Die SPD hat sich entschlossen, das Stück Tartuffe ou L’Imposteur von Jean-Baptiste Poquelin, genannt Moliere, das am 12. Mai 1664 in Paris uraufgeführt wurde, auf die Bühne des Staats- und Medientheaters zu bringen, allerdings mit sich in der Titelrolle. Ihr entging dabei, dass Molieres Stück eine Satire und bissige Kritik an der Heuchelei war, die in dem Abbé Tartuffe Figur wurde.
Wie tief und wie echt die Anteilnahme von SPD-Funktionären an dem Tod von Menschen, die in einen islamistischen Terroranschlag starben, ist, zeigt folgendes Video. Der damalige SPD Vorsitzende Martin Schulz gedenkt der Opfer des Terroranschlages in Barcelona, während sich die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der SPD, Eva Högl, wie Bolle, wie man in Berlin sag, amüsiert,:
Mir kam dieses Video wieder in den Sinn, als ich das Selfie mit Lars Klingbeil, Aydan Özoguz und anderen Sozialdemokraten sah, die vergnügt wie auf einer Lustpartie wirken, ausgelassen, fröhlich, unbeschwert. Das Selfie entstand unweit der Stelle, an der ein junger Chemnitzer von Migranten mit mehreren Messerstichen getötet wurde.
Dieser Mord brachte in der sächsischen Stadt, in der sich die Bürger schon länger nicht mehr sicher fühlen, das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen. Die Sozialdemokraten fuhren nach Chemnitz, nicht um des jungen Mannes zu gedenken, nicht, um einen Dialog in der von ihnen regierten Stadt in Gang zu bringen, sondern, um gegen „rechts“ zu kämpfen, um den Riss, der durch die Gesellschaft geht, zu vertiefen. Dem Selfie sieht man an, dass das offensichtlich eine fröhliche Angelegenheit, eine Sause war:
Wenn Bundesaußenminister Heiko Maas fordert: „Da müssen wir dann auch mal vom Sofa hochkommen und den Mund aufmachen“, hat er recht. In der Tat müssen wir darüber reden, weshalb laut BKA im Jahr 2017 von 731 Mord- oder Totschlagsfällen 83 an Deutschen von nichtdeutschen Tätern verübt wurden, weshalb kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine sexuelle Belästigung, ein Messerangriff erfolgt. Niemand kennt die Zahl an Vergewaltigungen, weil nicht alle zur Anzeige gebracht werden. Wir müssten darüber reden, wie es geschehen kann, dass ein zehnjähriger Junge auf einer Klassenfahrt von einem afghanischen Kind gleichen Alters vergewaltigt wird, während das Opfer von zwei elfjährigen Mitschülern, einem Syrer und einem Afghanen, festgehalten wird, wir müssen darüber reden, wie es geschehen kann, dass am 31.08. in Frankfurt/Oder eine Gruppe junger Syrer einen Club mit Stangen und Messern angreifen und dabei rufen: „Wir sind Araber, wir töten euch alle.“ Und: „Wir bringen euch um, wir stechen euch ab.“ Und: „Allahu akbar“ (Gott ist der größte). Wir müssen über die vielen Einzelfälle in diesem Land reden, die immer stärker die Lebenswirklichkeit ausmachen, über das Leid, die Verunsicherung, die Diskriminierung, die deutsche Bürger mit oder ohne Migrationshintergrund in diesem Land seit 2015 im steigendem Maße erleben, über die Verwahrlosung des öffentlichen Raums. Wir müssen darüber reden, weshalb der Eindruck entsteht, dass der Staat nur noch im Kampf gegen rechts stark ist, gegen den Rassismus und gegen alles, was er zum Rassismus erklärt, wir müssen über die Wirklichkeit reden – in all ihrer Vielschichtigkeit, aus allen Perspektiven! Dazu ist allerdings eine Ernsthaftigkeit erforderlich, die man auf den Bildern oben nicht erkennen kann.
Vielleicht sollte die SPD nicht nur von der Aufführung des Stückes absehen, sondern gänzlich die Theaterbühne verlassen und sich unters Volk begeben. Franziska Giffey ist nach Chemnitz gefahren und hat sich mit ihren Leuten unterhalten und ihnen mehr Geld versprochen, Michael Kretzschmer, der Ministerpräsident, hat sich der Diskussion mit Chemnitzern gestellt. Das ist ein Anfang. Die SPD findet keinen.