„Bis jetzt hab‘ auch ich oft gedacht: Syrien ist weit, Irak ist weit, Afghanistan ist weit …“, meinte Kanzlerin Merkel bei Anne Will in ihrer unnachahmlichen Art, von der man nicht weiß, ob sie tatsächlich so naiv ist, oder ob sie ganz raffiniert die Anderen für dumm verkauft. Letztlich ist es einerlei, solange die Medien mitspielen und Merkel höflich applaudieren. Afrika ist also nicht so weit, und es ist nicht weit her mit Afrika. Darauf können sich nun alle einigen.
Plötzlich ist Afrika G20-Thema
Aber nun hat es Merkel eilig. Afrika hatte schon immer Probleme. Aber plötzlich kommen die Probleme zu uns. Hunderte illegale Einwanderer und Kriegsflüchtline, die das Zauberwort „Asyl“ aussprechen, landen täglich in Italien, meist von NGOs im Mittelmeer eingesammelt, weit über 230.000 wahrscheinlich bis Jahresende. Die italienische Regierung droht, die Boote der NGOs nicht mehr an Land zu lassen und unterstellt Rettungs-NGOs illegale Zusammenarbeit mit kriminellen Schlepperbanden. Da machte Merkel Afrika zum Schwerpunktthema des G20-Gipfels.
Der Westen hat Libyen ins Chaos gestürzt und kämpft nun mit den Folgen
Früher stoppte Muammar al-Gaddafi Schlepperbanden gegen Barzahlung von Berlusconi. Aber Libyen, das in seiner kulturgemäßen Weise Wohlstand, Sicherheit und Stabilität in Nordafrika garantierte, wurde in naivster Weise mutwillig in die Luft gesprengt. Mit den 100.000en Toten und der entsprechenden Zahl von Flüchtlingen will der Westen natürlich nichts zu tun haben. Wer die Büchse der Pandora in der Hoffnung öffnet, nun würde das Gute in die Welt entweichen, hat sich von der Realität verabschiedet, ist aber im moralischen Westen Politiker oder Journalist.
Aber Merkel hat ja jetzt gelernt, dass Afrika näher ist, als sie dachte und flugs den südlichen Kontinent zum Schwerpunktthema des G20-Gipfels gemacht. Der Versammlung gehört mit Südafrika nur ein einziges afrikanisches Land an, das allerdings selbst massiv mit Gewalt, Korruption und Misswirtschaft zu kämpfen hat.
Die Bevölkerungsexplosion in Afrika
Im Jahre 1900 lebten in Afrika rund 130 Millionen Menschen, 2010 war es gut eine Milliarde. Nach der UNO-Bevölkerungsprognose werden es 2050 2,2 Milliarden und 2100 vier Milliarden sein.
Einige afrikanische Politiker plädieren inzwischen für ein Geburtenkontrollgesetz, denn Familienplanung findet in Afrika nicht statt. Und für westliche Politiker ist das wichtigste Problem Afrikas ein Tabuthema.
Vier von zehn Menschen auf der Erde werden am Ende des Jahrhunderts Afrikaner sein, gleichzeitig fällt der Anteil Afrikas am Welthandel. Die ersten Auswirkungen dieser Bevölkerungsexplosion sind an den Flüchtlingsströmen zu bemerken. In Libyen warten bereits 800.000 bis eine Million Schwarzafrikaner auf die Überfahrt übers Mittelmeer und die Weiterreise ins Gelobte Merkelland.
Marshallplan für Afrika?
Immer wieder wird nach einem Marshall-Plan zum Aufbau Afrikas gerufen. Ein groß angelegtes Investitionsprogramm soll es richten. Aber die Situation ist mit der in Europa nach dem 2. Weltkrieg in keinster Weise vergleichbar. Damals wurde WIEDER aufgebaut, was in Schutt und Asche lag. Gut ausgebildete, hoch motivierte Arbeitskräfte waren vorhanden.
Langsam wächst die Mittelschicht
Trotzdem verzeichnet Afrikas Wirtschaft in einigen Ländern Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent im Jahr. Ausländische Investitionen kommen häufig aus China, das dann aber knallharte Bedingungen stellt. Bezahlt werden chinesische Infrastrukturprojekte vor allem mit Rohstoffen. Trotzdem hat sich in einigen Staaten eine afrikanische Mittelschicht herausgebildet. Auf ihr liegt die Hoffnung des Kontinents.
Afrika und der Welthandel
Der Anteil Afrikas am Welthandel liegt heute bei drei Prozent. 1948 waren es noch sieben. 1960 lag das Pro-Kopf-Einkommen in Ghana und Südkorea etwa gleichauf. Heute verdient ein Südkoreaner zwanzigmal so viel wie ein Ghanaer.
