Wenn ich als zertifizierter Trainer im öffentlichen Dienst mit Kindern und Jugendlichen ein Eigensicherungstraining durchführe, stelle ich nicht selten fest, dass es an den Basics für tatsächlich selbstsicheres Verhalten fehlt. So fällt es zum Beispiel einigen jungen Leuten schwer, bei einer Gefahr schreiend die Flucht zu ergreifen. Nicht wenige haben selbst das laute Sprechen verlernt, geschweige, dass sie in der Lage wären, ein deutliches „Nein das will ich nicht!“ zu artikulieren.
Die in unseren Genen zur erfolgreichen Gefahrenerkennung und -abwehr angelegten Verhaltensweisen wurden durch Erziehung weitestgehend wegkonditioniert. Jungs müssen sich „wie Mädchen“ verhalten, brav im Unterricht sitzen und dürfen nicht zappeln. Gendergerechte Pädagogik hat es geschafft, körperliches Konkurrenzverhalten, also den in uns angelegten Drang, sich zu vergleichen, zu verpönen. Mädchen werden besonders behütet, einige sind dadurch zur Auffassung gelangt, dass es in der Realität zu keinen echten Bedrohungen für Leben und Gesundheit kommen könnte. Das gäbe es nur im Hochglanzmagazinen, Spielfilmen oder Videogames. So wie viele Stadtkinder durch die Milka-Werbung einst daran glaubten, dass alle Kühe lila aussehen müssten.
Mein Hauptaugenmerk gilt dann, die verborgenen Fähigkeiten, die uns Menschen über hunderttausende Jahre bei Krisenszenarien erfolgreich gemacht haben, wieder auf emotionalem Wege ans Tageslicht zu befördern. Warum dieser Umstand immer wichtiger wird, sollen die folgenden Fakten aufzeigen:
Warnende Stimmen wurden bestenfalls in den Wind geschlagen. Andere als Rassisten oder gleich als Nazis abgestempelt. Eine Welle der Empörung ergoss sich über „besorgte Bürger“, die erkannten, dass es schon immer junge Männer waren, die für einen Großteil der Kriminalität verantwortlich zeichnen.
Da nicht sein kann, was nicht sein darf, gab es bereits 2015 die ersten politisch korrekten Opfer. Dazu gehörte der Schulleiter des Wolkenberg-Gymnasiums im brandenburgischen Michendorf, der es gewagt hatte, seinen Schülerinnen Verhaltenstipps zum Umgang mit den „jungen Männern“ aus anderen Kulturkreisen mit auf den Weg zu geben. In der angrenzenden schulischen Turnhalle wurden 100 Flüchtlinge untergebracht, darunter 30 alleinreisende „junge Männer“ aus Kamerun, Pakistan, Bosnien, Serbien und Tschetschenien. „Die Schüler wurde darüber informiert, dass Mimik und Gestik sowie Kleiderordnung von Menschen aus anderen Kulturkreisen falsch verstanden werden könnten“. Auch solle man keine Getränke und Zigaretten annehmen, um einer Infektionsgefahr aus dem Wege zu gehen. Zur Sicherung des Schulbetriebs wurde ein Bauzaun aufgestellt. Das Ergebnis für diesen verantwortungsbewussten Rektor, der seinen Obhutspflichten gegenüber seinen Schülern nachkam, war eine Medienkampagne. Aber nicht die neuen Gefahren standen dabei im Fokus, nein, der Pädagoge selbst geriet in die Schussbahn.
Die Empörung schlug Wellen, der zuständige Landrat von der SPD dozierte in die Notizblöcke der eifrigen Journalisten:
„Es müsse um eine Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen gehen. Aber der Schulleiter erweckt bei den Schülern den Eindruck, die Asylbewerber seien blutrünstige Straftäter, die schlimme Krankheiten verbreiten. Er stößt damit ins selbe Horn wie jene Leute, die Angst vor Flüchtlingen schüren.“
Wer möchte schon gern als „fremdenfeindlich“ gelten? Also lenkte der Schulleiter ein: „Er bedauere, dass seine „Äußerungen missverständlich aufgenommen wurden. Sie waren keinesfalls in einem negativen Sinn gegenüber den Asylbewerbern gemeint“. Ob der Schulleiter seines Amtes im rot-roten-Brandenburg enthoben wurde oder ob er sich durch seine Unterwerfung retten konnte, entzieht sich meiner Kenntnis.
