Es war einmal ein süßer kleiner Junge, und der Junge hieß Robert. Später würde Robert ein berühmter Politiker werden. Der kleine Robert besuchte eine feine Schule der Jesuiten. Roberts Lehrer bestätigten ihm, ein hervorragender Schüler zu sein, ein Feingeist, wenn auch still (was später anders werden würde). Robert studierte etwas Geisteswissenschaftliches, mit Literatur und so. Während des Studiums lernte Robert die Ideen eines Herrn Karl Marx kennen. Später, nach seinem Studium, würde er sich auch die Werke von Friedrich Engels bestellen. Er galt belesen, parlierte so gekonnt von Politik wie von Popkultur und auch Philosophie, und doch berichten die Menschen, die ihn kannten, von einer seltsamen Kälte.
Der Robert, von dem wir reden, ist Robert Gabriel Mugabe. Er lebte von 1924 bis 2019. Mugabe war von 1987 bis 2017 der Präsident von Simbabwe. Die meisten Leute nennen ihn heute einen Diktator.
Was mit dem üblichen sozialistischen Geschwätz begann, endete wie sozialistisches Geschwätz immer endet, nämlich in Korruption, Wahlbetrug, Prügeltrupps, Elend und Unterdrückung. Selbst linke Zeitungen wie theguardian.com, 6.9.2019 nannten ihnen einen »intellectual despot«, als er starb. Seine Party zum 93. Geburtstag ließ er sich 2 Millionen US-Dollar kosten (dw.com, 25.2.2017), während sein sozialistisches Paradies an Hunger litt. 2019 starb er.
Eine Maßnahme der Mugabe-Diktatur kennen wir als »Operation Murambatsvina«. Aus Shona (der Sprache Simbabwes) übersetzt bedeutet Murambatsvina etwa Müllentsorgung (»muramba«: ablehnen; »tsvina«: Müll). Es ging offiziell um illegale Bauten – offensichtlich aber ging es um arme Menschen, die aus dem Blick verschwinden sollten.
Ab 2005 ließ das Mugabe-Regime die Häuser und Marktstände in den besonders armen Stadtteilen zerstören. Bei YouTube finden wir unter dem Stichwort »Murambatsvina« die Aufnahmen von Baggern und Mugabe-Truppen, die den Ärmsten die Häuser zerstören. Augenzeugen berichten, wie die Mugabe-Polizei die Händler ausraubte und dann vertrieb. Hunderttausende flohen in die Wälder, um sich dort neue Hütten aufzubauen.
Murambatsvina war eine besonders harte Version der »Slum Clearance«, die Bevölkerung verglich es mit einem Tsunami, Juristen nannten es ein Verbrechen (siehe etwa news.bbc.co.uk, 23.5.2007). Die Regierung und auch die Bevölkerung benachbarter Stadtteile fühlen sich gestört durch den Anblick von Armut – also wird Armut quasi »verboten«. Natürlich ist die Armut dadurch nicht weg, im Gegenteil. Slum Clearance greift auch und besonders jene Armen an, die durch große Anstrengung es irgendwie schafften, sich über Wasser zu halten oder kurz davor waren, sich aus der Armut zu befreien.
Es ist ein Trend
Im Text »Haben wir ein Wunder verdient?« berichte ich von einer trendigen Markthalle für die Öko-Schickeria von Kreuzberg, die den Aldi-Supermarkt verbannen will. Manche der Aldi-Kunden vermuten, dass die gutverdienenden Herrschaften aus den Agenturen, Redaktionen und NGO-Büros sich beim Genuss der »tibetanischen Momos und britischen Pies zu mexikanischen Tacos und Allgäuer Kässpatzen« gestört fühlen könnten vom ihnen ekligen Anblick der Armen, die sich bei Aldi ihr 59-Cent-Brot kauften.
Es ist ein Trend. Wir hören schon seit längerer Zeit die Forderungen von wohlhabenden sogenannten »Linken«, das Leben bitte teurer zu machen. Auffallend häufig sind diejenigen, die es fordern, durch Einkunft via Politiker-Diät, Politik-Job, reicher NGO oder Staatsfunk selbst so gut versorgt, dass sie bereits ohnehin in vielen Bereichen aus Langeweile und Freude am Luxus freiwillig höhere Preise zahlen (können). Ein Beispiel ist etwa ein Herr namens Lorenz Beckhardt, der prominent im Staatsfunk forderte: »Macht Fleisch, Auto fahren und fliegen teuer« (Tagesthemen auf YouTube, 30. Juli 2019), um selbst zu Weihnachten auf Twitter stolz die Bilder aus seinem gewiss nicht billigen Urlaub im Schnee zu posten (@LorenzBeckhardt, 24.12.2019). Das Selbstbild von Linken ist auf Doppelmoral gebaut.
