Tichys Einblick
Nach zweitem Attentatsversuch:

Die anhaltende Rhetorik der Entmenschlichung Trumps

Nach dem zweiten misslungenen Attentat auf Donald Trump innerhalb von zwei Monaten richtet sich nun immer mehr Kritik an die Demokraten, die seit Jahren mit ihrer entmenschlichenden Rhetorik gegenüber Trump mutmaßlich zu dieser Eskalation beigetragen haben.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Paul Sancya

Knapp zwei Monate ist es her, dass der erste Attentatsversuch auf den US-Präsidentschaftskandidaten und Ex-Präsidenten Donald Trump fehlschlug. Während die erste Reaktion vieler Beobachter war, dass Trump sich mit seiner kämpferischen Haltung nach dem Anschlag den Sieg im Wahlkampf gesichert hat, bemühten sich die Demokraten und die ihnen wohlgesonnenen Medien seitdem, die kurz danach angekündigte Kandidatur von Kamala Harris zum Hauptthema zu machen und das misslungene Attentat – bei dem sich die Geheimdienste wahrlich nicht mit Ruhm bekleckerten – in Vergessenheit geraten zu lassen.

Doch während der Harris-Hype langsam abflacht und selbst der herbeigedichtete Sieg von Harris beim TV-Duell nur mühsam die inhaltlichen Schwächen der demokratischen Kandidatin kaschierte, konnte gerade noch ein weiterer Anschlag auf Donald Trumps Leben verhindert werden. Dies führt aber dazu, dass selbst liberal-progressive Medienpersönlichkeiten Bedenken über die von ihnen geschaffene gesellschaftliche Atmosphäre äußern. Vor allem die Rhetorik der Biden-Administration, die Trump bereits seit Jahren als Gefahr für die Demokratie bezeichnet, gerät nun ins Kreuzfeuer der Kritik.

Eine endlose Liste an entmenschlichenden Entgleisungen

Dabei überrascht es nicht, dass das Team von Donald Trump selbst die Offensive sucht, nachdem der Spott und die Beiläufigkeit der Berichterstattung bereits nach dem ersten missglückten Attentat das Bedauern darüber, dass der Attentäter verfehlt hatte, nur spärlich bedecken konnte. Bereits einen Tag nach dem zweiten Attentatsversuch veröffentlichte die Trump-Kampagne eine Liste von Zitaten von Kamala Harris, Joe Biden und weiteren prominenten Demokraten und Medienfiguren, die mit ihrer Rhetorik zu Enthemmung und Gewalt gegenüber Donald Trump beigetragen haben.

Neben mehrfachen Beteuerungen, Trump wäre „eine Gefahr für unsere Demokratie“, eine Aussage, die auffallend an parallele Kampagnen gegen die AfD in Deutschland erinnert, stechen vor allem Zitate wie „muss einer von uns lebendig aus der Sache rauskommen?“ von Kamala Harris, oder Joe Bidens Aufforderung, es wäre an der Zeit, „Trump ins Fadenkreuz zu nehmen“ heraus. Der demokratische Abgeordnete Dan Goldman nannte Trump sogar „zerstörerisch für unsere Demokratie“ und forderte, er „müsse eliminiert werden“.

Keinen Zweifel daran, was solch eine Eliminierung bedeuten würde, ließ die ebenfalls demokratische Abgeordnete Stacey Plaskett, die forderte, Trump müsse „erschossen“ werden. Bereits 2015 warnte Rick Wilson von der Anti-Trump Kampagne „The Lincoln Project“, man dürfe nicht darauf vertrauen, dass sich das Problem von selbst löse, jemand „müsse noch immer da raus gehen und eine Kugel in Donald Trump jagen“.

Doch spätestens nach dem zweiten Attentatsversuch in zwei Monaten sollten Demokraten und Medien doch gelernt haben, dass diese Rhetorik zur Entmenschlichung Trumps und zu den Anschlägen auf dessen Leben beigetragen hat. Weit gefehlt! Der Abgeordnete Hakeem Jeffries erneuerte den Aufruf, man müsse Tump „aufhalten“, die Ehefrau des Zeugen im Impeachmentprozess gegen Trump, Rachel Vindman, spottete, dass „keine Ohren zu Schaden gekommen“ seien und riet, man solle „mit seinem Sonntag Nachmittag fortfahren“ und der demokratische Abgeordnete im Bundesstaat Colorado, Steven Woodrow, bedauerte, dass „das Letzte, was Amerika zur Zeit benötigte, Sympathie für den Teufel“ sei und doch sei das der Punkt, an dem man sich nun wiederfinde.

