Die Bundesdruckerei ist keine verschnarchte Behörde, die ewig lange braucht, um eine Internetseite zu bauen. Sie ist eine GmbH, die – nun ja – vier Jahre braucht für eine Internetseite. Wenn es gutgeht. Im Januar 2020 hat der Bundestag das „Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ beschlossen. Im März 2022 sollte demnach ein Organspender-Register an den Start gehen – nun visiert die Bundesdruckerei das erste Quartal 2024 als neuen Starttermin.
Warum das so lange dauert, begründet die GmbH in schönstem Beamtendeutsch: Nach einer grundlegenden Überarbeitung der Projektplanung und eines damit einhergehenden, verbesserten Risikomanagements sei der Zeit- und Inhaltsplan angepasst worden. So heißt es zumindest in einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Unions-Fraktion im Bundestag.
Die Ampel nennt sich selbst gerne „Fortschrittskoalition“ und willige Medien sind bereit, diesen Euphemismus zu übernehmen. Diese „Fortschrittskoalition“ arbeitet im „Deutschland-Tempo“, was ein zügiges und unbürokratisches Vorkommen bezeichnen soll – in der Realität aber für eine Register-Seite im Internet steht, die vier Jahre braucht, um ans Netz zu gehen. Es sei denn, der Abteilungsleiter kommt zurück, geht aber freitagmorgens schon donnerstagnachmittags heim – dann dauert es noch länger.
Dieser Behörden-Mehltau hat fatale Folgen für Deutschland. Etwa beim Beispiel Organspende-Register. Das dazugehörige Gesetz trägt den wohlklingenden Namen „Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“. Seit der Bundestag es beschlossen hat, ist diese Entscheidungsbereitschaft zurückgegangen. Im vergangenen Jahr haben laut Gesundheitsministerium nur noch 869 Menschen in Deutschland nach ihrem Tod Organe gespendet – das ermöglichte insgesamt 2.662 Transplatationen.
Woran der Rückgang liege, weiß das Gesundheitsministerium nach eigenen Angaben noch nicht. Was auch immer es sein wird, es wird am Ende sicher einen schicken Namen tragen: Denn je weniger Menschen Organe spenden, desto stärker wächst schließlich das Potenzial für Organspenden. Da lässt sich doch sprachlich sicher etwas drausmachen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation sagt, die Angehörigen seien immer weniger bereit, der Organspende zuzustimmen – aber für diesen Vorgang fehlt noch ein nettes Wort.