Jedoch, der Kampf der Guten und Gerechten gegen die Armen und Abgehängten ist noch lange nicht ausgefochten, er hat gerade erst begonnen.
Linke Parteien wie CDU und Grüne fordern explizit die Verteuerung von Lebensmitteln. Diese Gestalten, welche die Verteuerung von Lebensmitteln fordern, sind immer wieder und zuverlässig die Gutverdiener aus Staatsfunk und Politik. Es sind fast nie Menschen, die ihr Können auf dem freien Markt beweisen müssen.
Letztens befand etwa Julia Klöckner, Deutsche würden zu wenig Geld für Lebensmittel ausgeben. Frau Klöckner ist Landwirtschaftsministerin. Studiert hat sie Theologie, Politikwissenschaft und so. Verdienen tut man als Minister meines Wissens pro Monat brutto ungefähr den Gegenwert von einem Kleinwagen, oder etwa alle 2 Monate einen neuen Mercedes. (In Staatssekretärinnen-Währung: Alle 2 Wochen eine Rolex, je nach Ausstattung.) – Das alles wäre brutto, selbstredend, wir wollen ja nicht übertreiben. Da geht gewiss noch etwas ab, vielleicht ja auch etwas dazu, von Reden oder so. Fest steht aber, so oder so: Höhere Lebensmittelpreise würde Frau Klöckner wahrscheinlich nicht merken. Es steht zu vermuten, dass sie schon jetzt nicht beim Brot zwischen Weizenmischbrot (1,19€) und Bauernschnitten (0,59€) wählen muss. Den Menschen aber, die im Jahr weniger bekommen als die ehemalige Weinkönigin im Monat erhält, denen würde es so richtig weh tun.
Es ist eine lästige Angewohnheit der CDU, die Positionen der Regierungspartner zu vereinnahmen, und die Grünen als »Merkels Regierungspartner des Herzens« sind da fürwahr keine Ausnahme. Die Grünen müssen in panischer Hilflosigkeit mit ansehen, wie Klöckner diesen Markenkern der grünen Besserverdiener-und-Vielflieger-Partei, die Verachtung gegenüber den Ärmeren, einfach so übernimmt. Fraktionschef Anton H. reagiert schnell – und fordert gleich ein »Verbot von Billiglebensmitteln« (welt.de, 17.1.2020). Das neue Motto von Julia und Anton: »Eure Armut kotzt uns an!«
In der Parallelwelt
Jene, die sich für Gut und Gerecht halten, und so in und aus ihrer Überheblichkeit so für Ungutes und Ungerechtes tun, leben zunehmend in ihrer eigenen parallelen Welt. Es braucht einen Kontext, ein schützendes Korsett, das die Linken davor bewahrt, allzu sehr mit wahren Folgen ihres Tuns konfrontiert zu werden.
Von Linken konsumierte Medien liefern ein weitgehend hermetisch abgeschlossenes Weltbild. Extra amüsant ist es für Außenstehende, wenn man innerhalb des politisch-medialen Komplexes einander Preise verleiht. Aktuell ist etwa das Magazin »Monitor« mit einem gewissen Herrn Restle (siehe auch »Propaganda in deinem Wohnzimmer«, »Der Fisch stinkt vom Staatsfunk her«) für das »hohe Niveau« seiner »haltungsstarken Berichterstattung« nominiert (grimme-preis.de, 16.1.2020). Man schmunzelt, und man befände es auf kafkaeske Art für lustig, müsste man den Unsinn nicht zwangsweise bezahlen.
Jedes Jahr zeichnet eine stramm linke Jury ein »Unwort des Jahres« aus, und es ist recht offen ein Indikator dafür, wobei »die da oben« sich ertappt fühlen. – 2014 war das »Unwort des Jahres« der bekannte Kampfbegriff »Lügenpresse« (spiegel.de, 13.1.2015). Wissen Sie, wer 2014 zum »Journalisten des Jahres« ausgezeichnet wurde? Richtig. Ein Herr Claas Relotius (achgut.com, 15.1.2015). – Die Realität der Staatsfunker wirkt bisweilen wie eine absurde, orwellsche Gegenteilwelt, in der manches Wort sein Gegenteil bedeutet. Ich verweise weiterhin auf meinen Text »Fünf Tonnen Blech« und halte mich ansonsten hierin an die Worte eines sehr erfolgreichen Sprachgesangskünstlers mit spannenden ukrainischen Wurzeln:
Nimm die Awards, die Preise und die Platten,
Denn am Ende zähl’n nur noch deine Taten, Bra
(Capital Bra, Benzema)
Jedoch, die Parallelweltmedien, teils unter Androhung von Schuldenkerker finanziert, sind nur ein Schenkel der Zange, die es braucht, um die linke Haltung zusammen zu halten. Der andere Schenkel sind die Schlägerbanden, welche die öffentliche Äußerung abweichender Meinung bedrohen und zu verhindern suchen.
