Tichys Einblick
Ausschreitungen zum Jahrestag des 7. Oktober

Sie halten Berlin-Neukölln für ihr Palästina

Während die jüdische Gemeinde Berlin am ersten Jahrestag der Ermordeten des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 gedachte, versammelten sich in Kreuzberg und Neukölln erneut Israel-Hasser verschiedener Schattierung – von arabischen Extremisten bis zu deutschen Linksradikalen –, um den palästinensischen „Widerstand“ zu unterstützen.

picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Bereits am Sonntag waren in Kreuzberg nach Polizei-Zählung etwa 3.500 Personen zusammengekommen, um gegen den „Genozid in Gaza“ zu demonstrieren – teils unter der Flagge „Palästinas“, teils unter der Flagge Libanons, teils unter Hammer und Sichel. Sie riefen unter anderem zur „Intifada“ auf, ein Begriff, der mit Terrorwellen in Israel verbunden ist. Plakate propagierten den „queer-feministischen, anti-kolonialen und anti-rassistischen Kampf“, bezeichneten Israel als „Terrorstaat“ und sprachen von „Widerstand“ als „tiefster Form der Liebe“. Auch die Hamas sieht sich selbst als „Widerstand“.

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Die israelfeindliche Versammlung blieb nicht friedlich, sondern es kam zu massiven Zusammenstößen mit der Polizei, die unter anderem Pfefferspray einsetzte, die Versammlung beendete und nach eigenen Angaben 32 Strafanzeigen fertigte. 14 Polizeikräfte seien verletzt worden, hieß es am Montagnachmittag. Eine Polizeibeamtin habe „eine schwere Gesichtsverletzung erlitten“ und sei „zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert“ worden.

Die Zusammenstöße setzten sich am Montagabend bei einer weiteren Demonstration in Kreuzberg mit einigen hundert Teilnehmern und ebenso israelfeindlichen Parolen fort. Die Polizei löste die Versammlung später unter aufgeheizter Stimmung auf. Sie teilte mit, dass Einsatzkräfte bedrängt, geschlagen, getreten und mit Flaschen beworfen worden seien. Auf einem Video war zudem zu sehen, wie ein vermummter Mann – angeheizt von der Masse – auf dem Dach des U-Bahnhofs Südstern mit einer „Palästina“-Flagge herumlief. Am Vortag war ein Mann auf einen Mannschaftswagen der Polizei geklettert.

Neben Islamisten und Linksradikalen anwesend war am Montag auch Klima-Ikone Greta Thunberg, die im vergangenen Jahr aus ihrer Israel-feindlichen Einstellung kein Hehl gemacht hat. Sie zeigte sich mit FFP2-Maske und Kufija („Palästinensertuch“) in der Menge und machte Selfies mit Teilnehmern – unter anderem mit bekannten Instagram-Aktivisten der Berliner Palästinenser-Szene, darunter Salah S., der Israel als „zionistische Entität“ bezeichnet. „Der deutsche Staat ist Mittäter des Völkermords“, erklärte Greta.

Später am Abend kam es dann zu massiven Ausschreitungen in Neukölln. Auf Videos war zu sehen, dass Randalierer wild mit Pyrotechnik und Feuerwerk herumballerten. Rauchschwaden zogen auf. Zudem brannten Reifen mitten auf der Straße, laut rbb auch Mülltonnen und Baucontainer. Polizeiangaben zufolge wurden Einsatzkräfte direkt mit Pyro beworfen.

 

Mit den Protesten geht es den „Palästina“-Randalierern nicht nur darum, ihrem Israel-Hass Ausdruck zu verleihen. Sie wollen auch „ihr“ Berlin gegen den deutschen Staat verteidigen. Einblick in diese Denkweise gibt ein Beitrag, den der bereits erwähnte Salah S. am Montag bei Instagram postete. Darin beschwert er sich darüber, dass eine pro-israelische Demonstration auf dem Neuköllner Hermannplatz genehmigt worden sei.

Diese „ekelhafte“ Veranstaltung wolle „den heroischen palästinensischen Widerstand“ verleumden, meint er. Aber vor allem: Sie sei „eine Provokation gegenüber der palästinensischen, arabischen und muslimischen Community“, weil sie in „deren“ Straße stattfinde, während die Polizei den Israel-Hassern ihren Protest dort untersage. Die Botschaft: Neukölln gehört uns!

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Eine ähnliche Botschaft vermittelt auch ein anderes, derzeit auf Instagram in den entsprechenden Kreisen kursierendes Video: Es filmte von der Polizei bereitgestellte Gitter, offenbar auf der Neuköllner Sonnenallee. Dazu sagte eine Stimme, man fühle sich, „als wäre man unter einer zweiten israelischen Besatzung“, weil die deutsche Polizei Straßen auf der Sonnenallee sperre. Ein weiterer Aktivist schrieb auf seinem Account zu den Bildern brennender Autoreifen: „Die Sonnenallee gehört uns“. Dazu als Emoji eine hochgereckte Faust und eine „Palästina“-Flagge.

 


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