Tichys Einblick
Kein grünes Wirtschaftswunder

Robert Habeck, Barbie und die grausame Realität der Cellulite

Der Film Barbie erobert die Kinos. Er verspricht, der erfolgreichste Film des Jahres zu werden. Die Puppe will in die Realität – Habeck drängt es ins Traumland.

IMAGO - Collage: TE

In diesen Wochen stürmt ein riesiger Kinoerfolg die Kassen. Barbie, ein Film, der die ikonische Puppe zur Hauptfigur macht, konnte allein an seinem Eröffnungswochenende in den USA das Doppelte seiner Produktionskosten einspielen. Auch in Deutschland ist der Film ein Riesenerfolg.

Barbie, die Puppe, lebt im Barbieland: ein Wunderland aus rosa Plastik, in dem sie ihren perfekten Tag lebt. Jeden Tag. Zusammen mit den anderen Barbies – Präsidenten-Barbie, Nobelpreisträgerin-Barbie, Verfassungsrichterin-Barbie, Postboten-Barbie, Ärztin-Barbie und so weiter.

Dazwischen die Kens, die damit zufrieden sind, ihre jeweilige Barbie anzuhimmeln, ihrem Job „Strand“ nachzugehen und willenlose Anhängsel zu sein. Das perfekte Leben, das nicht einmal durch Kleinigkeiten wie kalte Duschen gefährdet wird.

Und genauso wünscht sich der Wirtschaftsminister Robert Habeck die Bundesrepublik. Wenn nur der Staat genügend regelt, dann könnten wir auch so leben. Alle sind glücklich, also alle, die wichtig sind; und wichtig sind die Barbies. Wenn nur der Staat die Temperatur der Duschen vorgibt und per Gesetz regelt, das Toast perfekt goldgelb von selbst aus dem Toaster auf den Teller fliegt.

Habeckland ist noch nicht Barbieland – es braucht nur ein paar Gesetze mehr

Sicherlich, in Habeckland gibt es noch ein paar Schönheitsfehler. Die Bürger heizen noch nicht so, wie es sich der Minister vorstellt. Sie fahren auch noch die falschen Autos oder wollen sich falsch ernähren, und die Industrie produziert die falschen Produkte auf die falsche Art und Weise. Aber es ist das Habeckland und in diesem Traumland gibt es kein Problem, das die Regierung nicht durch Befehle aus der Welt schaffen kann.

Barbie-Film
Gehypte Identitätskrise mit pinkem Vorschlaghammer
Die Bürger heizen falsch? Man erlässt ein Gebäudeenergiegesetz, das den Heizungskeller verträumt. Die Industire stößt zu viel CO2 aus? Kein Problem, dem wird man einfach Herr: Man erlässt Gesetze, wie produziert werden darf, oder fördert bestimmte Produktionsmethoden. Ob Wasserstoff-Stahlproduktion mit der Koks-Stahlproduktion aus anderen Ländern mithalten kann? Ja, das sagt der Wirtschaftsplan schließlich so. Der neueste Plan ist es, die Wirtschaft in grüne, weiße und rote Unternehmen einzuteilen. Von der Farbe hängt dann Exportsicherung ab.

Oder aber man versucht, deutsches Arbeitsrecht auf den Globus auszuweiten. Das Lieferkettengesetz schreibt Unternehmen vor, dass sie garantieren müssen, dass Zulieferer aus fernen Ländern sich an bestimmte Gesetze halten. Ein Fußballhändler, der Bälle in Bangladesch zusammennähen lässt, muss prüfen, ob der Produzent des Garns, den sein Zulieferer beauftragt hat, keine Kinderarbeit einsetzt. Und ob die Baumwolle in Kasachstan nach Umweltstandards produziert wurde. Ein Hotel in Deutschland muss prüfen, ob der Getränkehändler in seinem Getränkegroßmarkt den Mindestlohn einhält.

Der Traum der Energiewende muss nicht noch beschrieben werden.

