen an die Ladesäulen von Elektroautos und an Wärmepumpen herunter zu regeln. Zeitlich sogar unbegrenzt. Dies ist nicht nur eine Regel für eine seltene Ausnahmesituation, wie das bisher hieß, sondern soll weit reichende und unbegrenzte Abschaltungen erlauben.
Verblüffend ist zudem der Glaube an die Leistungsfähigkeit der Wallboxen. Wenn nicht genügend Strom in den Netzen vorhanden ist, nutzen auch noch so viele Ladepunkte nichts. In einer kleinen Nebenstraße drei Ladepunkte für Elektroautos und zusätzlich noch ein paar Wärmepumpen – dann aber ruft spätestens der lokale Stromversorger: Alarm! Mehr geht nicht. Die Verteilernetze in den unteren Spannungsebenen sind viel zu schwach, um die gewaltigen Energiemengen zu verteilen.
Ganze Städte müssten umgegraben werden, um dickere Stromleitungen zu verlegen. Zwischen 3,7 bis maximal 22 kW ziehen die Wallboxen. Zum Vergleich: Ein Backofen benötigt drei bis vier Kilowatt. Ein Mittelklasse-Elektroauto mit einem Akku von 75 Kilowatt müsste dann 10 Stunden an der Wallbox hängen, um zur Hälfte aufgeladen zu sein.
Der grüne Cem Özdemir forderte einst als Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag eine Reduktion des Autoverkehrs: „Die Verkehrswende heißt nicht, 47 Millionen Verbrennerautos durch 47 Millionen Autos mit Elektro-Antrieb zu ersetzen.“ So tönt es von vielen Seiten: Die individuelle Mobilität soll eingeschränkt werden. Vorgeblich wegen Klima und so.