Auch liberale Kommentatoren geschockt von der Eskalation

Angesichts solch wiederholter Entmenschlichung, die von höchster Stelle im Weißen Haus goutiert und initiiert wurde, ließ es sich der Fox-News-Journalist Peter Doocy nicht nehmen, die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, bei einer Pressekonferenz direkt auf die Verantwortung der Biden-Administration, die nach wie vor Trump regelmäßig als „eine Gefahr” bezeichnete, anzusprechen, da dies ein Signal an gefährliche Individuen senden würde, die sich dadurch zu Gewalt aufgerufen fühlen könnten.

Wenig überraschend drehte Jean-Pierre den Spieß um und warf im Gegenzug Doocy vor, dessen Äußerung vor einer breiten Öffentlichkeit wäre „extrem gefährlich“, da er suggeriere, die Biden-Administration hätte je etwas anderes getan, als Gewalt zu verurteilen. Danach fuhr sie fort, immer und immer wieder den sogenannten „Sturm aufs Kapitol“ am 6. Januar als Beispiel für die Gefährlichkeit Trumps anzuführen und diesen Tag als „dunkelsten Tag in der Geschichte unserer Demokratie“ zu bezeichnen. Diese Floskel entspricht dabei in etwa der deutschen Berufung auf „die Correctiv-Recherche über das Potsdamer Geheimtreffen“, bzw. der Keule, der Verfassungsschutz hätte Teile der AfD als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft.

Nun ist es wenig verwunderlich, dass die Trump-Kampagne und Fox News den Finger in die Wunde manipulativer Rhetorik legen. Viel bemerkenswerter ist da schon, dass nun selbst der ehemalige CNN-Moderator und Bruder des demokratischen Gouverneurs von New York, Chris Cuomo, in einer emotionalen Stellungnahme zugab, Trump nach dem Attentat angerufen zu haben, da er sich „schäme“ für die Art und Weise, „wie wir auf die Drohungen gegen ihn antworten, bzw. darauf nicht antworten“.

Cuomo, dessen Ablehnung Trumps in der Vergangenheit gut dokumentiert ist, zeigte dabei auch Verständnis für Trumps Familie und forderte, man müsse aufhören, ständig zu verurteilen, „es sei denn, wir kritisieren uns selbst“. Auch bewundere er, wie Trump nach zwei Attentaten noch im Rennen um die Präsidentschaft bleiben konnte, da er selbst – so wie die allermeisten – nach solchen Vorfällen schon längst den Rückzug ins Private vorgezogen hätte.

Dabei gab er Trump sogar noch einen wohlgemeinten Rat mit, dass Trump nach diesen beiden Attentaten die Möglichkeit habe, an sich selbst zu arbeiten und die Spaltung des Landes zu überwinden.

„Ich sorge mich um uns. Ich schäme mich für das, was rund um uns herum gerade passiert. Und für das relativ geringe Ausmaß an Sorge angesichts dessen. Ich sehe einfach nicht, wie wir an einen besseren Ort kommen, als der, an dem wir gerade sind.“

Bewusst herbeigeführte Massenpsychosen und ein drohender Flächenbrand

Mit dem zweiten misslungenen Attentat auf Donald Trump scheint nun das Momentum im Wahlkampf endgültig wieder zugunsten von Trump zu kippen, denn so absurd es auch erscheinen mag: Das erste Attentat konnte mit der wochenlangen Harris-Kampagne medial relativ erfolgreich aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt werden. Außerdem gab es politische Attentate in der Geschichte immer wieder. Dass aber ein Kandidat innerhalb kurzer Zeit zweimal ins Visier von Attentätern gerät, ist eine Besonderheit, die mittlerweile selbst gemäßigte Kommentatoren und Wähler hellhörig werden lässt.

