Es gibt ein Spiel, das heißt »Six Degrees of Kevin Bacon«, und das geht so: Versuchen Sie, von jedem beliebigen Hollywood-Schauspieler in nur sechs Schritten zum Schauspieler Kevin Bacon zu gelangen. Bacon selbst eine Bacon-Zahl von 0, wer mit ihm in einem Film mitspielte, hat eine Bacon-Zahl von 1, wer mit diesem mitspielte, hat eine Bacon-Zahl von 2, und so fort. Das Spiel prüft die These, dass jeder bekannte Schauspieler (und viele Hollywood-Promis) in sechs oder weniger Schritten mit Kevin Bacon zu verbinden ist – und dass die Welt ein überraschend kleiner Ort ist!
Beispiel: Donald Trump hat einen sehr niedrigen Kevin-Bacon Wert von 2. Bevor er beschloss, einige alte Netzwerke aufzumischen (»drain the swamp«), war Trump ein Liebling der linken Schickeria und sie rissen sich darum, mit ihm aufzutreten. Auf YouTube gibt es einen Zusammenschnitt seiner Film-Auftritte und auf der Website oracleofbacon.org können Sie für Trump und viele andere Schauspieler mögliche Verbindungen zu Kevin Bacon errechnen lassen!
Ein neues Spiel
Wann immer wie aus dem medialen Nichts eine auffällig professionell durchorganisierte »Bewegung« in den Medien auftaucht, frage ich mich, was amüsanter ist: die Dreistheit der Organisatoren oder die Naivität der Journalisten (weil man nicht Korruption vermuten will), welche Zeilen und Sendeminuten für diese »Forderungen« und »Experten« freiräumen.
Ich habe nun zum ersten Mal von einer Meta-Organisation namens »Neue Deutsche Organisationen« gehört. Sie nennen sich selbst ein »Netzwerk« von Organisationen, die sich mit Migrationsfragen beschäftigen – und damit ist wohl gemeint, sagen wir es – ganz im Geist gelingender Integration – »auf gut Deutsch«: schimpfen, fordern und dem Gastgeber die Schuld zuweisen. Wenn ich ICANN WHOIS richtig verstehe, wurde die Domain »neuedeutsche.org« Ende 2017 registriert. Die Website ist professionell gemacht, genauso wie die der »Neuen Deutschen Medienmacher« (die gelegentlich in einem Atemzug mit dem Begriff Sprachpolizei genannt werden), die vom »Mediendienst Integration« und von dem sich ebenfalls »Bewegung« nennenden »No Hate Speech Movement« (siehe auch: »George Orwell 2016 „Ministerium für Liebe“«) – wenn ich octlabs.de richtig lese, stammen die Websites dieser an Orwell erinnernden Projekte von derselben Firma. Berlin ist doch ein Dorf!
Wer jemals das Entstehen einer Bewegung begleitet hat, der weiß, wie wild, chaotisch, unorganisiert es zugeht – und dass es praktisch ausgeschlossen ist, von vornherein ein professionelles Erscheinungsbild zu bieten. Die Grünen brauchten Jahrzehnte, bis sie so geleckt und konsumoptimiert daherkamen, wie sie es heute tun. Die AfD nannte ihr eigener Gauland einen »gärigen Haufen«. Die Piraten sind inzwischen klinisch tot und organisieren sich noch immer! (Sie werden lachen, aber es gibt weiterhin Piraten-Ortsverbände, die treffen sich unbeirrt weiter, wenn auch im bescheidenen Kreis, sie halten Sitzungen, sie wählen Vorstände und planen tapfer den nächsten Wahlkampf.) – Erfolgreich eine Bewegung zu gründen ist sehr unwahrscheinlich, aufwändig und nicht ganz billig. Umso bewundernswerter sind diese Bewegungen mit den immergleichen Anliegen, den immergleichen Gesichtern, den immergleichen Partnern, die aus dem Nichts auftauchen, die Forderungen stellen (welche brav von der Hauptstadtpresse vervielfältigt werden), die Experten anbieten (welche brav von Zeitungen und Talkshows interviewt werden), und die vor allem durch ein absurdes Missverhältnis von offensichtlichem Aufwand und messbarem Social-Media-Erfolg auffallen.
