Tichys Einblick
Werdet endlich Wärmepumpengläubig!

Robert Habecks Pilgerreise zur eingebauten Wärmepumpe

Ein skurriles Aufhebens wie beim royalen Staatsbesuch: Robert Habeck pilgerte mit sehr vielen Jüngern aus Medien mit Aufnahmegeräten morgens um halb neun zu einer 75-jährigen Pensionärin, die sich „im Mai für 70.000 Euro eine Wärmepumpe, Pufferspeicher und PV-Anlage“ hatte einbauen lassen.

picture alliance/dpa | Focke Strangmann

Robert Habeck liebt E-Autos, und Robert Habeck liebt Wärmepumpen. Genügend Geld bekommt er vom deutschen Steuerzahler, dass er sich drei E-Mobile in unterschiedlicher Größe kaufen und nicht nur an Haus, Wohnung und Büro eine Wärmepumpe installieren lassen kann, sondern auch an seiner Schreibtischtür und seiner Teetasse, denn auch das Teelicht produziert unverantwortlich viel CO2.

Zwar freut sich die deutsche Wärmepumpenbranche über Habecks leidenschaftliche Liebe, nur kann sie von dieser platonischen Liebe nicht überleben, wenn fast alle Deutschen Habeck nicht in sein krudes Liebesleben folgen möchten, sondern es eher bodenständig mögen, verfügbare Wärme heißer Luft vorziehen.

Keiner kauft Heizungen
Das Wärmepumpen-Desaster von Robert Habeck
Der Verkauf an Wärmepumpen ist im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 52 Prozent eingebrochen, im gesamten ersten Halbjahr 2024 wurden 54 Prozent weniger Wärmepumpen verkauft als im Vorjahreshalbjahr. Die Hersteller rechnen mit einem Absatz von höchstens 200.000 Stück im Jahr 2024, im ersten Halbjahr wurden nur 90.000 Geräte verkauft. Dabei hatte Robert Habeck, der Liebhaber der Wärmepumpen, mit 500.000 dieser allerliebsten kleinen Dinger gerechnet.

Unternehmen wie die Carrier-Tochter Viessmann gehen in Kurzarbeit, Stiebel Eltron, das Unternehmen, das Habecks Vorzeige-Firma werden sollte, ebenfalls. Ausgerechnet Stiebel Eltron, das sich auf den Bau von Wärmepumpen konzentriert hat, muss nach einem katastrophalen ersten Halbjahr 25 Prozent Personalkosten einsparen. Da Stiebel Eltron 5.000 Mitarbeiter hat, schätzen Unternehmenskreise laut Handelsblatt ein, dass 1.000 Mitarbeiter im Oktober betroffen sein werden, wenn Ende September die Kurzarbeit beendet wird.

Doch Rettung ist auch für Stiebel Eltron in Sicht, denn auf seiner dreitägigen Wärmepumpen-Pilgerreise besucht der heilige Robert der Wärmepumpen auch Stiebel Eltron. Früher unternahm Robert Habeck noch Sommerreisen, doch jetzt, wo es um das Wärmepumpenheil geht – und den Wärmepumpenglauben darf man sich nicht lumpen lassen – geht es auf die Pilgerreise zu dem Berg der Wärmepumpe. Auch wenn sie ihn bei Stiebel Eltron am Werkstor mit weißen Kreuzen, auf denen „Danke“ steht, empfangen haben, Danke für nichts eben, und ihm Betriebsratschefin Elke Grimme grimmig entgegenhält: „Das sind Ihre Versprechungen, und die müssen Sie umsetzen“, so bringt das den heiligen Robert der Wärmepumpen nicht aus der Fassung. In leidendem Ton, so wie er es nur kann, barmt er, dass es ihm umtreibe, nämlich zur Wärmepumpenpilgerfahrt, wenn er hört, dass die Beschäftigten von Stiebel Eltron kurzarbeiten müssen, weil so viele Ungläubige den Wärmepumpenaltar ablehnen.

