Die Bundesregierung hat auf Anfrage der Linken erschreckende Zahlen veröffentlicht. Demnach geht knapp ein Viertel aller Diagnosen bei Frauen zwischen 20 und 70 Jahren auf psychische Erkrankungen zurück. Auch für die Arbeitswelt bedeutet dies einen enormen Schaden: 126 Millionen Arbeitstage sind demnach im Jahr 2021 insgesamt ausgefallen, weil die Arbeitnehmer wegen psychischen Erkrankungen „arbeitsunfähig“ geschrieben waren. Geht man von einer Woche mit fünf Arbeitstagen aus, sind der Wirtschaft statistisch rund 548.000 Arbeitnehmer ein Jahr lang komplett weggebrochen.
Geht man diese Statistik durch alle Altersklassen durch, zeigt sich: Psychische Erkrankungen sind in Deutschland zur Volkskrankheit geworden. Zumindest bei den Frauen. In allen Altersgruppen zwischen 20 und 70 Jahren liegt ihr Anteil von psychischen Erkrankungen an allen Diagnosen zwischen 22,88 und 27,69 Prozent. Erst bei den Frauen über 70 Jahren gehen diese Werte in den einstelligen Bereich zurück. Bei den Männern sind die Zahlen weniger ausgeprägt. Männer zwischen 20 und 70 Jahren erhalten in 13,76 bis 19,72 Prozent der Fälle psychische Erkrankungen als Diagnose. Auch bei ihnen nimmt diese Zahl im Alter über 70 Jahren noch einmal deutlich ab.
Auch für die Arbeitswelt bedeutet die Zunahme von psychischen Erkrankungen ein ernsthaftes Problem: Diagnostiziert ein Arzt einem Arbeitnehmer eine solche psychische Erkrankung, dann fällt der im Schnitt 48 Arbeitstage aus. Entsprechend erklären sich die hohen Werte an ausgefallen Arbeitstagen als Folge dieser Diagnose. Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe zwischen 55 und 60 Jahren: 14 Millionen Arbeitstage fielen bei Frauen dieser Gruppe 2021 aus, bei den Männern waren es 9 Millionen Arbeitstage. Die Altersgruppen zwischen 50 und 55 Jahren sowie die zwischen 60 und 65 Jahren kommen auf die nächsthohen Werte. Von den insgesamt 126 Millionen ausgefallenen Arbeitstagen entfielen 75 Millionen auf Frauen und 51 Millionen auf Männer.
„Die Corona-Pandemie hat zu einem starken Anstieg einiger psychischer Krankheiten geführt. Die Fälle von Depressionen und Angststörungen seien weltweit allein im ersten Pandemiejahr um 25 Prozent gestiegen“, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO in einem Bericht über mentale Gesundheit geschrieben. Bereits vor der Pandemie hätten weltweit eine Milliarde Menschen mit einer psychischen Erkrankung gelebt. Das entspricht einem Achtel der Weltbevölkerung.
Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – Beispielsweise bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.