I stand with Israel
Ich habe nie einen Zweifel daran gelassen, dass ich zum Staat Israel stehe – selbst und gerade im Zweifelsfall. Dass die deutsche Regierung mit den Feinden Israels wie etwa dem Iran kuschelt, das empfinde ich als schmerzhaft, peinlich und geschichtsvergessen zugleich. Wenn also Bibi (gemeint: Benjamin Netanyahu, Israels Ministerpräsident) einen internationalen Player wie einen Gegner Israels anspricht, dann horche ich mindestens auf.
In der New York Times, dem internationalen Leib- und Magenblatt linken Hasses auf den Westen, wird Netanyahus Sprecher zitiert:
(…) the spokesman went on to attack the billionaire philanthropist for “continuously undermining Israel’s democratically elected governments,” by his funding of organizations “that defame the Jewish state and seek to deny it the right to defend itself.” (nytimes.com, 17.7.2017)
Meine Übersetzung: (Netanyahus) Sprecher fuhr fort und attackierte den Milliardär-Wohltäter dafür, dass er »kontinuierlich Israels demokratisch gewählte Regierungen« schwächte, indem er Organisationen finanzierte, »die den Jüdischen Staat verleumden und ihm sein Recht auf Selbstverteidigung zu nehmen suchen.«
Die Rede ist von George Soros – und: Nein, Kritik an Soros hat nichts mit »antisemitischer Weltverschwörung« zu tun, und das aus vielen jeweils allein ausreichenden Gründen, beginnend mit dem logisch-begrifflichen: Nach einigen Meinungen befördert die von Soros finanzierte Politik-PR regelmäßig solche Anliegen, welche mittelbar Juden an Leib und Leben gefährden (etwa die Migration prädemokratisch geprägter Muslime) – man kann Soros einiges vorwerfen, eine »jüdische Weltverschwörung« gehört definitiv nicht dazu. Nein, Soros passt nicht in alte Klischees und Kategorien.
Wollen wir ein Spiel spielen?
Wenn wie aus dem Nichts eine neue Bewegung in den Medien auftaucht: Wie viele Schritte brauchen Sie, bis Herr Soros und seine Open-Society-Stiftung auftauchen? Israel ist der Vorposten westlicher Zivilisation im Wilden Nahosten. Wo es propagandistisch gegen die westliche Zivilisation geht, taucht magischerweise der Name dieser Stiftung auf, man kann die Forschungsergebnisse aber – wie es sich für Forschung seit Popper und Platon gehört – umdrehen, und von den Ergebnissen auf die Erfüllung der These schließen … hier wollen wir die Schlüssigkeit des Schlusses prüfen!
Hier unser schönes Soros-Spiel: Wenn eine neue Bewegung (oder ein »Experte«) auftaucht, die …
- wie beschickert von Moralin daherkommt,
- für ihre Zwergengröße überraschend professionell auftritt,
- über erstaunlich gute Kontakte zu den Hauptstadtmedienkasernen verfügt,
- die Initiativen propagiert, welche gegen den aufgeklärten Westen und den Fortbestand der Nationen agitiert,
wie viele Schritte braucht es, diese magisch glitzernde neue Bewegung mit »Open Society« zu verbinden?
Wir lasen Schlagzeilen wie »Migrantenverbände fordern „Tag der deutschen Vielfalt“« (faz.net, 3.10.2018). (Ignorieren wir für den Moment die rassistischen Untertöne jener Forderungen, welche sich an einer imaginierten »rein weißen Sicht« auf die Deutsche Einheit abarbeiteten – dass Linke zu einem verquasten »guten Rassismus« neigen, das ist so altbekannt wie – seien wir allezeit ehrlich – in seiner Einfältigkeit auch langweilig.)
