Tichys Einblick
Wie man sich Feinde macht

Rückhalt für Klima-Aktivisten bricht ein

Nur noch jeder Dritte in Deutschland findet die Klimabewegung grundsätzlich unterstützenswert. Damit hat sich die Zustimmung in zwei Jahren glatt halbiert. Eine neue Studie zeigt: Je radikaler die Aktionen, desto mehr Menschen wenden sich ab.

IMAGO / dts Nachrichtenagentur

„Wir müssen gleich zu Beginn sagen: Die Verschiebungen in der Bewertung der Klima- und Umweltbewegung sind erheblich.“ Sichtlich entgeistert berichtet „More in Common“ von den Ergebnissen einer neuen Erhebung zum Stand der Klimadebatte in Deutschland.

Die stiftungsfinanzierte gemeinnützige Organisation hat, zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar Public, vom 9. bis 24. Mai dieses Jahres eine sogenannte „soziodemographisch quotierte Online-Panel-Befragung“ durchgeführt (wie schon einmal 2021). Teilgenommen haben 2.016 Menschen ab 18 Jahren. Es ist also eine große, seriöse und aussagekräftige Studie.

Das Ergebnis für Deutschlands Klima-Aktivisten kann man nur verheerend nennen.

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„More in Common“ steht eindeutig auf der Seite der Klimabewegten und ist rechter oder umweltfeindlicher Umtriebe gänzlich unverdächtig. Umso schlimmer für die Aktivisten sind die Befunde der Befragung.

In den vergangenen zwei Jahren ist der gesellschaftliche Rückhalt geradezu eingebrochen. „Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland hat grundsätzlich meine Unterstützung“: Das haben 2021 noch 68 Prozent gesagt. Jetzt sind es gerade noch 34 Prozent.

Diese Zahlen sind schon für sich massiv, in den Details wird es für die Aktivisten nur noch schlimmer: Denn die Unterstützung für die Klimabewegung befindet sich in allen gesellschaftlichen Ecken im freien Fall. In sechs Typen teilt die Studie die Bevölkerung ein, und überall geht die Zustimmung für die Klimaschützer drastisch zurück – selbst in den Segmenten, die den Aktivisten von Hause aus näher oder auch sehr nahestehen.

„Alle Gesellschaftsteile stehen der Klimabewegung heute deutlich kritischer gegenüber als vor zwei Jahren – bei niemandem hat sie hinzugewonnen oder ihren Stand gehalten.“ Das konstatiert die Umfrage.

Und nirgendwo, auch nicht in den klimabewegtesten Milieus, erreicht die Zustimmung noch 50 Prozent.

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Auch bei der Suche nach Ursachen liefert die Studie sachdienliche Hinweise. Sie bestätigt mit Zahlen eindrucksvoll das, was so mancher kritische Geist sich sowieso schon gedacht haben dürfte.

Die Aktivisten haben sich erkennbar von den Menschen – sogar von den wohlmeinenden – entfernt. Mehr noch: Sie haben sich nach Meinung der großen Bevölkerungsmehrheit gegenüber Außenstehenden hermetisch abgeschottet, bilden eine geschlossene Gesellschaft und haben generell die Fähigkeit verloren, mit anderen ins Gespräch zu kommen.

„Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland ist offen dafür, dass Leute wie ich bei ihr mitmachen“: Das fanden 2021 noch 69 Prozent. Heute sind es gerade noch 29 Prozent. Dass die Bewegung eine „verständliche Sprache“ spricht, meinten vor zwei Jahren 65 Prozent. Heute sind es nur noch 28 Prozent.

Die Bewertung der Studienmacher fällt entsprechend ernüchtert aus: „Zuletzt wirkte die Bewegung insgesamt also stärker aus- als einladend auf große Teile der Bevölkerung.“

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Am schlechtesten fällt das Zeugnis für die Klimabewegung dort aus, wo es um konkrete Protestaktionen geht. Das negative Urteil über die Straßenblockaden der „Letzten Generation“ zum Beispiel ist überaus deutlich und absolut einhellig.

Dass die Aktivisten „häufig mit ihren Protestaktionen zu weit“ gehen, war vor zwei Jahren noch zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen stark umstritten. Insgesamt fanden das damals 52 Prozent.

Das hat sich radikal geändert. Heute sagen nicht nur insgesamt satte 85 Prozent, dass die Protestaktionen zu weit gehen. Die Gesellschaft ist sich in dieser Frage quer durch die Sozialtypen auch weitgehend einig – und zwar gegen die Aktivisten. Auf die Frage, ob sie eigentlich eher Verständnis oder kein Verständnis für die Straßenblockaden der „Letzten Generation“ haben, äußern gerade einmal acht (8) Prozent Verständnis.

85 Prozent haben keinerlei Verständnis für die Klima-Kleber.

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Angesichts dieser neuen Zahlen ist es besonders unverständlich, weshalb Politiker aller Parteien (längst nicht nur der Grünen) solche Probleme damit haben, die Aktionen der militanten Klima-Aktivisten eindeutig zu verurteilen und sich eindeutig davon zu distanzieren.

Selbst die Klima-Bewegten von „More in Common“ warnen davor, „dass die Klimadebatte ein großes destruktives Potenzial haben kann, wenn sie falsch läuft“ – wenn sie nämlich „Menschen entlang kultureller Gräben gegeneinander in Stellung bringt“.

Die Menschen, erkennen die Macher der Studie, nehmen Klimapolitik als Verlust- und Sanktionierungspolitik gegenüber den „einfachen“ Leuten wahr – und die Klimadebatte nur noch als spaltenden Vergleich von Lebensstilen.

Oder anders: Wer Klimapolitik als Kulturkampf choreographiert, wird verlieren.

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