Tichys Einblick
"Ich finde es gut, was ihr macht"

Söder als Schutzpatron für Straßen blockierende Klima-Kids

An der Spitze der Empörten über die Straßenblockaden der „Klima-Aktivisten“ in Berlin: die CSU. Wer den Schwall der CSU-Empörung allzu früh bejubelt, dem sei schnell ins Gedächtnis gerufen, wer eigentlich der Schutzpatron der Pattex-Kids ist.

IMAGO / Stefan Zeitz

Tja, so ist das mit den Geistern, die man rief. Jetzt kleben sie auf Deutschlands Straßen. Mit Sekundenkleber fixieren sich Klima-Terroristen – im Mainstream-Jargon der „Qualitätspresse“ zu sogenannten Klima-Aktivisten veredelt – in Berlin, Stuttgart oder München auf Autobahnen, und das Geschrei ist groß. An der Spitze der Empörten: die CSU.

Klar, was hier passiert, ist der Beginn einer Welle, gegenüber der die nächste Corona-Welle billiger Abklatsch sein wird. Da muss man sich natürlich gegen den grün-roten Spuk wehren, als hätte man selbst damit nicht das Geringste zu tun. Der immerwährende Wahlkampf erhält willkommene Ablenkung vom katastrophalen Corona-Versagen.

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Man spielt also die Unschuld vom Bayern-Lande, und das dumme Volk merkt nichts. Politische Demenz hat in diesen Corona-Jahren Hochkonjunktur. Man betrachte nur fassungslos die Umfragen, die zum Beispiel das Heil aus dem Sauerland erwarten. Und vor allem Bayern hat doch Erfahrung mit solchen furchtbaren Demonstranten. Diese elenden Nazis, diese Verschwörungstheoretiker, diese Impfgegner und Covidioten. Dieser Abschaum von Menschen, die es wagen, die Straßen zum Spaziergang zu betreten. Da muss man schon mal hart durchgreifen.

Bei den Klima-„Aktivisten“ schwingt man erstmal nur die verbale Keule. Angefangen vom Justizminister (CSU) bis zum Landesgruppenchef im Bundestag (CSU). Die schulschwänzenden Klima-Kinder haben schließlich einen besonderen Schutzpatron. Das Bürgertum hat das längst vergessen.

Genauso vergessen derselbe Schutzpatron des wirren Herrn Lauterbach: Der Karl müsse unbedingt Gesundheitsminister werden, beschwor der Markus den zögerlichen Olaf via ARD. Und der Kanzler knickte schließlich ein und erfüllte mit hanseatischem Widerwillen den Herzenswunsch aus Bayern. Wer da heute agiert und dilettiert, ist also nichts anderes als der Wunschkandidat Söders, liebes Volk! Alles vergessen?

Und nun die tapferen selbstklebenden Aktivisten für die gute Sache. Die Geister, die man rief, vernichten bei ihrem Terrorismus gleich noch wertvolle Lebensmittel. Mein Vater, Stalingrad-Heimkehrer, hat noch nicht mal Brotrinden weggeworfen. Doch diese satten Bürgerkinder mit Interrail-Ticket haben null Achtung vor den Mitteln zum Leben. Geschweige denn vor dem Leben selbst.

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In Berlin standen Donnerstag morgen Tausende Berufspendler in endlosen Staus. Alles Leute, die für die Aktivisten aktiv sind. Bafög lässt grüßen. Mitten drin um kurz nach sieben Uhr an der blockierten Ausfahrt Spandauer Damm eine hoch schwangere Frau mit fortgeschrittenen Wehen. Ihr Mann läuft verzweifelt über die verstopfte Autobahn auf einen Polizisten zu, der die Frau schließlich mit Blaulicht und Sirene ins St.-Joseph-Krankenhaus bringen lässt.

Das war nicht der erste menschenverachtende, kriminelle und terroristische Akt dieser sogenannten Demontranten. Letzte Woche blockierten sie einen Rettungswagen, der mit vollem Sirenenton auf dem Weg in eine Berliner Klinik war. Gnadenlos, eiskalt, lebensgefährdend.

Aber klar, die Polizei kann nicht überall sein. Diese elenden Nazis mit ihren überflüssigen, staatszersetzenden und die Volksgesundheit gefährdenden Spaziergängen sind wichtiger, um eine Armada von Wasserwerfern und uniformierten Pfeffersprühern in Marsch zu setzen. Da geht es schließlich um echte Terroristen, die es wagen, ohne „Nase- und Mundschutz“ an die frische Luft zu gehen. Das muss schon Priorität haben vor den netten selbstklebenden Klima-Kids.

Steffi Lemke
Die Umweltministerin stellt sich auf die Seite der Straßenblockierer
Und über diesen ganzen Spuk hält nun unsere großartige Zukunfts-, Klimaschutz- und Gender-Regierung ihre milde, schützende Hand: „Es ist absolut legitim, für seine Anliegen zu demonstrieren und dabei auch Formen des zivilen Ungehorsams zu nutzen“, verlautbart eine grüne Dame namens Steffi Lemke, ihres Zeichens vereidigte Bundesumweltministerin. Na, da werden sich die Corona-Spaziergänger aber freuen… Leider kann man sich beim Spazierengehen nicht gleichzeitig festkleben.

Und wer den Schwall der CSU-Empörung allzu früh bejubelt, dem sei noch schnell ins Gedächtnis gerufen, wer denn eigentlich der Schutzpatron der Pattex-Kids ist. Es war genau am Mittwoch, 4. September 2019, als Bayerns Ministerpräsident auf Deutschlands höchstem Berg in die Niederungen der Anbiederung hinabstieg. Die schulschwänzenden Greta-Jünger empfing er auf der Zugspitze auf der Schleimspur folgender Worte: „Das ist der Thorsten, der Umweltminister.“ Er deutet auf Thorsten Glauber. „Und ich bin der Markus. Ich finde es gut, was ihr macht.“

Wie das Echo vom Königssee hallt es durch die Jahre und Monate bis nach Berlin, bis in den Rettungswagen auf der A 100 oder ins blockierte Auto der hochschwangeren Frau: Ich finde es gut, was ihr macht. Tja, die Geister, die ich rief …


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