Eine Folge von Dummheitskult und als »Toleranz« verkleideter linker Lebenslügen ist die Blindheit gegenüber der Unterdrückung von Frauen in archaischen Kulturen. 1995 floh die Frauenrechtlerin Naila Chikhi vor algerischen Islamisten. 2020 wollte sie an der Frankfurter Universität kritisch über Verschleierung und Kopftuch sprechen. Die Antifa rückte an. Die »rote SA« ließ, ganz nach ihrem historischen Vorbild, die Veranstaltung in einer Schlägerei enden, so berichtet faz.net, 17.1.2020. Kleine Teile der sich wiederholenden Geschichte.
Wenig stört die Linke mehr, als wenn öffentlich ausgesprochen wird, wozu ihre Ideologie führt. Einerseits wollen sie es selbst nicht wissen – andererseits sehen sie zu recht ihre Machtbasis gefährdet, wenn Menschen sehen und fühlen, wozu linke Verblendung führt.
Er erhielt Preise
Auch Mugabe hielt sich für moralisch überlegen. Er erhielt Preise. Einige musste er zurückgeben. Doch, sein Pfad war der aller Sozialisten, er führte das Land ins Elend. Mugabe ließ die Häuser und Marktstände der Ärmsten mit Baggern niederwalzen und mit Feuer niederbrennen.
Das Rezept der Grünen und Guten gegen die Armut ist einfach: »Kauft teureres Essen, dann seid ihr nicht mehr arm!« (»Oder geht uns einfach aus den Augen und seid woanders arm!«)
Bei genauerer Betrachtung stellt man fest: Sozialismus ist nicht wirklich eine Gesellschaftsform. Sozialismus ist eine Taktik der Machterlangung, und sie besteht darin, mit den denkbar vulgärsten populistischen Versprechen an die Macht zu gelangen – und dann die Menschen zu knechten, bevor sie merken, dass sie belogen und betrogen wurden. Die einzige Moral der Sozialisten ist die Macht der Mächtigen. (Es ist unklug von den Grünen, ihre Verachtung gegenüber den Armen und Ausgestoßenen so früh schon spüren zu lassen – noch ist Robert Habeck nicht Kanzler.)
Zuerst und zuletzt
Ich bin nicht gegen Grüne, weil ich gegen Umweltschutz wäre, sondern weil ich für Umweltschutz bin. Es sind Grüne, die moderne, saubere Kraftwerke abschalten und dafür Natur zerstören und den Horizont mit Sondermüll vollstellen wollen (siehe »Windkraft ist Gewalt«). Ich bin kein Grünen-Wähler, und ich fahre nicht mit dem SUV zum Biomarkt – ich besitze gar kein Auto. Ich fliege gelegentlich mit dem Flugzeug, aber wohl weit weniger als Grünen-Wähler, Grünen-Politiker, von Öko-Aktivisten ganz zu schweigen. Ich bin gegen die Grünen, weil ich für Umweltschutz, für ein faires Miteinander, gegen die Verachtung der Armen und gegen verlogene Heuchelei bin.
Ich bin nicht gegen Links, weil ich rechts wäre. Ich bin gegen Links, weil ich die Werte des Grundgesetzes hochhalte. Ich bin gegen Links, weil Meinungsfreiheit ein Menschenrecht ist. Ich bin gegen Links, weil ich mein Hirn benutze, statt mich dumpf irgendeiner »Haltung« hinzugeben. Ich bin gegen Links, weil ich zuerst und zuletzt auf der Seite der Schwachen stehen will. Ich bin gegen Links, weil das Weltbild von Linken auf Lügen gebaut ist. Ich bin gegen Links, weil Politik, die auf Lügen und Ideologie baute, immer zu Leid geführt hat und immer zu Leid führen wird. Ich bin gegen Links, weil ich für die Menschlichkeit bin.
Ich bin nicht gegen Links, weil ich Rechter wäre – ich bin gegen Links, weil ich Verstand und Gewissen habe.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.