Während den Wahlgewinnern keine Phrase zu leer und kein Pathos zu hohl ist, um den Marsch in den grünlackierten Sozialismus und mithin gesellschaftlich eine Kehre von der Demokratie in den Obrigkeitsstaat zu vollziehen, haben die Wahlverlierer gänzlich den Boden der Realität unter ihren Füßen verloren. Der CDU-Vorsitzende und gescheiterte Kanzlerkandidat floskelte: „Wir haben ein bitteres Ergebnis erzielt. Nichts lässt sich schön reden. Die Verantwortung trage ich als Vorsitzender und Kanzlerkandidat. Den Wahlkampf, die Kampagne habe ich zu verantworten und sonst niemand.“ Jedes andere statement hätte auch überrascht. Überraschen sollte Armin Laschet dennoch. Denn am Programm kann es seiner Meinung nach nicht gelegen haben, denn „wir haben ein gutes Programm gehabt, wir haben Positionen gehabt, für die wir auch weiter stehen.“ Vermutlich war es notwendig, dass Armin Laschet auf das Programm verwies, denn außer ihm dürfte niemand wahrgenommen haben, dass die Union über ein eigenständiges Programm verfügte, zumindest über etwas, das nicht ein Schwarzaufguss grüner Programmatik war.
Wie man in einem Atemzug ein „bitteres Ergebnis“ bejammern und das Programm, das mit zu diesem Ergebnis geführt hat, über den grünen Klee loben kann und sogar noch zu verstetigen wünscht, bleibt ein Rätsel, wenn man nicht die Sehnsucht zum Tode metaphysisch unterstellen will.
So erfolglos Laschets Wahlkampf, so desaströs und weltfremd seine Strategie war, so wirklichkeitsfern ist seine Vorstellung von der Oppositionstätigkeit der Union. Der Vorsitzende der CDU wirkt aus der Zeit gefallen, er versteht die Realität der gesellschaftlichen Auseinandersetzung nicht, nicht, worum es eigentlich geht. Für Laschet kommt es nämlich in der kommenden Oppositionszeit – natürlich ausgehend vom unschlagbar guten Programm der CDU – darauf an: „nicht schrill zu werden, nicht plump zu werden, nicht im Überbietungswettbewerb mit den beiden Parteien, die auch Opposition sind, im nächsten Bundestag zu stehen, sondern klug und intelligent die Finger in die Wunden zu legen, wo eine künftige Regierung die Dinge falsch macht.“
Dass selbst der „Hoffnungsträger“ der Union, der ewig Enttäuschende Friedrich Merz keine Alternative zu Armin Laschet darstellt, hat er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gegenüber dargestellt, als er das Sondierungspapier von SPD, Grüne und FDP lobte: „Sie haben, wie ich finde, ein beachtliches Papier vorgelegt“, um dann ungewollt wahrhaftig einzugestehen: „Das hätten wir auch haben können.“ Warum also soll man CDU wählen, wenn man mit der CDU „das“ auch bekommen hätte? Friedrich Merz mag anders sein als Armin Laschet, doch ist er politisch das gleiche in anderen Worten. In der CDU geht es, wie Angela Merkel es wollte, alternativlos zu.
Die Junge Union würde übrigens die Worte des Parteivorsitzenden der CDU umsetzen, wenn sie die alte, rückwärtsgewandte Bezeichnung „Deutschlandtag“ durch die kluge und intelligente Bezeichnung „Klimatag” ersetzte.
Sie hätte es aber auch in der Hand, die CDU wieder zu einer kenntlichen Partei zu machen, sie müsste dazu vor allem und zuallererst programmatische Arbeit leisten. Es wird für die CDU nicht darum gehen, klug und intelligent, sondern prinzipienfest zu sein. Und diese Prinzipien können nur einem tätigen Liberalismus und einem progressiven Konservatismus entstammen.