Doch Habeck wäre nicht der wortmächtige Prophet, wenn er nicht versprechen würde, dass er alles in seiner Macht tun werde, seine Versprechungen einmal einzuhalten. Das ist das große Robert-Habeck-Mirakel, dass er unbeirrt Versprechungen wie ungedeckte Schecks unter die Leute bringen kann, um anschließend zu versprechen, sich zu bemühen, die Versprechen auch zu halten. Und letztendlich ist alles eine Frage des Glaubens: „Dieser Weg, und da bin ich mir sicher, wird sich langfristig auszahlen.“ Das hat so in etwa die Konkretheit und die Genauigkeit der Vorhersage des Jüngsten Tages: der Wärmepumpen-Parusie. Mein Wärmepumpenreich ist nicht von dieser Legislaturperiode.

Habeck pilgerte auch, gefolgt von allerlei neugierigem Volk, von den vielen Jüngern mit Kameras und Aufnahmegeräten, morgens um halb neun zu einer 75-jährigen Pensionärin, die sich „im Mai für 70.000 Euro eine Wärmepumpe, Pufferspeicher und PV-Anlage“ hatte „einbauen lassen. Nun kommen der Wirtschaftsminister & die Hauptstadtpresse zu Besuch“, wie der politische Korrespondent des Tagesspiegels postet.

Fast wie eine Heilige der Energiewende spricht sie zu Robert Habeck, dem Saint Heat Pump mit engelsgleicher Stimme: „Wenn die Sonne scheint und die Batterie voll ist, dann mach ich die Waschmaschine an.“ Hosianna! Da wird dem Robert Habeck so richtig warm ums Herz, und der Energiewendenimbus glänzt wie drei Energiewende-sei-unser: Was alle die Wärmepumpentheologen mit dem schwierigen Wort Netzflexibilität ausdrücken wollten, hat diese einfache Frau in so ein einfaches drittes Gebot der Energiewende gepackt: Ich wasche nur Wäsche, wenn die Sonne da ist und die Batterie voll. So einfach geht es, wenn man rechten Glaubens ist.

Allerdings musste sie einwenden, dass selbst ihre Nachbarn noch Ungläubige sind, denn „ihre Nachbarn hätten aber kein Interesse an der Technik“. Vielleicht liegt es auch daran, dass ihre Nachbarn Kinder haben, dass sie ihrer Arbeit nachgehen müssen, auch wenn die Sonne scheint, anstatt zu waschen. Und vielleicht haben die Nachbarn auch nicht 34.000 Euro übrig, die trotz Höchstförderung bei einem 70.000-Euro-Projekt noch übriggeblieben sind, und die auch ihre Nachbarn mitfinanziert haben, weil sie ja an Habecks Wärmepumpen-Zwangskollekte teilzunehmen haben.

Ob Habeck es vergönnt sein wird, die Bekehrung der Deutschen zu seinen neuen Göttern der Energiewende, der heiligen Dreieinigkeit aus Wärmepumpe, E-Mobilität und grünem Wasserstoff bis zum Jüngsten Tag seiner heiligen Legislatur zu erleben, ob Stiebel Eltron nicht der Verstocktheit der Herzen der Wärmepumpen-Ungläubigen zum Opfer fällt, weiß heute noch niemand. Nur, dass er das Volk unbedingt gläubig machen will, damit am neuen Glauben kräftig verdient werden kann – das dürfte klar sein. Keine Predigt ist umsonst – und die Pilgerfahrten des Mittelalters fanden auch als bewaffnete Wallfahrten statt.

Am Donnerstag, heißt es, soll es Neuigkeiten zum Haushalt 2025 geben, da ist es doch gut, dass sich Habeck auf seiner Pilgerfahrt wärmepumpengeistlich gestärkt hat.


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