Die Regenbogenflagge als neues Hoheitszeichen der Republik?
Josef Kraus
Jedes Jahr wieder flattert die Regenbogenfahne von öffentlichen Gebäuden, denn der 17. Mai ist der "internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT)". Vor einigen wie dem Bundesfamilienministerium sogar die Progressive "Pride Flag".
Im Mai 2024 gibt es zweimal ein heraussagendes Datum. Am 23. Mai wird das Grundgesetz bzw. das, was von ihm im besten je dagewesenen Deutschland noch Beachtung findet, 75 Jahre alt. Zum Warmlaufen auf dieses Jubiläum hatten wir schon am 17. Mai zum übrigens 23. Mal den „Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“ (IDAHOBIT). Zum Üben und zum Warmlaufen vor allem für die Fahnenhisser.
Dazu hieß es auf der Website des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI), also des Verfassungsressorts: „Am 17. Mai ist der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit. Aus diesem Anlass hat das Bundesinnenministerium bereits zum dritten Mal am Berliner Dienstsitz des BMI die Regenbogenflagge gehisst. Sie steht als Symbol für Hoffnung und Zusammenhalt, Vielfalt und Offenheit. Sie setzt ein Zeichen gegen überkommene Stereotype, die Menschen daran hindern sollen, so zu leben, wie sie es selbst wünschen.“ Wörtlich sagte dazu die Parlamentarische Staatssekretärin des BMI, Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) weiter: „Heute ist ein Tag, an dem wir uns erneut verpflichten, gegen Diskriminierung und Hass vorzugehen, und für eine Welt einzutreten, in der Respekt und Akzeptanz gelebt werden.“
— Bundesministerium des Innern und für Heimat (@BMI_Bund) May 17, 2024
Jetzt darf also auch einmal eine BMI-Vizeministerin ran. BMI-Chefin Nancy Faeser (SPD) hat einfach zu viel mit „Demokratieförderung“ zu tun, ansonsten in Sachen IDAHOBIT allerdings schon einiges mehr an Erfahrung. Beim ersten Fahnenappell dieser Art hatte sie selbst am 17. Mai 2022 Hand angelegt, nachdem sie dies kurz zuvor qua „Erlass“ sich selbst genehmigt hatte. Sie posierte dann bei der WM-1:2-Auftaktniederlage der deutschen Fußballer gegen Japan in Katar mit einer Regenbogenbinde. Das ist auch das so ziemlich einzige geblieben, was in der Erinnerung an diese WM bliebt, bei der die „Deutschen“ schon nach der Vorrunde ausgeschieden waren.
Schneller als Faeser allerdings war Bayerns Ministerpräsident Söder, der bei 2:2 gegen Ungarn am 23. Juni 2021 in der Allianz-Arena in München mit Regenbogen-Coronamaske aufgetreten war und zur gleichen Zeit vor seiner Staatskanzlei die Regenbogenflagge hatte hissen lassen. Übrigens: Auch am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung war das geschehen. Was pädagogisch manches erwarten ließ, fußballerisch allerdings nicht viel weitergeholfen hat, denn die „Deutschen“ flogen im Achtelfinale mit 0:2 gegen England raus. Stopp: Am 13. Juni 2015 bereits hatte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow eigenhändig eine Regenbogenflagge vor seiner Staatskanzlei aufzogen – allerdings nicht am 17. Mai, sondern zum Christopher-Street-Day (CSD) am 13. Juni 2015
Es gab jedenfalls kein Halten mehr mit Regenbogenflaggen, Regenbogenarmbinden und Regenbogenmasken. Dank Faeser, Söder und Ramelow. Zig Kommunen machen seither mit. 2023 wehte die betreffende Flagge erstmals am betreffenden Tag vor dem NRW-Landtag. Am 10. Juli 2023 hisste Berlins „Regierender“ Wegner (CDU) die Regenbogenflagge eigenhändig zur Pride-Saison. Klar, Berlin ist ja nicht nur die politische und die Schulden-, sondern auch die Queer-Kapitale. Dass auch der „woke“ Kapitalismus mitmacht, war zu erwarten.
Auch vor dem Bundeskanzleramt und auf dem Reichstag:
Die Bahn fährt längst mit Regenbogen-ICEs „que(e)r durch Deutschland“. Kirchen sind eifrig mit von der Partie, Kirchentage ohnehin. Moscheen unseres Wissens eher nicht. Ende der Recherche. Es wird mehr und mehr zum Gähnfaktor.
Jetzt aber ernsthaft
Werden wir ernst und lesen mal nach, was es über eine andere Flagge beim BMI zu lesen gibt – über Schwarz-rot-gold. Hier unser Fundstück: „Das Grundgesetz bestimmt in Artikel 22 Absatz 2: ‚Die Bundesflagge ist schwarz-rot-gold.‘ Diese Farbgebung knüpft an eine lange Tradition an. Sie ist Sinnbild für Einheit, Freiheit und Demokratie … Für die Anhänger eines freien und einheitlichen deutschen Nationalstaates wurde die schwarz-rot-goldene Flagge das Erkennungszeichen und Symbol für die politische Einheit. Beim so genannten Hambacher Fest versammelten sich 1832 circa 25.000 demokratisch und national Gesinnte – auch zahlreiche Studenten – unter diesen Farben … Am 9. März 1848 erklärte die deutsche Reichsversammlung in Frankfurt am Main: ‚Ebenso werden die Bundesfarben der deutschen Vorzeit zu entnehmen sein, wo das Reichspanier schwarz, rot und golden war.‘“
Ja, das waren Helden, die für ein ganzes Land, nicht für eine Minderheit, für Freiheit kämpften. Und für Einheit und Demokratie. Es ist eine seltsame Relativierung der Opfer der Vorkämpfer für Schwarz-rot-gold, wenn sie an Fahnenstangen jetzt quasi mit den „Queers“ egalisiert, das heißt: auf eine Stufe gestellt bzw. symbolisch nebeneinander an behördlichen Fahnenmasten hochgezogen werden.
Typisch deutsche Nationalallergie eben.
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