Tichys Einblick
Im "Deutschland-Tempo"

Register für Organspender verzögert sich um zwei Jahre

Deutschland soll ein Register für Organspender erhalten. Im März sollte es fertig sein. 2022. Doch auch in diesem Jahr startet es nicht. Das Projekt sei zu komplex, erklärt die Bundesdruckerei. Mit fatalen Folgen.

IMAGO / Steinach

Die Bundesdruckerei ist keine verschnarchte Behörde, die ewig lange braucht, um eine Internetseite zu bauen. Sie ist eine GmbH, die – nun ja – vier Jahre braucht für eine Internetseite. Wenn es gutgeht. Im Januar 2020 hat der Bundestag das „Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ beschlossen. Im März 2022 sollte demnach ein Organspender-Register an den Start gehen – nun visiert die Bundesdruckerei das erste Quartal 2024 als neuen Starttermin.

Warum das so lange dauert, begründet die GmbH in schönstem Beamtendeutsch: Nach einer grundlegenden Überarbeitung der Projektplanung und eines damit einhergehenden, verbesserten Risikomanagements sei der Zeit- und Inhaltsplan angepasst worden. So heißt es zumindest in einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Unions-Fraktion im Bundestag.

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Kassen, Krankenhäuser, Ministerien und Behörden müssten in das Projekt einbezogen werden. Und die „besondere Sensibilität“ und die „hohen Anforderungen an die Datensicherheit“ berücksichtigt werden. Das klingt nach sehr vielen kleinen Wasserfläschchen, die auf Konferenzen in Gläser eingefüllt werden, damit der Teilnehmer mit fester Stimme erklären kann: Zur Fortsetzung des Projektes brauche es eine Arbeitsvorlage. Die wird dann einstimmig beschlossen und zur Ausführung der Schwangerschaftsvertretung der Schwangerschaftsvertretung überlassen, die es sich allerdings vom Abteilungsleiter abzeichnen lassen muss, der gerade wegen Burnout im Sauerland kurt.

Die Ampel nennt sich selbst gerne „Fortschrittskoalition“ und willige Medien sind bereit, diesen Euphemismus zu übernehmen. Diese „Fortschrittskoalition“ arbeitet im „Deutschland-Tempo“, was ein zügiges und unbürokratisches Vorkommen bezeichnen soll – in der Realität aber für eine Register-Seite im Internet steht, die vier Jahre braucht, um ans Netz zu gehen. Es sei denn, der Abteilungsleiter kommt zurück, geht aber freitagmorgens schon donnerstagnachmittags heim – dann dauert es noch länger.

Dieser Behörden-Mehltau hat fatale Folgen für Deutschland. Etwa beim Beispiel Organspende-Register. Das dazugehörige Gesetz trägt den wohlklingenden Namen „Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“. Seit der Bundestag es beschlossen hat, ist diese Entscheidungsbereitschaft zurückgegangen. Im vergangenen Jahr haben laut Gesundheitsministerium nur noch 869 Menschen in Deutschland nach ihrem Tod Organe gespendet – das ermöglichte insgesamt 2.662 Transplatationen.

Woran der Rückgang liege, weiß das Gesundheitsministerium nach eigenen Angaben noch nicht. Was auch immer es sein wird, es wird am Ende sicher einen schicken Namen tragen: Denn je weniger Menschen Organe spenden, desto stärker wächst schließlich das Potenzial für Organspenden. Da lässt sich doch sprachlich sicher etwas drausmachen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation sagt, die Angehörigen seien immer weniger bereit, der Organspende zuzustimmen – aber für diesen Vorgang fehlt noch ein nettes Wort.

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