Dadurch stechen die zahllosen entmenschlichenden Aussagen der politischen Feinde Trumps immer mehr hervor. Auch wenn die Attentäter nicht, wie manche spekulieren, selbst in Verbindung zum „tiefen Staat“ standen, so dürften einige demokratische Abgeordnete langsam in echten Erklärungsnotstand kommen, warum sie ihre Rhetorik gegenüber dem politischen Feind nicht auf das von ihnen selbst ansonsten eingeforderte Niveau anheben. Wäre einer der Attentäter erfolgreich gewesen, hätte womöglich eine mediale Kampagne dafür gesorgt, dass die Schuld dafür Trump selbst in die Schuhe geschoben wird und keine unangenehmen Schuldzuweisungen erfolgen würden.

Doch mit jedem misslungenen Attentat und der anhaltenden Hetze gegen Trump wird offensichtlicher, dass viele seiner Feinde sich nicht-so-klammheimlich wünschten, eines der Attentate wäre doch erfolgreich gewesen. Die Frage, wieso all jene, die ansonsten Hass und Hetze verurteilen, sich in Anbetracht von Trump überhaupt nicht im Zaum halten wollen, stellt sich immer dringlicher. Oder wieso der Sicherheitsdienst nicht nur beim ersten Attentat sträflich versagte, sondern auch der zweite Attentäter offensichtlich von der nur kurzfristig angesetzten Golfpartie Trumps überhaupt Kenntnis hatte.

James O’Keefe, der vormalige Gründer von Project Veritas und nunmehrige Chef des Investigativportals OMG Media, berichtete nun, dass beide Attentäter scheinbar als Spender der demokratischen Kampagnenorganisation „ActBlue“ in Erscheinung traten. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass Thomas Matthew Crooks, der erste Attentäter, vor einigen Jahren in einem Werbevideo des Investmentgiganten Blackrock aufgetaucht war. Ryan Routh, der verhinderte zweite Attentäter, war hingegen 2022 in einem Werbevideo des berüchtigten Azov-Battalions in der Ukraine zu sehen.

Ob hinter all diesen sporadischen Informationen ein tatsächlicher Zusammenhang steht, ist zurzeit nicht verifizierbar. Ob, wie manche vermuten, die beiden Attentäter Agenten des „tiefen Staates“ gewesen waren, ist im Reich der Spekulation anzusiedeln. Aber: Selbst wenn es nur zwei geistig verwirrte Individuen sind, die auf eigene Faust gehandelt haben, darf die Kraft rhetorischer Manipulation nicht unterschätzt werden.

Der ehemalige CIA-Agent Andrew Bustamante beschrieb genau diesen Aspekt in einem Interview mit Piers Morgan. Die Demokraten, so Bustamante, befinden sich nicht nur in einer Wahlkampagne, sondern auch in einer „Beeinflussungskampagne“, einer in Geheimdienstkreisen bekannten Methode, bei der mittels alarmistischer Rhetorik Massenpsychosen herbeigeführt werden. Dies ließ sich bereits im Zuge des demokratischen Parteitags erkennen, bei dem hasserfüllte Schlachtgesänge über Trump von den Anwesenden skandiert wurden.

Wie immer bei Fragen über mögliche Verschwörungen, den tiefen Staat und Geheimdienstmethoden, ist es ein Leichtes, all diese Spekulationen als Spinnereien abzutun. Tatsächlich ist es, ohne Kenntnis aller Tatsachen, unmöglich, die exakten Zusammenhänge zu offenbaren, ohne dabei auch falsche Schlüsse zu ziehen. Was aber abseits aller Spekulationen festgestellt werden kann, ist, dass die immer weiter eskalierende Rhetorik der Feinde Trumps geradezu um ein gelungenes Attentat bettelt.

Dieser Punkt wird in den nächsten Wochen immer deutlicher ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Knapp zwei Monate vor der Wahl tritt der US-Wahlkampf in eine heiße Phase, in der die größte Überraschung wohl wäre, wenn es keine weiteren Überraschungen mehr gäbe. Dessen wird sich aber ein immer größerer Teil der US-Bevölkerung bewusst, sodass nahezu unvorhersehbar ist, was passieren würde, wenn die Wünsche der Demokraten erfüllt würden und Trump tatsächlich einem Attentat zum Opfer fiele.

Eines ist deutlich: Die Verantwortlichen für diese Eskalation spielen mit dem Feuer und sind augenscheinlich gewillt, selbst einem nationalen Flächenbrand ins Auge zu sehen. Das alleine sollte Warnung genug vor ihnen und ihren Intentionen sein.


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