Zuerst, so kurz wie möglich und gerade so erträglich: Nein, ich will keine »Vielfalt« in Fragen von Würde des Menschen, in Fragen von Religionsfreiheit (und damit auch dem Recht, frei von Religion zu sein), in Fragen von Rechten der Frau (nicht nur, aber auch, weil ich Vater einer so nervigen wie zuckersüßen und klugen und überhaupt wunderbaren Tochter bin), ich will keine »Vielfalt« beim Rechtsstaat (ich will dass für Einheimische und Besucher das gleiche Recht gilt – bin ich damit »rrrächts«?) – nein, Rechtsstaat, Demokratie und überhaupt Zivilisation bedeutet, dass in erstaunlich vielen Dingen für alle dasselbe, das gleiche, das identische Recht gilt. – Soviel zu den Plakaten, die nicht nur ebenso bunt wie im Kindergarten gemalt waren (siehe faz.net), sondern auch in ähnlicher geistigem Straßenprofil über die »von denen, die schon länger da sind« bezahlten Straßen rollten. Zurück zum Spiel – hat der Schreiber uns nicht ein Spiel versprochen?!
Laut der Kontakt-Seite von neuedeutsche.org ist die Leitung dort in Hand von Gün Tank. Frau Tank ist das linke Klischee eines linken Klischees. Sie hat Strafanzeigen gegen Thilo Sarrazin erstattet (siehe z.B. tagesspiegel.de, 28.10.2010), wegen »Deutschland schafft sich ab«. Früher hat man wütende Briefe an die Zeitung geschrieben, wenn einem ein Buch nicht gefiel, oder vorübergehend auch an die Reichsschrifttumskammer. Heute schreibt man eigentlich auf Amazon, wenn man ein Buch nicht verstanden hat (mein Favorit ist der Rezensent, der sagt, wenn man Kant gelesen und verinnerlicht hat, bräuchte man mein Relevante Strukturen nicht mehr – übrigens: er irrt). Einige schreiben aber wohl Anzeigen als erweiterte Form des Leserbriefs. Meines Wissens sitzt Herr Sarrazin derzeit nicht ein, nicht in Bautzen und nicht anderswo, also wird die Anzeige der in linken Doofstanzen redenden Frau Tank nicht allzu weit geführt haben. Es sollte keine Sippenhaft geben, aber dass es Suppen- wie Sippeneinfluss gibt, das scheint doch unbestritten. Frau Gün Tank ist Tochter von Azize Tank, welche bis 2017 für die Partei von Stasi, Mauertoten und Foltergefängnissen im besten Bundestag aller Zeiten saß. Frau Tank war mal Integrationsbeauftragte von Tempelhof-Schöneberg und ist seit 2014 auch im Vorstand der Rosa-Luxemburg-Stiftung, sie macht wohl auch was mit Bandprojekten und gegen Rassismus, und so weiter, und so fort …
… zurück zum Spiel!
Die Geschäftsleiterin dieser Vereinigung ist also Frau Gün Tank. Sie trat, so scheint es, 2010 in ihrer Rolle der Integrationsbeauftragten als Unterstützerin einer Veranstaltung der »Open Society Justice Initiative« auf (siehe gew-berlin.de) – womit wir mit unserem Spiel fertig wären, doch man scheint generell freundschaftlich verbunden zu sein, etwa wenn man die Praktikums-Angebote der Open Society auf der eigenen Website postet (4. Juli 2018/ archive.is), oder freundschaftliche Verbindungen zu den »Neuen Deutschen Medienmachern« unterhält, die als Partner die »Open Society« angeben, aber auch diverse Regierungseinrichtungen und den deutschen Staatsfunk.
Rote Soße
Es wirkt wie eine einheitliche Soße, die aus Berlin schwappt. Wir stoßen wieder und wieder auf dieselben Namen. Wie bei den Liebesbeziehungen einer TV-Soap hat man den Verdacht, dass an irgendeinem Punkt wahrscheinlich jeder mit jeder einmal hat – allerdings reden wir nicht von Sex, sondern von Propaganda-Projekten, die linke, anti-westliche Propaganda verbreiten.