Auch im sächsisch-anhaltinischen wurde 2015 „gehetzt“. Hier sorgte sich gar der Lehrerverband in seiner Mitgliederzeitung „um sexuelle Abenteuer zwischen Schülerinnen und attraktiven muslimischen Männern“. Der Philologenverband warnte vor möglichen sexuellen Belästigungen durch Asylbewerber:
Es sei nicht zu übersehen, dass „viele junge, kräftige, meist muslimische Männer“ ins Land kämen. Und zwar „nicht immer mit den ehrlichsten Absichten“. Die oft auch ungebildeten Männer hätten ein Bedürfnis nach Sexualität. Und schon jetzt höre man aus vielen Orten in Gesprächen mit Bekannten, dass es zu sexuellen Belästigungen komme – „vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten“.
Trotzig weist der Chef des Verbandes „rassistische Ressentiments“ gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung zurück. „Ich habe mir vor 1989 nicht den Mund verbieten lassen und tue das jetzt auch nicht“.
Wie aus der Pistole geschossen meldeten sich Bildungspolitiker „erbost“ zu Wort. Der Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) springt mit folgenden Zitat in die Bresche: „Gerüchte verstärken, Halbwahrheiten verbreiten und unsere Werte als Keule benutzen“. Der Fraktionschef der Grünen legt noch einen drauf: „Das ist inhaltlich auf einem unterirdischen Niveau, das bedient Vorurteile und den rechten Rand“. Auch die Linken sind empört: „Das grenzt an Hetze“.
Selbst wer die kriminologische Binsenweisheit für Anfänger benannte, dass viele „junge Männer“ viel Kriminalität erzeugen, wurde abgestraft. Inzwischen ein Fakt, der – trotz des angeknackten Schweigekartells aus Medien und Politik – nicht mehr ernsthaft bestritten werden kann. Auch manche Mitteilungen von polizeilichen Pressestellen fand ich ein wenig wunderlich.
Eine weitere „unbekannte Größe“: Wieviel ausländische Täter der 1.205 Strafanzeigen zu Silvester 2015/2016 in Köln wurden verurteilt? Ein Jahr später waren es ganze sechs! Demzufolge wurden auch wenige Migranten ermittelt. Das Verhältnis zwischen Hell- und Dunkelfeld bleibt unaufgeklärt. Der Abschreckungseffekt verpufft ins Nirwana. Jede ungesühnte Straftat stärkt die Täter. Eine erfolgreiche Lerngeschichte. Die Täter werden damit noch ermutigt, in immer kürzeren Abständen immer schwerere Straftaten zu begehen. Daran ändert auch der Nachzug von „einheimischen Frauen“ oder Familienangehörigen wenig. Spitze Zungen hegen den bösen Verdacht, man wolle die erlernte Gewalttätigkeit der Männer auf ihre eigenen Frauen kanalisieren. Gerade Jugendliche aus archaischen Kulturkreisen sind oft selbst Opfer familiärer Gewalt durch den Vater. Eine Gewalterfahrung und damit verbundene Traumatisierung, die zu brutalen Konflikten untereinander und gegenüber Einheimischen führt.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine gendergerechte Erziehung sowie einseitiger und blinder Aktionismus und Interpretationsstil zur sogenannten Willkommenskultur, haben fatale Auswirkungen auf ein natürliches und gelassenes Gefahrenbewusstsein. Vielen Kriminalitätsopfern wäre vielleicht bei einer anderen Herangehens- und Sichtweise im politischen Überbau ihre Leidenserfahrung erspart geblieben. Nur die klare Benennung und Anerkennung der Fakten führt zu gesellschaftlichen und individuellen Konsequenzen. Zur Kernaufgabe eines Staates gehört, die Sicherheit für die eigenen Bürger zu garantieren. Natürlich gibt es keine einhundertprozentige Sicherheit, jeder ist darüber hinaus auch für sich verantwortlich. Aber wenn Politiker mit diesem Satz „argumentieren“ und gleichzeitig persönlich dafür sorgen, dass der Staat durch einen unkoordinierten Abbau von Stellen bei Polizei und Justiz geschwächt wurde, werde ich hellhörig. Es sind dieselben Akteure, die jeden ideologisch bekämpfen, der auf die genannten Szenarien aufmerksam macht. Bestenfalls heißt es: „Karriere beendet“, schlechtestenfalls verloren diese Realisten ihre bürgerliche Existenz.
Steffen Meltzer, Buchautor von „So schützen Sie Ihr Kind! Polizeitrainer vermittelt Verhaltensrichtlinien zur Gewaltabwehr“.