Tichys Einblick
Energieversorgung

Polen rüstet sich für die Zukunft – und steigt in Atomkraft ein

Polen hat nicht nur seine Erdölbelieferung gesichert, sondern steigt auch in die Atomenergie ein. Während die deutsche Regierung ihre letzten drei Atomkraftwerke abschaltet, sollen in Polen ab 2026 bis Mitte 2045 sechs neue gebaut werden – und zwar von den USA und Südkorea.

Symbolbild

IMAGO / ZUMA Wire

Woran erkennt man, dass jemand vollkommen in das Reich seiner Träume eingezogen ist? Daran, dass er keine logischen Widersprüche mehr wahrnimmt.

Während Robert Habeck tatsächlich glaubt, dass ukrainische Kernkraftwerke etwas grundsätzlich anderes wären als deutsche Kernkraftwerke, dass deutsche AKWs, die möglicherweise sogar sicherer sind als ukrainische, unbedingt abgeschaltet werden müssen, sollen die ukrainischen aus Habecks Sicht möglichst lange am Netz bleiben. Schließlich soll die ukrainische Wirtschaft im Gegensatz zur deutschen Wirtschaft prosperieren, soll die Ukraine Nettostromexporteur werden – und, das dürfte Habeck richtig erkannt haben, das wird man nun mal mit erneuerbaren Energien, zumeist Windrädern eben nicht.

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Das Lieblingswerkzeug des Bundeswirtschaftsministers für Brasilien, für Namibia, für die Ukraine sind aus dem deutschen Steuersäckel finanzierte Subventionen, für den Wirtschaftsstandort Deutschland die Abrissbirne. Oder kann der Bundeswirtschaftsminister erklären, weshalb er Deutschland zum Nettostromimporteur und die Ukraine zum Nettostromexporteur machen will? Er gleicht dem Bauern, der sein Feld nicht mehr bestellen will, weil er lieber Gartenzwerge anstatt Traktoren auf dem Acker sehen möchte.

Anna Moskwa, die polnische Klima- und Umweltministerin, schüttelt nur den Kopf über ihren deutschen Kollegen. Jetzt haben die Deutschen wirklich den Verstand verloren, mag sie denken. Polen jedenfalls hat nicht nur seine Erdölbelieferung gesichert, sondern steigt auch in die Atomenergie ein. Während die deutsche Regierung ihre letzten drei AKWs abschaltet, sollen ab 2026 bis Mitte 2045 sechs AKWS in Polen gebaut werden – und zwar von den USA und Südkorea. Vielleicht lassen die Polen ja auch die AKWs an der Grenze zu Deutschland errichten, damit die Angestellten des AKWs zur Erholung in ihren Pausen einen Blick auf die deutschen Felder mit ihren Gartenzwergen erhaschen können.

Polen rüstet sich für die Zukunft – und die heißt Sicherung von Energie –, Deutschland für die Vergangenheit. Der Vergleich mit Oskar Matzerath wäre falsch, denn Deutschland will nicht nur nicht mehr wachsen, sondern Deutschland will schrumpfen.

Olga Semeniuk, Staatsekretärin im Ministerium für Entwicklung und Technologie, sagte im November bereits: „Die wichtigsten Faktoren im Moment sind Sicherheit und Zeit. Wir müssen so schnell wie möglich unabhängig werden von Russland. Daher die Zusammenarbeit mit großen Partnern wie Amerika und Südkorea.“ Was Semeniuk nicht sagt, aber denken dürfte, unabhängig von Russland und eben auch von Deutschland: Für Letzteres sorgt Robert Habeck und die Ampel. Während Frankreich – Macron hat gerade exzellent vorgeführt, wie das geht – in die Lücke drängt, die Deutschland gerade in China zum Canyon erweitert, drängen die USA und Südkorea nach Polen. Denn ein so großes Geschäft wie der Bau der AKWs ist nicht solitär, sondern nur das große Schiff, das sehr, sehr viele Beiboote hat. Sukzessive dürfte Deutschland den polnischen Markt verlieren. Welchen eigentlich nicht?

Entscheidung mit hoher Tragweite
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Deutschland wird durch Habecks Wirtschaftspolitik aus dem Spiel genommen. Das Lachen überall in der Welt ist selbst dann noch zu hören, wenn man sich die Ohren verstopft: Es lacht der Emir in Katar. In Polen lacht Anna Moskwa.

So wie Robert Habeck mit Ergebnissen aus Katar zurückkehrte, von denen in Katar nur niemand etwas wusste, hat Robert Habeck in Schwedt den Angestellten des PCK von seinen guten Gesprächen mit seiner polnischen Amtskollegin Anna Moskwa erzählt, darüber, wie beispielsweise über den polnischen Hafen Danzig die Belieferung von Schwedt mit Erdöl sichergestellt werden kann, wovon Anna Moskwa offensichtlich nichts weiß, denn über Danzig kommt so gut wie kein Erdöl nach Schwedt. Von Danzig spricht Habeck jetzt nicht mehr und auch nicht mehr über seine guten Gesprächen mit seiner polnischen Kollegin. Jetzt soll es eine alte kleine Leitung von Rostock nach Schwedt richten, die aus den sechziger Jahren stammt – und die man nun so weit ertüchtigen will, dass aus dem kleinen Röhrlein eine richtig große Pipeline wird.

Und Anna Moskwa? Lässt AKWs bauen. Übrigens herrscht über alle politischen Lager hinweg in Polen Konsens in der Frage des Baus von Kernkraftwerken. Man mag sich heftig streiten, doch arm werden will man nicht. Das ginge dann doch zu weit. Arm sollen die Deutschen werden, wenn sie Spaß dran haben.


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