Doch Habeck und Barbie unterscheiden sich auch. Barbies perfekte Welt wird erschüttert. Gedanken ihrer eigenen Sterblichkeit plagen sie. Statt perfekt frisiert, wacht sie eines Tages mit unordentlichem Haar und schlechtem Atem auf. Sie bekommt Cellulite und ihre Füße schmerzen von den Stöckelschuhen. Um dieses Mysterium aufzuklären, begibt sie sich in ein Abenteuer in die echte Welt.

Die Wirtschaft hat mehr als nur oberflächliche Probleme

Die deutsche Wirtschaft hat mehr als nur einen Schönheitsfehler. Sie schrumpft in diesem Jahr, während die Weltwirtschaft insgesamt wächst. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert ein Wachstum von 0,9 Prozent für die Eurozone insgesamt – und ein Schrumpfen von 0,3 Prozent für die größte Wirtschaft in dieser Zone, Deutschland. Das Geschäftsklima ist schlecht und wird nur immer schlechter.

Großunternehmen schätzen die Lage jetzt gerade so schlecht ein wie unmittelbar nach dem Gaslieferstopp im September. Investitionen werden fast ausschließlich im Ausland getätigt und Autobauer leiden an Schwindsucht. Die Inflation liegt bei 6,4 Pozent, doch die EZB kann nicht dagegen vorgehen, da sie fürchten muss, einer schwächelnden Wirtschaft und überschuldeten Euro-Staaten den Garaus zu machen. Deutschland ist nicht Habeckland, keine Idealwelt eines Kinderspiels. Es ist ein Land mit echten Menschen und echten Problemen. Menschen, die seit 2019 nur immer ärmer werden.

Der Film erkennt, was der Minister nicht sehen will

Die Erkenntnis des Spielfilms ist: Die Welt ist komplex. Sie ist schwierig, schmutzig und hässlich. Aber sie ist auch wertvoll, weil die perfekte Welt eine unmögliche und leere Illusion ist. Die Erfinderin von Barbie ist kein blondes Supermodel. Sie ist eine 70-jährige kleine Frau, mit grauem Haar „einer dopplten Brustentfernung und Steuerhinterziehungsproblemen“, wie sich der Charakter der Ruth Handler im Film selbst beschreibt. Die Puppe Barbie ist der Kinderwunsch von Perfektion, den Erwachsene loslassen müssen.

Und so wird Barbie von der Puppe zur Frau: Das Leben ist nicht perfekt, aber doch lebenswert. Frau kann einem Ideal der Barbie zwischen Karriere, Familie und cellulitefreien Beinen nicht gerecht werden. Das soll sie auch nicht. Habeck will eben das nicht verstehen: Unsere Wirtschaft ist nicht perfekt. Exzesse verursachen Finanzkrisen, Wohlstand ist ungleich verteilt und die reine Lebensmüh’ reicht nicht immer für den Erfolg, den man sich wünscht. Und doch hat diese Wirtschaft, in der wir leben, ein Land erschaffen, in dem die Ärmsten in Würde leben können. In denen Armut bedeutet, dass man weniger hat, aber dennoch etwas aus sich machen kann.

All das wird leichtfertig verspielt, um dem Traum einer Wirtschaft nachzujagen, die nicht sein kann. Ein Traum, der den Träumer zerstören muss. Um Habeckland zu erschaffen. In Habeckland werden die Bürger und die Wirtschaft beraubt: Jede eigene Entscheidung wird vom Staat vorgegeben. Erlaubt ist nicht, was nicht verboten ist, sondern was ausdrücklich erlaubt wurde. Ein alles könnender und alles wissender Staatsapparat soll die Welt in Bahnen lenken, die der Vision der Staatslenker genehm ist. Alle Abweichung davon muss unter den Rädern einer nichtsfühlenden, gesichtslosen Bürokratie zerrieben werden. Dann ist das Leben perfekt. Dann ist die Welt schön und rosa und ein Kinderspiel.

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