Es erscheint mir mehr als ein Kuriosum denn als eine große, gefährliche Verschwörung, dass immer wieder die Namen »Open Society« und »George Soros« auftauchen, wenn es im Propaganda-Stil gegen westliche Werte und Interessen geht, doch an diesem Punkt ist für mich Soros zuerst eine tragikomische Figur. Während seine Kinder in den Hamptons wilde Partys feiern (mit den Trump-Kids, machen wir uns nichts vor!), finanziert der greise Herr in Europa irgendwelche PR-Bewegungen, die im Endeffekt, fürchte ich, seinen Namen in den Dreck ziehen werden.
Ja, wenn es irgendwo via Politik-PR gegen die Interessen und Werte des Westens oder Israels geht, ist es leicht, über wenige Schritte eine Veranstaltung im Kontext von Soros oder sogar eine Förderung zu finden, doch ich sehe darin keine »Verschwörung«, so wenig wie es eine »Kevin-Bacon-Verschwörung« gibt.
Das Kevin-Bacon-Orakel ist deshalb möglich, weil die Darsteller Hollywoods ein Netzwerk von beruflich ähnlichen, finanziell voneinander abhängigen und oft ähnlich denkenden, aber dann doch individuell agierenden »Spielern« bilden. Das Kevin-Bacon-Orakel belegt, dass die Darsteller Hollywoods ein eng geknüpftes Netzwerk bilden – ein George-Soros-Orakel würde eigentlich nur belegen, dass die anti-westliche Linke ein eng geknüpftes Netzwerk bildet, das dann aber doch.
Let’s dance
Es gibt einen Grund, warum Meinungen aus Berlin immer gleich und immer ähnlich klingen. Wir finden dieselben Namen, dieselben Stiftungen, dieselben Staatsfunkler, dieselben Wortstempelhalter und linken Anti-Westler, immer und immer wieder. Und manchmal, als Kuriosum, entdecken wir einen Spieler von ihnen, den alten Herrn Soros. Man könnte das Spiel so ähnlich mit manchem Staatsfunkler oder Talkshowrumsitzer spielen. Das Thema sind nicht die Kartoffeln oder die Fleischstückchen, sondern die Tatsache, dass es ein einheitlicher linker Gulasch ist, der uns als »Meinungsvielfalt« verkauft wird.
Immer mehr Bürger weigern sich, den Teller aufzuessen, der ihnen serviert wird. Man kann den Hunger nach Abwechslung spüren – und es ist nur das zweite Problem, dass alles gleich schmeckt, klingt und aussieht – das erste Problem ist, dass es ganz und gar nicht gut schmeckt!
Kevin Bacons berühmtester Film ist »Footloose« (1984). Vorm letzten großen Tanz betritt Bacon die Szene, und er ruft:
Hey, hey! What’s this I see? I thought this was a party. Let’s dance!!
Hey, hey! Was sehe ich da? Ich dachte, das hier sei eine Party. Lasst uns tanzen!
Lasst uns, trotz und in allem, fröhlich sein. Genug Einheitssoße. Genug Spielchen. Genug Pseudo-Bewegungen, die aus dem Nichts auftauchen und ihre Forderungen in die Ohren und Tastaturen der Hauptstadtjournalisten pusten.
Ich weiß nicht, ob wir mit Argumenten und schlichtem Überlebenswillen die Flut an Berliner Meinungssoße aufhalten können, selbst wenn es derzeit ganz gut aussieht! Jeder Tag kommt nur einmal, auch der, an dem du mit Wort und Verstand gegen den uniformen Irrsinn kämpfst.
Lasst uns freche Spiele spielen, freche Argumente wagen, oder, mit den Worten von Kevin Bacon (»Ren«) in Footloose: Ich dachte, das hier sei eine Party… lasst uns tanzen!!!
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.