Afrikas Wirtschaft ist nicht konkurrenzfähig
Gunnar Heinsohn, emeritierter Professor der Universität Bremen für Bevölkerungspolitik und Konfliktforschung meint, dass die unterentwickelten Länder in Afrika (zum Beispiel in der Subsahara) auf den Weltmärkten nicht mit den großen Playern konkurrieren können. Gerade in Gebieten der Erde, wo eine Produktivitätssteigerung am notwendigsten wäre, ist sie faktisch am geringsten. In den Ländern in Afrika, aus denen die Einwanderer nach Deutschland kommen, fallen auf 100 alte Männer 500 junge im erwerbsfähigen Alter. Junge Wirtschaftsmigranten ohne Zukunft, junge Männer, die nichts zu verlieren haben. Deshalb reisen sie nach Europa und nicht, weil sie aus irgendeinem seltsamen Grund politisch verfolgt sind.
Die Länder im afrikanisch arabischen Raum sind politisch und sozial höchst instabil. Brechen dort Kriege aus, sind sie nach dem derzeitigen juristischen Stand in Deutschland schutzberechtigt und haben auch ohne jegliche Qualifikationen Anspruch auf Unterhalt.
Ist der Grund für Afrikas Versagen der Westen?
Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) macht für die schlechte Situation der meisten afrikanischen Länder einen westlichen „Neokolonialismus“ verantwortlich. Man könne die Afrikaner nicht ausbeuten und dann keine Afrikaner aufnehmen. Aber weniger als 2 % der deutschen Importe kommen aus Afrika, und genau soviel der Exporte gehen in den Südkontinent. Afrika ist für den deutschen Außenhandel praktisch nicht existent, kann also auch nicht Schuld am Desaster sein. Ähnliche Aussagen von Meinungsträgern des Westens sind offensichtlich von Unkenntnis geprägt und dienen nur dazu, daheim ein schlechtes Gewissen zu erzeugen.
Afrika und seine Konkurrenten in Asien
Immer wieder macht das Gerücht die Runde, Afrika würde von europäischen Gütern überschwemmt, die die einheimischen Waren verdrängen. Wer sich aber auf afrikanischen Märkten umgeschaut hat, sieht, dass dies nicht stimmt. Zu 90% wird Afrika von chinesischen Billigprodukten überflutet. Europäische Artikel findet man praktisch gar nicht, sie sind viel zu teuer. Eine Ausnahme bilden subventionierte europäische Agrarprodukte. Dazu Entwicklungshilfeminister Müller: Das liegt aber auch an den afrikanischen Staats- und Regierungschefs. Diese Länder hätten die Möglichkeit, die Importe durch Zölle zu verhindern und auf Eigenproduktion zu setzen. Sie haben es aber nicht getan, weil sich die „Eliten“ über Importgesellschaften ihre Taschen füllen. Auf den Märkten Ghanas gibt es chinesische Billigkleidung und lokales Gemüse minderer Qualität. Nicht zu vergleichen mit der Vielfältigkeit eines Marktes in Thailand, obwohl dort ähnliche klimatische Bedingungen herrschen.
Ein Problem Afrikas ist, dass die Länder nicht mit China, Indien und anderen südostasiatischen Ländern mithalten können. Es fehlt an Initiative, Qualitätsbewusstsein, Leistungsbewusstein. Computer, Smartphones, Autos und Medikamente werden nicht in Afrika entwickelt. Dafür fehlen alle gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen.
In der Regel ist es so, dass die korrupten afrikanischen Eliten einen Deal mit chinesischen, indischen, koreanischen und westlichen Konzernen machen. Jeder füllt seine Taschen, für die einfache Bevölkerung bleibt in der Regel nicht viel.
Das Tabu der Familienplanung
Eine Geburtenkontrollpolitik in den Problemgebieten der Welt ist tabu. Die UNO schweigt. Die Forderung, 10% der Entwicklungshilfe in Familienplanung zu investieren, wird nicht einmal diskutiert. Neben Ausbildung und kostenloser Bildung insbesondere für Mädchen wären sexuelle Aufklärung und kostenloser Zugang zu Verhütungsmitteln die dringlichsten Gebote. Aber man muss sich darüber klar sein, dass man damit in traditionelle Kulturen eingreift und die Menschen umerziehen will. Das werden nicht alle schätzen. Alternativen gibt es aber keine. Früher wurde die afrikanische Malaise nicht als solche empfunden. Es war eben, wie es war. Seit im letzten Winkel TV und Internet zu empfangen sind, sehen die afrikanischen jungen Männer täglich im Westen ein Scheinparadies. Sie sehen, was die Menschen dort alles haben, aber sie haben keine Vorstellung davon, welche Disziplin und welche Leistung dafür notwendig ist.